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Egoismus - Grundsätzliches / im Alltag...

Das ICH ist unser Bewußtsein und unsere Wahrnehmung. Es entwickelt sich im Laufe des Lebens durch äußerliche Einflüsse, wie Erfahrungen. Sigmund Freud schrieb, „das ICH ist eine Projektion der Oberfläche auf eine Oberfläche“. Er meinte damit vermutlich, dass das ICH eine Art äußere Hülle um unseren Wesenskern herum ist. Die Realität, aber eben nur das Abbild der Realität (Oberfläche) wird auf der Wahrnehmungsoberfläche des ICHs abgebildet. Man könnte bildlich sagen, es liegt als ein Gürtel an der Oberfläche um uns herum und stellt den Realitätskontakt unseres Wesenskerns dar. Das ICH kann mit seinen körperlichen und psychischen Schutzmechanismen dafür sorgen, dass Reize „gedämpft“ zum Wesenskern vordringen und Impulse nur gebremst nach außen dringen. Es hat mehrschichtigen Einfluss. Manch einer bezeichnet gedämpfte Impulsabgabe als zivilisiert. Das ICH ist jedoch nicht, wie der Wesenskern, lustgesteuert, sondern in seiner zwangsweisen Eigenschaft, realitätsbezogen zu sein (es liegt nun mal „außen“) muss es die Impulse, die aus dem Wesenskern kommen (z.B. ausgreifen nach einem Objekt) an die Realität anpassen.

Jetzt kommt das Problem. Da das ICH sich selbst hinterfragen kann, was ja ein entscheidender Vorteil gegenüber der körperlich stärkeren Tierwelt, ist, beginnt es, sich Macht anzueignen, allein, deshalb, weil es sich den Dingen und sich selbst bewusst ist und merkt, mit Einsatz seines Verstandes dazu fähig ist, das natürliche Machtgleichgewicht zu seinen Gunsten zu verändern. Es kann auch Impulse/Reize beeinflussen. Das Bewußtsein an sich als Teil des ICHs ist aus dieser „Erkenntnis“ machtorientiert. Nicht der Wesenskern. Das ICH glaubt, es müsse ein bestimmtes Ziel erreichen, eine bestimmte Menge Macht anhäufen oder Ansehen bekommen, um Lust zu fühlen. Das ist es in meinen Augen, was die östlichen Phylosophen/Gurus unter Täuschung verstehen. Wenn man sagt, die materielle Welt sei zwar ein Spiegel, aber eben NUR ein Spiegel, und er sei zu zerschlagen, um „Wahrheit zu erkennen“, meint man vermutlich den Einfluss des ICHs, der vermindert werden sollte. Bildlich gesprochen meint man mit Täuschung vermutlich die Projektion auf der Oberfläche (des ICHs).

Der Mensch folgt seinem ICH und damit kleinen schnell vergänglichen Freuden. Das ICH ist m.E. immer egoistisch, auch wenn man sich bestimmte Bestrebungen schön-rationalisiert oder „anderen mal was abgibt“. Unsere Kultur verherrlicht Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung (mittels Wissenschaft). Das klingt schön und scheint vernünftig. Das Problem könnte sein, dass damit aber nicht das Selbst (der Wesenskern) sondern die machtoriantierte Hülle des ICHs gemeint ist. Wenn wir mit unserem ICH an eine Tätigkeit herangehen, wird immer nur das Resultat „ich war in Südafrika“ (schaut wie wichtig ich bin) eine Rolle spielen, weniger die Handlung selbst. Man kann in meinen Augen jede Tätigkeit mehr ICH-orientiert oder mehr wesenskernorientiert „machen“, es wechselt mit dem einfluss des ICHs und ist zudem von Mensch zu Mensch verschieden. Das merkt man schnell, wenn eine an sich eher wesenskernorientierte Leidenschaft (Bücherschreiben) plötzlich in etwas umschlägt, was Anerkennung bringen soll (Bestseller schreiben). Ein Problem unser Zeit könnte sein, Selbstbestimmung von ICH-bestimmung zu unterscheiden und Selbstverwirklichung von ICH-projektionen zu unterscheiden. Wir können es nicht, weil wir wiederum diese Unterscheidung mit dem Verstand (ICH) versuchen zu fällen, das kann nicht gut gehen.

