• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Der Fluch der Moderne

AW: Der Fluch der Moderne

ein "schöner" text.
ich will mich der frage einmal anders zuwenden und zwar ohne berücksichtigung dessen, was wirklich eingetreten ist. denn ich denke, dass etwas eingetreten wäre, die moderne musste so enden, wie sie sich uns gezeigt hat.es gibt menschen, die haben ein feines gespür für das, was passiert und können daraus die richtigen schlüsse ziehen, allerdings ist das eine natürliche eigenschaft des menschen, denn er kennt die vergangenheit, lebt die gegenwart und sieht daraufhin in die zukunft. ich glaube die menschen unterscheiden sich in diesem sinne nur in ihren aufgenommenen einflüssen (von "ideologien" bis zu empathie) und heine scheint mir hier einfach ganz krass seine emphatische fähigkeit, aber auch seine logischen fähigkeiten zu offenbaren und sie zu koppeln, so dass er die geschichte vorwegnehmen konnte, wenn auch nicht in ihrer genauen ausprägung. in einigen jahrzehnten werden wir feststellen, dass es das auch für unsere zeit gibt.

hallo, forianer!

vielleicht gibt es ja auch später eine wissenschaft, die solche geschichtsanalysen durchführen kann und so die zukunft deren rahmenbedingungen und probleme voraussagen kann?
 
Werbung:
AW: Der Fluch der Moderne

Die Frage, die ich anhand dieses Textes aufwerfen möchte, ist, ob der Verlauf der deutschen Geschichte einer Zwangsläufigkeit folgte, die aus dem Eintritt in die Moderne, der Abkehr vom alten Weltbild folgt. Oder ist die "Prophetie" ausgerechnet Heinrich Heines blanker Zufall?

Ich gebe zu, das Thema ist nicht gerade leicht oder beschwinglich und der Einstieg sehr beschwerlich, hoffe aber trotzdem auf große Resonanz und Eure Meinungen.

Viele Grüße
Zwetsche
Lieber zwetsche, ich werde leider erst jetzt auf Deinen Thread aufmerksam. Zu Heines Prphetie möchte ich mich nicht äußern, das haben andere bereits sachkundig getan. Aber erlaube bitte drei Bemerkungen zur Geschichte (nicht nur der deutschen) als Zwangsläufgkeit. Kaum ein Thema der Geschichtsphilosophie hat mich so beschäftigt wie dieses
1. "Es gibt keinen Gang der Geschichte - es sei denn, den ins Verderben" (Adorno wenige Monate vor seinem Tod)
2. Geschichte bedarf zur Erklärung viel mehr als es in der Historiographie bisher zumeist geschah. Die Koinzidenz, das zufällige Zusammentreffen mehrerer Ereignisse, die alle für sich schon eine geringe Wahrscheinlichkeit haben - im der Unfallforschung recht geläufig - gilt auch für die Geschichte. Krasses Beispiel: Hitler - wie viele Zufälle waren am Werk, daß er im WK I nicht starb oder wenigstens in Pasewalk erblindete.
3. Wir suchen nach Gesetzmäßigkeiten, um eine Geschichtsentwicklung zu deuten, weil es für uns Menschen schwer erträglich ist, daß "alles nur" Zufall sein soll. Wir suchen nach dem Sinn der Geschichte wie nach dem Sinn unseres eigenen Lebens.
Vielleicht bin ich mit diesen Bemerkungen vom Thema abgekommen, dann bitte ich um Entschuldigung. Und eine Antwort auf Punkt drei habe ich sowieso nicht.
Mit weihnachtlichem Gruß
Ziesemann
 
AW: Der Fluch der Moderne


Hallo Ziesemann,

erlaube, das ich mich hier ein wenig einmische:

Zu Heines Prphetie möchte ich mich nicht äußern, das haben andere bereits sachkundig getan

Kann man sich zu einer Prophetie überhaupt sachkundig äußern?


2. Geschichte bedarf zur Erklärung viel mehr als es in der Historiographie bisher zumeist geschah. Die Koinzidenz, das zufällige Zusammentreffen mehrerer Ereignisse, die alle für sich schon eine geringe Wahrscheinlichkeit haben - im der Unfallforschung recht geläufig - gilt auch für die Geschichte. Krasses Beispiel: Hitler - wie viele Zufälle waren am Werk, daß er im WK I nicht starb oder wenigstens in Pasewalk erblindete.

