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Der ganz normale Wahnsinn

Aber gut, der Duktus dieser Unterhaltung scheint ein sehr Ernster zu sein und bin wohl eine große Spielverderberin in meiner Haltung, indem ich nicht davon ausgehe, "dass die Lage Ernst sei, aber hoffnungsvoll" -- sondern "die Lage hoffnungslos sehe, aber nicht Ernst".
 
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Aber gut, der Duktus dieser Unterhaltung scheint ein sehr Ernster zu sein und bin wohl eine große Spielverderberin in meiner Haltung, indem ich nicht davon ausgehe, "dass die Lage Ernst sei, aber hoffnungsvoll" -- sondern "die Lage hoffnungslos sehe, aber nicht Ernst".

So ist es. Es gibt keine Hoffnung mehr für die Titanic, der Eisberg ist gerammt und das Sinken des Schiffes ist eine mathematische Gewissheit. Die Metapher mit der Titanic hinkt nur insofern, dass unter uns keine Tiefsee ist sondern ein seichtes Küstengewässer, also das Schiff wird nicht mehr weiterfahren, aber es wird auch nicht untergehen. Was kommt ist eine Katharsis, und das ist etwas Positives. Auch die von mir verlinkte Doku hat den Unterton, dass es nach dem Ende des gegenwärtigen "Westens" weiter gehen wird, aber mit dem derzeitigen Lebensstil wird es auf jeden Fall vorbei sein.
 
Schon seit Jesus Zeiten predigte man Nächstenliebe, Gewaltlosigkeit, und was auch sonst noch. Mit welchem Erfolg ?
Durchaus mit Erfolg. Es gibt etliche zivilisatorische Fortschritte, nur ist 'die Menschheit' keine homogene Einheit.

Ja, die Menschheit reagiert. So wie es das Leben tut - es reagiert auf Veränderungen, es passt sich an. Und zwar dann, wenn die Anpassung notwendig ist.
Mit reiner Anpassung ist es nicht getan, weil es Situationen gibt, an die man sich schwer anpassen kann und es auch nicht will.
Aber so funktioniert das Leben prinzipiell - und da der Mensch ein Lebewesen ist, der durch dieses Prinzip überhaupt erst entstehen hat können, ist kaum zu erwarten, dass ein paar Warner dieses Prinzip mit ihren mahnenden Worten aushebeln können würden.
Ja, so von der Bakterie bis zum Nobelpreisträger alles nur ein Prinzip? Ich glaub' nicht. Der Biologismus ist nicht sonderlich intelligent.
 
Durchaus mit Erfolg. Es gibt etliche zivilisatorische Fortschritte, nur ist 'die Menschheit' keine homogene Einheit.
Du meinst, diese zivilisatorischen Fortschritte gab es auf Grund von Moralpredigten ?
Mit reiner Anpassung ist es nicht getan, weil es Situationen gibt, an die man sich schwer anpassen kann und es auch nicht will.
Ich spreche hier vom Leben und dessen Mechanismen. Natürlich gibt es Situationen, an die man sich schwer anpassen kann - aber welche davon real sind, weiß man immer erst hinterher. Und nicht anpassen WOLLEN - der Wille ist keine homogene Einheit, auch nicht beim Individuum. Da stehen verschiedene Wünsche und Bedürfnisse miteinander in Konkurrenz, und wenn man in großem Maßstab schaut, ob der Wille, den momentanen Wohlstand so weit zu treiben wie es geht jenen, die Wahrscheinlichtkeit diverse nachteiliger Langzeitfolgen zu verringern größer ist, gibt es bislang eine eindeutige Antwort.
Insofern ist nicht die Frage "Will man sich anpassen ?" sondern "Was will man mehr ?" bzw "Was will man eher vermeiden ?".
Ja, so von der Bakterie bis zum Nobelpreisträger alles nur ein Prinzip? Ich glaub' nicht. Der Biologismus ist nicht sonderlich intelligent.
Nein, nicht "alles nur ein Prinzip", aber es gibt Prinzipien, die sich auch von der Bakterie zum Nobelpreisträger erstrecken - wie ich ja an diversen konkreten Folgen gezeigt habe.
Deine Bewertung der Intelligenz des Biologismus kommt wohl von der ausschließlichen Sicht des Individuums. Aber, die Biologie umfasst "das Leben", und das geht über das Individuum, und auch über Spezies hinaus. Wie intelligent ist es, sich zeitlebens abzumühen, obwohl der individuelle Tod unausweichlich ist ? Wie intelligent ist es, Nachkommen zu bilden, die unweigerlich zur Konkurrenz um Ressourcen werden ? Wie intelligent ist es Schwanger zu werden, obwohl es Schmerzen und auch erhebliche gesundheitliche Gefahren bis hin zur akuten Lebensgefahr birgt ? Ohne moderne Medizin ist die Sterbrate von Müttern bei Geburten ja nicht gerade unerheblich....

