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Ein atheistisches Gebet

AW: Ein atheistisches Gebet

Kant hat die Idee "Gott" als notwendigen Antrieb zu Moral gesehen. Sprich aus einer Gottesgläubigkeit folgt, dass man moralisch handeln muss.
Kant war der Auffassung, dass es einen Gott geben muss, um moralisch handeln zu können. Er sah Gott als eine positive Täuschung. Für mich gibt es keine "positive Täuschung" - nicht in der Größenordnung. Außerdem entspringt die Moral aus den menschlichen Erfahrungen und dem gesellschaftlichen Zwang, miteinander auskommen zu müssen. Es gibt herrschaftdiktierte und freiheitsbestimmte, notwendige Moral. Wer blind die moralischen Dikatate aus dem Altertum als gottgegeben schluckt, weiß nicht, was Moral ist, was für eine Fuktion sie hat, und ist geleitet von einer herrschaftsdiktierten Moral. Das Ergebnis ist, dass einer der größten Denker der letzten 1000 Jahre, Nietzsche, sich nicht anders von der Finsterheit dieser Moral zu befreien vermochte, indem er den Übermenschen (Zarathustra) morallos machte. Wer sich intelligent verhält, hat aber eben doch eine gute Moral! Zu seinem Nutzen!



Gysi
 
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AW: Ein atheistisches Gebet

Ja, das stimmt. Aber sehr politisch ist es offenbar auch. Ich freue mich über die rege Teilnahme. :reden:

Ja, sehr provokant gegenüber religiösen Menschen.
Darum verstehe ich nicht, (wenn du jedem seine Meinung lässt und nicht missionieren willst)
warum du es hierher gestellt und damit eine Diskussion angezettelst hast.

Willst du bekehren, deine Meinung bestätigt sehen oder insgeheim nicht doch überführt werden?

Klar doch! Ich aber auch, oder? Ich will mir daher meine Meinungsfreiheit nicht verbieten lassen, indem der Religiöse sich in einen dicken Mantel der Kritikimmunität packt und alle Nase lang die Verletztbarkeit und Verletztheit seiner religiösen Gefühle anzeigt, wenn's mit den Argumenten knapp wird. In der Regel ist es der Atheist, der von Gläubigen (z.B. in meinem Religionsforum) Beleidigungen und wütendes Geschrei einzustecken hat, nicht umgekehrt.

Das empfindest du als Atheist so. Die Religiösen würden wahrscheinlich genau das Gegenteil behaupten.

Wenn jemand Gott erkannt hat, ist er gegenüber Kritik immun. Oder?

Dann würde ich ihn nicht "Gott" nennen, sondern - Generalziel. Denn ein Generalziel kann mir kein ewiges Leben versprechen und nicht die schlimmsten Strafen androhen.

Wie bereits zweimal gesagt: Du redest schon wieder nur von diesem einen Gott, wie du ihn dir vorstellst,
der ewiges Leben verspricht und die schlimmsten Strafen androhnt.

Für mich ist es absolut unverständlich, wie ein Atheist ein so gefestigtes Gottesbild besitzen kann, auf das er losgeht.
Aber eigentlich auch wieder nicht ...
 
AW: Ein atheistisches Gebet

Wer blind die moralischen Dikatate aus dem Altertum als gottgegeben schluckt, weiß nicht, was Moral ist, was für eine Fuktion sie hat, und ist geleitet von einer herrschaftsdiktierten Moral.

Stimmt, aber: Woher weißt du, was Moral ist und warum glaubst du, daß sie gut ist?

Das Ergebnis ist, dass einer der größten Denker der letzten 1000 Jahre, Nietzsche, sich nicht anders von der Finsterheit dieser Moral zu befreien vermochte, indem er den Übermenschen (Zarathustra) morallos machte. Wer sich intelligent verhält, hat aber eben doch eine gute Moral! Zu seinem Nutzen!

Nietzsches Übermensch ist nur scheinbar morallos. Zarathustra predigt eine andere Moral, für alle und keinen eben.
 