Obwohl ich kein intensives Studium der Geschichte absolviert habe - es sei denn in Teilbereichen - habe ich dieselben Überlegungen gehabt und habe sie natülich noch immer. Bei jedem Ereignis kommen tasächlich viele Zufälle ins Spiel. Das ist entweder gar nicht deutbar oder es besteht die Gefahr von
falschen Deutungen, die sich als Fehlerquellen herausstellen müssen.


3. Wir suchen nach Gesetzmäßigkeiten, um eine Geschichtsentwicklung zu deuten, weil es für uns Menschen schwer erträglich ist, daß "alles nur" Zufall sein soll. Wir suchen nach dem Sinn der Geschichte wie nach dem Sinn unseres eigenen Lebens.
Vielleicht bin ich mit diesen Bemerkungen vom Thema abgekommen, dann bitte ich um Entschuldigung.

Ich würde meinen, dass sich die Dinge genauso verhalten. Vieles ist tatsächlich Zufall, auch wenn die Menschen es nicht wahrhaben wollen. Und mit diesem Hintergrundgedanken sollte man auch Geschichte betrachten und betreiben. Alles andere ist Spekulation, die zur Geschichtslüge werden kann oder wird.

Mit freundlichen Grüßen

suche :blume1:
 
AW: Der Fluch der Moderne

Im Zeitalter des bereits schon blühenden Nationalismus ist dieser Text von Heine an sich nicht so arg prophetisch.Man beachte , dass er aus seiner Abhandlung:
"Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland" stammt.
Ich habe mich schon vor Jahren einmal kurz darin umgetan - und dann das Ganze aber wieder gelassen, denn ich habe doch zu wenig Ahnung von Kants Transzendentalphilosophie,der skeptischen Phänomenologie Fichtes, weiß nur, dass der ein fanatischer Napoleonhasser war, während an Kant solche Nationalismen vorbei gingen: für ihn zählte das Primat des Willens als Handlungsmovens. Aber: dann sturheil .... .

Hier, in dem von Dir zitierten Text scheint es jedenfalls darum zu gehen, dass Heine warnen wollte. Da gebe ich Euch Recht.

In einer Zeit, in der man Begriffe wie Volkscharakter ganz unkritisch und naiv gebrauchte, wollte Heine nur klar machen, dass ein Deutscher, der den Wert der deutschen "Tugenden" internalisiert hatte, dazu zählte nicht nur Heine eben auch den Willen zur Rationalität, die "hehre Verpflichtung" haben muss, phänomenologisch " minderwertige" Kulturträger zu vernichten. Alles streng " wissenschaftlich" begründet.Und da in das frühe 19. Jahrhundert auch eine erste Hochblüte der Geschichtswissenschaft fiel, nimmt es nicht Wunder, dass diese Begründungen sogar aus der mittelalterlichen Geschichte genommen werden konnten. Ich halte Heines Hinweis auf den Tod des Staufers Conradin für satirisch und nur für ein journalistisches Mittel des Aufzeigens.


Ich bezweifle sehr, dass Heine an den Holocaust oder überhaupt an das Außenseitertum des Judentums dachte, als er diese Abhandlung schrieb: eher dachte er an die - 1870 auch "erfolgreich" gelöste deutsch-französische "Erbfeindschaft", die natürlich "nur" ein Kampf um die Hegemonie in Mitteleuropa war.

Wobei mir auffällt - das zu begründen wäre eine genaue textkritische Arbeit und fast eine germanistische Seminararbeit - , dass Heine vor den Deutschen eine von Abscheu erfüllte Hochachtung hatte: vor der "Prinzipientreue" dieses, unseres Volkes.

Wenn ich nun statt Prinzipientreue Fanatismusbereitschaft einsetze, teile ich Heines Furcht vor meinem eigenen Volk. Und so gesehen, Zwetsche, hat sich der Textinhalt natürlich als prophetisch in der Deutschen Geschichte erwiesen.
 
