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Ein atheistisches Gebet

AW: Ein atheistisches Gebet

Ist die Bibel nun euer heiliges Grundwerk oder nicht? Na also! Jetzt bleinde das Heilige doch nicht nach deinem Gutdünken aus, und knete dir die Religion aus Versatzstücken dieses Buches, so wie es DIR eben passt! Dann machst du dir deine eigene Religion!
Muss das schlecht sein, Gysi ? Wenn jemand ein moralisches Leben führen will, sich alle Religionen ansieht und draufkommt (um nicht zu schreiben erkennt), dass er in keiner Religion nach allen - spezifischen - Geboten und Grundsätzen leben kann - warum dürfte und sollte sich so ein Mensch nicht seine eigene Religion basteln oder eben dafür eintreten, dass eine bestehende reformiert wird ? Was ist, wenn ich mir vom Katholizismus 70 % hole, vom Islam 10 %, vom Judentum 10 % und von allen anderen Religionen auch 10 % ? Welcher gerechte Mensch will mir das verbieten ? Wenn jemand nicht gerecht ist und auch nicht gerecht sein will, hat er in diesem Lebensbereich gar nichts verloren und soll weiter eben in seiner Welt bleiben.

Vermittelnde Grüße (und Wünsche)

Zeili
 
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AW: Ein atheistisches Gebet

Was ist, wenn ich mir vom Katholizismus 70 % hole, vom Islam 10 %, vom Judentum 10 % und von allen anderen Religionen auch 10 % ?

Zeili, hol dir von Gysi 50 Prozent und von mir 50 Prozent.
Glaube mir, damit fährst Du besser :)

meint Claus
 
AW: Ein atheistisches Gebet

Zeili, hol dir von Gysi 50 Prozent und von mir 50 Prozent.
Glaube mir, damit fährst Du besser :)
An mangelndem Selbstbewusstsein leidest Du offenbar nicht, Claus, auch wenn Du einen Smiley hinzugefügt hast.

Gysis Wertvorstellungen wie Einigkeit, Liebe, Frieden etc. sind auch meine, wenn ich auch noch einige mehr habe. (Gibt es einen eigenen thread).

Ich frage Dich jetzt, Claus (auf ideelle Werte beschränkt), leicht schmunzelnd: "Was hast Du, was wir nicht haben?" (von Deiner großen Liebe zu den Sternen und fremden Planeten einmal abgesehen).

Zeili
 
AW: Ein atheistisches Gebet

Ich frage Dich jetzt, Claus (auf ideelle Werte beschränkt), leicht schmunzelnd: "Was hast Du, was wir nicht haben?" (von Deiner großen Liebe zu den Sternen und fremden Planeten einmal abgesehen).

Zeili

Zeili, ich weiß, daß Du katholisch bist, und ich möchte Dir als einem Katholik eine Antwort geben,
weil ich in meinem näheren Bekanntenkreis einen solchen habe und seine ideellen Werte kenne
(von den ideellen Werten der Juden oder Mohammedaner oder anderen monotheistisch Gottgläubigen aber nur aus der Literatur weiß).

ich habe (um das von Dir angesprochene Selbstbewußtsein zu kommentieren) die Freiheit, ohne göttliche aufsicht, nur meinen eigenen moralischen Ansprüchen folgend, mein Leben zu gestalten,
muß nicht Sünden beichten, Buße tun, vor Heiligenbildern knien...
mit anderen worten: ich bin ein freier Mensch
(nur den weltlichen Gesetzen und dem Finanzamt verpflichtet, aber das bist du ja zusätzlich :) ).

