Mein Berlin : Wie man Allahs Grillgast im Tiergarten wird
Wenn türkische Familien grillen, bleibt im Tiergarten kein Grashalm auf dem anderen.
An Sommerwochenenden erinnert mich der Tiergarten ein wenig an das Heimatland meiner Eltern. Aber nicht wegen der kleinen Schönheiten wie dem Rosengarten oder dem wild wuchernden Oleander, nein, wegen der weitläufigen Rasenflächen.
Und da es sich auf Gras weitaus besser sitzen lässt als auf Steinplatten im Hinterhof und die Bäume hier auch weit auseinander stehen, bietet der Tiergarten den perfekten Ort, um Eltern, Kinder, Nichten, Neffen, Tanten, Onkel, Großmütter und Großväter zu versammeln und den Grill anzuschmeißen. Man bleibt nicht lange unter sich, es gesellen sich andere Grillgemeinschaften hinzu, ja Wagenkolonnen fahren vor, im Kofferraum und auf dem Dachgepäckträger transportieren sie komplette Wohnungseinrichtungen. Tische, Stühle, Sessel, Sonnenblenden und natürlich den Grill.
Ähnlich muss es auch im Lager der Türken vor den Toren Wiens ausgesehen haben. In kürzester Zeit steigen wohlduftende Rauchwolken auf und dazwischen toben Kinder.
Ich muss zugeben, dass die Müllberge, die unfein entsorgten Plastikstühle und die schwarzen Brandkuhlen, die im Park zurückbleiben, kein schöner Anblick sind. Dann schäme ich mich ein bisschen für meine Landsleute.
Die Ordnungsämter haben den Kampf gegen die Invasion türkischer Großfamilien längst aufgegeben. Mittlerweile fahren die Touristenbusse nicht mehr an Bellevue vorbei, um den Amtssitz des Bundespräsidenten vorzuzeigen, sondern um die orientalische Grilloase gegenüber zu präsentieren....