Johannes der Täufer (
griechisch Ἰωάννης ὁ βαπτιστὴς;
lateinisch übersetzt
Io[h]annes Baptista; ursprünglich wahrscheinlich
hebräisch יוֹחָנָן הַמַּטְבִּיל oder יוחנן בן־זכריה
Jochanan ben Sacharja) war ein
jüdischer Bußprediger, der um 28 in
Galiläa und
Judäa auftrat. Er wirkte im palästinischen
Judentum und hatte auch in der
jüdischen Diaspora Anhänger. Seine Historizität ist durch den jüdischen Geschichtsschreiber
Flavius Josephus verbürgt.
[1]
Johannes wird im von
Urchristen in griechischer Sprache verfassten
Neuen Testament als
Prophet der
Endzeit und Wegbereiter
Jesu Christi mit eigener Anhängerschaft dargestellt. Im Anschluss daran verehren ihn viele Kirchen als
Heiligen. Die
Mandäer führten ihre Religion auf ihn zurück und sehen ihn als ihren wichtigsten Reformator. Im
Koran, der heiligen Schrift des
Islam, ist er der drittletzte Prophet vor
Isa ibn Maryam (Jesus) und
Mohammed (Sure 3,39).
Das öffentliche Wirken
Etwa um das Jahr 26/27 oder 29/30 n. Chr. begann Johannes der Täufer
[9] sein öffentliches Wirken.
[10] Sein Hauptwirkungsgebiet war im damaligen Peräa auf der anderen Seite des Jordans gegenüber von
Jericho. Er führte ein betont
asketisches Leben – laut
Mk 1,6
EU soll er sich von
Heuschrecken[11] und wildem
Honig ernährt haben, laut
Mt 11,18
EU aß und trank er gar nichts –, predigte im Stil der alten Propheten und
taufte. Johannes rief zur Umkehr auf und kündigte das Kommen des Gottesreiches und „eines Stärkeren“ zum endzeitlichen Gericht an (
Mt 3,1.11-12
EU;
Lk 3,4.15-17
EU). Damit gilt er im Christentum als Wegbereiter der unmittelbar bevorstehenden Ankunft des
Messias und wird mit
Elija in Verbindung gebracht.
Die Anhängerschaft von Johannes war zahlreich, darunter zeitweise auch
Jesus von Nazaret, der sich
durch ihn taufen ließ.
[12][13] Johannes und Jesus gehören mit ihrer Gerichtsbotschaft zur
prophetischen Tradition Israels und standen damit außerhalb der jüdischen Gruppen ihrer Zeit, die auch keine Taufe kannten.
[13] Jesus scheint mit Billigung des Johannes am Jordan getauft zu haben (
Joh 3,22
EU;
Joh 4,1–2
EU).
[13] In der späteren Geschichte findet man die Johannesjünger unter dem Namen
Mandäer wieder.
Ein anderer Teil der Anhängerschaft des Johannes schloss sich nach dessen Tod Jesus von Nazaret an (z. B. Apg 19,1–7 EU).
Auf die Frage von im Dienste der Herodesdynastie stehenden jüdischen Soldaten: Was sollen wir tun? antwortete Johannes: Tut niemandem Gewalt an, erpresst niemanden und begnügt euch mit eurem Solde (
Lk 3,14
EU). Viele dieser Soldaten wurden Anhänger des Johannes.
Gefangennahme
Nach den Evangelien wurde Johannes ins Gefängnis geworfen, kurz nachdem er Jesus getauft hatte, d.h. zu Anfang der öffentlichen Wirksamkeit Jesu (Mt 4,12; Mk 1,14; Lk 3,19-20). Grund dafür war nach den Evangelien, dass Johannes den Herodes Antipas dafür kritisiert hatte, dass er die Frau seines Bruders geheiratet hatte (Mt 14,4 EU; Lk 3,19); nach Flavius Josephus war der Grund seiner Inhaftierung, dass Herodes fürchtete, „das Ansehen des Mannes, dessen Rat allgemein befolgt zu werden schien, möchte das Volk zum Aufruhr treiben“ (Ant. Jud. 18,5,2). Er hielt ihn auf der Festung Machaerus am Toten Meer gefangen. Nach einer längeren Gefangenschaft erfolgte die Hinrichtung des Johannes noch zu Lebzeiten Jesu (vgl. Mt 14,6-12; Mk 6,21-29). Beides ist demnach noch vor dem Tode Jesu zu datieren, den die meisten heutigen Chronologen ins Jahr 30, manche auch ins Jahr 33 datieren. Demnach setzt man die Gefangennahme des Johannes etwa um 27/28 bzw. 30/31 an und den Tod des Johannes um 28/29 bzw. 31/32. Eine gewisse Schwierigkeit für diese von den Evangelien her erschlossene Chronologie kann man in der Darstellung des Geschichtsschreibers Josephus in den Antiquitates Judaicae sehen. Josephus berichtet wie die Evangelien, dass Herodes Antipas seine Frau verstieß, um die Frau seines Bruders heiraten zu können (wenn die Evangelien darin recht haben, dass Johannes’ Kritik daran der Grund für seiner Inhaftierung war, müsste er bald danach ins Gefängnis gekommen sein). Weiter berichtet Josephus aber, dass die verstoßene Frau zu ihrem Vater, dem Nabatäerkönig Aretas, floh, und dass dieser wegen der Schmach seiner Tochter, aber auch wegen Grenzstreitigkeiten einen Krieg mit Herodes anfing, und zwar nach dem Tod des Tetrarchen Philippus (der sich auf 33/34 datieren lässt).