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Die hohe Bindekraft des Negativen

AW: Die hohe Bindekraft des Negativen

es mag jetzt paradox klingen, aber negativ meldungen machen uns zufrieden ja eventuell sogar glücklich, während uns positive nachrichten doch stark runterziehen können.

Ich muss sagen, bei mir habe ich eher das Gegenteil beobachtet. Sehe ich negative Nachrichten, geht es mir danach selbst auch schlechter. Sehe ich positive, geht es mir besser.
Das liegt daran, dass wenn ich etwas Negatives sehe, bei mir sofort irgendwie die Stimmung aufkommt "Mein Gott, die Welt ist doch furchtbar!". Wenn ich jedoch etwas Positives vernehme, so vermittelt mir das das Gefühl, dass die Welt gar nicht so schlecht ist. Bei mir ist es auch so, dass ich die meisten Negativschlagzeilen der Zeitung überblättere, besonders dann, wenn es um etwas geht, das mich nicht betrifft - wie zum Beispiel irgendeine Mordgeschichte, an der ich sowieso nichts ändern kann.

Ich persönlich glaube nicht, dass der Mensch so etwas wie Schocknachrichten braucht, oder dass er überhaupt Gefahr braucht, wenngleich wir es doch oft lieben uns in halsbrecherische Situationen zu begeben. Extremsport zum Beispiel zieht den Menschen meiner Meinung nach nicht der Gefahr wegen an, zumindest nicht direkt. Ich denke, das, was den Extremsport so attraktiv macht, ist der Bewusstseinszustand, der damit verbunden ist. Die völlige Konzentration, das Verschmelzen unseres Bewusstseins mit dem, was wir tun - vielleicht der Augenblick, in dem wir vergessen, dass wir getrennte Individuen sind. Das ist es zumindest beim Motorrad fahren und beim Skateboarden. Es ist nicht die Gefahr selbst, die so schön ist, sondern der Moment, in dem alle Angst vor irgendeiner Gefahr verschwindet.

Es ist meinem Wissen nach gar nicht in allen Ländern der Erde so, dass negatives so anziehend ist. Ich würde sagen, dieses Phänomen zeigt sich vor allem in Wohlstandsländern. Wer einmal ärmere Kulturen besucht hat, sieht oft auf verblüffende Weise, wie viele Menschen mit so wenig zufrieden sein können. Und gerade in diesen Kulturen sind negative Gesprächsthemen eher rar. Ich bin der Meinung, dass es ganz einfach daran liegt, dass es uns hier wirklich zu gut geht. Unser enormer materieller Wohlstand drückt auf unser aller Wohlbefinden. Ein Beispiel: Die Selbstmordrate ist heute weit höher, als sie es nach dem Zweiten Weltkrieg bei uns war, obwohl die Menschen damals vor einem Trümmerhaufen gestanden sind und materiell arm waren.

Ich denke daher, man beginnt bei uns deshalb gern ein Gespräch mit etwas Negativen, weil man erstens seiner eigenen Unmut Luft verschaffen kann und man zweitens sehr leicht auf Resonanz beim Gegenüber stößt. Aber ich finde, das ist eben nur deshalb so, weil es uns zu gut geht - materiell gesehen.

Ben
 
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AW: Die hohe Bindekraft des Negativen

hallo ben,

Ich muss sagen, bei mir habe ich eher das Gegenteil beobachtet. Sehe ich negative Nachrichten, geht es mir danach selbst auch schlechter. Sehe ich positive, geht es mir besser.
Das liegt daran, dass wenn ich etwas Negatives sehe, bei mir sofort irgendwie die Stimmung aufkommt "Mein Gott, die Welt ist doch furchtbar!".

ja das glaub ich dir, mir geht jenachdem auch sowas durch den kopf im ersten augenblick, doch was denkst du danach?
bleibt dein gefühl so oder beginnst du auch darüber nachzudenken wie gut es dir geht?
so ist es bei mir wenn ich das elend so sehe, kriege, hunger, naturkatastrophen usw.
aber ich muss auch sagen, dass es natürlich auch auf die nachrichten im einzelnen ankommt.
so empfinde ich natürlich keine ehrleichterung dass ich noch lebe, wenn ich von ermordung eines anderen menschen höre, überhaupt gewaltverbrechen lassen mich auch an der welt zweifel, da stell ich mir auch immer die frage wieso?

