Das Internet scheint wie gemacht, um einige Ideale der Aufklärung in die Tat umzusetzen.
- es stellt Informationen zur Verfügung , sodass jeder das selbstständige Denken beginnen und üben möge.
- es repräsentiert das Ideal der Gleichheit, denn jeder kann dort publizieren und sogar Gehör finden (auch wenn die Angst um Einschränkungen und Zensur im Internet umgeht und zunimmt)
- es bietet Plattform auch den marginalsierten Teilen der Gesellschaft und fördert dadurch, könnte man veraltet sagen, die Brüderlichkeit (und Schwesterlichkeit)
Diese Ideen werden und wurden auch institutionell umgesetzt und versucht: durch wikipediea und wikileaks, durch die Ideen der Piraten und ihrer "liquid democracy", durch die Mitsprache eines jeden in Kommentarspalten, Blogs und Foren.
Und dennoch, so scheint es mir, gehen die Tendenzen seit Jahren (auch?) in eine negative Richtung:
Statt Aufklärung kursieren Verschwörungstheorien.
Statt Austauschs auf argumentativer Ebene dominieren persönliche Angriffe und Herabsetzungen.
Statt Konsens und Konsenswillen dominieren Hysterisierung, Partialisierung und wenig Wille, auch nur einander zuzuhören.
Der öffentliche Diskurs schließlich passt sich dem an: professionelle Medien werden oberflächlicher, heischen in unseriösen Überschriften um Aufmerksamkeit und heizen hysterische Debatten erst richtig an.
Ist das Internet für die Ideale der Aufklärung also vielleicht eher abträglich?
Oder zeigt sich nur, dass diese Ideale sowieso von falschen Voraussetzungen ausgingen, oder so sowieso nie umsetzbar wären?