Der Wesenskern (des Menschen) ist in meinen Augen auch nicht Altruistisch, da er auch „nur“ eigene Bedürfnisse verfolgt. Altruismus wird in meinen Augen verwechselt mit einem sehr starken Eltern-ICH, was das eigene Luststreben seltsam umkehrt.

Als Fazit: Ich denke man könnte versuchen den Einfluss des ICH´s bei der Gestaltung seines Altags-Lebens zurückzudrängen (sehr schwer), um echte Zufriedenheit zu bekommen und ihn dafür verwenden, das gemeinsame Zusammenleben einen Hauch angenehmer und friedvoller für alle zu gestalten, auch wenn damit wiederum „nur“ egoistische Bestrebungen erfüllt werden (siehe Jesuitenpater beim Wirrlicht).

Bernd
 
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suzki schrieb:
Reden wir doch mal Klartext:
Altruismus gibt es nicht. Jeder ist ein Egoist. Wie sollten wir denn anders als Ich-bezogen leben. Schließlich kann man ja nicht mal eben einen Schritt neben sein Ich machen und unabhängig vom Ich wahrnehmen und handeln. Daher kann es auch keinen Altruismus geben, nicht im Sinne von Selbstlosigkeit. Unmöglich. Hier liegt aber keinerlei Wertung vor.

Erstens: Ich stimme dir grundsätzlich zu, ich setze sogar noch eins drauf, indem ich behaupte, es ist sogar gut und wünschenswert, nur auf sich selbst bezogen zu handeln. Jeder soll sich selbst um die Erfüllung seiner Bedürfnisse kümmern, dann braucht auch keiner Hilfe.

Soweit die theoretische Überlegung.

Praktisch funktioniert das nicht immer so. Denn nicht jeder hat die nötigen Voraussetzungen dafür, sich um die Erfüllung seiner Bedürfnisse selber zu kümmern. Und keine Theorie verhilft ihm dazu. Tatsache ist, dass wir einander manchmal brauchen.

Das wäre ja kein Problem, wenn es da nicht eine "geheime Liste" gäbe, die uns angeblich vorschreibt, wie wir uns zu verhalten haben, dass wir von unseren Nächsten auch wertgeschätzt werden. Leider hat da jeder seine ganz persönliche Liste, d.h. die Erwartungen, die ich habe, stimmen nicht mit den Erwartungen meiner Mitmenschen überein. Und dann wird bewertet, dass die Fetzen fliegen.

Der eine ist z.B. ein böser Mensch, weil er seine Frau mit den Kindern sitzen lässt, anstatt sie zu unterstützen, damit sie ihre Ausbildung beenden kann. Diese ist in den Augen anderer eine Schlampe, weil sie ihren Kindern keine gute Mutter ist. Lauter Egoisten!!!!

Keiner kann wissen, welche Wünsche, Gedanken und Bedürfnisse hinter den Entscheidungen von anderen stehen. Und alle wollen nur dasselbe, nämlich SIE SELBST SEIN und dennoch akzeptiert werden.

Zum Zweiten: Es ist NICHT unmöglich, nicht egoistisch zu sein. Ich KANN einen Schritt neben mich machen und mir dabei zuschauen, welche Bedürfnisse ich habe und wie ich sie befriedigen will. Und dann kann ich mich entscheiden, ob ich das so tun will, oder lieber etwas anderes.

Das ist genau das, was z.B. zwischen Mutter und Kind geschieht. Das nennt man dann LIEBE.
Dann tue ich etwas bewusst nicht, obwohl es mir gefallen, aber demjenigen, den ich liebe, schaden würde. Ich handle aber nicht wirklich gegen mich, denn es tut auch mir gut, wenn ich sehe, dass es dem anderen gut tut.

lilith51
 
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Altruismus ist Selbstzweck, das stimmt - aber gerade der gute Geist ist es, der seine Verwirklichung in der Allgemeinheit und der Nächstenliebe begreift.
Im Grunde ist es Zweck jedes Geistes, doch dies zu wissen bedarf eines suchenden Geistes.
 
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