Ja, sehr provokant gegenüber religiösen Menschen. Darum verstehe ich nicht, (wenn du jedem seine Meinung lässt und nicht missionieren willst) warum du es hierher gestellt und damit eine Diskussion angezettelst hast.
"Diskussion angezettelt - das ist ja was ganz Schlimmes... :D Ich will mit euch über Religion reden. Und den Atheisten wollte ich einen kompakten Text mitgeben, als Bestätigung, Bewusstwerdung der eigenen Ziele und Argumentationshilfe.

Willst du bekehren, deine Meinung bestätigt sehen oder insgeheim nicht doch überführt werden?
Lilith glaubt auch, sobald ein Atheist über Religion redet, will er bloß Gott erkennen. "Überführt werden" - Warum diese brachiale Sprache? Ich bin kein Verbrecher.
Das empfindest du als Atheist so. Die Religiösen würden wahrscheinlich genau das Gegenteil behaupten.
Wenn die wüstesten Beleidigungen und Todeswünsche nur in den Bereich meiner "Empfindung" gerückt werden, dann könnt ihr mit mir alles machen, ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen. Aber jede - auch und gerade treffende - Kritik verbittet ihr euch unter dem Schutzmantel der "Verletzung religiölser Gefühle". Und die ist natürlich objektiver Tatbestand einer Rechtsverletzung - kein nur subjektives Gefühl... So zerstörtst du jeden Konsens, den man braucht, um miteinander zu kommunizieren und sich menschlich, freundlich gesinnt, zu verstehen. Dann geht es auch nicht mehr um sowas wie Wahrheit, sondern nur um aufgeregte Verteidigung seiner eigenen Wehrburg. Wo ist da die Nächstenliebe?

Wenn jemand Gott erkannt hat, ist er gegenüber Kritik immun. Oder?
Und erst recht gegenüber Hohn und Spott. Aber ihr seid ja gegenüber Kritik, Spott und Satire besonders empfindlich! Warum?

Wie bereits zweimal gesagt: Du redest schon wieder nur von diesem einen Gott, wie du ihn dir vorstellst,
der ewiges Leben verspricht und die schlimmsten Strafen androhnt.
Ist die Bibel nun euer heiliges Grundwerk oder nicht? Na also! Jetzt bleinde das Heilige doch nicht nach deinem Gutdünken aus, und knete dir die Religion aus Versatzstücken dieses Buches, so wie es DIR eben passt! Dann machst du dir deine eigene Religion!

Gysi
 
Stimmt, aber: Woher weißt du, was Moral ist und warum glaubst du, daß sie gut ist?
Der Boden meines religionsentschlackten Herzens sagt das. "Was du nicht willst, das man dir tu, das füg' auch keinem Andern zu!" Kants kategorischer Imperativ, verständlicher ausgedrückt... :D

Gysi
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Ein atheistisches Gebet

Aber jede - auch und gerade treffende - Kritik verbittet ihr euch unter dem Schutzmantel der "Verletzung religiölser Gefühle". Und die ist natürlich objektiver Tatbestand einer Rechtsverletzung - kein nur subjektives Gefühl...

Im Spiegel online las ich, dass jener Pragraf mit den religiösen Gefühlen sich durchaus nicht nur auf Religion, sondern auch auf Weltanschauungen bezieht...also auch ein Marxist könnte Verletzung seiner Gefühle einklagen - Und warum nicht auch ein Atheist ;)
UNd in der Tat: Die Verletzung meiner unreligiösen Gefühle nimmt überhand:

-Verletzung meiner Gefühlsvielfalt durch die Behauptung "wer nicht glaubt, der lebt nicht richtig"
-Verletzung meiner Intelligenzgefühle durch Aussagen wie "ich glaube, weil ich mich dadurch besser fühle"
-Verletzung meiner Vernunftgefühle durch Behauptungen wie "auch wenn sich über die Existenz Gottes streiten lässt, so brauchen wir doch die Religion als Grundlage moralischen Handelns"