was den extremsport anbelangt denke ich eher dass die menschen die ihn betreiben vor allem den adrenalin kick verfallen sind, die ausschüttung der endorphine (glückshormone).

aber im grossen und ganzen ist die tendenz doch eher die der freude am negativen.
man braucht doch mal nur ins fernsehen zu schauen und abgesehen von den nachrichten zeigt sich dort noch viel mehr, gerichtssendungen, talkshows wo immer gestritten wird und die beliebten pannen shows wo menschen volle kanne auf die fresse fliegen und das als lustig verkauft wird!

es scheint als ob die menschen es lieben negative dinge zu sehen.

aber natürlich gibt es auch ausnahmen die gerne auf sowas verzichten können, gott sei dank.

lg binchen
 
Kräfte und Stoffe

Hallo Robin,

bin nicht sicher, ob ich deine Frage verstanden habe. Ich hoffe, du hast sie verstanden.

Robin schrieb:
Ich will eine andere Deutung zur Diskussion stellen: Dass das Negative für Kommunikation eine weit höhere Bindekraft (man könnte auch sagen: "Anschlussfähigkeit") besitzt und sich das Individuum nach dieser Bindekraft ausrichtet. Und dann anfängt, die Welt so negativ zu sehen, weil die Kommunikation es so einfach macht, die Welt negativ zu sehen.

Probleme: Wodurch macht die Kommunikation es einfach, die Welt negativ zu sehen? Nicht die Welt ist negativ, sondern sie wird es erst durch die Kommunikation? Die Kommunikation ist also das Negative? Oder bloß der Wille zum "Anschluss"? Was für ein Anschluss?

Robin schrieb:
In der Publizistik spricht man z.B. von Nachrichten "werten". Und da besitzt "Konflikt" z.B. einen höheren Wert als "Konsens". Dies ist aber offensichtlich paradox, denn im allgemeinen Wertesystem wird ja dem Konsens eine höhere Wertigkeit zugesprochen.

Einspruch: Es ist nicht paradox, wenn mit "Nachrichten werten" nicht gemeint ist, wie "wertvoll" eine Nachricht im humanen, ethischen, kulturellen etc. Sinne ist, sondern wie NÜTZLICH sie ist, und zwar dem, der "wertet", dem Publizisten.

Robin schrieb:
Ist das also so? Richtet sich das Individuum nach der Negativstruktur der Kommunikation aus? Und führt größtenteils die Negativität der Welt unreflektiert weiter, ohne sich dessen ganz bewusst zu sein?

Probleme: Was ist die Negativstruktur der Kommunikation? Der Mensch führt die Negativät der Welt weiter. Was ist denn jetzt negativ? Die Welt oder die bloß Struktur der Kommunikation? Oder beides?

Einspruch: Die Gegenüberstellung aus Individuum und Welt teile ich nicht. "Die Welt" ist doch nichts anderes als die Summe aller Individuen. Dann wohl auch die Negativität der Welt die Summe aller individuellen Negativität (vom synergetischen Effekt einmal abgesehen). Ein so richtig negatives Individuum wundert sich vielleicht noch darüber, wie WENIG negativ die Welt eigentlich ist, verglichen mit der EIGENEN Negativität!

Wo bleibt denn überhaupt das negative Individuum in deinem Modell? Wo bleibt der echte MENSCH?

Robin schrieb:
Wie empfindet ihr die Bindekraft des Negativen?
Und kann man dennoch entgegensteuern, ohne in das Fahrwasser des "Naiven" oder des "poitiv thinking" zu geraten?

Einspruch: Empfinde das mit der "hohen Bindekraft" als ein dürftiges Bild mit geringer Bindekraft. Falls das mit der "hohen Bindekraft" nicht von dir stammt, könntest du ruhig mal den Autor und den Titel des fulminanten Aufsatzes nennen, wo das herstammt.

Robin schrieb:
Und führt größtenteils die Negativität der Welt unreflektiert weiter, ohne sich dessen ganz bewusst zu sein?

Einspruch: Ohne sich dessen bewusst zu sein? Noch nie von der Lust an der Zerstörung gehört? Von der Schadenfreude? Von der Missgunst?

Oder einfach von der stillen FREUDE daran, dass es einen selber NICHT erwischt hat, sondern DEN DA?

Befürchte, dass du mit deinem viskosen Menschenbild das klebrige Rätsel nicht wirst lösen können, woher die "hohe Bindekraft des Negativen" rührt.