Gruß von Claus
 
AW: Ein atheistisches Gebet

Zeili, ich weiß, daß Du katholisch bist, und ich möchte Dir als einem Katholik eine Antwort geben,
weil ich in meinem näheren Bekanntenkreis einen solchen habe und seine ideellen Werte kenne
(von den ideellen Werten der Juden oder Mohammedaner oder anderen monotheistisch Gottgläubigen aber nur aus der Literatur weiß).

ich habe (um das von Dir angesprochene Selbstbewußtsein zu kommentieren) die Freiheit, ohne göttliche aufsicht, nur meinen eigenen moralischen Ansprüchen folgend, mein Leben zu gestalten,
muß nicht Sünden beichten, Buße tun, vor Heiligenbildern knien...
mit anderen worten: ich bin ein freier Mensch
(nur den weltlichen Gesetzen und dem Finanzamt verpflichtet, aber das bist du ja zusätzlich :) ).
Claus, Du brauchst keine Angst zu haben, dass ich Dich bei Deinem - versprochenen - Wienbesuch von einer Kirche in die andere zerre. Ich gehe - aus eigenem Antrieb - einmal pro Jahr zur Beichte und zu einer heiligen Messe, ich habe aber wirklich schon gebetet (wenn auch aus Verzweiflung) und habe eine persönliche Beziehung zu einem Gott, der der Beschreibung in der Bibel sehr ähnlich ist. Meine Definition von Gebet ist ganz klar: ein Zwiegespräch mit Gott. Ich hatte auch - offenbar als einer der ganz wenigen - das Glück, dass mir in meiner Jugend der Katholizismus sehr menschlich und attraktiv nähergebracht wurde. Ich unterscheide aber zwischen Kirche und Gott und es gibt einige "Riten" und Durchführungsansichten der Kirche bezüglich der Bibel, mit denen ich nicht einverstanden bin. Deswegen muss ich nicht zwangsweise ein Atheist sein.

Liebe Grüße

Zeili
 
AW: Ein atheistisches Gebet

Wenn jemand nicht gerecht ist und auch nicht gerecht sein will, hat er in diesem Lebensbereich gar nichts verloren und soll weiter eben in seiner Welt bleiben.
Gerechtigkeit - sehr gut, Zeili! Dann sei aber so fair und sage, dass du die Gerechtigkeit über einen Gott stellst (der z.B. rachsüchtig ist). Dann sage, dass du von Gott forderst, sich Maßstäben zu beugen, die du nur IN DIR als solche akzeptierst!

Gysi
____________________
 
AW: Ein atheistisches Gebet

Claus, Du brauchst keine Angst zu haben, dass ich Dich bei Deinem - versprochenen - Wienbesuch von einer Kirche in die andere zerre.

ich gehe gern in Kirchen, Zeili, besonders gern in orthodoxe und katholische, es ist einfach sehr eindrucksvoll.
Aber meine Ehrfurcht gilt eher den Erbauern als den Göttern.

Es war mir ein unvergeßliches Erlebnis, als mich ein Bekannter mal in eine Messe mitgenommen hat,
ein großes Ereignis:
der Bischhof hat Dechanten geweiht,
anschließend gab es ein großes Abendmahl,
(aus Rücksicht auf meinen Bekannten, der mir die große rituelle Bedeutung erklärt hat, habe ich meine Neugier bezwungen, und mir nicht von dem Blut und Leib Christi geholt)
aber ich habe tapfer alle Heiligen mit abgesungen...

erinnerungsgeladene grüße von Claus
 
AW: Ein atheistisches Gebet

aber wer der Horst ist, und wie oft er mit Kopf und Flanke abgepfiffen ist, das weiß ich auch nicht, ist ja auch der Schnee von vorgestern....

Nun, Hrubesch hieß er, und ich konnte mir als einstmals begeisterter HSV - Fan die Anekdote angesichts des Gedichtes nicht verkneifen.

Aber da Fußball ja zur Ersatzreligion mutiert ist, paßt es gar nicht mal sooo schlecht zum Thema.

Ansonsten sehe ich es ähnlich. Während der WM oder während einer EM bin ich schon dabei und fiebere auch mit. Daneben kratzt mich dieser Sport nicht mehr groß mit dem ganzen Zirkus, der Beliebigkeit und bedeutungsschwangerem Gehabe.

