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die islamistische Gefahr

Actio und Reactio

Bei der derzeitigen Terrorwelle, die von einigen Islamisten geleitet und geführt wird, gibt es nur wenig gute Ansätze, das ganze zu begründen oder zu erklären. So gesehen, haben viele Beitrage in diesem Forum eine "gewisse" Wahrheit.

Es wäre aber auch zu bedenken:

1.
Wer fühlt sich eigentlich für die terroristen zuständig? Ich meine damit nicht die CIA oder die US Armee, sondern die Frage geht dahin, wer sich als Gesellschaft denn für die Attentäter etc verantwortlich fühlt. Die Saudis haben sich Distanziert, auch in England hat die islamische Gemeinde klar gemacht, daß die "außerhalb" der Gesellschaft stehen. Und in Deutschland sieht das ähnlich aus. Wer waren dann die Freunde, die Lehrer, die Eltern und Nachbarn dieser Terroristen und wer hat sich für sie verantwortlich gezeigt? Offensichtlich niemand. Oder?

2.
Ich denke nicht, daß es nur um Religion geht. In den Forumsbeiträgen ist zu lesen, daß die Demokratie untergehen könnte, Chaos kommt etc.. Tja, angst könnte man haben. Doch da wäre dann auch die andere Seite: Kreuzzüge, unterstützung von totalitären Systemen im mittleren Osten, wirtschaftliche Ausbeutung, Kolonialmächte, politische Einflußnahme etc. Wie freundlich steht der Westen denn in den Augen eines Menschen im mittleren Osten da?

3.
Keine Waffen sollen sie haben, die Länder des mittleren Ostens. Gut so, doch was ist mit Israel? Israel ist bis an die Zähne bewaffnet inklusive Atomwaffen und ignoriert seit Jahrzenten alle UN Resolutionen. Ist das auch ok, weil die ja "die Guten" sind? Welche Sicher der Welt steht da im Hintergrund?

4.
Sicher, die Juden haben ihre Ursprünge im mittleren Osten. Doch war dies ausreichend Grund dafür, die Palästinenser zu Flüchtlichen und Rechtlosen zu machen und diesen Zustand bis heute (!) so zu belassen?

5.
Wenn die USA ihren Einfluß in Chile, Nicaragua, Indonesien, Griechenland, Uruguay, Brasilien, Paraguay, Haiti, Türkei, Philippinen, Guatemala, El Salvador, Vietnam, Koreo und natürlich Irak geltend machten, dann sind dabei tausende von Toten hervorgegangen und die Welt ist nicht besser geworden. Und die jetzigen CIA Praktiken und die Verachtung der Menschenrechte trägt zum allgemeinen Bild nur noch unwesentlich bei.

6.
Die vom Westen gestützen Systeme in Saudi Arabien, Ägypten und andere im mittleren Osten geben den Menschen kaum eine ausreichende Möglichkeit sich wirtschaftlich, politisch oder kulturell zu entfalten. Dabei war der mittlere Osten einmal das kulturelle Zentrum der Welt. Welche Möglichkeiten haben diese Menschen denn dann?

Nun sitzen die Menschen da und fragen sich nach dem warum? Ein bißchen Geschichte wäre sicherlich hilfreich, denn dann erinnern wir uns, daß der Weseten (allen voran die Briten und Amerikaner) den Irak und Saddam ins Leben gerufen haben. Der Iran hat eine ähnliche Vergangenheit. Osama wurde vom CIA ausgebildet und gestützt.

Wie leicht es dieser Hintergrund doch macht, den Menschen einzureden, daß der Feind im Westen sitzt und zerstört werden muß.

Geheimdienste, Polizei ... sicher gut zum Schutz des Bürgers. Offener Dialog und Verständnis, tatsächliches Eintreten für die eigenen Ideale und ein Ende der Stützung totalitärer Systeme ist eine andere Form der Vorbeugung.

Wir leben nie nur heute! Wir sind Teil einer Geschichte und die "actio" des Westens führt zur "reactio" der Islamisten, wie dies im Übrigen auch in anderen Fällen geschieht. Das ist keine Rechtfertigung, aber der "Krieg gegen den Terror" ist nicht mit Langstreckenbombern und Folter zu gewinnen.

Da gehören bessere Ideen her.
 
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Gaius schrieb:
Und ein gewisser Journalist namens Hendryk M. Broder kann dem Gedanken sogar "ganz vorurteilsfrei" etwas abgewinnen - schließlich wären es ja die Deutschen selbst mit ihrem vermaledeiten Holocaust, die für die Existenz des Staates Israel verantwortlich seien!

Frage mich, ob das noch Satire ist? :wut1:
Ja ,denn H.M. Broder ist Jude....
 
Da gehören bessere Ideen her.

Eine solche Idee würde den Friedensnobelpreis rechtfertigen.

Vor allem sollte eine solche Idee mal keinen Antiamerikanismus mehr verbreiten.

Alle schimpfen auf die Amis, aber immer wenn irgendwo die Kacke am Dampfen ist ruft man nach ihnen.

