AW: die Burka in Europa
von Raika:
Arabische Frauen sind nicht nur willenlose Wesen, die von Männern ver- oder enthüllt werden. Sie entscheiden sich durchaus auch selbst dafür - und das nicht unter Repressalien. Warum und wieso habe ich etwas weiter oben beschrieben.
Liebe Raika.
Was du „weiter oben“ sehr eingängig beschreibst, ist der Stolz der Sklavin. Schauen wir uns Stolz genauer an. Stolz ist m.E. immer der, der eine Situation im Hintergrund erträgt, der jedoch auf einem anderen, meist nach außen/vorn gewandten Gebiet genau das Gegenteil darstellt und nicht nur darstellt, sondern auch so empfindet. Er sucht sich praktisch in seiner Unfreiheit eine Nische, in der er meist sogar überdurchschnittlich „erhaben“ oder selbstbewußt erscheint. Nicht umsonst wirken westlich orientierte Frauen oft „selbstbewußt und anspruchsvoll“. Oftmals ist das bereits auch der ganze Inhalt. Man kann das böswillig verallgemeinern, indem man sagt, „wer nichts hat, hat wenigstens seine Ehre“…so ist es ja, besonders unter südlicheren Jugendlichen, aber das ist deren Problem, das müssen sie selbständig erschnüffeln, ich bin dafür nicht zuständig.
Ich bin nicht so sehr an Diskussionen darüber interessiert, wer welche Gründe für „seine“ Burka hat, das soll jeder Mensch selbständig erforschen, für sich. Die Burka ist ein Wort mit m.E. übertragbarem Sinn. Jedoch sehr Symbolhaft. Männergesellschaften mögen Symbole auch.
Mir ist jedoch vorübergehend klar, dass Menschen sich auf einer Art individueller Leiter befinden, auf der sie m.E. immer freier werden. Die jeweils nächste Stufe kann nur dann erklommen werden, wenn man sich der Unfreiheit der aktuellen Stufe bewußt ist. Wozu soll ich da irgendeinen alten Bücherwurm zitieren, wenn das völlig klar ist. Man kann sich also heute sehr frei und selbständig empfinden, wenn man ins Büro geht, ein Studium erlebt und Markenkleidung kauft oder zum guten Schein ein Fest für das halbe Dorf ausrichtet (was man nicht mag, aber beeindrucken will). Die Menschen sind selber verantwortlich dafür, ihre aktuelle Situation zu erforschen, das nimmt ihnen keiner ab.
Da leider oft erst Leid den nötigen Boden bringt, um die aktuelle Lage zu erkennen, werden viele Menschen erst eine Weile brauchen, bis sie diese von dir gut beschriebenen Verteidigungspositionen verlassen. Ohne Leid jedoch, kann man sie während sie sich frei fühlen, für alles benutzen, wofür man sie je ausbildete. Es ist, obwohl ich beschriebenes hasse, nicht meine Aufgabe, deine Gedanken zu belehren, ich finde es lediglich schade, dass man das was Gott schuf, nicht isst, trinkt, raucht, riecht oder ansieht, sondern versteckt. Wer sich da über das Göttliche erhebt, indem er durch Hindernisse der Wahnehmung oder duch Verneinung der Richtigkeit eines jeweiligen Istzustandes, zugunsten eines imaginären Sollzustandes, eingreift, verwendet komischerweise endlose theologische oder philosophische Gedankenketten und gute Wortaneinanderreihungen. Aus meiner Sicht weiß er sehr genau, warum man das nicht mit wenigen Worten oder Momenten begründen kann. Ohne kartenhaftes Gedankengebäude, währe das nicht möglich.
Liebe Grüße
Bernd