Aber auch da sehe ich gewisse Parallelen zum derzeitigen - ich nenne es mal -Religionsboom. Das ganze ist ja ein Event geworden:

Die eher leiseren bedächtigen Zwischentöne fehlen mir doch etwas, wenn ich erfahre, daß ausgerechnet ich Papst geworden bin, daß der verstorbene - bei allem Verdienst - den ganzen kalten Krieg alleine beendet haben soll, bei seinem Tod wie auf Kommando irgendwelche Holzfiguren "geweint" haben sollen, man die Wunder zählt, um ihn heilig zu sprechen, dann von evangelikaler Seite, als wäre es nichts, die Wissenschaft zugunsten der Rückkehr ins Mittelalter diffamiert wird und sich alles in selbstgefälliger Frömmelei und Scheinheiligkeit ergießt. Oder wenn gar Bücher und Schallplatten (siehe H.Potter thread) verbrannt werden, die der christlichen Moral angeblich zuwiderlaufen. Robins Kritik an der Humorlosigkeit vieler Glaubensvertreter teile ich in Ansätzen.

Trotzdem: Ich bin wohl alles in allem als Agnostiker einzustufen. Ich schäme mich nicht dafür, bin darauf aber auch nicht besonders stolz. Aber wenn ich bei mancher Hochzeit, Taufe, Gottesdienst in der Kirche die Gleichgult und Verklemmtheit mancher Besucher erlebe, die nicht einmal mehr das Vaterunser beherrschen, geschweige denn auch nur eine Zeile mitsingen, befremdet es mich doch etwas.

Wenn die Paare ihre Hochzeit lieber zu Hause im Garten kitschig amerikanisch begehen, statt in der Gemeinschaft in der Kirche und sich wundern, daß der dazu in den Garten zitierte Pastor nicht darauf abfährt, wundere ich mich über die Leute, die nicht einmal versuchen, sich auch in dessen Haut hineinzuversetzen.

Wenn ich erlebe, daß ein verärgerter Autofahrer - von einem Pastor höflich darauf angesprochen, ob er seinen Wagen bitte woanders als vor dessen Einfahrt parken könne, diesen kaltschnäuzig anbrüllt, dies müsse er als Pastor gefälligst hinnehmen, widert es mich an.

Und wenn ich lese, daß irgendwo wieder mehr Kirchen geschlossen werden, daraus vielleicht eine "Event-Halle" oder ein Schwimmbad werden soll, kann ich keinen Triumpf empfinden.

Oder wenn ich Sebastians dilletantische Kampfansage an "die Christen" im DF erlebe, in der er mehr oder minder einen Christen automatisch mit einem Trottel gleichsetzt, muß ich da Beifall klatschen?

Und wenn jemand sich zum Atheismus bekennt, finde ich das völlig in Ordnung. Gysi hat sich offenbar lange damit auseinandergesetzt und seine Kritik an der "Angstreligion" gefällt mir gut. Nur: Ganz nachvollziehen kann ich nicht, warum ihn dann die Religion eigentlich derart umtreibt, wenn es doch sowieso nur Humbug ist.

Ich denke, beide Seiten haben eine ganze Menge zu bieten, sofern sie sich der Grenzen bewußt sind.

Gruß zurück
Zwetsche
 
Nur: Ganz nachvollziehen kann ich nicht, warum ihn dann die Religion eigentlich derart umtreibt, wenn es doch sowieso nur Humbug ist.
Weil die Religionen ein gesellschaftlicher Faktor sind, der in den letzten Jahren deutlich an Macht dazugewonnen hat, und ich durch ihn unsere Freiheitsrechte bedroht sehe.

Gysi
 
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AW: Ein atheistisches Gebet

Weil die Religionen ein gesellschaftlicher Faktor sind, der in den letzten Jahren deutlich an Macht dazugewonnen hat, und ich durch ihn unsere Freiheitsrechte bedroht sehe.

Gysi

Nein, nicht die Religionen haben als gesellschaftlicher Faktor zugenommen, sondern die Art der Religionsausübung hat sich verlagert. Religion wird zur Rechtfertigung für Dummheit, Lernfaulheit und Ignoranz statt zur Auseinandersetzung mit sozialen Fragen und dem Ausloten der Grenzen zur Metaphysik, vor allem bei den Evangelikalen. Fundamentalismus, Eventkultur und Plumpheit sowie Intoleranz nehmen auf allen Seiten zu, während die Mitgliederzahlen in den zwei Staatskirchen als solche beständig rückläufig sind. Und ich glaube, das geht manch einem moderaten bzw. aufgeklärten Christen mehr auf den Geist als dem hartgesottendsten Atheisten.

Gruß
Zwetsche
 
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