Verbindlichst

pergola
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Die hohe Bindekraft des Negativen

der thread selbst gibt schon die antwort

wir diskutieren hier über das negativ belegte thema der negativen nachrichten anstatt über etwas zu diskutieren, was wir alle für "schön" halten
schaut doch mal alle threads durch
was veranlasst einen themenersteller einen thread zu verfassen ?
er hat entweder eine frage oder beschwert sich über etwas
beim letzteren ist es nichts anderes als eine schlechte nachricht zu überbringen und reaktionen zu erwarten

robin, hättest du einen thread bezüglich der nachtrichten eröffnet, wenn du mit ihnen zufrieden gewesen wärst bzw in ihnen kein "problem" gesehen hättest ?
ein thread in der art von "die nachrichten sind schön und gut"
ich denke eher nicht....denn wozu über etwas diskutieren, was sowieso in ordnung ist ?

die einzigen threads, die mir in erinnerung sind und die keinerlei negativen touch haben und auch keine simplen fragen sind, sind claus bilder vom kosmos
diese erwecken interesse aufgrund ihrer außergewöhnlichkeit

lg,
Muzmuz
 
AW: Die hohe Bindekraft des Negativen

robin, hättest du einen thread bezüglich der nachtrichten eröffnet, wenn du mit ihnen zufrieden gewesen wärst bzw in ihnen kein "problem" gesehen hättest ?
ein thread in der art von "die nachrichten sind schön und gut"
ich denke eher nicht....denn wozu über etwas diskutieren, was sowieso in ordnung ist ?

Hallo Muzmuz,

ich möchte schon differenzieren zwischen "Problem" und dem "Negativen". Vielleicht hast du ja den Thread Braucht der Mensch Probleme? verfolgt.
Hier ein kurzer Ausschnitt:
Alle unsere Teilbereiche der Gesellschaft sind auf Problemlösung ausgerichtet.
Die Politik scheint hierbei für alle Probleme zuständig zu sein und bekommt entsprechend viel Kritik, wenn es nicht klappt.
Aber auch die Wirtschaft löst nichts als Probleme: Die der Gewinnmaximierung, des Kapitalflusses und des persönlichen Reichtums Einzelner. Das Recht braucht Probleme in Form von Verbrechen und Delinquenten und wie diese wieder integriert werden sollen (schon eine Paradoxie in sich: denn wenn das Recht das Problem zu gut löst, wird die Juristik überflüssig...)
Sogar die Kunst braucht Probleme: Wie man immer neue Formen entwickelt, um einen Kommentar zur Welt abzugeben, auch wenn schon alles gesagt scheint.
Sogar in der Liebe braucht man Probleme: Zunächst das Problem, den richtigen zu finden; und dann, die Liebe zu verteidigen einerseits gegen einziehende Langeweile, andererseits gegen Konkurrenz in Form von attraktiveren Liebespartnern.

Aber ich sehe das mit den negativen Nachrichten nicht als nur negativ; bzw. wollte herausfinden, ob man das "Negative" nur negativ sehen muss. Wir haben ja gesehen, dass positive Kommunikation "Risiken" birgt. Ich wollte also die "Zwei-Seiten-Form" Positiv/Negativ als solche deutlich machen und mich nicht einfach nur beschweren...;)
 
AW: Die hohe Bindekraft des Negativen

hallo robin,

das ist schon klar
ich meine aber "problem" im eigentlichen sinne

wenn ich alleine bin, und einen partner suche, habe ich ein problem
aber erst, wenn ich massiv darunter leide oder niemanden in absehbarer zeit finde, ist es das, was die allgemeinheit unter "problem" versteht
(ähnlich wie bei "krise" die allgemeinheit etwas negatives assoziiert, wobei krise nicht anderes als "phase der entscheidung" bedeutet)

im meine hier problem als voraussetzung eines handlungsbedarfes
so wie "wieviel ist 3+5 ?" ein mathematisches problem ist, auch wenn es leicht zu lösen ist, und auch dann, wenn es dem schüler schnurzegal ist ;)

lg,
Muzmuz
 
AW: Kräfte und Stoffe

Probleme: Wodurch macht die Kommunikation es einfach, die Welt negativ zu sehen? Nicht die Welt ist negativ, sondern sie wird es erst durch die Kommunikation? Die Kommunikation ist also das Negative? Oder bloß der Wille zum "Anschluss"? Was für ein Anschluss?