Man stelle sich vor, es gibt in zwei Jahren einen pazifistischen President of the US.
Der macht es wie die Russen nach der Wende und holt die amerikanischen truppen alle nach hause und kündigt Neutralität für jeglichen Konflikt außerhalb der US territorities an.
was meint ihr wohl, was dann los geht?

Ich vermute, Israels Schicksal ist als erstes besiegelt. Im gleichen Zuge wird die Säkularistion der Türkei wieder aufgehoben . gleich darauf ist Europa dran. Nur die Chinesen werden dem Spuk dann wohl nicht tatenlos zusehen..
 
Louiz, nur ganz knapp, ohne auf alle Deine Punkte einzugehen -
Louiz30 schrieb:
Wie leicht es dieser Hintergrund doch macht, den Menschen einzureden, daß der Feind im Westen sitzt und zerstört werden muß.
Wie kommt es dann, daß arabische Selbstmord- und andere Attentäter im Irak, in Saudi-Arabien, in Ägypten etc. hauptsächlich gegen Muslime bomben (was ich ja schon weiter oben ausführlicher darzustellen versuchte) und nicht in den USA und Europa wüten?
 
eben

Gaius schrieb:
Wie kommt es dann, daß arabische Selbstmord- und andere Attentäter im Irak, in Saudi-Arabien, in Ägypten etc. hauptsächlich gegen Muslime bomben (was ich ja schon weiter oben ausführlicher darzustellen versuchte) und nicht in den USA und Europa wüten?

Zurechtweisung ihrer Mitmuslime aber nicht Mitislamisten kombiniert mit einer Warnung an uns.

Wir haben Angst vor der Bedrohung hier bei uns, die ziemlich klein ist, spielen aber die Bedrohunh der anderen Muslime in den anderen arabischen Ländern runter. Traurig..
 
Lesaja schrieb:
Zurechtweisung ihrer Mitmuslime aber nicht Mitislamisten kombiniert mit einer Warnung an uns.

Wir haben Angst vor der Bedrohung hier bei uns, die ziemlich klein ist, spielen aber die Bedrohunh der anderen Muslime in den anderen arabischen Ländern runter. Traurig..
"Zurechtweisung" ist ein gutes Wort für organisiertes Blutvergießen... Ich weiß nicht, der Islam ist wahrscheinlich die unübersichtlichste und zersplittertste Religion der Welt; mörderische Glaubenskriege zwischen Schiiten und Sunniten, pogromartige Verfolgungen von Aleviten waren zu allen Zeiten an der Tagesordnung, ganz zu schweigen von den tausenden Untergrüppchen, von denen offenbar eine jede meint, das Recht auf den wahren Islam gepachtet zu haben. In terroristischen Verlautbarungen heißt es manchmal, das Blut von Muslimen sei heilig - da braucht dann nur einer einer anderen Richtung des Islam anzuhängen, schon ist er ein Ungläubiger, und sein Blut ist ganz und gar nicht mehr heilig...

Aber ich stimme Dir zu, Lesaja: die Bedrohung hier für uns ist tatsächlich (noch?) relativ gering.

Was jedoch die "Warnung" angeht: müssen wir, wenn wir hier diskutieren, denn plötzlich unsere gesetzlich verankerten Grundrechte inclusive der Religionsfreiheit hintanstellen, um im Rahmen einer Actio-Reactio-Theorie uns selbst die Schuld an einem innerreligiösen Massenmorden zuzuschanzen? Es sind ja gerade unsere Freiheiten und die Akzeptanz Andersdenkender, was die Islamisten so hassen!

Grüße, Gaius
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
@ claus

Du solltest noch erklären, wer die Amerikaner immer ruft ... und ob die USA wirklich im Irak, Iran, Korea, Chile usw gerufen wurden? Erfolgt das Eingreifen im Sinne des betroffenen Volkes, der Welt oder nur der wirtschaftlichen Interessen wegen?

Womit wird hier eigentlich argumentiert? Mit Angst. Und diese Angst scheint sich auch bei dir bereits festgesetzt zu haben. Man hat damit argumentiert, daß ein Angriff des Iraks auf westliche Interessen innerhalb von 45 Minuten erfolgen könne. Nichts davon war wahr!

Nimmt man mal die aus wirtschaftlichen und strategischen Gründen erfolgten militärischen Interventionen der letzten 50 Jahre weg, so blieben nur noch wenige kriegerische Auseinandersetzungen übrig.

Wer Gewalt säht, wird Gewalt ernten. Nimmt man die Umfragen aus den meisten westlichen Ländern als Grundlage, dann hat auf Seiten der jeweiligen Bevölkerung keiner die USA in den Irak gerufen. Selbst die Bemühungen Frankreichs um eine friedliche Lösung wurden feindlich beantwortet.

