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Ein atheistisches Gebet

AW: Ein atheistisches Gebet

Na, den inneren Trieb nach Auseinandersetzung und Analyse haben dir aber nicht die Religion eingepflanzt. Was du da mit der Religion anstellst, ist Verwissenschaftlichung. Das Bedürfnis danach hast du aus einer anderen Quelle als der religiösen gewonnen. Fragen stellen ist gut - nicht dass du mich da falsch verstehst. Aber Gott ist als einer konstruiert, der keine Fragen, sondern Unterwerfung wünscht...

Gysi

Ja, das stimmt. Der Trieb nach Auseinandersetzung folgt aus der Konfrontation mit einer sehr netten, aber streng religiösen Person über einige Jahre. Genaugenommen hat es gar keine Auseinandersetzung gegeben, mehr ein Ausweichen ihrerseits. Mein Versuch, ihr mittels Büchern eine andere, weltliche Perspektive zu zeigen, wurde freundlich abgelehnt. Es gab für sie schlichtweg nur ein Buch (Kanon). Ich dagegen bekam meine erste Bibel geschenkt. Das (nicht die Bibel, sondern die nicht ausgetragene Auseinandersetzung) hat mich dann zu Kant geführt...und der mich hierher...
Auch wenn es durch Kant eng für Gott wird, liegt darin eigentlich eine große Chance gerade für den Gläubigen, denn zumindest weiß man seit Kant, wo Gott nicht zu finden ist.

Jeder konstruiert sich seinen Gott, wie er ihn gerade mag. Das finde ich gesellschaftlich doch bemerkenswert, denkt man vor allem an den strafenden Gott.

Gute Nacht
Zwetsche
 
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Also doch ein politischer Hintergrund.
Ja natürlich! Darf ich mich als Atheist nicht politisch betätigen?
Vielleicht nicht.
??? Inwiefern bin ich ein Verbrecher, wenn vielleicht doch? DAS solltest du mir schon begründen!
Ich bin kein Christ und bin auch nicht besonders empfindlich.
Was denn?
Und? Was wäre schlecht daran?
Dann schnitzt du dir deinen eigenen Gott nach deinem Gutdünken zurecht, erhebst deine Fabulesken zu einer Religion (die ja Allgemeingültigkeit hat, nehme ich an) und verbittest dir wol auch noch, sie zu kritisieren, geschweige denn, sie zu verspotten.
Außerdem glaubt ein Atheist ja auch:
Er glaubt, daß es keinen Gott gibt, er weiß es aber nicht...
Er glaubt, daß die menschliche Vernunft über allem steht, weiß es aber nicht...
Ja klar glaube ich auch. Zum Beispiel an die Vernunft. Und die weiß auch von meinen Gefühlen und meinem Unterbewusstsein... Soviel zu deiner Annahme, dass der Atheist die Vernunft über allem stellt.

Gysi
 
Hat Jesus schon gesagt, steht in den Upanischaden, etc.
Und ein religionsgefülltes Herz kann genau das selbe empfinden.
Ich habe eher den Eindruck, dass ein "religiongefülltes Herz" die Nächstenliebe als einen Gottesbefehl aufnimmt. Denn der religionsgefüllte Verstand hält ja den Menschen zu solchen Kulturleistungen wie die der Nächstenliebe für unfähig - da muss schon ein Gott her, um die uns einzuflößen...

Der Mensch hat Gott gemäß seiner Bedürfnisse erschaffen. Wenn er nun seine Handlungen an diesen Gott orientiert, entfremdet er sich und dieses Handeln, dass an seine Bedürfnisse orientiert gehört!

Gysi
 
AW: Ein atheistisches Gebet

Was ist eigentlich aus meiner Sicht die Religion – und dies gilt nun für alle Glaubensrichtungen.
Es ist in erster Linie ein Versuch sich die Welt zu erklären, nicht so sehr auf rationaler Basis, sondern eher aus einem Gefühl heraus – denn sich auf dieser Weise die Komplexität des Universums bzw. des Lebens zu erklären ist natürlich keine logische Annäherung, es wird immer nur ein subjektiver Versuch bleiben.
Zugleich entspricht der Glaube auch einem Bedürfnis sich als Teil dieses Universums zu verstehen – ein Teil das sich aber auch darauf verlassen kann, dass es getragen wird, dass das was mit ihm/ihr geschieht eine höhere Logik besitzt, die er/sie manchmal nicht durchblickt, aber die ihm nicht feindselig gesinnt ist.

Der Glaube bedeutet aber auch Unterstützung in einer Gemeinschaft – und danach suchen immer mehr Menschen – was mich persönlich nicht wundert, auch wenn ich nicht zu denen gehöre.