AW: Der Fluch der Moderne

Bei jedem Ereignis kommen tasächlich viele Zufälle ins Spiel. Das ist entweder gar nicht deutbar oder es besteht die Gefahr von
falschen Deutungen, die sich als Fehlerquellen herausstellen müssen.
Ich würde meinen, dass sich die Dinge genauso verhalten. Vieles ist tatsächlich Zufall, auch wenn die Menschen es nicht wahrhaben wollen. Und mit diesem Hintergrundgedanken sollte man auch Geschichte betrachten und betreiben. Alles andere ist Spekulation, die zur Geschichtslüge werden kann oder wird.

hallo, suche!

kann man denn nicht auch den zufall wissenschaftlich auffächern und sogar in mathematische relationen setzen? ich denke, JA!

es ist die aufgabe einer kommenden geschichtswissenschaft, die eine synthese von geisteswissenschaften und naturwissenschaften sein soll, solche zufälle genauer zu untersuchen, triebfedern der geschichte zu analysieren und so auch etwaige strömungen der zukunft schon eher aufzeigen zu können.
die wissenschaft, von der ich spreche und die eine hauptwissenschaft des 21. oder 22. jahrhunderts sein wird, nennt sich psychohistorik, nach dem fiktiven vorbild isaac asimovs!

es gibt schon solche mechanismen, beziehungen, die auch mathematisch ausgedrückt werden können. manchmal habe ich schon in anderen threads darüber angemerkt.
und überlegen wir mal, hatten früher nicht auch die menschen ein sonnenfinsternis als materiell nicht erklärbar dargestellt, sondern nur mithilfe von göttern?
 
AW: Der Fluch der Moderne

Vielen Dank für die tollen Beiträge!

Ich denke, nein, Heine war kein Prophet und worauf Marianne schon hinwies, vieles erklärt sich bereits aus dem Zeitalter des Nationalismus und dem aufkeimenden Unheil des deutschen Nationalismus, obgleich dieser ja zu der Zeit (noch) positive Elemente beinhaltete. So war der Nationalliberalismus des frühen 18. Jh. nicht nur auf die Schaffung eines Nationalstaats, sondern auch einer Demokratie angelegt. Aus vielerlei Gründen veränderte sich auch diese Bewegung stetig in eine eher national gesinnte Richtung, der Liberalismus geriet mehr und mehr ins Hintertreffen und der Nationalstaat wurde "von oben" verwirklicht, in Gestalt Bismarcks. Nur war dieser eine durch und durch labile Mißgeburt, er litt an drei unheilbaren Krebsgeschwüren:

1. er war inkonsequent, Bismarck schaffte es nicht, sich dem Liberalismus zu öffnen, der Parlamentarismus in der Zeit nach 1871 war saft und kraftlos, die Probleme der Zeit, vor allem die sozialen wurden mittels autoritärer Kompromisse zu lösen versucht (Zuckerbrot und Peitsche, Sozial- und Sozialistengesetze).

2. die Erbfeindschaft mit Frankreich wurde in Kauf genommen. Allein das Kaiserkrönungsritual ausgerechnet in Versailles ist ein Synonym dafür. Bismark bemühte sich nicht um Annäherung, sondern baute stattdessen ein hochkompliziertes Bündnissystem auf, das eigentlich nur er so richtig verstand, womit der

3. Sargnagel des jungen Reiches gegossen war: Bismarck übersah seine politische und auch physische Endlichkeit, Wilhelm II war kaum der richtige Typ zur Fortführung der "halbhegemonialen, saturierten" Stellung, die Bismark noch anstrebte.

Es kam bekanntlich zur Urkatastrophe des 20. Jh., dem ersten Weltkrieg.

Ziesemann weist zu Recht auf die Besonderheiten und Unvorhersehbarkeiten von Geschichte hin. In der Tat, hätte sich zB. Hitler seinerzeit nach dem gescheiterten Putsch in der Villa Hanfstengel eine Kugel durch den Kopf gejagt, wäre er Elsers Bombe zum Opfer gefallen oder gar in Pasewalk dauerhaft erblindet, wer weiß...

Mit gleichem Recht stellt PS1 aber die Notwendigkeit der Erforschung der Abläufe heraus. Und in der Tat, die Katastrophen des 20. Jh. sind nicht allein mit der Person Hitlers zu erklären.

Deshalb nun zur Frage, was hat das mit der "Moderne" zu tun?

Ab wann in der Geschichte zeichnen sich denn erste Linien des "Fluchs der Moderne" ab: Ich meine, schon sehr früh, wobei ich mich heute nur dem ersten Teil, dem ausgehenden Mittelalter und dem 30 jährigen Krieg widmen möchte:

Die alten Mechanismen, "Sicherheiten" (keine Sorge, ich möchte hiermit nicht das Mittelalter verteidigen) waren möglicherweise schon mit Luther erheblich angekratzt worden, der Mensch mußte sich entscheiden, eigentlich erstmals nach dem langen Dämmerschlaf zwischen Himmel und Hölle und den dazwischengelagerten Dämonen, Hexen, was nicht alles...kurzum dem ganzen festen System der Hörigkeit. Neben dem reinen Religionsstreit kam es auch zum Erstarken der Fürsten (ohne die wäre Luther heute vermutlich kaum sonderlich bekannt, allenfalls als ein zweiter J. Hus auf einem Scheiterhaufen). Damt war aber bereits die Kleinstaaterei gebnet und Luther selbst hat für sein Überleben bzw. das der Reformation einen hohen Preis gezahlt, denn weder wurden die gleichermaßen nicht nur religösen, sondern auch sozialen Forderungen (Bauernkrieg) gekappt noch wurde der Protestantismus in Deutschland zu einer vom Staat unabhängigen Bewegung (wie zB. in Holland, das eine Blütezeit erlebte)

Noch gaben sich die "alten" Mächte allerdings nicht geschlagen, leider nicht, muß man wohl sagen, ungeachtet jeder Konfession, denn:

Der nicht zuletzt daraus resultierende 30jährige Krieg hat das Aufkommen eines Bürgertums jäh verhindert, es hinterließ eine Ödnis aus Tod und Verwüstung. Die deutschen Regionen, zerissen schon durch den Religionskonflikt wurden auch zum Spielball der sich langsam herausbildenden europäischen Großmächte. Während sich in anderen europäischen Ländern, allen voran England, demokratische Strukturen herausbildeten, geschah dies ausgerechnet in Deutschland nicht. Der Protestantismus hatte zudem noch die Besonderheit, besonders obrigkeitshörig zu sein.

Für heute mache ich erst einmal Schluß...

Viele Grüße
Zwetsche
 
AW: Der Fluch der Moderne

hallo, zwetsche!

schön, dass du wieder im geschichts-unterforum postest!

aber, verzeih mir, wenn ich besserwisserisch einmal dich korrigieren muss und ein anderes mal dich nicht verstehe.

du schreibst der nationaliberalismus war drauf aus, das land zu demokratisieren. das waren allerdings nur die radikalsten gruppen, die dafür standen. so saßen im paulskrichenparlament ja gerade viele dieser nationaliberalen. demokratie wurde dort allerdings kaum in der verfassung verankert. republik sollte deutschland auch nicht werden.

zweitens: ich stimme dir nicht zu, dass der protestantismus so obrigkeitshörig sei. eher der katholizimus und der atheismus befördern dies eher. ich bin übrigens bekennender protestant.
 
AW: Der Fluch der Moderne

hallo, zwetsche!

schön, dass du wieder im geschichts-unterforum postest!

aber, verzeih mir, wenn ich besserwisserisch einmal dich korrigieren muss und ein anderes mal dich nicht verstehe.

du schreibst der nationaliberalismus war drauf aus, das land zu demokratisieren. das waren allerdings nur die radikalsten gruppen, die dafür standen. so saßen im paulskrichenparlament ja gerade viele dieser nationaliberalen. demokratie wurde dort allerdings kaum in der verfassung verankert. republik sollte deutschland auch nicht werden.

zweitens: ich stimme dir nicht zu, dass der protestantismus so obrigkeitshörig sei. eher der katholizimus und der atheismus befördern dies eher. ich bin übrigens bekennender protestant.


Lieber ps1,

ein Trauriges hat der Ausgang des Dramas im DF:

Jetzt, da Claus nicht mehr unter uns weilt, werden wir uns wieder verstärkt untereinander prügeln müssen, was mir gerade Dir gegenüber leid tut, aber ich denke, Du wirst das richtig einschätzen können.


Deine Auffassungen kann ich so nicht teilen:

1. Die Nationalliberalen haben zu ganz großen Teilen nach Demokratie gestrebt. Diese Ideale waren Ausfluß der napoleonischen Kriege. Auch wenn Napoleon bekämpft wurde, sind doch die Gedanken der französischen Revolution auch in die "deutschen" Köpfe getragen worden. Es mag vordergründig als ein Paradoxum erscheinen, aber die alte Ordnung hatte ihren Bruch erlebt und gerade das Zusammenschweißen zB. auch infolge der Steinschen Reformen brachte zwar deren Sieg über Napoleon, gleichermaßen aber auch den Widerstand gegen sie selbst, die alte Ordnung hervor. Metternich versuchte nun, die alte Ordnung durch den Wiener Kongress wieder herzustellen (Zeitalter der Restauration), aber er konnte die Bestrebungen nach Einheit, Freiheit und Demokratie damit nicht wieder aus den Köpfen herauspressen.