Auf jede Kommunikation wird in der Regel erwartet, dass auf sie geantwortet wird -"angeschlossen". Es sei denn, eine Sache hat sich erledigt (was selten der Fall ist).
Wird in der Kommunikation etwas vorgegeben und es ist in der Regel negativ formuliert oder thematisiert "Negatives", dann ist es natürlich weniger aufwändig, dem Negativen zuzustimmen, als dem etwas Positives entgegenzusetzen.
Ich finde den Ausdruck "Anschluss" ganz gut, weil er nicht nur das Antworten umfasst, sondern auch das Eingehen, zitieren etc. Es betrifft ja nicht nur mündliche Kommunikation.
Einspruch: Es ist nicht paradox, wenn mit "Nachrichten werten" nicht gemeint ist, wie "wertvoll" eine Nachricht im humanen, ethischen, kulturellen etc. Sinne ist, sondern wie NÜTZLICH sie ist, und zwar dem, der "wertet", dem Publizisten.
Das stimmt. Ich benutze Paradoxien in der Regel nicht, um etwas als falsch oder unmöglich zu bezeichnen, sondern eine Aussage/Tatbestand zu benennen, der Gegensätzliches in sich vereint. Hier ist das Pardoxe, dass das Negative das Positive (als Wert) ist. Damit "werte" ich aber diese Paradoxie nicht. Aber solche Paradoxien lenken Aufmerksamkeit auf sich und dann lohnt es sich eventuell, darüber nachzudenken.
Probleme: Was ist die Negativstruktur der Kommunikation? Der Mensch führt die Negativät der Welt weiter. Was ist denn jetzt negativ? Die Welt oder die bloß Struktur der Kommunikation? Oder beides?
Genau das war meine Frage. Z.B. an dich.

Einspruch: Die Gegenüberstellung aus Individuum und Welt teile ich nicht. "Die Welt" ist doch nichts anderes als die Summe aller Individuen.
Aha. Und was ist mit Tieren, der Umwelt, Sonne, Mond und Sterne? Mit Ereignissen, Katastrophen, Handlungen?
Wenn du gesagt hättest: Die Gesellschaft ist nichts anderes als die Summe aller Indiviuen, hätte ich das verstanden, aber diese Definition von Welt ist mir neu.

Wo bleibt denn überhaupt das negative Individuum in deinem Modell? Wo bleibt der echte MENSCH?
Ich weiß nicht, was du unter "echt" verstehst. Jeder hier hatte die Möglichkeit, als Individuum meiner Fragestellung nachzuspüren. Und so geschah es.

Einspruch: Empfinde das mit der "hohen Bindekraft" als ein dürftiges Bild mit geringer Bindekraft. Falls das mit der "hohen Bindekraft" nicht von dir stammt, könntest du ruhig mal den Autor und den Titel des fulminanten Aufsatzes nennen, wo das herstammt.
Der Ausdruck stammt von mir. Da die anderen ganz gut verstanden (oder es für sich umformen konnten), was ich meinte, kann ich damit leben, dass du es dürftig findest.

Einspruch: Ohne sich dessen bewusst zu sein? Noch nie von der Lust an der Zerstörung gehört? Von der Schadenfreude? Von der Missgunst?

Ich schrieb a) ohne sich dessen ganz bewusst zu sein und b) bezog sich das bewusst nicht darauf, dass man nicht weiß, dass man negative Seiten in sich trägt, sondern woher diese kommen.

Befürchte, dass du mit deinem viskosen Menschenbild das klebrige Rätsel nicht wirst lösen können, woher die "hohe Bindekraft des Negativen" rührt.
Ich weiß nicht, was du denkst, was ich für ein Menschenbild habe. Aber ich bin mit den Antworten hier ganz zufrieden. Ein "Rätsel" stellt sich nicht und ich wollte auch keins lösen.
 
AW: Die hohe Bindekraft des Negativen

Muß mal wieder bissl unsortierte Gedanken loswerden.

Was wäre, wenn wir alle satt, ausreichend verdienend, wohlhabend, mit reichlich Freizeit und noch mehr gutem Wetter jeden Tag, das ganze Jahr über, gesegnet wären?

Und irgendwo habe ich mal gelesen, daß der Himmel stinkelangweilig sein soll - den ganzen Tag Mannah, Harfenmusik und Halleluja (war's beim Engel Aloisius?) - wenig spannend, ne?


