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Depressionen ?

wenn Du jemanden als 'krank' bezeichnen magst, der aus ganz bestimmten Gründen emotionell niedergedrückt ist - bitte!
Auch wenn's sehr schwerwiegend wirkt und er ans Sich-umbringen denkt - und manche ihren eigenen Emotionen nicht widerstehen können und sich durch 'Flucht' - sprich Körperzerstörung - aus ihren Problemen davonstehlen glauben zu müssen.

Wüßtest Du, wie Du es in Ordnung bringen helfen könntest - und zwar ohne jede Chemie und nicht einmal so 'schwer' -, müßtest Du es dann auch als Krankheit bezeichnen? Wenn's ein rein gedankliches, mit Gefühlen 'untermaltes' Problem ist, das ausschließlich deshalb so heftig wirkt, weil es aus der Sicht des Betroffenen "keinerlei Lösung" für sein aktues Problem zu geben scheint??
Meinem Eindruck nach birgt dieses Wort eine 'Unheilbarkeits-Komponente', die durch die Bezeichnung alleine schon den Zustand verschlimmert...weil es impliziert, dass man als Individuum 'nix machen kann' - es ist ja eine KRANKHEIT *ehrfurcht*....
 
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Jérôme schrieb:
Chère Marianne

Kein 'Autsch' ist an dieser Stelle angebracht!
Diese These entspricht exakt auch meiner Meinung, Erfahrung und Beobachtung. Nicht aller Depressionen Genese lässt sich so erklären, ein beachtlicher Teil jedoch sicherlich.
Dein Beitrag gehörte m.A.n. ebenfalls in 'Phil. allg./Ausdifferenzierung und Identität' geschrieben. Wir hatten uns dort zwar nicht explizit mit dem Thema beschäftigt -eigentlich wurde das Wort 'Depression', wenn ich mich richtig entsinnen mag, nicht mal erwähnt- grins, m.E. lief es aber z.T. genau darauf hinaus.

Amitiés



Lieber Jerome!



Ich habe ja die Thesen Ehrenburgs vorgetragen, weil sie für mich eben auch sehr stimmig erscheinen; zwar mag sie allein nicht die Ursache der individuell auftretenden Depression erklären, zeigt mir aber sehr deutlich die Interdependenz zwischen Individuum und Gesellschaft bis hin zu den Krankheitsverursachern auf.


Das Autschzeichen habe ich gesetzt, weil ich so ( aus Selbsterfahrung) die Depression bildlich am besten rüberbringen kann - als Zuschüttung.


@Robin:

Natürlich stimme ich Dir voll zu: es sind auch meine Überzeugungen, die Du in Deiner Antwort zum Ausdruck bringst.


Wir sind nur ich, weil es wir gibt.( etwas kryptisch, aber meine Überzeugung)

Meine Aussage stützt wiederum Deine:


Der Mensch ist dazu verdammt:
eigenständig zu sein ohne Eigenständigkeit
.


liebe Grüße

Marianne
 
Das Wort KRANKHEIT ...

lenbach schrieb:
wenn Du jemanden als 'krank' bezeichnen magst, der aus ganz bestimmten Gründen emotionell niedergedrückt ist - bitte!
Auch wenn's sehr schwerwiegend wirkt und er ans Sich-umbringen denkt - und manche ihren eigenen Emotionen nicht widerstehen können und sich durch 'Flucht' - sprich Körperzerstörung - aus ihren Problemen davonstehlen glauben zu müssen.

Wüßtest Du, wie Du es in Ordnung bringen helfen könntest - und zwar ohne jede Chemie und nicht einmal so 'schwer' -, müßtest Du es dann auch als Krankheit bezeichnen? Wenn's ein rein gedankliches, mit Gefühlen 'untermaltes' Problem ist, das ausschließlich deshalb so heftig wirkt, weil es aus der Sicht des Betroffenen "keinerlei Lösung" für sein aktues Problem zu geben scheint??
Meinem Eindruck nach birgt dieses Wort eine 'Unheilbarkeits-Komponente', die durch die Bezeichnung alleine schon den Zustand verschlimmert...weil es impliziert, dass man als Individuum 'nix machen kann' - es ist ja eine KRANKHEIT *ehrfurcht*....

Das Wort KRANKHEIT impliziert keineswegs Unheilbarkeit.
Es gibt sehr wohl heilbare Krankheiten, zum Glück.

Du aber scheinst ausschließlich *rein* körperliche Krankheiten als der Behandlung von außen / durch Dritte / also Ärzte / Therapien / ggf. Medikamente für würdig zu erachten. Dies zeugt von einer eindimensionalen Betrachtung des Phänomens Leben / Mensch / Gesundheit, ergo Krankheit ...

Wobei auch ich wahrhaftig Vorbehalte gg. Psychopharmaka hege ...
 
