Schönen guten Abend,
@ Ziesemann
So ganz schlüssig ist mir Deine Argumentation, der gegenwärtige Konflikt, der m.E. einzig den Hardlinern, d.h. den Kriegstreibern und Fundamentalisten nütze und der muslimischen Mehrheit schade, könne auf Grund der 'irrtümlich' falschen Übersetzung des "Clash of civilizations" nicht als Kampf der Kulturen verstanden werden, nicht. Du erwähnst es ginge vielmehr um einen Kampf der Zivilisationen, d.h. um den Kampf des modernisierten, aufgeklärten und tolleranten Christentums gegenüber einem rückständigen, 'unzivilisierten' und ignoranten Islam! Uuups, gerade in dem Moment in dem ich Dieses hier niederschreibe erschließt sich mir deine Logik! *lol*
Ja, mit einigen Abstrichen sollte man Dir wohl zustimmen! Unabhängig der unglaublichen kulturellen Schätze und Verdienste der muslimisch-arabischen Welt geht es letztendlich wirklich um die Auseinandersetzung des (in vielen Aspekten nicht zivilisierten, dennoch) zivilisierteren Abendlandes gegenüber einem in vielen Bereichen unzulänglich demokratisierten und unzulänglich tolleranten Islam, in dem man einen muslimischem Staat, in dem die Frau emanzipatiert, integriert und vor dem Gesetz dem Mann gleichgesetllt ist, ähnlich der Nadel im Heuhaufen sucht.
Ich habe es in meinem letzten Beitrag schon zum Ausdruck gebracht: Wo ist die große islamische Masse, die sich gegen die Ayatollahs der radikal islamistischen Staaten stellt? Warum wird nicht endlich um Demokratie, Emanzipation und Freiheit gekämpft?
Stattdessen werden in unzivilisierten Akten Fahnen der USA, der EU und Dänemarks verbrannt und damit nicht nur die amerikanischen & europäische(n) Regierung(en) verhöhnt, sondern auch seine Bewohner. Ja, das ist wirklich unzivilisiert, erbärmlich und ignorant!
Nun, wäre es nicht genau an diesem Punkt angebracht sich der Errungenschaften der 'westlichen' Zivilisation zu besinnen?
Was tut denn eigentlich dieser Westen so genau? Ist er es nicht, der durch die Verbreitung und Vervielfältigung von Karikaturen, in denen der Prophet einer 'fremden' Religion als tickende Zeitbombe dargestellt wird, der ALLE Muslime als potenzielle Terorristen und Selbstmordattentäter brandmarkt? Wo sind Moral, Empathie und Tolleranz dieser Zivilisation geblieben?
Ach ja Richtig, den Intolleranten gegenüber hat man nicht Tollerant zu sein, und weil alle Muslime intollerant sind, sind wir es Ihnen gegenüber auch!
Mein Gott, ich bestreite ja nicht, dass der Islam weit davon entfernt ist dem aufgeklärten Ideal des 21. Jahrhunderts gerecht zu werden, aber sind Wir es denn?
Man sollte nicht immer nur mit dem Finger auf die 'Anderen' zeigen, sondern auch sich selbst hinterfragen. Sind wir auf Grund der Kolonialisierung, d.h. Ausbeutung gewisser Staaten möglicherweise Mitschuld an deren Entwicklung? Sind wir es nicht gewesen die Taliban unterstützt, Bin Laden ausgebildet und das Atomprogramm Irans ins Leben berufen haben, um selbst mehr von dem kostbaren (Öl)Kuchen abzubekommen?
Nochmal, nicht nur Abendland und Morgenland, nicht nur West und Ost, sondern jeder Mensch muss sich selbst ständig hinterfragen! Was tue ich hier eigentlich? Kann ich durch Gewaltanwendungen, durch Krieg und Tod wirklich eine friedlichere, demokratischere Gesellschaft schaffen? Ist es nicht endlich an einer Seite, diesen Wahnsinn zu stoppen? Und, wenn Ich der anderen Seite die Fähigkeit dazu abspreche, wenn Ich die arabischen Staaten unzivilisert schimpfe, oder aber wenn Ich die westliche Zivilisation als ungläubig, imperialistisch und arrogant verurteile, ist es dann nicht an Mir diesem Unheil ein Ende zu setzen?
Patrice, darf ich Dir als Älterer noch zurufen: Bewahre Dir Deine Träume, das Aufwachen in der Wirklichkeit kommt noch früh genug.
Lass es mich mit Edouard Rene de Laboulaye ausdrücken:
Die Träume von gestern sind manchmal die Wahrheiten von morgen.
Vielleicht sollten weder Muslime amerikanische Fahnen verbrennen, noch Amerikaner den Koran "bepissen"; vielmehr sollten sie sich ein chinesisches Sprichwort zu Herzen nehmen:
Der Kluge sieht das Gemeinsame in den verschiedenen Religionen,
der Dummkopf die Unterschiede.
Patrice