AW: die Urmutter der Religionen
Servus Kultus Maximus,
mit "Gott als Projektion der Menschen" habe ich eigentlich eine Anleihe bei der Religionskritik von Ludwig Feuerbach (1804-1872) genommen, der diesen Terminus zum ersten Mal verwendete, soweit ich weiß. Er wollte damit zum Ausdruck bringen, dass der Mensch in Wahrheit Gott nach seinem Bilde geschaffen hat. Damit wird der biblische Schöpfungsbericht de facto umgekehrt. Die Theorie an sich ist aber nicht so jungen Ursprungs, sondern geht auf Xenophanes (ca. 570-470 v. Chr.) zurück. Das ist zumindest mein Wissensstand.
Damit wage ich folgende Schlussfolgerung:
Ein Patriarchat schafft sich einen (männlichen) Gott und ein Matriarchat eben eine Göttin. Und wenn die Menschen Angst vor einem (strafenden) Gott haben, werden sie "dessen" Gebote und Verbote (das hab ich mit sozialen Normen gemeint) eher respektieren.
Mit freundlichen Grüßen,
Harald
P.S.: Wie kommt es dann aber zu Götterpaaren? Hat da jemand eine Idee?
Hallo Harald!
Ich gebe Dir in Deiner Reflektion recht, nur geht das "Gottesbild" zurück auf die Bildung des Staates an sich und hat seinen Ursprung u. a. im alten Aegypten, wo "Gott" reflektiert, als Amtstitel des Phari (Pharao, Vaterfigur) als Instanz der Legislative, Exekutive und des religiösen Staatsoberhauptes als eine Person bündelt, Gott = Pharao, der Sohn Gottes ,damit auch der des Pharaos (auch bei Adoption) u. w. (Aegyptologie, Hornung, Assmann u. a.)
Götterpaare, Götterfamilien reflektieren immer einen Zustand (auch Missstand) der Regenten wieder, sozusagen als Bewältigung, oder als Beschwichtigung.
Darum die stete Veränderung im Laufe der Geschichte, Götterbilder passen sich der Gesellschaft an, sonst verlieren sie ihre Bedeutung.
Anhand der Götterfamilien reflektiert man auch den rechtlichen Rahmen einer Kultur, z. B.: griechische, wie auch aegyptische Mythologie als rechtsstaatlicher Begriff; - wäre heute rechtlich nicht denkbar, damals in Herrscherhäusern jedoch üblich, des Machterhaltes wegen, - in der damaligen Bevölkerung jedoch, schwerst verboten (deshalb verurteile ich Religion so sehr). Religion wird damit auch "Entschuldigung" der herrschenden Klasse. Zwei Welten System!
Aegyptischer Schöpfungsmythos:
Schöpfungsmythen
In der ägyptischen Mythologie existiert kein einheitlicher Schöpfungsmythos. Die wichtigen ägyptischen Kultzentren Heliopolis, Hermopolis und Memphis entwickelten unterschiedliche Kosmogonien und Theogonien.
Die Priester der Stadt Heliopolis, das Hauptzentrum des Sonnenkultes, richteten die Schöpfungsgeschichte ganz auf den Sonnengott Atum als Vater der Götter aus. Er und acht seiner Nachkommen bildeten die Enneade von Heliopolis, (griech. Neunheit). Im Moment der Schöpfung soll Atum, der Selbstentstandene, aus der Urflut geboren worden sein. Durch seine Schöpfungskraft erhob sich aus dem Urgewässer ein Hügel (Urhügel, vgl. auch Benben), so dass Atum das erste Land betreten konnte. Daraufhin sei er zur Quelle aller weiteren Schöpfungen geworden. Er brachte aus seinen Körperflüssigkeiten seine zwei Kinder Schu, den Gott der Luft, und Tefnut, die Göttin der Feuchtigkeit, hervor. Dieses Paar wiederum gebar eigene Kinder, Geb, den Gott der Erde, und Nut, die Göttin des Himmels. Diese ersten drei Generationen stellen in der Enneade die Grundelemente der Schöpfung dar. Geb und Nut zeugten die Urenkel des Atum, die Gottheiten Osiris und Isis und das Paar Seth und Nephthys, die im Schöpfungsmythos das fruchtbare Nilschwemmland und die umgebende Wüste repräsentieren.