Nun wird es leicht wissenschaftlich – ich hoffe, dass mir dies hier niemand übel nehmen wird.
Es ist wissenschaftlich belegt, dass es Menschen die in Zeiten großer persönlicher Krisen (z.B. Krankheiten) zum Glauben finden, besser geht. Denn bei Menschen die sich an ein höheres Wesen wenden um für ihre Genesung zu beten, ist der Prozentsatz der Heilungen (ob spontan oder längerfristig), viel höher als bei denen die nicht gläubig sind.
Man weis außerdem auch, dass Depressionen oder psychosomatische Erkrankungen, wie auch Herzinfarkte viel weniger häufig bei Gläubigen festzustellen sind als bei nicht religiös orientierten Menschen (beim Herzinfarkt beträgt das Risiko z.B. die Hälfte gegenüber Nichtgläubigen).
Hier möchte ich den wissenschaftlichen Exkurs beenden – einfach weil ich das Gefühl habe, dass der Einblick in diesem neuen Wissenschaftsbereich der sich Neurotheologie nennt, manche in ihren religiösen Gefühlen verletzen könnte.

Ich denke aber, dass wir alle nach Spiritualität suchen. Religion ist nur eine Art Spiritualität zu erfahren. Und spirituelle Erfahrungen kennen viele Menschen, ohne sich an eine Glaubensrichtung gebunden zu fühlen.

Gruß in die Runde

Miriam
 
AW: Ein atheistisches Gebet

Denn bei Menschen die sich an ein höheres Wesen wenden um für ihre Genesung zu beten, ist der Prozentsatz der Heilungen (ob spontan oder längerfristig), viel höher als bei denen die nicht gläubig sind.

das ist auch plausibel, Miriam.
ganz extrem sieht man es an den "Wunderheilungen" in Lourdes und an anderen heiligen stätten.

Gruß von Claus
 
AW: Ein atheistisches Gebet

Ich habe eher den Eindruck, dass ein "religiongefülltes Herz" die Nächstenliebe als einen Gottesbefehl aufnimmt.

Ich glaube, nur der kluge Mensch ist zu Nächstenliebe fähig,
der kluge Atheist wird sich moralisch genauso "gut" verhalten wie der kluge Gläubige.

Religionsgefülltes Herz war ein schlechter Ausdruck, ich wollte eher meinen, Gottgefülltes Herz.

Denn der religionsgefüllte Verstand hält ja den Menschen zu solchen Kulturleistungen wie die der Nächstenliebe für unfähig - da muss schon ein Gott her, um die uns einzuflößen...

Wenn man sich ehrlich ist und sich umschaut auf der Welt, muß man zugeben, daß die meisten Menschen nicht von sich aus zu Nächstenliebe fähig sind.
Zumindest gilt: Zuerst das Fressen, dann die Moral.

Der Mensch hat Gott gemäß seiner Bedürfnisse erschaffen.

Der Mensch kann Gott nicht erschaffen. Gott ist, wenn es ihn denn gibt, wie er ist.
Der Mensch interpretiert ihn nur verschiedenartig und projeziert individuell seine Bedürfnisse und Wünsche hinein.
So wie ich mir das vorstelle, ist esschwer zu erklären: Auf der einen Seite sollte man individuelle Wünsche und Bedürfnisse (Gefühle) aus den Gottesüberlegungen heraushalten, auf der anderen Seite ist aber Gott nur Gefühl, oder dem Menschen nur über Gefühl zugänglich.

Wenn er nun seine Handlungen an diesen Gott orientiert, entfremdet er sich und dieses Handeln, dass an seine Bedürfnisse orientiert gehört!

Verstehe ich dich richtig, daß du annimmst, daß der Mensch sein Handlungen an seine Bedürfnisse orientieren sollte?
Ich behaupte nämlich, daß der Mensch seine Handlungen an Gottes Bedürfnisse orientieren sollte.
Und damit meine ich nicht irgendwelche Opferdienste oder Missionarsaktivität, sondern einfach nur Gott zu lieben.
 
AW: Ein atheistisches Gebet

Ja natürlich! Darf ich mich als Atheist nicht politisch betätigen?

Klar doch.

??? Inwiefern bin ich ein Verbrecher, wenn vielleicht doch? DAS solltest du mir schon begründen!

Ich habe nicht gesagt, daß du einer bist. Ich habe mich nur gefragt, warum du dir sicher bist, daß du keiner bist.


Ich liebe Gott.

