Damit bin ich völlig Deiner Ansicht:
Wenn ich aus dem Französischen, ein wenig krasser noch aus dem Spanischen (nicht umsonst kommt dem Deutschsprachigen so manches eben „spanisch“ vor) etwas ins Deutsche übersetze, und es kommt dabei primär „ein Blödsinn“ heraus, so habe ich zwei Möglichkeiten, das Problem zu lösen: entweder, „die Franzosen, die Spanier sind alle Deppen, da kann nichts anderes herauskommen“, oder eben, ICH habe mich geirrt, weil mir Differenzen nicht bewusst sind. Nun, ich habe mir angewöhnt davon überzeugt zu sein, dass ICH mich geirrt habe, dass ich mein „Bewusstsein erweitern“ und Gewohnheiten abbauen muss und bin völlig davon abgegangen die anderen für blöd oder sonst was zu halten.
Hier aber sind wir genau dort, wo ich zuvor meinte:
Eine etwas lange und mühsame Einleitung, zugegeben. Aber wie soll ich den fundamentalen Unterschied zwischen Bewusstsein und Gewöhnung, auch was Kultur und Religion betrifft, verständlich machen. Der Durchschnittsbürger ist seine Sprache, seine Kultur, seine Religion (Menschenbild) „einzig nur gewöhnt“ und meint unbewusst, dass eben dieses „die ganze Welt“ sei. Bewusst wird ihm seine „Absonderlichkeit“ erst durch die Begegnung mit „dem Fremden“. Die Tücke der Situation aber ist, dass der Durchschnittsbürger, eben in der von mir immer wieder betonten Selbstwertverabsolutierung als psychische Entlastung immer „dem Fremden“ die Absonderlichkeit zuweist. Das aber ist ein reiner „primitiver“ psychischer Vorgang, um der tiefen „intellektuellen Verunsicherung“ entgehen zu können. Der Mutige nimmt die Verunsicherung auf sich, nur der Feige nimmt Zuflucht zur Gewalt!
Wir haben in Wien die etwas boshafte Metapher: „Warum wird ein Droschkengaul nicht verrückt, obwohl ihm die Scheuklappen 90% seines Gesichtsfeldes nehmen? - Weil er meint, er sähe die ganze Welt; und zieht weiter brav an der Droschke, aus Gewohnheit.“
lg diethelm
P.S.: Wenn ich wirklich Deine Argumente geklaut habe, dann freut es mich ungemein, ehrlich, dieser Dieb wäre ich gerne! (sagst mir auch noch aus welchem Beitrag? - danke)
P.P.S.: Wenn Du (oder sonst wer) mir noch sagen könntest, wie ich aus diesem „viel“ ein weniger, das dann „mehr“ gewesen wäre, hätte machen können, wäre ich echt dankbar, denn es geht mir auch auf den Nerv, mehr als 20 Zeilen schreiben zu müssen, das kostet viel zu viel Zeit.
P.P.P.S.: 11.04.2003, 13:11 meintest Du gegenüber alzi:
Aber beim Begriff "Verstehen" hapert es eben gewaltig. Ich habe gegenüber mavaho die Metapher der fremdsprachigen Witze gebraucht. Übersetze nun mal einen intellektuellen Witz aus dem Französischen ins Deutsche! Es geht dabei, philosophisch gesprochen, exakt um das Problem der „Radikalen Interpretation“ Ich weiß nicht, wie weit Du in Fremdsprachen bewandert bist. Aber es ist wohl jedem klar, dass „Wort für Wort“ zu übersetzen nur zu Missverständnissen. Mit den Mythen, den Religionen quadriert sich dieses Problem gewissermaßen. Warum wird zum Übersetzen in eine andere Sprache für die Zielsprache ein „nativ speaker“ der Zielsprache bevorzugt? Nicht, weil er die Sprache mehr oder minder perfekt beherrscht, sondern weil ihm logische Inkongruenzen normalerweise viel schneller, tiefer bewusst werden, als einem der diese Sprache wenn auch noch so perfekt gelernt hat. Diese Inkongruenzen sind aber keine Schwäche der Ausgangssprache! Jedem professionellen Übersetzer ist dieses absolut klar. Er wird, wenn es ihm der Mühe wert erscheint (hoffentlich immer), die entsprechenden Nachforschungen in der Ausgangssprache anstellen, um die Widersprüche aufzulösen. Was, z.B. für einen Franzosen schlicht und einfach nur Gewöhnung ist, muss einem Deutschen bewusst geworden sein, ebenso umgekehrt. Das heißt, die Eigenheiten einer Sprache erkennt der Fremdsprachige schneller. Es ist auch eine alte Erfahrung, dass man die eigene Sprache erst „lernt“, wenn man eine Fremdsprache lernt, weil erst dadurch aus der Gewohnheit ein Bewusstsein entsteht, und zwar um so fundierter, je fremder, je weniger verwandt, die Sprache mit der eigenen ist.Gisbert Zalich schrieb:Das Entscheidende ist die beidseitige Bereitschaft, einander zu verstehen.
