Hier mal ein uralter Text aus 2003 von mir zum Thema Emanzipation.
Als 1. sollte man
Emanzipation und
Feminismus unterscheiden.
Emanzipation ist nämlich nichts frauenspezifisches!, wird aber gerne gleichgesetzt, bzw. vermischt.
Als nächstes finde ich es wichtig zu überlegen, warum es überhaupt zu der "Emanzipationswelle" der Frauen kam und kommen musste.
Emanzipation bedeutet ja letztlich nichts anderes, als sich von Ungerechtigkeiten, Ungleichbehandlung und Diskriminierung etc. zu befreien. Die Gesellschaft verändert sich, Moralvorstellungen ändern sich, Rollenverteilungen ändern sich. Das hängt alles zusammen und ist ein sich entwickelnder Prozess aus Aktion, Reaktion, Revision und Adaptation.
Kein Versuch der Emanzipation kann also erfolgreich sein, wenn das Umfeld, die Gesellschaft nicht mitzieht.
Um einfach mal auf die Assotiation, dass Emanzipation nur etwas mit dem Verhalten von Frauen zu tun hat einzugehen:
Ich sehe es so:
Frau ist unzufrieden mit ihrer Rolle und Anerkennung in der Gesellschaft. Sie erkennt, dass es im Leben mehr gibt, als die ihr zugedachte Rolle, dass sich die als "männlich" und "weiblich" definierten Eigenschaften vermischen und eben nicht so krass einzuordnen sind. Sie erkennt, dass sie auch "männliche" Fähigkeiten hat, ja einige sogar übertrifft, und weniger abhängig ist, als sie bisher glaubte.
Das Bewusstsein, dass Menschen eben unterschiedliche Qualitäten und Fähigkeiten besitzen - unabhängig von ihrer geschlechtlichen Herkunft - führte dazu, dass die alten Denkmuster durchbrochen wurden.
Ich denke schon, dass wir dem Impuls der "Frauenbewegung" (hier Emanzipation genannt) viel zu verdanken haben und ich befürworte es auch, da es Vorschub leistete für ein moderneres, geschlechtsunspezifischeres, gesellschaftliches Denken.
Nichts desto Trotz, wäre es ohne die Bereitschaft der Männer nicht möglich gewesen. Ok, es stand auch ein gewisser "Zwang" und "Druck" dahinter, dass die Männer (und [Männer]Gesellschaft) sich anpassten, waren sie doch in vielen Bereichen absolut abhängig von den Frauen. Ja, viele Männer waren schlicht unselbstständig.
Dadurch, dass die Frauen einige Aufgaben schließlich verwehrten, hatten sie ja keine andere Wahl, sich den "weiblichen" Herausforderungen zu stellen und sich auch "weibische" Fähigkeiten anzueignen/zuzulassen. Gleichzeitig bot es ihnen aber auch die Chance, bisher nicht so akzeptierte Neigungen (weil weiblich) zu leben und eine gesellschaftliche Akzeptanz zu erfahren. (Heute lacht keiner mehr, wenn ein Mann einen Kinderwagen schiebt oder Wäsche aufhängt, und es darf ihm sogar Spaß machen. Er erntet dafür im Gegensatz zur Frau mitunter sogar mehr Anerkennung).
Das wesentliche dieser "Frauenemanzipation" ist also, dass der Boden dafür bereitet wurde, nicht mehr zu sehr in Mann und Frau zu denken, sondern den Menschen mit seinen mannigfaltigen, individuellen Neigungen und geschlechtsunspezifischen Fähigkeiten zu erkennen.
Ich gehe inzwischen sogar so weit zu sagen, dass es letztlich der Mann ist, der sich emanzipiert hat. (Die Frau gab den Anstoß, umsetzen mussten vieles die Männer und Gesellschaft).
Ist er dank der Frauen doch endlich auf dem Weg zu mehr Unabhängigkeit. Diese musste er sich in einigen Bereichen hart erarbeiten (Die Frauen natürlich auch *g*). Aber am Ziel ist er noch immer nicht
.
Ebenso wenig unsere Gesellschaft und die Frau. Denn so wirklich menschbezogen ist unser Denken noch immer nicht. Es schleicht sich immer wieder das Mann-Frau-Denken ein.
Ich finde es affig, sich als Frau vehement gegen weibliche Rollen zu sträuben, oder zwanghaft beweisen zu müssen "männlichen Dömänen" das Wasser reichen zu können.
Einige Rollenverteilungen haben ja durchaus ihre Vorteile.
Um es mal leicht philosophisch auszudrücken. Jede Frau sollte zu ihrem inneren Mann und zu ihrer inneren Frau stehen. Männer umgekehrt genau so. Ist wie Yin und Yang. In jedem steckt ein bisschen gut und böse, schwarz und weiß, männlich und weiblich. Lediglich die Anteile sind unterschiedlich verteilt und schwanken mitunter sogar.
TM, sehr weibisches Mannweib
EDIT: Weib ist für mich kein Schimpfwort