Während die sog. Femen die Büstenhalter runter reißen und damit gegen Sexismus und Unterdrückung der Frauen aufreten, demonstrieren gleichzeitig Frauen für das Kopftuch, um damit gegen Sexismus und für die Selbstbestimmung der Frauen.
Ja, das ist schon merkwürdig. Plausibel wird es wenn man davon ausgeht, dass bei den Kopftuchwegdemonstrationen das Argument "gegen Unterdrückung von Frauen" nur ein Vorwand ist, um Antiislamismus zu betreiben. Aber, oft sind es bei Demonstrationen nur Scheinargumente, die lautstark skandiert werden.....
Zur Frage Kopftuch oder nicht, mag man sich doch einmal die gleiche Situation für unsere Frauen vorstellen. Und da meine ich nicht, unsere Frauen in arabischen Ländern, wo sie ja zum Tragen von mehr Kleidung als hier angehalten sind. Sondern in Gegenden, wo es üblich ist weniger zu tragen. Ich denke da an Eingeborene in tropische Regionen, wo Frauen ihren Busen nicht bedecken. Ich kann mir gut vorstellen, dass aus deren "emanzipatorischer" Sicht das "anstandsmäßige" Bedecken der Busen unserer Frauen ebenso ein Akt der Unterdrückung von Frauen sein müsste.
Aber, wie sehen das unsere Frauen ? Empfänden sie es als Akt der Befreiung, wenn man ihnen ab sofort verbieten würde, im öffentlichen Bereich (ggf. nur bei ausreichend warmer Witterung) ihren Busen zu bedecken ? Ich denke, so wie sich unsere Frauen hierbei fühlen würden, fühlen auch vielemuslimische Frauen.
Auch bei uns "verlangt" der christliche Glaube "züchtige Kleidung" vor Allem von Frauen. Aber die Bedeckung gewisser Bereiche des weiblichen Körpers gehen über das kirchliche Gebot hinaus und gehören zur säkulären Anstand. Ich denke, so ähnlich ist es auch in den arabischen Ländern. Auch wenn es der Glaube verlangen mag, dieser Brauch ist tief in der Gesellschaft verinnerlicht und gehört zum Alltag. Es wird wohl einige Zeit, eventuell mehrere Generationen brauchen, um davon loszukommen - sofern man loskommen will.
Aber, zurück zur Frage. Es ist schwer dafür zu argumentieren, dass eine muslimische Frau kein Kopftuch tragen dürfte, aber einheimische Frauen oder auch Männer sehr wohl. Klar, bei "unseren" ist das Kopftuch (außer bei Nonnen) kein religiöser Ausdruck, für muslimische Frauen hingegen kann das durchaus so sein. Nur, wie will man das in einen Paragraphen pressen, ohne die garantierte Religionsfreiheit zu beschneiden ? Das ist wohl der Kernpunkt des rechtlichen Problems.