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Die hohe Bindekraft des Negativen

AW: Empörung

@lilith51

lilith51 schrieb:
Ein schönes Beispiel dafür ist Claus, der mit Unterstützung einiger User auf dem Empörungs-Instrument virtuos spielt. Und sehr viele stürzen sich voll Freude auf den Claus-Thread, um nur ja nichts zu verpassen.

Wo, bitte? Welcher Claus-Thread?
 
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der hohe Unterhaltungswert des Negativen

Hu, Pergola, dein soziales, gerechtes Empfinden in allen Ehren (...)

Von meinem sozialen, gerechten Empfinden wusste ich noch garnichts. Werde der Sache nachgehen. Vielleicht ist das heilbar.

... aber unterstelle doch nicht Leuten, von denen du nichts weißt, eine ignorante, ausschließlich auf den eigenen Wohlstand ausgerichtete Denkens- und Lebensart

Ich habe dir mit keinem Wort was unterstellt. Ich hab überhaupt nicht von dir gesprochen. Verwechsle mich bitte nicht mit deinem schlechten Gewissen!

Meine Frage "Was wäre wenn..." bezog sich auf uns alle hier im Wohlstand lebende, zivilisationsverwöhnte, meckernde und künstlich Ängste produzierende Deutsch-Ösi-Nabel-der-Welt-Bewohnende.

Künstlich Ängste produzieren? Das tun doch die Medien. Oder sind "wir" auch die Medien? Ich blick's nicht mehr. Wer sind "wir"? Wer sind "die Medien"?

Ist es Zufall, daß die Faszination an blutrünstigen Thrillern, gewaltverherrlichenden Computerspielen, Live-Übertragungen von blutigen Geiselnahmen und möglichst vielen Echt-Toten in den Nachrichtensendungen pünktlich zum Abendessen scheinbar gerade in den Ländern, in denen Angst am wenigsten notwendig scheint, am stärksten ausgeprägt ist?

Nein, bestimmt kein Zufall. Aber was ist denn jetzt deiner Meinung nach der Grund für diese Faszination?

Daß MEIN Leben so bleibt, wie es ist, hoffe ich zutiefst -

Dann wünsche ich dir das auch von Herzen! Ich bin auch eher davon ausgegangen, dass sich für Leute wie uns (hier im Wohlstand lebende, zivilisationsverwöhnte, meckernde und künstlich Ängste produzierende Deutsch-Ösi-Nabel-der-Welt-Bewohnende) nicht viel ändern würde (und braucht).

Ich dachte eigentlich eher an andere.

Bin mir auch nicht sicher, ob "die" noch so lange warten, bis wir so weit sind. Vermute eher, dass die eines Tages selbst kommen werden. Und dann kommt es noch mal anders. Das gab's schon mal in der Geschichte. Und das hieß:

Völkerwanderung.

(...) ich vermute, daß du dich eher auf den Ist-Zustand der Welt im Ganzen beziehst

So wie man das halt so macht als anteilnehmendes, dummes Menschlein.

- aber daß ich die Welt maßgeblich verändern könnte, hab ich mir schon vor langem aus dem Kopf geschlagen.

Das verrät immerhin, dass du es mal im Kopf hattest.

Übrigens, wie macht man das mit dem Rausschlagen? Hat das weh getan?

Danke für den Literaturtip. Hab jetzt viel Zeit. Und eine Satire kommt jetzt genau richtig.

pergola
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: the medium is the message

pergola schrieb:
wann mögen Menschen das nicht, was ihnen auch Angst macht? Viele Menschen mögen gerade das.

Das ist etwas anderes, pure Phantasie, und das weiß jeder.
Außerdem unterscheide ich auch da.
Ich sehe gerne Filme, bei denen es mich gruselt, habe aber einen Horror vor Gewalt und Quälereien. Das gucke ich mir nicht an.
Wovon ich eigentlich spreche, ist leider die Realität von Folterungen z.B. und himmelschreiendem Unrecht.
Dass jemand davon gerne hört, geht über meinen Horizont.
Mich empört und ängstigt das maßlos!

Sich das zu wünschen ist vielleicht die erste Stufe auf dem Weg, es wirklich zu können: zaubern. Mit Sicherheit eine Vorbedingung. (Goethe hatte da ein feines Sätzchen zu, aber ich kriegs nicht mehr zusammen.)

Wer weiß... so ein bisschen zaubern kann ich ja schon :reden: !

Nebenbei: Ich finde es nicht nett, wenn man sich auf mich bezieht, ohne mich zu erwähnen oder anzusprechen, liebe Fortuna.