Ein Atheist hat es schwer! Er läuft durch die Welt, mit den besseren Argumente an seiner Seite sowie mit dem Wissen und den Errungenschaften 150 Jahre moderner Wissenschaft, der wir so viel zu verdanken haben (oder haben wir unsere gesundheit und die Computer, mit denen wir kommunizieren Gott zu verdanken?) und muss sich doch dämlich rechtfertigen, wenn er mal ein nettes, kleines Gedicht schreibt.
Und anderswo wimmelt es von all den gefühligen, esoterischen, Sülzgedichten und da muss sich keiner rechtfertigen. Da wird auch mein ästhetisches Gefühl oft stark verletzt...
Also ich finde Gysis Gedicht gut, nicht formmisslungen und welchen Gläubigen das in Rage bringt, der hat sowieso ein Problem...
 
AW: Ein atheistisches Gebet

In diesem Fußballjahr sollte auch ein Gebet mit entsprechendem Thema hier nicht fehlen:

Herrgott, hilf Horst!

Lass uns tiefe Räume finden,
lass uns eng und sicher stehn,
lass die Kräfte uns nicht schwinden,
lass uns freie Männer sehn.

Lass uns hinten keinen kriegen,
mach, dass uns das Glück mal lacht,
lass uns heute vorne liegen,
mach, dass Horst heut einen macht.

Horst traf sonst aus allen Lagen,
links wie rechts und früh wie spät.
Trifft heut keinen Möbelwagen,
wenn er direkt vor ihm steht.

Horst hat jetzt seit dreizehn Wochen,
keinen für uns reingehaun,
Horst hat voll die Pest am Knochen,
ist nur noch am Scheiße baun.

Herrgott, Horst darf nicht versieben!
Gib ihm eine Möglichkeit!
Loben wolln wir Dich und lieben:
Hoch die Tür, das Tor mach weit!

Fritz Eckenga

Aus: "Du bist Deutschland? Ich bin einkaufen", Edition Tiamat, Berlin 2006.

Hier noch ein Link zu diesem sympathischen Dichter:

http://www.eckenga.de

Jeden Mittwoch kann man Fritz Eckenga im WDR2 - "Westzeit" hören - hier sein letzter Text vom 1.11.06:

http://www.wdr.de/radio/wdr2/westzeit/kabarett/151942.phtml
 
AW: Ein atheistisches Gebet

In diesem Fußballjahr sollte auch ein Gebet mit entsprechendem Thema hier nicht fehlen:Herrgott, hilf Horst!
Wem soll das Gebet helfen? Zur deutschen Nationalmannschaft passt das Gedicht nicht mehr. Die sind zu gut. Zu Werder auch nicht. Zu Hamburg vielleicht. Und ab morgen auch zu Cottbus. :D

PS.: Das Gedicht gefällt mir. :)

Gysi
 
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AW: Ein atheistisches Gebet

Im Spiegel online las ich, dass jener Pragraf mit den religiösen Gefühlen sich durchaus nicht nur auf Religion, sondern auch auf Weltanschauungen bezieht...also auch ein Marxist könnte Verletzung seiner Gefühle einklagen - Und warum nicht auch ein Atheist ;)
(...)Also ich finde Gysis Gedicht gut, nicht formmisslungen und welchen Gläubigen das in Rage bringt, der hat sowieso ein Problem...

Hi Robin, schön wieder mal was von dir zu lesen! :sekt:

Mir lag und liegt es fern, die diversen Glaubensrichtungen in richtig oder falsch einzustufen.
Mir fällt es aber auf, wenn in Darstellungen wie in Gysis Gebet Formulierungen auftauchen, die nach Selbsttäuschung aussehen. Meine Ansichten über Religionen ist Gysi´s in manchen Bereichen ähnlich, ich interpretiere daher automatisch meine Erfahrungen in seine Worte.
Ich nehme damit aber nicht automatisch an, dass er das selbe gemeint hat, wie ich es interpretiere.

herzlich
lilith
 
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