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Ein atheistisches Gebet

AW: Ein atheistisches Gebet

naja, Miriam und Gysi, wenn ihr euch mit diesen gebeten für die Fußballer mal nicht in der diskussion hier ein Eigentor geschossen habt:

es wird nicht explizit ausgesprochen,
aber indirekt hofft Ihr (und betet, bittet das Schicksal, die Vorsehung, die Götter und geister),
etwas Übernatürliches, von Euch ansprechbares, möge die Mannschaft eurer Wahl begünstigen :)

dies so interpretierende grüße von Claus
 
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AW: Ein atheistisches Gebet

Wem soll das Gebet helfen? Zur deutschen Nationalmannschaft passt das Gedicht nicht mehr. Die sind zu gut. Zu Werder auch nicht. Zu Hamburg vielleicht. Und ab morgen auch zu Cottbus. :D

PS.: Das Gedicht gefällt mir. :)

Gysi

Aba, aba, Gysi! Wem das Gebet helfen soll? Das fragt man sich doch nie, Hauptsache man betet.
Und so gab es im Zuge dieser Strapazierung des Namen Gottes, wunderschöne Tassen im ersten Weltkrieg mit dem Aufdruck: Gott strafe England.
Welch erhabenes Gefühl schon am Morgen seinen Ersatzkaffee in Begleitung eines solchen Stossgebetes zu schlürfen...

Grüße von einer die trotzdem nicht betet.

Miriam
 
AW: Ein atheistisches Gebet

Wie wärs denn mit diesem von Robert Gernhardt?

"Lieber Gott, gib doch zu,
daß ich klüger bin als du.
Und nun nimm doch endlich hin,
daß ich was Besondres bin.
So, nun preise meinen Namen,
denn sonst setzt es etwas. Amen."
 
AW: Ein atheistisches Gebet

Wie wärs denn mit diesem von Robert Gernhardt?

"Lieber Gott, gib doch zu,
daß ich klüger bin als du.
Und nun nimm doch endlich hin,
daß ich was Besondres bin.
So, nun preise meinen Namen,
denn sonst setzt es etwas. Amen."
Ja, kenn' ich - genial! :D

Gysi
 
AW: Ein atheistisches Gebet

Liebe Lilith,

dir einen herzlichen Dank für das Gernhardt-Gedicht.

Ich hätte etwas von Kurt Tucholsky (alias Theobald Tiger)
anzubieten:

Gebet nach dem Schlachten - Kopf ab zum Gebet!

Herrgott! Wir alten vermoderten Knochen
sind aus den Kalkgräbern noch einmal hervorgekrochen.
Wir treten zum Beten vor dich und bleiben nicht stumm.
Und fragen dich, Gott:
Warum –?

Warum haben wir unser rotes Herzblut dahingegeben?
Bei unserm Kaiser blieben alle sechs am Leben.
Wir haben einmal geglaubt ... Wir waren schön dumm ... !
Uns haben sie besoffen gemacht ...
Warum –?

Einer hat noch sechs Monate im Lazarett geschrien.
Erst das Dörrgemüse und zwei Stabsärzte erledigten ihn.
Einer wurde blind und nahm heimlich Opium.
Drei von uns haben zusammen nur einen Arm ...
Warum –?

Wir haben Glauben, Krieg, Leben und alles verloren.
Uns trieben sie hinein wie im Kino die Gladiatoren.
Wir hatten das allerbeste Publikum.
Das starb aber nicht mit ...
Warum –? Warum –?

Herrgott!
Wenn du wirklich der bist, als den wir dich lernten:
Steig herunter von deinem Himmel, dem besternten!
Fahr hernieder oder schick deinen Sohn!
Reiß ab die Fahnen, die Helme, die
Ordensdekoration!
Verkünde den Staaten der Erde, wie wir gelitten,
wie uns Hunger, Läuse, Schrapnells und Lügen den Leib zerschnitten!
Feldprediger haben uns in deinem Namen zu Grabe getragen.
Erkläre, dass sie gelogen haben! Läßt du dir das sagen?
Jag uns zurück in unsre Gräber, aber antworte zuvor!
Soweit wir das noch können, knien wir vor dir – aber leih uns dein Ohr!
Wenn unser Sterben nicht völlig sinnlos war,
verhüte wie 1914 ein Jahr!
Sag es den Menschen! Treib sie zur Desertion!
Wir stehen vor dir: ein Totenbataillon.
Dies blieb uns: zu dir kommen und beten!
Weggetreten!