Und aus meinen Kneipen-Zeiten weiß ich noch, daß die kessen Väter, die am abweisendsten waren und immer 'nen fiesen Spruch auf der Lippe hatten, zugleich diejenigen mit den meisten Verehrerinnen waren.


Tja, ich würd mal sagen, wir brauchen's so. Sonst werden wir unachtsam, unsportlich und lebensuntüchtig.
 
Binding Force?

Hallo Robin,

Robin schrieb:
Auf jede Kommunikation wird in der Regel erwartet, dass auf sie geantwortet wird -"angeschlossen". Es sei denn, eine Sache hat sich erledigt (was selten der Fall ist).

Hm. Ist Kommunikation nicht immer wechselseitig?

Robin schrieb:
Wird in der Kommunikation etwas vorgegeben und es ist in der Regel negativ formuliert oder thematisiert "Negatives", dann ist es natürlich weniger aufwändig, dem Negativen zuzustimmen, als dem etwas Positives entgegenzusetzen.

Klingt plausibel. Jetzt hör dir mal das an:

Wird in der Kommunikation etwas vorgegeben und es ist in der Regel positiv formuliert oder thematisiert "Positives", dann ist es natürlich weniger aufwändig, dem Positiven zuzustimmen, als dem etwas Negativen entgegenzusetzen.

Klingt auch plausibel, oder nicht?

Wie sieht's aus: Gibt es denn auch eine Positivstruktur der Kommunikation?

Robin schrieb:
Ich finde den Ausdruck "Anschluss" ganz gut, weil er nicht nur das Antworten umfasst, sondern auch das Eingehen, zitieren etc. Es betrifft ja nicht nur mündliche Kommunikation.

Akzeptiert. Kannte das mit dem „Anschluss“ halt bisher nur aus: „Kein Anschluss unter dieser Nummer.“

Robin schrieb:
Ich benutze Paradoxien in der Regel nicht, um etwas als falsch oder unmöglich zu bezeichnen, sondern eine Aussage/Tatbestand zu benennen, der Gegensätzliches in sich vereint. Hier ist das Pardoxe, dass das Negative das Positive (als Wert) ist. Damit "werte" ich aber diese Paradoxie nicht. Aber solche Paradoxien lenken Aufmerksamkeit auf sich und dann lohnt es sich eventuell, darüber nachzudenken.

Ok. Die Verwendung geht in Ordnung, denke ich.

Robin schrieb:
Genau das war meine Frage. Z.B. an dich.

Achso!? Ja, aber wie soll ich dir antworten können, ohne dass mir die Negativstruktur der Kommunikation dazwischenfunkt?

Robin schrieb:
Aha. Und was ist mit Tieren, der Umwelt, Sonne, Mond und Sterne? Mit Ereignissen, Katastrophen, Handlungen? Wenn du gesagt hättest: Die Gesellschaft ist nichts anderes als die Summe aller Indiviuen, hätte ich das verstanden, aber diese Definition von Welt ist mir neu.

Dein Punkt! Ich hab ganz unzulässig „Welt“ auf Menschenwelt reduziert, weil ich dachte, du hättest bei "bad news" an die Dinge gedacht, die Menschen sich gegenseitig antun können und sowas. Bin nicht drauf gekommen, dass du auch an Sonne, Mond und Sterne und sowas denkst. Liegt vielleicht an der Negativstruktur MEINES Bewusstseins.

Robin schrieb:
Ich weiß nicht, was du unter "echt" verstehst. Jeder hier hatte die Möglichkeit, als Individuum meiner Fragestellung nachzuspüren. Und so geschah es.

Hatte den Eindruck, dass du das Negative überall vermutest: in der „Welt“, in abstrakten „Strukturen“. Nur nicht im KONKRETEN Menschen. Das erschien mir unecht.

Robin schrieb:
Der Ausdruck stammt von mir. Da die anderen ganz gut verstanden (oder es für sich umformen konnten), was ich meinte, kann ich damit leben, dass du es dürftig findest.

Der Ausdruck stammt von dir? Ok. (...)

Robin schrieb:
Ich schrieb a) ohne sich dessen ganz bewusst zu sein und b) bezog sich das bewusst nicht darauf, dass man nicht weiß, dass man negative Seiten in sich trägt, sondern woher diese kommen.

Ok. Missverständnis. Geklärt.

Robin schrieb:
Ich weiß nicht, was du denkst, was ich für ein Menschenbild habe. Aber ich bin mit den Antworten hier ganz zufrieden.