Oh, hab ich das gemacht?
Tut mir leid, ich spreche die Leute eigentlich immer persönlich an, es sei denn, ich antworte pauschal und habe nicht mehr in Erinnerung, wer was gesagt hat.
Ich werde aber in Zukunft besser aufpassen!

Fortuna
 
AW: the medium is the message

Das ist etwas anderes, pure Phantasie, und das weiß jeder.
Außerdem unterscheide ich auch da.
Ich sehe gerne Filme, bei denen es mich gruselt, habe aber einen Horror vor Gewalt und Quälereien. Das gucke ich mir nicht an.
Wovon ich eigentlich spreche, ist leider die Realität von Folterungen z.B. und himmelschreiendem Unrecht.
Dass jemand davon gerne hört, geht über meinen Horizont.
Mich empört und ängstigt das maßlos!

Wir meinen schon dieselbe Realität. Keine Sorge.

Da wäre ich bestimmt noch hingekommen: Dass es Leute gibt, die das offenbar gerne tun, Menschen quälen, zumindest dies offenbar nicht (wie du, wie ich) als Unrecht empfinden. Wäre dem nicht so, bekämen wir nicht ständig solche Nachrichten zu hören.

Hier ging es thematisch irgendwie um die "Bindekraft des Negativen". Eine schlagzeilenartige "Formel", die ich in ihrer Allgemeinheit abgelehnt habe. Jeder weiß, dass Publizistik ein zweischneidiges Schwert ist. Information, Meinungsbildung, ok. Aber auch Befriedigung, Bedienung (ich sag mal) niederer Bedürfnisse, niederer Instinkte. Vielleicht auch ihre teilweise künstliche Erzeugung (z.B. durch Angstmache).

Worauf ich mit der Schadenfreude hinaus wollte, ist, dass man das vielleicht nicht erstmal irgendwo nachlesen muss, sondern es an sich selbst (manche vielleicht nur in Ansätzen, ok) beobachten kann. Vielleicht denkst du nicht: "Gut, dass mir das nicht passiert ist". Aber ich glaube schon, dass du dir vorstellen kannst, dass viele so denken.

Ich weiß nicht, ob lilith das sagen wollte: Lieber Erkenntnis als Empörung.

Vielleicht: beides. Denn: Wozu eigentlich Erkenntnis?

Die Realität wäre besser, wenn die Menschen besser wären. Und die Publizistik wäre besser, wenn sie weniger publizistisch wäre. Desgleichen die Themenstellung hier.

Wer weiß... so ein bisschen zaubern kann ich ja schon.

Ich weiß.

pergola
 
AW: Die hohe Bindekraft des Negativen

Ich persönlich vermute eher, es hat etwas mit dem Selbst-/Weltbild zu tun.
Negative Nachrichten bestätigen mein Bild von der schlechten Welt.
Sehe ich auch so.

Wobei ich mir vorher genau überlege, welche Nachrichten ich mir "reinziehe".
Z.B. lese ich nicht schon in aller Früh die Tageszeitung, ich verdirb mir ja nicht die Laune schon bevor der Tag erst so richtig los geht, abends reicht auch.
Muß aber sagen, daß ich auch sehr empfindlich auf negative Nachrichten (vor allem Mißbrauch und Gewalt an Kindern) reagiere, da es mir dann lange nicht mehr aus dem Kopf geht und meine (positive) Energie flöten geht.
 
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Ich bin empört...

...weil ich mir sicher war, in diesem Forum schon mal den Begriff der "Empörungsrituale" geprägt zu haben. Habe es in die Suchmaschine eingegeben, aber nicht gefunden...tsss
Ein Aspekt ist hier noch nicht angesprochen worden: Die wohltuende Sattheit durch Empörung.

Empörung ist die gefühlsmäßige Reaktion auf eine negative Nachricht, mit der ein moralisches Urteil abgegeben wird, um sich selbst besser oder gerechter oder klüger fühlen zu können.

Ein Beispiel: Die Möglichkeit, zu Beiträgen in Online-Zeitungen Kommentare zu schreiben, boomt derzeit. Und diese Kommentare bestehen zu einem erklecklichen Prozentsatz aus Empörung. Empörung über den Inhalt der Nachrichten, über falsche Berichterstattung, über die falsche Interpretation, über den Blödsinn, den andere Kommentatoren so von sich geben. Sachliche Meinungsäußerungen kommen natürlich auch vor, aber die Empörung wirkt sehr anregend auf die Kommentar-Produktion.

Empörung erzeugt eine lebendige Auseinandersetzung, Empörung wird oft durch gezielte Provokation hervorgerufen.
aber immerhin das habe ich gefunden...
 
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