philohof
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- Registriert
- 19. Juni 2010
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- 128
AW: Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft
Sehr geehrte
dieser Smiley scheint mir wirklich am besten zu Ihnen zu passen. Sie haben geschrieben, dass Sie etwas fuchst, aber wieder weiss ich nicht genau, was denn das genau ist, das Sie fuchst.
Ich kann also nur auf Ihre Zuwendung reagieren, indem ich kundtue, was mich fuchst: Mich fuchst, wenn Menschen mit Allgemeinwahrheiten beschossen werden, die dann auf ihnen lasten wie ein Anzug aus Blei.
Und ich glaube, dass es die Aufgabe der Philosophie ist, sie von diesen Imperativen, die von aussen kommen (und die oft nicht mehr sind als ein Werbeschmäh oder die Rechtfertigung für irgendetwas, das eine Organisation verbockt hat), zu befreien.
Im obigen Zitat haben Sie ein gutes Beispiel dafür: Mit diesem Spruch werden Menschen am Fragen und Suchen gehindert, denn wenn sie sich ein Herz nähmen und selbst eine These aufstellten, die sich vielleicht noch dazu als falsch erweist, dann wären sie ja keine PhilosophInnen, sondern im Gegenteil sogar ganz dumme Leute. In meiner Gegenwart möchte ich diesen Satz in Zukunft nicht mehr hören resp. lesen.
Unlängst gaben Sie eine Allgemeinheit von ähnlichem Kaliber von sich, einen richtigen seelischen Belastungstrojaner: Man solle sich vorher informieren (Das war im Zusammenhang mit meiner IKEA-Erfahrung.) Ja, freilich sollte man immer versuchen, sich immer noch besser zu informieren. Aber im Grund verdeckt der Satz "Man soll sich vorher informieren" nur, dass man sich heute nicht mehr umfassend informieren kann:
Denn damit das ginge, müssten alle Unternehmen verpflichtet werden, einem alles zu sagen, auch das, wonach man nicht gefragt hat. Denn niemand kommt bei allem auf die Idee, danach zu fragen. Meistens verraten einem die Unternehmen dasjenige, womit sie wirklich Geld verdienen am Schluss: Nachdem man sich schon für das Produkt entschieden hat, kommt: "Da wären noch 50Euro extra zu zahlen." Und dann hat man nur noch die Möglichkeiten, entweder 20 km zurückzufahren und in einem anderen Geschäft den Kaufvorgang noch einmal ganz von Neuem zu starten oder in den sauren Apfel zu beissen.
Ich weiss nicht, ob es das in Deutschland auch gibt. In Österreich gibt es von Telekomunternehmen diese Plakate, da steht drauf, dieses Handy, jenes schnurlose Internet oder jener Laptop kosteten "0 Euro" - und auf der 0 ist ein * - und dann steht unten ganz klein, was das wirklich alles kostet. So funktioniert Kommunikationspolitik heute. "Sich vorher informieren" - das funktioniert heute nur noch, indem man rund um die Uhr die Testergebnisse von Stiftung Warentest, der Arbeiterkammer usw. liest. Und da fragt sich sehr bald, ob der Vorteil des "Sich-vorher-Informierens" den Aufwand an Zeit und Mühe noch überwiegt.
Aber wenn man einfach nur so hinblättert, man solle sich vorher informieren, dann klingt das auf jeden Fall immer sehr gescheit und überzeugend.
Es gibt noch viel mehr von diesen allgemeinen Seelenbelastungen. Michael Niavarani behandelt einige von ihnen mit der Waffe des Humors, was auch nicht schlecht ist. Aber ich finde, allein schon, dass er diese Dinge in seinem Kabarettprogramm thematisiert, zeugt davon, in welcher Zeit wir leben - und dass in unserer Zeit die Allgemeinaussagen, die man den Menschen auflädt, damit sie schwer an ihnen schleppen, überhand nehmen:
http://www.youtube.com/view_play_list?p=2A2C59DB9E226D34&playnext=1&v=ppB4FcoE8uA
http://www.youtube.com/view_play_list?p=2A2C59DB9E226D34&playnext=1&v=9N-aZ8jAWDA
Herzlichst
philohof
Ich habe mal gehört, "hättest Du geschwiegen, wärst Du Philosoph geblieben. Ist schon mal gut, dass Du nicht schweigst.