Theobald Tiger
Die Weltbühne, 07.08.1924, Nr. 32, S. 233,
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Ein atheistisches Gebet

Wie wärs denn mit diesem von Robert Gernhardt?

"Lieber Gott, gib doch zu,
daß ich klüger bin als du.
Und nun nimm doch endlich hin,
daß ich was Besondres bin.
So, nun preise meinen Namen,
denn sonst setzt es etwas. Amen."

Das ist die richtige Einstellung!

Also, Lilith, ich glaube nicht, dass das Denken eines Atheisten letztendlich immer um Gott kreist, selbst, wenn er über Religion nachdenkt. Da kann man es sich auch zu einfach machen. Da sind ja auch schon Threads voll mit (gähn). Nicht an Gott zu glauben ist für mich nur Nebeneffekt. Man kann dann über Religion als gesell. Funktion nachdenken, aber das habe ich ja auch schin spaltenweise gemacht.
Tatsache ist aber, dass nach dem 11.9. alle Religionen (nicht nur der Islam) uns Ungläubigen gehörig auf die Nüsse ging. Plötzlich muss alles wieder diskutiert werden, was jahrelang klar schien - bis hin zur Evolutionstheorie. Also echt, mich wunderts, dass da noch keiner geklagt hat auf allgemeines Nervensägenthum. Da ist doch so ein Gedicht nur ein Tropfen auf den glühenden Lavastrom, wes tiefere Motive der VErfasser auch immer haben mag.
Ich bin ja auch kein "Gläubiger" der Aufklärung. da liegt mir der Pathos fern. INteressanter scheint mir dieser Aspekt des "beleidigt" und "Verletztseins" zu sein. Ständig sind die Gefühle von den Religiösen verletzt. Na, da sind ja extrafeine Gefühle, was? Sooo sensibel. Und was ist das eigentlich für ein komisches Gesetz, dass die Verletzung von Gefühlen verbietet. Wenn man das zuende denkt, wirds eigentlich nur noch absurd.
Wiglaf Droste rief neulich vehement dazu auf, mit religiösen Gefühlen zu spielen. Denn es wäre ja gemein, wenn nicht. Von Kindern weiß man, wie schlimm das ist, wenn mit allen gespielt wird, nur man selbst sitzt alleine in der Sandgrube.
Also: Spielt mit ihnen, den religiösen Gefühlen. Damit es wenigstens ein paar tun...
 
AW: Ein atheistisches Gebet

Das ist die richtige Einstellung!
(...)
Wiglaf Droste rief neulich vehement dazu auf, mit religiösen Gefühlen zu spielen. Denn es wäre ja gemein, wenn nicht. Von Kindern weiß man, wie schlimm das ist, wenn mit allen gespielt wird, nur man selbst sitzt alleine in der Sandgrube.
Also: Spielt mit ihnen, den religiösen Gefühlen. Damit es wenigstens ein paar tun...

Robin, du hast Recht. Mich hat damals, als ich noch gläubig sein musste/wollte/sollte schon immer gestört, dass alles so ernsthaft war, voll Ehrfurcht, und dem ganzen Gehabe rundherum und jaaaa nicht lachen, das war am schlimmsten! Das klerikale Kasperltheater bringt mich auch heute noch zum Lachen! (Oh, Verzeihung, damit trete ich sicher wieder jemandem auf die Zecherl!)

:clown2:
 
AW: Ein atheistisches Gebet

In diesem Fußballjahr sollte auch ein Gebet mit entsprechendem Thema hier nicht fehlen:

Herrgott, hilf Horst!

Lass uns tiefe Räume finden,
lass uns eng und sicher stehn,
lass die Kräfte uns nicht schwinden,
lass uns freie Männer sehn.