Sieht man sich dann auch noch die Machenschaften der Kolonialmächte an, dann könnte einen die Frage beschäftigen, ob wir denn wirklich so sehr die Guten sind oder ob wir uns nicht hinter unseren humanistischen Ideen verstecken, obwohl es uns nur darum geht, die Angst zu verarbeiten und unser gutes Leben zu sichern.

Ich bin in meinem Leben viel gereist und eines ist mir dabei aufgefallen. Der Mehrheit auf dieser Welt geht es sehr schlecht. Wir haben die Welt nicht im Griff und die Armen dieser Welt werden irgendwann ihr angestammtes Recht auf ein menschliches Leben fordern: friedlich oder mit Gewalt.

Ich denke, daß der richtige Ansatz darin besteht diese ungleiche Verteilung zu beenden und ein Miteinander zu schaffen, das allen Menschen ein zumindest einigermaßen würdevolles Leben ermöglicht.

Dieser Ansatz ist nicht ausreichend gegeben und im Grunde versuchen die meisten Länder nur sich vor den Folgen der Globalisierung zu schützen und ihre Unabhängigkeit zu bewahren. Aber es gibt keine "vereinten" Nationen, denn auch die haben kein von allen getragenes einheitliches Ziel.

Solange dies der Fall ist, wird sich die Kluft zwischen Arm und Reich immer weiter ausdehnen und den Nähboden für extreme Lösungen bieten.
 
Ich bin in meinem Leben viel gereist und eines ist mir dabei aufgefallen. Der Mehrheit auf dieser Welt geht es sehr schlecht.
Da kann ich dir nur zustimmen.
Warst du auch mal in Dubai oder in einem der anderen Scheichtümer, in denen die Bevölkerung in märchenhaftem Luxus und Verschwendung schwelgt und sich jegliche Arbeit von ausländern machen läßt?

während in amerikanischen Vorstädten manche Leute ihr Heizöl nicht mehr bezahlen können?
die rufen nicht nach einer gerechteren Bezahlung der Kaffeepflanzer in der dritten Welt.

Wer bei uns unter der Armutsgrenze lebt (60 Prozent des Durchschnittseinkommens), sich dabei satt essen kann und nicht frieren muß, der hat in den Augen der wirklich Armen in dieser Welt ein Leben in wohlstand.

Du solltest noch erklären, wer die Amerikaner immer ruft ...

ich will hier nicht seitenlange Beiträge schreiben.
Ich würde damit anfangen, daß selbst die Europäer mit dem Konflikt in Postjugoslawien nicht fertig geworden sind und die Amis bitten mußten ,und damit aufhören daß sich die ehemaligen Ostblockstaaten darum reißen auch eine US base zu bekommen.

Aber unser Thema ist ja die islamistische Gefahr. Du verbindest es mit dem Thema Armut in der dritten Welt.

Ein Beispiel:
Ägypten gleitet in dieser Hinsicht immer mehr ab, die Bevölkerungsexplosion ist erschreckend, der islamische Fundamentalismus findet immer mehr Anhänger.
Würden die regelmäßigen Weizenlieferungen der Amis einmal ausbleiben (alles auf Kredit, womit sollten die Ägypter denn auch bezahlen?) käme es sofort zu einer Katastrophe. Die Amis erkaufen die Stabilität in dieser Region. Warum nicht die benachbarten Ölscheichs, die mit ihrem Reichtum nicht wissen wohin, die schon halb Sardinien aufgekauft haben und mit Beteiligungen einen großen teil der westlichen Industrie kontrollieren?

Sollte ein geschickter Führer mal in der Lage sein das zu erreichen, worum sich von Gaddhafi bis Saddam schon einige vergeblich bemüht hatten, nämlich eine vom Ölmonopol getragene politische Gemeinschaft der islamischen Staaten zustande zu bringen, ist unser Schicksal besiegelt.
 
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Ich habe den Koran gelesen. Für mich ist es ein gutes Buch, ohne Gewalt, manchmal ein bißchen seltsam anmutend, manches hab' ich auch nicht verstanden, aber ich habe nirgends herauslesen können, wo zum hl. Krieg aufgerufen wird.
Und ich glaube darin liegt das Problem. Die Gesinnung des Lesers ist ausschlaggebend für die Interpretation des Inhalts.
Ein Fanatiker liest die Suren anders als ein liberaler Gläubiger.
Ist es nicht bei der Bibel genauso? Oder hat jemand von Euch schon irgendwo
gelesen daß man keine Bluttransfusion bekommen darf?
Eine muslimische Freundin erklärte mir die Religionen folgendermaßen:
"Schau her. Der Arm ist Gott und die Finger sind die Religionen. Judentum,Christentum,Islam.....a du bist a Finger, (ich glaub' gar nichts) und alle Finger wachsen aus dem Arm. Vastehst? Es gibt nur an Gott, i vasteh' net, warum's streiten."
Sie ist eine einfache Frau aus Anatolien, die weder schreiben noch lesen kann, ein Kopftuch trägt und trotzdem mehr Weisheit besitzt als alle g'studierten dieser Welt.
Denkt einmal darüber nach.
Lg.Eule
 
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