Dann schnitzt du dir deinen eigenen Gott nach deinem Gutdünken zurecht, erhebst deine Fabulesken zu einer Religion (die ja Allgemeingültigkeit hat, nehme ich an) und verbittest dir wol auch noch, sie zu kritisieren, geschweige denn, sie zu verspotten.

Ich sehe das so: Wenn man Gott erkannt hat, ist es egal, wie das ganze Rundherum aussieht.
Eine Religion zu verspotten ist einfach, jede Religion kann mit dem menschlichen Verstand auseinandergenommen werden.
Aber Gott, der dahinter steht... unantastbar...

Ja klar glaube ich auch. Zum Beispiel an die Vernunft. Und die weiß auch von meinen Gefühlen und meinem Unterbewusstsein... Soviel zu deiner Annahme, dass der Atheist die Vernunft über allem stellt.

Also stehen deine Gefühle und dein Unterbewusstsein über dem menschlichen Verstand?
Bitte sag mir, daß du das nicht so meinst...
 
AW: Ein atheistisches Gebet

Und irgendwann vorher hat Claus gemeint, die Beweislast (Gottesbeweis) liege bei den Gläubigen. Wie kommst du darauf?

Du kannst mir 100x "beweisen", daß es Gott nicht geben kann.
Ich kann dir 100x "beweisen", daß es Gott geben muß.
Ich wette, du wirst mich nicht überzeugen und umgekehrt ich dich genauso wenig.

Also, warum liegt die Beweislast bei den Gläubigen?
 
AW: Ein atheistisches Gebet

Verstehe ich dich richtig, daß du annimmst, daß der Mensch sein Handlungen an seine Bedürfnisse orientieren sollte?
Ich behaupte nämlich, daß der Mensch seine Handlungen an Gottes Bedürfnisse orientieren sollte.
Und damit meine ich nicht irgendwelche Opferdienste oder Missionarsaktivität, sondern einfach nur Gott zu lieben.

Abgesehen von deiner hübschen Predigt (nur der kluge... ist zur Nächstenliebe fähig, ...), wenn ich das (s.Zitat) lese, sträuben sich meine Nackenhaare:
Der Mensch sollte seine Handlungen an den Bedürfnissen Gottes orientieren!
Und wie stellt er fest, welche Bedürfnisse "Gott" hat? Doch nur durch seine eigene menschliche Interpretation. Das ist doch genau die Ursache aller Streitereien, wer nun die "Bedürfnisse Gottes" richtiger interpretiert!!!

Und wie drückt sich das in der Praxis aus, wenn du einfach nur "Gott liebst"?

Und immer wieder taucht in solchen Diskussionen auf: Der Mensch sollte....., er müsste.... WESSEN WILLEN DRÜCKT SICH DA AUS? WER bestimmt, was "der Mensch" sollte?

:haare:
 
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AW: Ein atheistisches Gebet

Und irgendwann vorher hat Claus gemeint, die Beweislast (Gottesbeweis) liege bei den Gläubigen. Wie kommst du darauf?

Du kannst mir 100x "beweisen", daß es Gott nicht geben kann.
Ich kann dir 100x "beweisen", daß es Gott geben muß.
Ich wette, du wirst mich nicht überzeugen und umgekehrt ich dich genauso wenig.

Also, warum liegt die Beweislast bei den Gläubigen?

ich hatte einen Vergleich gebracht,
hier noch einen, um die Beweislast plausibel zu machen.

Wenn ich mich mit meinem Nachbarn übern Gartenzaun unterhalte und ihm erzähle,
auf meinem Dachboden sitzt der Geist Quizzlipochtli und frißt saure Gurken,
und er bezweifelt das,
muß ich ihn zumindest durchs Schlüsselloch gucken lassen,
wenn er dann nichts sieht,
kann ich sagen, der quizzlipochtli hat sich hinter der Tür versteckt,
aber dann muß ich den Nachbarn reinlassen,
er sieht den Geist immer noch nicht, und ich könnte sagen:
"immer wenn der zuviel saure Gurken gefressen hat, wird er unsichtbar"
daraufhin streut der Nachbar Mehl auf den Fußboden, um die Pfotenabdrücke zu sehen,
daraufhin ich:
"naja, er hat Flügel und kann schweben"
der Nachbar versucht es mit einem Netz, und da er außer ein paar Spinnen nichts fängt, sage ich schließlich:
er muß uns entwischt sein, als wir die tür aufgemacht haben....

somit habe ich eine Menge Hiweise zur Existenz von Quizzlipochtli gegeben, mein Nachbar (dieser Doofe) aber konnte mir nicht beweisen, daß es den gar nicht gibt.

Gruß von Claus
 
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