Aber nun zurück:
Aus Sicht der Biologie und auch der einzelne Spezies ist es sinnvoller, nach Möglichkeit zu sprießen. Auch, wenn ein einschneidendes Ereignis passiert, ist es in der Regel vorteilhafter für die Spezies, wenn sie die Hälfte ihrer Individuen durch das "katastrophale Ereignis" verliert, wenn sie durch ungehindertes Wachstum davor die vierfache Population bilden konnte. Abgesehen davon, weiß man um die tatsächlichen Auswirkungen eines eventuellen künftigen Ereignis noch nichts Genaues.

Daher, aus der biologischen Sicht ist der Prepper, der die Katastrophe alleine in seinem Bunker überlebt und als alter Mann stirbt im Vergleich zum Lebemann, der zuvor 8 Kinder zeugt, er selbst und 4 seiner Kinder bei der Katastrophe sterben und somit 4 Kinder in die Nachkatastrophenwelt entlässt, der Verlierer.
Also: wer hier "intelligent" ist und wer nicht, ist eine Frage der Perspektive.
 
Wie intelligent ist es, sich zeitlebens abzumühen, obwohl der individuelle Tod unausweichlich ist ? Wie intelligent ist es, Nachkommen zu bilden, die unweigerlich zur Konkurrenz um Ressourcen werden ? Wie intelligent ist es Schwanger zu werden, obwohl es Schmerzen und auch erhebliche gesundheitliche Gefahren bis hin zur akuten Lebensgefahr birgt ?
Ich glaube, durch das Fehlen der Einbettung eines bestimmten Kontextes, hängen die Fragen sehr lose in der Luft, findest du nicht?
 
Du meinst, diese zivilisatorischen Fortschritte gab es auf Grund von Moralpredigten ?
Nein, wie kommst Du darauf? Moral ist sicher ein Teil des Fortschritts, Moralpredigten ist als Ausdruck aber eher negativ konnotiert.
Da stehen verschiedene Wünsche und Bedürfnisse miteinander in Konkurrenz ...
Ja, das denke ich auch. Anpassung ist eine Strategie, unter anderen.
Aber, die Biologie umfasst "das Leben", und das geht über das Individuum, und auch über Spezies hinaus.
In der Zahl/Quantität, nicht in der Tiefe/Qualität. Das sollte man nicht verwechseln.
Aus Sicht der Biologie und auch der einzelne Spezies ist es sinnvoller, nach Möglichkeit zu sprießen.
Aus der Sicht der Biologie gibt es gar keinen Sinn. Also wenn man schon Reduktionist ist, sollte man wenigstens wissen, was man tut.
 
Richtig, hier herrscht das Prinzip der Notwendigkeit.
Eigentlich nicht. Regelmäßigkeit oder Regularismus.
Mutation und Selektion, aber ohne jeden Sinn dahinter. Irgendwo entsteht/ist eine Nische, ein Paar Millionen Mutationen später passt irgendeine zufällige Eigenschaft besser in diese Nische und Flutsch, hat die Spezies oder ein Teil von ihr, einen evolutionären Vorteiil. Bis andere zufällig nachziehen, sich die Bedingungen der Umgebung wieder ändern und dann werden die Karten neu gemischt, ein Spiel - so sagt man - geregelt von Zeit und Zufall.
 
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Nein, wie kommst Du darauf? Moral ist sicher ein Teil des Fortschritts, Moralpredigten ist als Ausdruck aber eher negativ konnotiert.
Auf Grund deiner Aussage
Durchaus mit Erfolg. Es gibt etliche zivilisatorische Fortschritte, nur ist 'die Menschheit' keine homogene Einheit.
auf meine Frage, ob denn die Prediger Erfolge verbuchen konnten.
Ja, das denke ich auch. Anpassung ist eine Strategie, unter anderen.
Die grundlegendste Strategie der Evolution mit den Mitteln der Mutation und Selektion.
In der Zahl/Quantität, nicht in der Tiefe/Qualität. Das sollte man nicht verwechseln.
Doch. Eine Spezies unterscheidet sich von Individuum nicht in der Quantität, sondern in der Qualität.
EINE Spezies ist etwas anderes als EIN Individuum. Und was den Tod eines Individuums bedeuten mag, kann der Spezies das Überleben sichern.
Aus der Sicht der Biologie gibt es gar keinen Sinn. Also wenn man schon Reduktionist ist, sollte man wenigstens wissen, was man tut.
Und doch agiert die Biologie anscheinend zielgerichtet, verfolgt anscheinend ein Ziel.
Und aus dieser Betrachtung der Zielerreichung kann man schon von "Sinn" sprechen, je nachdem ob es dem Ziel dienlich ist oder nicht.
Letztendlich geht es hier nicht um Reduktionismus, sondern um Generalismus. Sind es nicht gerade die Weltenretter "wir müssen den Klimawandel verhindern", die ihr bestreben ltztendlich reduktionistisch mit einseitigen menschlichen Bedürfnissen begründen (auch wenn sie oft mit Worten Selbstlosigkeit bezeugen wollen) ?
Außerdem: wenn man der Biologie den "Sinn" abspricht, wäre auch der Begriff "Strategie" fehl.
Also: wenn man schon Reduktionist ist, sollte man schon wissen, dass man es ist und darf dabei dann nicht einseitig vorgehen.
 
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