Im Gegensatz dazu steht der ältere Schöpfungsmythos der Stadt Hermopolis. Dieser sieht als Ursprung der Schöpfung acht Urgötter, die Ogdoade von Hermopolis (griech. Achtheit). Diese Achtheit besteht aus vier Paaren von je einer männlichen und einer weiblichen Gottheit, die jeweils ein Element der Schöpfung symbolisierten. Nun und Naunet stellten das Urgewässer dar, Huh und Hauhet die Endlosigkeit des Raums, Kuk und Kauket die Urfinsternis. Das vierte Paar wurde mehrfach ausgetauscht, bestand aber ab dem Neuen Reich in Amun und Amaunet, die die Unsichtbarkeit und die Luft symbolisierten. Diese Gottheiten waren nach dem hermopolitanischen Schöpfungsmythos die Mütter und Väter des Sonnengottes. Dieser habe das Licht in die Welt und damit den Beginn aller weiteren Schöpfungen gebracht.
Eine weitere Schöpfungsgeschichte hatte ihren Ursprung in der Stadt Memphis. Die Memphitische Theologie stellte den Stadtgott Ptah, den Gott der Handwerker und Baumeister, ins Zentrum des Schöpfungsmythos. Sie verweist auf den heliopolitanischen Mythos, wandelt ihn jedoch dahingehend ab, dass der Gott Ptah dem Sonnengott vorausgehe und diesen durch seine Zunge und sein Herz geschaffen habe. Die Memphitische Theologie ist die früheste bekannteste Theologie, die auf dem Prinzip des Logos beruht: der Schöpfung durch das Wort und die Rede.
http://de.wikipedia.org/wiki/Ägyptische_Mythologie#Sch.C3.B6pfungsmythen
Grichische Mythologie, Schöpfungsmythen:
Zeus und Hera:Hera (Ἥρα) ist in der griechischen Mythologie die Gattin und gleichzeitig die Schwester des Zeus und somit die Tochter des Kronos und der Rhea. Hera ist die weibliche Form von „Heros“ (Herr). Ihr obliegt der Schutz der Ehe und der Niederkunft. Als Hera Zygia obliegt ihr der Schutz der Hochzeitsnacht.
Die eifersüchtige Hera beobachtet argwöhnisch die vielen Liebschaften Zeus' und weiß, wenn er ihren Wünschen nicht Folge leistet, ihrem Ärger durch Schmollen oder unbändiges Gezänk Luft zu machen. Zu tätigem Widerstand fehlt ihr jedoch der Mut; droht er ihr, so lenkt sie alsbald ein, weiß sich dann aber der List zu bedienen. Bereits Homer schildert dies nicht ohne Ironie (und Egon Friedell hat ihm bereits zugesprochen, damit die „unverstandene Frau“ charakterisiert zu haben).
Vielmehr sind die Kinder, als deren Mutter sie in der älteren Sage erscheint, alle auch Kinder des Zeus. So Ares, Hebe, die Eileithyia, jene die reife, mannbare Jungfrau, diese die Geburtsgöttinnen, endlich Hephaistos. Hera ist auch Wächterin über die Geheimnisse des ehelichen Lebens. Sie erscheint darum auch als Helferin in den Nöten der Entbindung, und in Argos wurde sie geradezu als Eileithyia, als Geburtsgöttin, verehrt. Wenn sie den Dionysos verfolgt und in Raserei stürzt und das gleiche Los über Athamas verhängt, weil er Erzieher des Gottes war, sowie über Ino, die denselben von Hermes zur Pflege empfangen hatte, so erscheint sie als Wächterin der Reinheit des olympischen Stammes.
http://www.google.at/search?hl=de&q=Griechische+Götterpaare+Zeus+und+Hera&meta=
K. M.
p. s.: sehr empfehlenswert zu lesen : Gelebte Mythen, von Emma Brunner Traut, Aegyptologie