Also, ich selber komme aus einer alevitischen Familie, allerdings bin ich Agnostiker. In meiner Familie hat Religion nie eine große Rolle gespielt, meine Mutter, meine Oma (beide!), Tante, kleine Cousine tragen alle kein Kopftuch, weil das in unserer Religion völlig fremd ist. Wie die Situation der Aleviten in der Türkei ist, ist ja hinlänglich bekannt. Übrigens möchte ich auch anmerken, dass Aleviten keine Muslime sind, auch wenn sie den Muslimen zugeschrieben werden. Wir, als Religionsgemeinschaft, orientieren uns nicht an den 5 Säulen des Islams. Wir fasten nicht, sagen die Schahada nicht, pilgern nicht nach Mekka und beten auch nicht 5x am Tag.
Ich bin selber in Berlin in einem Viertel aufgewachsen, was von Muslimen dominiert wurde (bzw. es auch noch wird). Allerdings waren es eher Muslime der Unterschicht, heißt also, bildungsfern und sozioökonomisch ziemlich weit unten. Einige haben auch etwas aus ihrem Leben gemacht, die meisten lungern immer noch auf den Straßen und leider kriegen diese Leute dann auch noch Kinder.
Früher hatte ich mal einen schiitischen Freund gehabt (Schiiten und Aleviten haben ein paar Schnittstellen), der aus einer hochreligiösen Familie kam. Der Vater fing mit 8 Jahren zu arbeiten an, kam als Handwerker Anfang der 60er nach Deutschland, die Mutter ein paar Jahre später. Sie ist eine Familie, die sich wirklich nie was zu schulden kommen ließ. 2 ihrer 3 Kinder wurden Ärzte (Neurochrirurg und Kinderärztin), mein Kumpel hat Technische Informatik studiert. Die Schwester trug komischerweise kein Kopftuch, war allerdings auch sehr religiös, die beiden Brüder hingegen erfüllten jedes Klischee, sehr konservativ, jung geheiratet, der eine hat 4 Kinder, mein Kumpel 3. Die gesamte Familie nimmt ihren Glauben sehr ernst. Mich hat das als Kind sehr fasziniert, vorallem die Harmonie, die in dieser Familie herrschte. Alles war so anders, als ich von meiner eigenen Familie kannte. So begann ich mich immer mehr mit dem Islam auseinanderzusetzen, ging in Moscheen, ließ mich von Freunden ermutigen, zu konvertieren (was ich nicht tat, thank god!). Irgendwann begann ich jedoch dieses Glaubenssystem immer mehr in Frage zu stellen, da ich auch anfing islamkritische Werke zu lesen, anfing Lessing zu lesen und Werke der Aufklärung. Heute sehe ich das alles ganz anders und kann nur davor warnen, den Islam in Europa zu unterschätzen, der im Grunde genommen nichts anderes ist, als eine totalitäre Ideologie. Selbst der Sex ist reglementiert.
Wir haben nicht 250 Jahre für eine säkulare Gesellschaft gekämpft, die Frantösische Revolution erlebt, Verfassungsstaaten augebaut, Voltaire, Lessing, Kant und Descartes gelesen, damit ausgerechnet diejenigen, die aus unsäkularen Gesellschaften kommen, uns genau dies wegnehmen wollen. Ich habe kein Problem mit dem einzelnen Moslem. Jeder, der vernünftig in diesem Land leben möchte, das heißt, Arbeiten möchte, gesetzestreu sein möchte, die „Hausordnung“ zugunsten seiner Religion verändern möchte UND eine gewisse Assimilationsbereitschaft mitbringt (nicht Integration, sondern ASSIMILATION), der ist herzlich gerne eingeladen. Aber Leute, die sich hier dafür einsetzen, dass Frauen mit ihren Religionstrachten/-symboliken im öffentlichen Dienst oder Beamte werden wollen, heißt, Staatsanwältin, Richterin, Lehrerin oder sich dafür einsetzen, dass in Schulen/Universitäten Gebetsräume eingerichtet werden, den will ich in dieser Gesellschaft nicht sehen. Muslimischer Antisemitismus oder Überlegenheitsglaube gegenüber anderen Religionen muss angesprochen werden, weil ich selbst ebenfalls in meiner eigenen Community die Erfahrung gemacht habe, dass heimlich hinter verschlossenen Türen aufs Übelste über Juden hergezogen wurde. Ich selber bin in meiner eigenen Community mittlerweile ein Aussetziger, ein Nestbeschmutzer mit dem man nichts mehr zu tun haben will. Darum sag ich immer: Wehret den Anfängen! Ich appelliere auch an autochthone Deutsche, also nicht nur Menschen mit meinem Migrationshintergrund: Lernt das, was wir haben zu schätzen. Demokratie und Grundrechte ist ein „heiliges“ Gut. Wir dürfen nicht falsch verstandener Tolerant nachgeben. Heute wollen sie ein Gebetsraum, an einer Schule, bald wird es dann so sein, dass sie es an jeder Schule einfordern. Ich meine die Extremisten, dazu zähle ich auch die Leute, die so auf modern tun und in der Öffentlichkeit immer erzählen, dass sie studieren. Auch wenn sie das Kopftuch freiwillig tragen, dann ist das ihre persönliche Angelegenheit, aber ich werde mich nie für Leute einsetzen, die das Kopftuch in der Justiz oder in anderen staatlichen Einrichtungen etablieren wollen.