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Die Ideale der Aufklärung zu Zeiten des Internets

AW: Die Ideale der Aufklärung zu Zeiten des Internets

Hallo,

die Verbreitung von Informationen und ihre Zugänglichkeit ist natürlich eine Grundvoraussetzung für die Aufklärung und deshalb ist das Internet hier sicher hilfreich.
Andererseits ist die Informationsschwemme natürlich auch ein Problem.
Reine Information ohne Aufbereitung, Wertung, Hintergrundwissen über die Quellen und deren Glaubwürdigkeit usw. klärt kaum auf.

Insofern würde ich sagen, der vereinfachte Zugriff auf Wissen im Netz unterstützt die Aufklärung, die Tatsache hingegen, dass jeder Einzelne seine eigenen Inhalte ganz leicht verbreiten kann, mag zwar im Sinne der Gleichheit dem Aufklärungsideal entsprechen, torpediert sie aber gleichzeitig.

Deshalb sehe ich das Problem in diesem Ideal selbst. Aber das ist wohl bei Idealen immer der Fall, da sie kaum je der tatsächlichen Komplexität und Widersprüchlichkeit der menschlichen Natur gerecht werden.

Mit freundlichen Grüssen
pipra
 
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AW: Die Ideale der Aufklärung zu Zeiten des Internets

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Insofern würde ich sagen, der vereinfachte Zugriff auf Wissen im Netz unterstützt die Aufklärung, die Tatsache hingegen, dass jeder Einzelne seine eigenen Inhalte ganz leicht verbreiten kann, mag zwar im Sinne der Gleichheit dem Aufklärungsideal entsprechen, torpediert sie aber gleichzeitig. ...

Soso. Wieso torpediert die Verbreitung eigener Inhalte denn die Aufklärung? :dontknow:
 
AW: Die Ideale der Aufklärung zu Zeiten des Internets

Die meisten Antworten zielen darauf ab, wie "Menschen" oder "der Mensch" ist uns ich durch das Internet verändert oder nicht.
Wir haben es aber gerade im Internet nicht mit Menschen zu tun, sondern mit Konstruktionen von Personen, vermittelt durch Kommunikation. Wir können also nur Kommunikation beobachten und sehen wie diese sich verändert - und bezogen auf die Ausgangsfrage, wie und ob darin Ideale der Aufklärung repräsentiert werden.
Vom Individuum aus betrachtet, ermöglicht das Internet, sich neu zu erfinden - egal ob mit oder ohne Klarnamen. Da die meisten Individuen sich für vernünftig und aufgeklärt halten, können sie ihre Ansicht von Vernunft fast ungefiltert publizieren. Dabei werden die in der realen Welt üblichen Selektionskriterien für Kommunikation entweder ausgehebelt oder verschoben. Daher hinkt auch der Vergleich mit Büchern und anderen Medien, da sie a) nicht interaktiv sind und b) in den Augen der Allgemeinheit "abwegige" oder "abstruse" Vorstellung von Wahrheit und Moral viel stärker ausgefiltert werden.
Beispiel für Wahrheit:
- Verschwörungstheorien gab es schon früher. Erst durch das Internet erreichen sie aber die Prominenz, so dass auch professionelle Medien andauernd auf sie reagieren müssen - und sei es nur als "Phänomen" des Internets. Nun folgt auch das Fernsehen und sendet Dokus über Verschwörunmgstheorien und ihre "Widerlegung"
Moral:
- Amokläufer gab es schon früher. Amokläufer sind in der Regel asoziale, isolierte, marginalsierte Einzelgänger. In oft jahrelangen Schläferphasen bereiten sie sich auf ihre Wahnsinnstat vor. Das Internet hilft ihnen dabei, so dass es, laut der Publizistin Ines Geipel zu einer regelrechten "Schule des Amoklaufs" kommen konnte. Das Beipiel Breivik verdeutlicht, wie der Täter in seiner subjektiven Realitätskonstruktion den Wahnsinn als Notwehr und damit Vernunft konstruiert. Das Internet half ihm dabei, seine bizarre Argumentation über die Jahre zusammenzutragen und auszutauschen.
Diese Beispiele dienen nicht der VErteufelung, sondern legen nur das Augenmerk auf die eigene "Qualität" von Internetkommunikation. Vernunft und Moral zeigen sich mehr denn je nicht als absolute Werte, sondern als Konstruktionen, die umso mehr unter Veränderunsdruck geraten, als sich Individuen im Internet neu erfinden können, sich sozialen Sanktionen entziehen können und somit den Raum für Definitionen von Vernunft und Wahrheit so erweitern können, dass am Ende sogar der Eindruck von totaler Beliebigkeit entstehen kann.
 