Wie soll denn da eine tiefgründige Diskussion aufkommen können, wenn hier immer gesagt wird: ICH kann damit leben, wie ICH das sehe; ICH habe das FÜR MICH geklärt; ICH bin zufrieden. ? Ständig kriege ich hier sowas zu hören. Grrrr.

Robin schrieb:
Ein "Rätsel" stellt sich nicht und ich wollte auch keins lösen.

Sage ich doch.


pergola
 
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AW: Die hohe Bindekraft des Negativen

hallo ben,

ja das glaub ich dir, mir geht jenachdem auch sowas durch den kopf im ersten augenblick, doch was denkst du danach?
(...)
so empfinde ich natürlich keine ehrleichterung dass ich noch lebe, wenn ich von ermordung eines anderen menschen höre, überhaupt gewaltverbrechen lassen mich auch an der welt zweifel, da stell ich mir auch immer die frage wieso?

Hallo Binchen!

Ich kann allerhöchstens eine gewisse Dankbarkeit aufweisen, wenn ich von gewissen Krisenregionen höre, dass ich nicht dort bin und unsere Umstände hier schätze, aber dennoch würde ich sagen, belastet mich eine solche Nachricht mehr, als dass sie Zufriedenheit schafft.

Binchen schrieb:
was den extremsport anbelangt denke ich eher dass die menschen die ihn betreiben vor allem den adrenalin kick verfallen sind, die ausschüttung der endorphine (glückshormone).

Tut mir leid, aber das finde ich nicht sehr weit gedacht. Dass "Glückshormone" ausgeschüttet werden, das ist wohl bei allem so, was uns in irgendeiner Weise erfreut. Viel interessanter und der eigentliche springende Punkt ist doch die Frage, warum das so ist. Warum macht es uns Spaß, warum werden Glückshormone ausgeschüttet?
Ich habe eben gemeint, dass es beim Extremsport nicht die Gefahr ist, die uns die Freude am Geschehen gibt, sondern der Augenblick, in dem alle Angst verschwindet, der Augenblick in dem man so konzentriert ist, dass man alles vergisst - bis auf den Augenblick selbst. Man ist sozusagen in diesem einen Augenblick genau in der Gegenwart, man denkt nur an diesen einen Moment.

Ich wollte damit einfach sagen, dass es auch beim Extremsport nicht die Gefahr ist, die den Menschen erfreut. Wie ich eben meine, dass den Menschen negative Dinge, die eine Gefahr für ihn bedeuten, keine Freude bringen.

Binchen schrieb:
aber im grossen und ganzen ist die tendenz doch eher die der freude am negativen.
man braucht doch mal nur ins fernsehen zu schauen und abgesehen von den nachrichten zeigt sich dort noch viel mehr, gerichtssendungen, talkshows wo immer gestritten wird und die beliebten pannen shows wo menschen volle kanne auf die fresse fliegen und das als lustig verkauft wird!

es scheint als ob die menschen es lieben negative dinge zu sehen.

Es gibt für mich nicht wirklich so etwas, wie Freude an negativen Nachrichten. Ich denke, es ist eher so, dass die Menschen negative Nachrichten einfach oft nicht negativ sehen, weil sie keine Ahnung davon haben, wie das wirklich ist.
Menschen wollen schockiert werden. Oder besser gesagt, sie empfinden Freude an schockierenden Dingen. Nicht deshalb, weil sie das Negative lieben, sondern weil sie das Unbekannte lieben. Etwas zu sehen, was man noch nie zuvor gesehen hat, woran man sein Leben lang noch nicht einmal gedacht hat, das sieht man einfach gerne - es erweitert letzenendes ja auch unseren Horizont.
Es ist für mich zum Beispiel wirklich spektakulär gewesen, wie ich zum ersten Mal im Fernsehen gesehen habe, wie Bomben Häuser zerfetzen haben - Häuser, in denen Menschen drinnen waren. Eben weil ich so etwas noch nie zuvor gesehen habe. Genauso ist es in irgendwelchen Shows, wo man Streitereien oder sonstiges zu sehen bekommt. Es gilt, umso ärger, desto beliebter. Denn umso mehr es unserem täglichen Leben widerspricht, umso faszinierender finden wir es. Das geht jedoch nur bis zu einem gewissen Grad. Denn wenn irgendwann das Negative zu grob und zu stark wird, dann will es niemand mehr sehen, weil man sich danach einfach nur mehr schlecht fühlt.

liebe Grüße
Ben
 
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