Deine Behauptung, Demokratie hätten nur die radikalsten Gruppen im Sinn gehabt, stimmt glaube ich nicht. Auch wenn nicht alle Nationalliberalen ins Lager der Radikaldemokraten fielen, so war die Deomratie doch sehr wohl von Anfang an deren Bestreben. Und die Karlsbader Beschlüsse zeigen auch deutlich, wogegen sich die Fürsten zur Wehr setzen wollten, der Mord Sands an Kotzebue war nur ein Vorwand. Die Beschlüsse wurden nach dem Hambacher Fest noch verschärft.

In der Tat, es gab da viel Uneinigkeit und möglicherweise ist die 1848 er Revoltuion auch daran gescheitert (allerdings auch daran, daß man die Brutalität eines Maximillian Robbespierre nicht mitbrachte). Zudem traten mehr und mehr die nationalen Elemente hervor (Einer der Sargnägel der "Moderne").
Übrigens: Die genaue Staatsform halte ich nicht für so entscheidend, England ist bis heute eine konstituitionelle Monarchie, aber will jemand die Demokratie Englands in Zweifel stellen? Übrigens war England mMn. der eigentliche Vorreiter der modernen Demokratien.)

Ein Besuch der Wartburg oder auch des Hambacher Schlosses (falls Du noch nicht dortgewesen sein solltest) ist vielleicht angenehmer und instruktiver, als wenn ich hier weiter oberlehrerhaft daherkomme. Vergiß aber nicht, in Hambach/Neustadt a.d.W. vorher einen der vielen guten Rieslinge zu kosten und Deine Meinung darüber im "Liebe Weinliebhaber" thread mitzuteilen:).

2. Zur Obrigkeitshörigkeit des Protestantismus komme ich noch, ein etwas heikleres und schwierigeres Thema als obiges, zumal es - wie ich Deinem Einwand entnehme sehr leicht von Ideologien bzw. religiösen Anschauungen beeinflußbar ist. Ob der Katholizismus und der Atheismus die Obrigekeitshörigkeit eher fördern, mag dahinstehen, in Bezug auf die von mir aufgeworfene Frage der deutschen Entwicklung würde ich das allerdings verneinen. Nur soviel schon jetzt (ohne Hähme gemeint): Dein Hinweis darauf, daß Du bekennender Protestant bist, ist geradlinig und ich freu mich für Dich, daß Du Dir Deiner Religionszugehörigkeit sicher bist. Aber der Hinweis tut rein gar nichts zur Sache bei der Bewertung der historischen Frage.

Ach so, ich bin übrigens auch Protestant, Lutheraner um genau zu sein.

Viele Grüße
Zwetsche
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
AW: Der Fluch der Moderne

Deine Auffassungen kann ich so nicht teilen:


Deine Behauptung, Demokratie hätten nur die radikalsten Gruppen im Sinn gehabt, stimmt glaube ich nicht. Auch wenn nicht alle Nationalliberalen ins Lager der Radikaldemokraten fielen, so war die Deomratie doch sehr wohl von Anfang an deren Bestreben. Und die Karlsbader Beschlüsse zeigen auch deutlich, wogegen sich die Fürsten zur Wehr setzen wollten, der Mord Sands an Kotzebue war nur ein Vorwand. Die Beschlüsse wurden nach dem Hambacher Fest noch verschärft.


hallo, zwetsche!

endlich mal wieder ein beitrag hier im erlahmten geschichtsunterforum. ich gucke jeden tag rein, in hoffnung einen neuen beitrag oder thread zu finden und finde gar nichts. bis heute!

mein wissen über diese epoche stützt sich hauptsächlich auf schulgeschichte. und dort wurde uns gelehrt, dass der anteil der reinen demokraten wie wir sie heute verstehen sehr gering nur war. es gab sicherlich einige junge studenten, die sich die jakobinische phase der franz. revolution als ziel setzten, doch die mehrheit der burschenschaften und des bildungsbürgertums gruppierte sich in der mitte, nationalliberal. sie wollten die begrenzung der rechte der fürsten mithilfe von verfassungen wie sie dann auch 1817 in baden, bayern und württenmberg ergangen sind. das ziel war nicht die fürsten zu stürzen und alles egalisieren sowie den parlamenten die oberste macht geben. vielmehr schwebte ihnen vor (wie es dann auch 1848 der fall war) einen föderalen staat deutschland, wo es eine verfassung gibt und ein parlament, das einige kompetenzen besitzt, den könig bzw. kaiser paroli bieten kann. die menschen-und bürgerrechte aus frankreich 1789 sollten auch in dtl. dann gelten, allerdings sollte die wahl des parlaments nach dreiklassenwahlrecht erfolgen, glaube ich!

