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Der Tod JESU

AW: Der Tod JESU

Kaawi, du hast vollkommen Recht, wen das interessiert, der sollte und wird sich auch über das Für und Wider äußern und sich der Diskussion darüber stellen. Was du aber vielleicht (noch) nicht hier erleben konntest: Es wurde einerseits das eigene Weltbild bzw. die eigene Religion als das absolut Wahre dargestellt, andererseits wurden solche als Idioten hingestellt, die sich mit sowas beschäftigen. Man hatte sogar manchmal schon den Eindruck, Walter wäre eigentlich als der größte Idiot gemeint, weil er "Religion und Spirituelles" hier reingestellt hat, weil darüber dann notgedrungen auch diskutiert werden müsste.

Ja, Andreas, ich habe wohl das Ausmaß der Destruktivität hier noch nicht erleben müssen. Davor muß man sich natürlich schützen!

Deine differenzierte Darstellung gefällt mir sehr gut. Vielen Dank dafür.
LG Kaawi
 
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AW: Der Tod JESU

Hallo Thorshammer

Ich bin neu hier in diesem Forum und deine Diskussion hier hat mich spontan angesprochen. Natürlich hoffe ich auf sehr interessante Diskussionen.

Bezüglich des Todes Jesu habe ich folgende Ansicht:

Warum wurde Gott Mensch? Um dem Menschen die Rückkehr zu Gott zu ermöglichen. Wie hat er das genau gemacht? Indem er selbst Mensch wurde.
Gemäss Bibel ist der Mensch eine Drei-Einheit aus Körper, Seele und Geist. Die Einheit mit Gott kann nur im Geist des Menschen zustande kommen. Doch diese Einheit hatte der Mensch zuvor zerstört. In dem Eden-Bild mit Adam und Eva wird diese Tatsache sinnbildlich dargestellt. Geflügelte Kerubim bewachen den Garten Eden nach dem Sündenfall und verwehren dem Menschen so den Zugang zum Baum des Lebens. In dem Modell des menschlichen Körpers in Form einer mobilen Hütte, die das alttestamentliche Volk Israel durch die Wüste trug, sind diese Kerubim auf den Vorhang – genannt Scheidevorhang – gestickt und versinnbildlichen, dass der Zugang zu Gott versperrt ist. Auch diese Hütte, genannt Stiftshütte – zeigt die Drei-Einheit des menschlichen, sterblichen Körpers. Der Tod Jesu diente dem Zweck, die Einheit im Geist zwischen Mensch und Gott wiederherzustellen. Darum zerriss dieser Scheidevorhang im Tempel zu Jerusalem, als er am Kreuz starb. Nun kann Gott im menschlichen Geist seinen Raum wieder einnehmen. Wie machte er das?
Indem er selbst Mensch wurde, gesalbt mit dem Heiligen Geist Gottes. Diesen Geist reichert er um die Erfahrung seines Erdenlebens an, um seine Leiden, um seinen Tod und um seine Auferstehung (besser: seine den Tod überwindende Kraft). Diesen Geist, der nun zu dem Geist Jesu Christi wird, giesst er nun (Pfingsten) in des Menschen Geist, damit auch dieser fortan den Tod überwindet. Es geht dabei nicht um den Erhalt des menschlichen Körpers, damit dieser ewig lebe, sondern um den Eingang in das Reich Gottes.
Im Alten Testament finden wir diese Tatsache in der Herstellung des heiligen Salböls wieder. Dabei wir Olivenöl (der Geist Gottes) um die Zutaten Kassia, Zimt (Jesu Wohlgeruch vor Gott) und Myrrhe (Jesu Leiden und Tod: Myrrhe riecht gut, aber schmeckt bitter) angereichert und dieses Salböl (ein ganzer Krug davon) wird dem zu Salbenden über das Haupt gegossen, so dass sich das Öl nicht nur über sein Haupt ergiesst, sondern auch über den ganzen Körper. Dieses Ergiessen über den Körper sagt viel aus, worum es genauer geht. Der Geist Christi im Geist des Menschen ist dieser Schatz in einem irdenen Gefäss, Gottes Unterpfand, die Gabe Gottes an jeden Menschen. Doch dieses Unterpfand, diese Gabe Gottes will seinen Einfluss auch auf die Seele ausweiten, die Gefäss unseres Denkens, Fühlens, Wollens und Ursprung unseres Handelns ist. Anhand des Volkes Israel, das 40 Jahre lang durch die Wüste zog, um dann über den Jordan zu ziehen, ins verheissene Land, erkennen wir, worum es bei diesem Umwandlungsprozess genannt Heiligung geht: Um den Einzug in das Reich Gottes. Wen das nicht kümmert, wer diese Gabe in sich einschliesst und quasi verschwendet, der wird nach seinem Tod einfach wieder in einen irdischen Leib gesät, wer aber überwindet, bekommt den himmlischen Leib.
Das alles habe ich nur sehr rudimentär dargestellt. Eine genauere Betrachtung ist bestimmt sehr interessant.

Gruss
Sofia
 
AW: Der Tod JESU

Du bist der Wahrheit sehr nahe gekommen.:blume1:

gruss
thorshammer

Dazu noch 3 Gedanken von Friedrich NIETZSCHE, der als Sohn eines protestantischen Pastors das "christliche System" aus der Binnen-Perspektive kannte:
1. "Die K i r c h e ist exakt das, wogegen Jesus gepredigt hat - und wogegen er seine Jünger kämpfen lehrte."