AW: Die Ideale der Aufklärung zu Zeiten des Internets

Hallo,

1. die Verbreitung von Informationen und ihre Zugänglichkeit ist natürlich eine Grundvoraussetzung für die Aufklärung und deshalb ist das Internet hier sicher hilfreich.
Andererseits ist die Informationsschwemme natürlich auch ein Problem.
Reine Information ohne Aufbereitung, Wertung, Hintergrundwissen über die Quellen und deren Glaubwürdigkeit usw. klärt kaum auf.

2. Insofern würde ich sagen, der vereinfachte Zugriff auf Wissen im Netz unterstützt die Aufklärung, die Tatsache hingegen,

3. dass jeder Einzelne seine eigenen Inhalte ganz leicht verbreiten kann, mag zwar im Sinne der Gleichheit dem Aufklärungsideal entsprechen, torpediert sie aber gleichzeitig.

4. Deshalb sehe ich das Problem in diesem Ideal selbst. Aber das ist wohl bei Idealen immer der Fall, da sie kaum je der tatsächlichen Komplexität und Widersprüchlichkeit der menschlichen Natur gerecht werden.

Mit freundlichen Grüssen
pipra

Zu 1.:
Ja, aber Informationen ist eben noch nicht Wissen - und Wissen ist noch nicht Bedeutung ...

Zu 2.:
Kommt wahrscheinlich auf Denjenigen an, der mit welcher Haltung auf das das Internet zugreifen kann...:dontknow:
Und ob mensch aus dem Internet Wissen erlangen kann, bezweifle ich ....ohne meine Differenzierung zwischen Daten, Informationen, Wissen und Bedeutung an dieser Stelle dargelegt und erläutert zu haben ...

Zu 3.:
Kommt wahrscheinlich auf das an, was durch Einzelne jeweils verbreitet werden kann ... und ob der Einzelne auch ein Einzelner ist ...:dontknow:

Zu 4.:
Genau ! :schnl:

Gruß, moebius
 
AW: Die Ideale der Aufklärung zu Zeiten des Internets

Soso. Wieso torpediert die Verbreitung eigener Inhalte denn die Aufklärung? :dontknow:

Darf ich es mir mit der Anwort etwas bequem machen?
Aber Robinato hat das so gut formuliert:

Robinato schrieb:
Vernunft und Moral zeigen sich mehr denn je nicht als absolute Werte, sondern als Konstruktionen, die umso mehr unter Veränderunsdruck geraten, als sich Individuen im Internet neu erfinden können, sich sozialen Sanktionen entziehen können und somit den Raum für Definitionen von Vernunft und Wahrheit so erweitern können, dass am Ende sogar der Eindruck von totaler Beliebigkeit entstehen kann.

So hatte ich das gemeint. ;)

Ich finde Beliebigkeit weder gut noch schlecht.
Aber sie ist wohl nicht der Aufklärung förderlich.
 
AW: Die Ideale der Aufklärung zu Zeiten des Internets

....

1. Ich finde Beliebigkeit weder gut noch schlecht.
2. Aber sie ist wohl nicht der Aufklärung förderlich.

Zu 1.:
Und ich finde Beliebigkeit beliebig ...:lachen:

Zu 2.:
Genau, denn sowohl die philosophische Aufklärung des 18. Jahrhunderts als auch die sexuelle Aufklärung des 20. Jahrhunderts ist der Wahrheit verpflichtet, :ironie: soll ich im Auftrag von I. KANT und O. KOLLE mitteilen ...:lachen:
 
AW: Die Ideale der Aufklärung zu Zeiten des Internets

Hallo moebius,

ich stimme deinen Gedanken zu.
Und ich finde es wichtig, dass man in einer "Informationsgesellschaft" sich über die Unterschiede zwischen Information, Wissen, und Bedeutung versucht möglichst klar zu werden.

Mit freundlichen Grüssen
pipra

edit: Du bist aber schnell. ;)
Mein Post bezieht sich auf deinen Vorletzten. ;)
 
AW: Die Ideale der Aufklärung zu Zeiten des Internets

Darf ich es mir mit der Anwort etwas bequem machen?
Aber Robinato hat das so gut formuliert:



So hatte ich das gemeint. ;)

Ich finde Beliebigkeit weder gut noch schlecht.
Aber sie ist wohl nicht der Aufklärung förderlich.

Vernunft und Wahrheit sollen also verbindlich sein und nicht beliebig, weil es sonst keine Aufklärung geben kann?
 
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