Wenn ich aus dem Französischen, ein wenig krasser noch aus dem Spanischen (nicht umsonst kommt dem Deutschsprachigen so manches eben „spanisch“ vor) etwas ins Deutsche übersetze, und es kommt dabei primär „ein Blödsinn“ heraus, so habe ich zwei Möglichkeiten, das Problem zu lösen: entweder, „die Franzosen, die Spanier sind alle Deppen, da kann nichts anderes herauskommen“, oder eben, ICH habe mich geirrt, weil mir Differenzen nicht bewusst sind. Nun, ich habe mir angewöhnt davon überzeugt zu sein, dass ICH mich geirrt habe, dass ich mein „Bewusstsein erweitern“ und Gewohnheiten abbauen muss und bin völlig davon abgegangen die anderen für blöd oder sonst was zu halten.
Hier aber sind wir genau dort, wo ich zuvor meinte:
, denn das verlangt die intellektuelle Redlichkeit, wenn ich Dialog will. Sonst sind wir wieder beim mehr oder minder toleranten verbalen Schlagabtausch. Lassen wir vorerst die Gegenseite außen vor, die einzige Bereitschaft, die wir beeinflussen oder auch verweigern können, ist nur die unsere! Von den anderen können wir diese Bereitschaft nur erhoffen, erflehen. Wollten wir sie von ihnen erzwingen, was ist sie dann noch?diethelm schrieb:Wenn wir ernstlich mit anderen in den Dialog treten wollten, müssten wir vorerst prinzipiell davon ausgehen, dass wir unrecht haben
Eine etwas lange und mühsame Einleitung, zugegeben. Aber wie soll ich den fundamentalen Unterschied zwischen Bewusstsein und Gewöhnung, auch was Kultur und Religion betrifft, verständlich machen. Der Durchschnittsbürger ist seine Sprache, seine Kultur, seine Religion (Menschenbild) „einzig nur gewöhnt“ und meint unbewusst, dass eben dieses „die ganze Welt“ sei. Bewusst wird ihm seine „Absonderlichkeit“ erst durch die Begegnung mit „dem Fremden“. Die Tücke der Situation aber ist, dass der Durchschnittsbürger, eben in der von mir immer wieder betonten Selbstwertverabsolutierung als psychische Entlastung immer „dem Fremden“ die Absonderlichkeit zuweist. Das aber ist ein reiner „primitiver“ psychischer Vorgang, um der tiefen „intellektuellen Verunsicherung“ entgehen zu können. Der Mutige nimmt die Verunsicherung auf sich, nur der Feige nimmt Zuflucht zur Gewalt!
Wir haben in Wien die etwas boshafte Metapher: „Warum wird ein Droschkengaul nicht verrückt, obwohl ihm die Scheuklappen 90% seines Gesichtsfeldes nehmen? - Weil er meint, er sähe die ganze Welt; und zieht weiter brav an der Droschke, aus Gewohnheit.“
lg diethelm
P.S.: Wenn ich wirklich Deine Argumente geklaut habe, dann freut es mich ungemein, ehrlich, dieser Dieb wäre ich gerne! (sagst mir auch noch aus welchem Beitrag? - danke)
P.P.S.: Wenn Du (oder sonst wer) mir noch sagen könntest, wie ich aus diesem „viel“ ein weniger, das dann „mehr“ gewesen wäre, hätte machen können, wäre ich echt dankbar, denn es geht mir auch auf den Nerv, mehr als 20 Zeilen schreiben zu müssen, das kostet viel zu viel Zeit.
P.P.P.S.: 11.04.2003, 13:11 meintest Du gegenüber alzi:
im thread "wieder ein Diktator weniger" – Nicht dass ich darauf extrig herumreiten will, aber ein "Franzose" würde sagen, Du hättest den "clou" nicht verstanden; wahrscheinlich genau so wenig, wie ein Bantu einen Buschmann verstehen kann. Dabei aber gibt es im Süddeutschen Raum ein ähnliches Bild: "Der hat's gekriegt, 'glatt und verkehrt'. Bitte glaube aber nicht, dass ich meine, ich verstünde mehr, ich denke nur, ich bezweifele mehr.Der radikale Pazifist hat die Vorstellung, nach Jesus zu leben, indem er seine linke Backe zum Zuschlagen anbietet, um dem Feind zu beschämen.