2. "Das Wort schon 'Christentum' ist ein Mißverständnis - im Grunde gab es nur Einen Christen, und der starb am Kreuz."

3. "Und jene Zahllosen, welche Liebe v e r m i s s e n, von seiten der Eltern, Kinder oder Geliebten, namentlich aber die Menschen der sublimierten Geschlechtlichkeit, haben im Christentum ihren Fund gemacht."

Grüsse, moebius :blume1:
 
AW: Der Tod JESU

der Tod Jesu ist eine Tragödie

die Zuschauer der Passionsfestspiele sollen erkennen,
daß die Hinrichtung ein Fehler war
und
daß sie daran durchaus selbst beteiligt gewesen sein könnten

Hm - aber für die Christen kann es eigentlich doch keine Tragödie sein, weil sie doch glauben, dass sie nun durch seinen Tod von der Erbsünde befreit wurden und sein Tod die Besiegelung des neuen Bundes mit Gott ist.
Eigentlich wäre das doch ein Grund zur Freude über diese große Befreiung.
Aber irgendwie kommt das immer ganz anders rüber......grübel....

Für mich, die ich denke, dass mit dem Tod das individuelle Leben endgültig beendet ist, ist der Tod eines so hervorragenden Menschen sicher eine Tragödie.....wenn er denn wirklich das alles getan hat, was man über ihn berichtet. Was hätte er noch alles bewirken können, wenn man ihn gelassen hätte!
 
AW: Der Tod JESU

Zu diesem Lied passen möglicherweise die folgenden Gedanken von
Carl Friedrich von WEIZSÄCKER:
"Die Wiederkunft Christi ist ja wohl nicht die physische Rückkehr von Jesus von Nazareth auf die Erde. Sie ist vielmehr der Vollzug dessen, was er gelebt und gelehrt hat, in der Menschheit."
In: Wohin gehen wir?, München-Wien 1997, S. 108
Gruß, moebius :blume2:
 
AW: Der Tod JESU

Zu diesem Lied passen möglicherweise die folgenden Gedanken von
Carl Friedrich von WEIZSÄCKER:
"Die Wiederkunft Christi ist ja wohl nicht die physische Rückkehr von Jesus von Nazareth auf die Erde. Sie ist vielmehr der Vollzug dessen, was er gelebt und gelehrt hat, in der Menschheit."
In: Wohin gehen wir?, München-Wien 1997, S. 108
Gruß, moebius :blume2:

Also soooo wie die Welt zurzeit aussieht, sollte man dies niemandem der nichts dafür kann, in die Schuhe schieben - schon gar nicht einem der eher barfuss ging...

Was aber Carl Friedrich von Weizsäcker betrifft: er schrieb diese schönen Sätze im Jahr 1997 - sein Text geht folgenderweise weiter:

"Dies ist eine Weise, das zu beschreiben, wozu der Weg unseres gemeinsamen Bewußtseins führen soll. Ich wagte nicht zu sagen, wie dieser gemeinsame Weg wirklich aussehen wird.Wir alle müssen lernen, einander wahrzunehmen.Es ist nicht ausgeschlossen, daß diese Wahrnehmumg erst nach nochmaligen, vielleicht unvergleichlich großen Katastrophen eintreten wird.Aber ich bin überzeugt, sie ist möglich.Laßt uns lernen, einander wahrzunehmen, einander ernst zu nehmen.Laßt uns verantwortliche Nächstenliebe lernen."

Weizsäcker ist also schon vor 12 Jahren überhaupt nicht überzeugt, dass der Vollzug dessen was Jesus gelehrt hat oder etwas anders ausgedrückt: "lernen, einender wahrzunehme", stattfinden wird vor einer "nochmaligen, vielleicht unvergleichlich großen Katastrophe".

Freundliche Grüße

Stefanie
 
AW: Der Tod JESU

Wahrscheinlich wurde C.F. von Weizsäcker
deswegen "schließlich" ein "Mystiker", Stefanie!

Denkt sich jedenfalls immer wieder

(auch in der Sonntagsmittagspause.)
Reinhhard70

mit Gruß an Moebius.
 
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AW: Der Tod JESU

Ich rücke für mich bündig so zurecht:
Weizsäcker ist also überhaupt nicht überzeugt, dass der Vollzug dessen was Jesus gelehrt hat: "lernen, einander wahrzunehmen", stattfinden wird vor einer "unvergleichlich großen Katastrophe"

Genau das ist es, was sich ständig vordrängt: Der hypnotisierte Blick auf die unvergleichlich große Katastrophe, die kommen und eintreten wird. Die Angst davor schiebt sich wie ein Riegel vor den mystischen Trost, dass der dauernde Vollzug seiner Lehre "Liebet einander!" - also des "geht auf einander zu!" ständig laufen sollte und nicht mit Blick auf künftige Katastrophen - welcher Art auch immer.

Ja, gehen wir auf einander zu - mit freundlichem Lächeln, mit aufbauenden Worten, mit hilfreichen Hinweisen, mit philosophisch-mystischen Gedanken und wenn möglich, auch mit normaler, materieller Tat.

Das reicht schon für das Heraufdämmern des persönlichen inneren Friedens - und vielleicht auch der Welt, meint - reinwiel
 
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