Da hast du natürlich Recht. Wir haben den Begriff "Gleichgewicht" auch noch gar nicht genau definiert, wobei ich denke, es reicht - im Zusammenhang mit dieser Diskussion - zu sagen, dass Gleichgewicht dann erreicht ist, wenn wir von der Erde gleich viel von den wesentlichen Ressourcen (also all jene, die zu dem gegebenen Zeitpunkt notwendig sind, um die Anzahl an Menschen aufrechtzuerhalten) nehmen, wie sie im selben Zeitraum regnerieren kann. Diese Definition bezieht Betrachtungen bezüglich Wohlstandsverteilung noch gar nicht mit ein. Das heißt, in diesem Sinne kann das System auch weiter seinen Zustand in Hinblick auf Anzahl der Menschen aufrecht erhalten, wenn z.B. der Reichtum sich zu 99% in Händen von 1% der Bevölkerung befindet, und das nennt sich - diser Definition nach - sogar noch Gleichgewicht. Ich will in diese Richtung aber gar nicht zu weit ausschweifen, wenngleich auch mit diesen Umständen ernsthafte Schwierigkeiten verbunden sind.
Das von dir beschriebene Gleichgewicht ist ein ideales, erdachtes. Aber, so ein Gleichgewicht entspricht nicht einem natürlichen, stabilen Gleichgewicht. Ein Punkt in der Natur ist, dass eine Ressource nicht verbraucht wird, sondern lediglich umgeformt - und der Abfall der einen Spezies die Ressource einer anderen Art ist. Nennt man bisweilen "Kreislauf der Natur". Nur aus der egozentrisch menschlichen Sicht ergibt sich der Aspekt der "unwiderbringlichen Ressource". Und selbst, wenn es der Mensch schaffen sollte, das von dir erdachte Gleichgewicht einzuhalten, der Zustand bleibt auch nicht ewig, da sich die Erde und ihre Situation im Weltall mit der Zeit ändert und damit auch notwendiger Weise die Situation der Lebensformen auf ihr.
Das nämlich meiner Ansicht nach viel größere Problem ist, dass das Wachstum der letzten Jahrzehnte auf Ausbeutung des Planeten fußt, und damit unweigerlich nicht nur zu einem jehen Ende führen wird, wenn die wesentlichen Ressourcen, die dieses Wachstum ermöglicht haben, bis zu einem kritischen Punkt verbraucht sind, sondern auch nicht mehr genug von diesen Ressourcen da sein werden, um die bis dahin (und eigentlich schon bis heute) gewachsene Menschheit zu ernähren, oder auch nur so zu erhalten, dass ein Zusammenleben wie es heute stattfindet, ermöglicht wird.
Diese Prognose ist plausibel und beschreibt ein absehbares, künftiges Problem. Aber, derlei Probleme sind nichts Außergewöhnliches und dafür ist das menschliche Gehirn ja da - zur Problemlösung. Wenn ein Organismus eine Ressource findet, dann entwickelt er sich und blüht auf, als ob es das Wichtigste wäre, diese Ressource schnellstmöglich aufzubrauchen. Wenn das so "dumm" wäre, wieso hat sich das Verhalten evolutionär durchgesetzt ? Warum zeigen es scheinbar alle Lebewesen, und die Erde ist dennoch nicht unbelebt ?
Organismen, die eine neue Ressource finden, hätten ja die Möglichkeit sparsam damit umzugehen, um möglicht lange damit auszukommen. Dazu folgendes Gedankenspiel:
Klaus und Kurt sind immer auf der Suche nach Nahrung für sich und ihre Familien. Beide finden unabhängig voneinander jeweils einen Berg Brot. Klaus handelt so, wie wir geneigt sind vernünftig zu nennen, und teilt das Brot so ein, dass er und seine Familie möglichst lange überleben können. Er hält also sich und seine Familie immer möglichst knapp vor dem Verhungern. Kurt und seine Familie hingegen essen das Brot nach Belieben und halten sich satt.
Nach einiger Zeit geht - was ja vorauszusehen war - Kurt das Brot aus, während Klaus noch viel davon übrig hat. Der naive, moralisierende Beobachter ist nun geneigt zu meinen "Kluger, vernünftiger Klaus und dummer Kurt ". Aber, Kurt ist seine Familie wichtiger als Klaus und dessen Familie, wodurch der sich des Vorrates von Klaus bedient. Da er besser genährt ist fällt es ihm leicht, die immer nahe dem Verhungern gehaltene Familie Klaus zu überwältigen. Der naive, moralisierende Beobachter mag nun aufschreien, aber aus evolutionärer Sicht war nicht Kurt der Dumme, sondern Klaus.
Aus diesem Grund ist es aus natürlicher Sicht sehr wohl vernünftig, Ressourcen schnell zu verbrauchen und erst bei Bedarf sich Gedanken über neue zu machen. Dieses Verhalten ist so tief in Lebewesen eingebaut, dass moderne Ethiksysteme mit ihren eigenen Prioritäten die menschliche Natur nicht ändern werden.
Genau so ist es. Und meine Einschätzung ist, dass dieses System gehörig überschwingen wird, sodass es alle Katastrophen, die der Menschheit im Laufe ihrer Geschichte widerfahren sind, in den Schatten stellen wird.
In den Schatten stellen bezüglich absoluter Opferzahlen, womöglich. Relativ, aber wohl kaum.
Ich denke, alle drei von dir genannten werden eintreffen.
Ich denke, nur die ersten Beiden. Es werden im Vergleich zu unserem gewohnten Alltag dramatsiche Änderungen eintreten, aber derer gab es schon viele. Populationscrash im Sinne eines dramatischen Bevölkerungsrückganges halte ich für sehr unwahrscheinlich.
Zunächt, was man erreichen will: Einen möglichst friedlichen Übergang in die Zeit danach.
Wie man sich darauf vorbereitet: Es muss die fundamentalen Bedürfnisse der Menschen zu decken garantiert werden - soweit das machbar ist. Diese Bedürfnisse sind: Erstens physische: Nahrung, Kleidung, Unterkunft, ein Mindestmaß an medizinischer Versorgung, und zweitens psychische, die flexibler, schwerer abzuschätzen, aber dennoch nicht zu vernachlässigen sind, wie Bildung, kulturelles Leben, die Chance auf Arbeit und Nützlichkeit usw. Um diese garantieren zu können, ist der erste wesentliche Schritt sie lokal, ohne Abhängigkeit von der Weltwirtschaft generieren zu können. Eine Herculesaufgabe.
Auch so ein Crash wird nur ein weiterer von Vielen, die es immer wieder gegeben hat, sein. Natürlich ist aus egozentrischer Sicht der demnächst anstehende immer der Größte und Schlimmste. Aber letztendlich nur, weil man selbst unmittelbar betroffen ist. Aus Sicht der Menschheit ist aber die gegenwärtige Zeit keine Besondere - schließlich war jede Zeit einmal die gegenwärtige und jede künftige wird es eines Tages sein.