Sehr geehrte
dieser Smiley scheint mir wirklich am besten zu Ihnen zu passen. Sie haben geschrieben, dass Sie etwas fuchst, aber wieder weiss ich nicht genau, was denn das genau ist, das Sie fuchst.
Ich kann also nur auf Ihre Zuwendung reagieren, indem ich kundtue, was mich fuchst: Mich fuchst, wenn Menschen mit Allgemeinwahrheiten beschossen werden, die dann auf ihnen lasten wie ein Anzug aus Blei.
Und ich glaube, dass es die Aufgabe der Philosophie ist, sie von diesen Imperativen, die von aussen kommen (und die oft nicht mehr sind als ein Werbeschmäh oder die Rechtfertigung für irgendetwas, das eine Organisation verbockt hat), zu befreien.
Im obigen Zitat haben Sie ein gutes Beispiel dafür: Mit diesem Spruch werden Menschen am Fragen und Suchen gehindert, denn wenn sie sich ein Herz nähmen und selbst eine These aufstellten, die sich vielleicht noch dazu als falsch erweist, dann wären sie ja keine PhilosophInnen, sondern im Gegenteil sogar ganz dumme Leute. In meiner Gegenwart möchte ich diesen Satz in Zukunft nicht mehr hören resp. lesen.
Unlängst gaben Sie eine Allgemeinheit von ähnlichem Kaliber von sich, einen richtigen seelischen Belastungstrojaner: Man solle sich vorher informieren (Das war im Zusammenhang mit meiner IKEA-Erfahrung.) Ja, freilich sollte man immer versuchen, sich immer noch besser zu informieren. Aber im Grund verdeckt der Satz "Man soll sich vorher informieren" nur, dass man sich heute nicht mehr umfassend informieren kann:
Denn damit das ginge, müssten alle Unternehmen verpflichtet werden, einem alles zu sagen, auch das, wonach man nicht gefragt hat. Denn niemand kommt bei allem auf die Idee, danach zu fragen. Meistens verraten einem die Unternehmen dasjenige, womit sie wirklich Geld verdienen am Schluss: Nachdem man sich schon für das Produkt entschieden hat, kommt: "Da wären noch 50Euro extra zu zahlen." Und dann hat man nur noch die Möglichkeiten, entweder 20 km zurückzufahren und in einem anderen Geschäft den Kaufvorgang noch einmal ganz von Neuem zu starten oder in den sauren Apfel zu beissen.
Ich weiss nicht, ob es das in Deutschland auch gibt. In Österreich gibt es von Telekomunternehmen diese Plakate, da steht drauf, dieses Handy, jenes schnurlose Internet oder jener Laptop kosteten "0 Euro" - und auf der 0 ist ein * - und dann steht unten ganz klein, was das wirklich alles kostet. So funktioniert Kommunikationspolitik heute. "Sich vorher informieren" - das funktioniert heute nur noch, indem man rund um die Uhr die Testergebnisse von Stiftung Warentest, der Arbeiterkammer usw. liest. Und da fragt sich sehr bald, ob der Vorteil des "Sich-vorher-Informierens" den Aufwand an Zeit und Mühe noch überwiegt.
Aber wenn man einfach nur so hinblättert, man solle sich vorher informieren, dann klingt das auf jeden Fall immer sehr gescheit und überzeugend.
Es gibt noch viel mehr von diesen allgemeinen Seelenbelastungen. Michael Niavarani behandelt einige von ihnen mit der Waffe des Humors, was auch nicht schlecht ist. Aber ich finde, allein schon, dass er diese Dinge in seinem Kabarettprogramm thematisiert, zeugt davon, in welcher Zeit wir leben - und dass in unserer Zeit die Allgemeinaussagen, die man den Menschen auflädt, damit sie schwer an ihnen schleppen, überhand nehmen:
http://www.youtube.com/view_play_list?p=2A2C59DB9E226D34&playnext=1&v=ppB4FcoE8uA
http://www.youtube.com/view_play_list?p=2A2C59DB9E226D34&playnext=1&v=9N-aZ8jAWDA
Herzlichst
philohof