Lass uns hinten keinen kriegen,
mach, dass uns das Glück mal lacht,
lass uns heute vorne liegen,
mach, dass Horst heut einen macht.

Horst traf sonst aus allen Lagen,
links wie rechts und früh wie spät.
Trifft heut keinen Möbelwagen,
wenn er direkt vor ihm steht.

Horst hat jetzt seit dreizehn Wochen,
keinen für uns reingehaun,
Horst hat voll die Pest am Knochen,
ist nur noch am Scheiße baun.

Herrgott, Horst darf nicht versieben!
Gib ihm eine Möglichkeit!
Loben wolln wir Dich und lieben:
Hoch die Tür, das Tor mach weit!

Fritz Eckenga

Aus: "Du bist Deutschland? Ich bin einkaufen", Edition Tiamat, Berlin 2006.

Hier noch ein Link zu diesem sympathischen Dichter:

http://www.eckenga.de

Jeden Mittwoch kann man Fritz Eckenga im WDR2 - "Westzeit" hören - hier sein letzter Text vom 1.11.06:

http://www.wdr.de/radio/wdr2/westzeit/kabarett/151942.phtml

Als ich anno 1982 im Sommer an einem Samstag gebannt vor dem Radio saß, spielte Horst auch mit. Es stand aufgrund eines katastrophalen Fehlers von Ulli 1:3 gegen "mein" Team. Dieter hatte per Kopf den Treffer für die anderen Südländer erzielt. Dann begann ich - was sollte ich auch sonst tun? - zu beten. Siehe da, ein gewisser Thomas schoß im Alleingang den Anschlußtreffer. Und dann ging es ab:

Horst, mein Horst, zum ersten zum Ausgleich. Das reichte schon fast zur Meisterschaft. Die andern stürmten zornig an, ich fieberte völlig nervös auf den Abpfiff. Ende der reglulären Spielzeit. Und dann der Kracher:

Ein gewisser Felix flankt, und Horst, mein Horst, macht das 4:3 (wie üblich per Kopf). Was für ein Fest!

Und da soll noch einer sagen, Gebete lohnen nicht...

Naja gut, derselbe Horst hat ein paar Wochen später, kurz nachdem er Deutschland und Österreich gegen den Rest der Welt durch ein "freundschaftliches" 1:0 wiedervereinte, ziemlich geweint. Da gings dann im Endspiel gegen Italien, aber da helfen bekanntlich alle Gebete nichts...

Aber das 4:3 vergeß ich nie und dafür brauche ich auch keinen Almanach.

Gruß in die Runde
Zwetsche:sekt:
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
AW: Eine atheistische Beichte...

Wo atheistische Gebete gesprochen werden, darf die atheistische Beichte doch nicht fehlen.
Und so gestehe ich Euch allen, Asche auf mein Haupt, dass Fußball eine große Unbekannte für mich ist, :weinen2: dass ich nix vom Spiel oder von den Spielern je verstanden habe :wut3: - und mein Gedicht über den Horst (wer ist das eigentlich?) nur der Tatsache zu verdanken ist, dass ich den Autor gern mag.

Bin schon weg ... :wc1:

Miriam
 
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AW: Ein atheistisches Gebet

Miriam, laß dich trösten,
aus der ganzen Geschichte habe ich nur den Satz verstanden
Da gings dann im Endspiel gegen Italien, aber da helfen bekanntlich alle Gebete nichts...
das ließ sich ja nicht vermeiden, wenn man aus dem vielen
Fußball-fußball-Fußball- geschnattere dieser Zeit auch noch einige wirklich bedeutende Ereignisse des Weltgeschehens heraushören wollte :haare:

aber wer der Horst ist, und wie oft er mit Kopf und Flanke abgepfiffen ist, das weiß ich auch nicht, ist ja auch der Schnee von vorgestern....

Gruß an Zwetsche :sekt: ,
denn ich habe i.a. nichts gegen den fußball,
nur dann ganz besonders, wenn mir die Freude auf den im Programmheft angekündigten Film durch einen "Sport-extra-Fußball" verdorben wurde
 
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