Benjamin
Well-Known Member
- Registriert
- 27. Januar 2005
- Beiträge
- 2.268
AW: Die hohe Bindekraft des Negativen
Ich muss sagen, bei mir habe ich eher das Gegenteil beobachtet. Sehe ich negative Nachrichten, geht es mir danach selbst auch schlechter. Sehe ich positive, geht es mir besser.
Das liegt daran, dass wenn ich etwas Negatives sehe, bei mir sofort irgendwie die Stimmung aufkommt "Mein Gott, die Welt ist doch furchtbar!". Wenn ich jedoch etwas Positives vernehme, so vermittelt mir das das Gefühl, dass die Welt gar nicht so schlecht ist. Bei mir ist es auch so, dass ich die meisten Negativschlagzeilen der Zeitung überblättere, besonders dann, wenn es um etwas geht, das mich nicht betrifft - wie zum Beispiel irgendeine Mordgeschichte, an der ich sowieso nichts ändern kann.
Ich persönlich glaube nicht, dass der Mensch so etwas wie Schocknachrichten braucht, oder dass er überhaupt Gefahr braucht, wenngleich wir es doch oft lieben uns in halsbrecherische Situationen zu begeben. Extremsport zum Beispiel zieht den Menschen meiner Meinung nach nicht der Gefahr wegen an, zumindest nicht direkt. Ich denke, das, was den Extremsport so attraktiv macht, ist der Bewusstseinszustand, der damit verbunden ist. Die völlige Konzentration, das Verschmelzen unseres Bewusstseins mit dem, was wir tun - vielleicht der Augenblick, in dem wir vergessen, dass wir getrennte Individuen sind. Das ist es zumindest beim Motorrad fahren und beim Skateboarden. Es ist nicht die Gefahr selbst, die so schön ist, sondern der Moment, in dem alle Angst vor irgendeiner Gefahr verschwindet.
Es ist meinem Wissen nach gar nicht in allen Ländern der Erde so, dass negatives so anziehend ist. Ich würde sagen, dieses Phänomen zeigt sich vor allem in Wohlstandsländern. Wer einmal ärmere Kulturen besucht hat, sieht oft auf verblüffende Weise, wie viele Menschen mit so wenig zufrieden sein können. Und gerade in diesen Kulturen sind negative Gesprächsthemen eher rar. Ich bin der Meinung, dass es ganz einfach daran liegt, dass es uns hier wirklich zu gut geht. Unser enormer materieller Wohlstand drückt auf unser aller Wohlbefinden. Ein Beispiel: Die Selbstmordrate ist heute weit höher, als sie es nach dem Zweiten Weltkrieg bei uns war, obwohl die Menschen damals vor einem Trümmerhaufen gestanden sind und materiell arm waren.
Ich denke daher, man beginnt bei uns deshalb gern ein Gespräch mit etwas Negativen, weil man erstens seiner eigenen Unmut Luft verschaffen kann und man zweitens sehr leicht auf Resonanz beim Gegenüber stößt. Aber ich finde, das ist eben nur deshalb so, weil es uns zu gut geht - materiell gesehen.
Ben
es mag jetzt paradox klingen, aber negativ meldungen machen uns zufrieden ja eventuell sogar glücklich, während uns positive nachrichten doch stark runterziehen können.
Ich muss sagen, bei mir habe ich eher das Gegenteil beobachtet. Sehe ich negative Nachrichten, geht es mir danach selbst auch schlechter. Sehe ich positive, geht es mir besser.
Das liegt daran, dass wenn ich etwas Negatives sehe, bei mir sofort irgendwie die Stimmung aufkommt "Mein Gott, die Welt ist doch furchtbar!". Wenn ich jedoch etwas Positives vernehme, so vermittelt mir das das Gefühl, dass die Welt gar nicht so schlecht ist. Bei mir ist es auch so, dass ich die meisten Negativschlagzeilen der Zeitung überblättere, besonders dann, wenn es um etwas geht, das mich nicht betrifft - wie zum Beispiel irgendeine Mordgeschichte, an der ich sowieso nichts ändern kann.
Ich persönlich glaube nicht, dass der Mensch so etwas wie Schocknachrichten braucht, oder dass er überhaupt Gefahr braucht, wenngleich wir es doch oft lieben uns in halsbrecherische Situationen zu begeben. Extremsport zum Beispiel zieht den Menschen meiner Meinung nach nicht der Gefahr wegen an, zumindest nicht direkt. Ich denke, das, was den Extremsport so attraktiv macht, ist der Bewusstseinszustand, der damit verbunden ist. Die völlige Konzentration, das Verschmelzen unseres Bewusstseins mit dem, was wir tun - vielleicht der Augenblick, in dem wir vergessen, dass wir getrennte Individuen sind. Das ist es zumindest beim Motorrad fahren und beim Skateboarden. Es ist nicht die Gefahr selbst, die so schön ist, sondern der Moment, in dem alle Angst vor irgendeiner Gefahr verschwindet.
Es ist meinem Wissen nach gar nicht in allen Ländern der Erde so, dass negatives so anziehend ist. Ich würde sagen, dieses Phänomen zeigt sich vor allem in Wohlstandsländern. Wer einmal ärmere Kulturen besucht hat, sieht oft auf verblüffende Weise, wie viele Menschen mit so wenig zufrieden sein können. Und gerade in diesen Kulturen sind negative Gesprächsthemen eher rar. Ich bin der Meinung, dass es ganz einfach daran liegt, dass es uns hier wirklich zu gut geht. Unser enormer materieller Wohlstand drückt auf unser aller Wohlbefinden. Ein Beispiel: Die Selbstmordrate ist heute weit höher, als sie es nach dem Zweiten Weltkrieg bei uns war, obwohl die Menschen damals vor einem Trümmerhaufen gestanden sind und materiell arm waren.
Ich denke daher, man beginnt bei uns deshalb gern ein Gespräch mit etwas Negativen, weil man erstens seiner eigenen Unmut Luft verschaffen kann und man zweitens sehr leicht auf Resonanz beim Gegenüber stößt. Aber ich finde, das ist eben nur deshalb so, weil es uns zu gut geht - materiell gesehen.
Ben