1848 er Revoltuion auch daran gescheitert (allerdings auch daran, daß man die Brutalität eines Maximillian Robbespierre nicht mitbrachte).

ist denn robespierre mit seiner gewaltherrschaft im konvent erfolgreich gewesen? er ist doch am 9. thermiador unter die guilliotine gekommen!

Dein Hinweis darauf, daß Du bekennender Protestant bist, ist geradlinig und ich freu mich für Dich, daß Du Dir Deiner Religionszugehörigkeit sicher bist. Aber der Hinweis tut rein gar nichts zur Sache bei der Bewertung der historischen Frage.

ich hab mich etwas falsch ausgedrückt, ich stehe den ansichten der lutheraner in vielen dingen sehr nahe und glaube an gott und bin in dieser kirche mitglied. ob es meine religion ist, weiß ich nicht!?
aber wenn man das mal als gegeben setzt, dann hat das schon etwas mit meiner einstellung zum obrigkeitsdenken des protestantismus zu tun:

denn ich weiß, dass diese eigenschaft nicht so toll ist. wenn ich die auf "meine kirche" anwende, schade ich ja ihrem ansehen, also auch mir als gläubigen. deshalb bin ich vielleicht eher geneigt, diese eigenschaft bei dieser kirche zu verneinen!
 
Werbung:
AW: Der Fluch der Moderne

1. mein wissen über diese epoche stützt sich hauptsächlich auf schulgeschichte. und dort wurde uns gelehrt, dass der anteil der reinen demokraten wie wir sie heute verstehen sehr gering nur war.


2. ist denn robespierre mit seiner gewaltherrschaft im konvent erfolgreich gewesen? er ist doch am 9. thermiador unter die guilliotine gekommen!



3. ich hab mich etwas falsch ausgedrückt, ich stehe den ansichten der lutheraner in vielen dingen sehr nahe und glaube an gott und bin in dieser kirche mitglied. ob es meine religion ist, weiß ich nicht!?
aber wenn man das mal als gegeben setzt, dann hat das schon etwas mit meiner einstellung zum obrigkeitsdenken des protestantismus zu tun:

denn ich weiß, dass diese eigenschaft nicht so toll ist. wenn ich die auf "meine kirche" anwende, schade ich ja ihrem ansehen, also auch mir als gläubigen. deshalb bin ich vielleicht eher geneigt, diese eigenschaft bei dieser kirche zu verneinen!

Hallo und danke für Deine Antwort, ps 1,

zu 1) mein Wissen auch, ist bei mir auch schon lange her. Selbst unser - unstreitiger - Sachverhalt legt aber doch nahe, daß das schon eine Menge mit Demokratie zu tun hatte. Es ist ziemlich normal, daß sich das Maß unterscheidet, zumal die Menschen dem ganzen ja noch ziemlich jungfräulich gegenüber standen.

zu 2) Hoppla, ich möchte hier sehr ungern als "Bewunderer" Robbespierres in die Forums-Analen eingehen, bewahre. Es war ein blutiges Gemetzel, das er vollführte und er ist dem am Ende selbst zum Opfer gefallen. Die Frage, die ich mir trotzdem stelle ist die, warum die brutalen Revolutionen in Frankreich (oder Rußland) "Erfolg" hatten, die vergleichsweise moderate von 1848 in Deutschland dagegen nicht. Dir ist bekannt, daß die Fürsten sich schnell erholten und die Revolution verpuffte. Es folgte das Sich fügen des Bürgertums in diese Resignation, der (spätere) Weg der staatlichen Einheit "von oben" war geebnet. Mit unguten Folgen, wie ich finde.

zu 3) Ich lese noch dazu, möchte mich noch etwas besser vorbereiten. Ich finde nicht, daß die Kirche heute deshalb etwas schlechtes ist. Ich bin ja auch gern Deutscher trotz unserer Vergangenheit. Auch ist der Begriff "Schuld" hier nicht so der entscheidende, es geht mir mehr um den Zusammenhang. Wenn ich historische Zusammenhänge erforsche, muß es mir schnuppe sein, ob ich Mitglied der Kirche bin oder nicht. Finde ich für mich.

Viele Grüße
Zwetsche
 
Zurück
Oben