Das war nicht ganz das, was ich zu sagen versucht habe:
Ich meinte, dass die Bezeichnung 'Krankheit' für mentale Probleme der Sache eine unnötige Ernstheit und Wichtigkeit aufstempelt, die sich genau in dem Moment zu nichts auflöst, wo man es schafft, das PROBLEM zu handhaben - also zumindest selbst einen Lösungsweg dafür zu finden...

Dafür braucht man keine 'Ärzte'!!!!

Aber Menschen, die gewohnt sind, für jedes Wehwehchen Pillen zu schlucken, für die ist es auch sehr willkommen, Probleme zu ignorieren und die dabei auftauchenden Mißemotionen als 'Krankheit' eingestuft zu erhalten - wobei sie die Verantwortung sehr gerne irgendwelchen Ärzten zuschieben 'dürfen'....
 
aha

..."eine unnötige Ernstheit und Wichtigkeit" - so ist das also ...

Ich steig dann an dieser Stelle aus, nicht ohne dir eine allzeit umfassende Gesundheit zu wünschen.
 
Lenbach, ich weiß nicht, worauf du deine Aussagen stützt, ist das gesunder Menschenverstand oder höheres Wissen?
Man könnte deine Aussagen allerdings als zynisch gegenüber Menschen auslegen, die an Depressionen zugrunde gehen und gegangen sind. Soll man ihnen sagen: "Du musst nur richitg mit deinem Problem umgehen."? Oder soll man ihnen sagen: "Schade, dass du lenbach nicht kennst, der weiß wie man mit "Problemen" umgeht."

Mir ist es nicht wichtig, etwas als Krankheit darzustellen oder nicht. Die Grenze zwischen krank und gesund kann man nicht absolut verlässlich ziehen. Aber im Gehirn spielen sich nun mal biochemische Prozesse ab, die sich ungünstig hochschaukeln können. Hierbei helfen Medikamente mindestens, zumindest wieder in die Lage zu kommen, die eigenen Probleme anzugehen. Und bei vielen Fällen sind sie die einzige Hoffnung. In diesem Fall zu sagen, man müsse nur einen Umgang mit den Problemen finden, wäre - ich wiederhole mich - zynisch.
 
Dazu kommt, dass sich Depressionen auch als körperliche Beschwerden manifestieren können, bzw. als solche empfunden werden (Herzbeschwerden, Verdauungsprobleme, Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen usw.), ohne dass der Betroffene weiss, dass es sich um eine Depression (sog. larvierte Depression) handelt. Wie soll so ein Mensch die "Probleme" allein angehen, wenn er nicht mal weiss, dass er Probleme hat?

Dazu muss man aber auch sagen, dass z.B. viele Frauen bei verschiedenen Beschwerden, bei denen man keine körperliche Ursache findet, zum Psychiater geschickt werden, obwohl sie an gar keiner Depression im eigentlichen Sinne leiden. Ein erfahrener Mediziner stellt an dieser Stelle ein Hormonmangel fest und die Beschwerden verschwinden ohne Psychopharmaka oder Rheumamittel oder...(unter Einnahme von entsprechender Dosis entsprechender Hormone), die an dieser Stelle nur noch mehr Schaden anrichten würden.

Für beides braucht man Aerzte, Lenbach!

Du suggerierst, dass eine Grippe ernsthafter zu nehmen ist als eine Depression. Das ist nicht nur zynisch, das ist schlicht und ergreifend auch lächerlich!
 
Robin schrieb:
Hieraus geht hervor, dass auch die Individualität, die von Rainer eher irgend wie a priori gesetzt scheint, sich eben auch nur im Wechselspiel über Gesellschaft herausbilden kann. Dass sich der Mensch also immer diesem Paradox ausgesetzt sieht, eigenständig zu sein ohne Eigenständigkeit.

Vorbehaltlos einverstanden.

Robin schrieb:
Allerdings glaube ich, dass der Begriff Depression in "Ausdifferenzierung..." zu Recht nicht gefallen ist, sondern eher Melancholie usw., denn ich persönlich glaube an eine stark genetisch vorgeprägte Anlage für Depressionen. Auch sind Depressionen von Melancholie oder depressiven Verstimmungen streng abzugrenzen. Auch stünde dann noch der Beweis aus, dass Depressionen in stark ausdiffernezierten Gesellschaften häufiger auftreten...

Den Beweis vermag ich natürlich nicht antreten, dürfte auch für Fachleute nicht ganz einfach sein.
Die genetische Prädisposition zweifle ich nicht mal am Rande an! Ihr kommt allerdings nur bei den endogenen Depressionen eine Bedeutung zu; um die geht es Dir aber im Schlusseffekt, nehme ich an. Bei diesen -manisch-depr. Erkr.- und bei Schizophrenie wird ein familiär relativ gehäuftes Auftreten beobachtet, Risikofaktoren diskutiert und Stoffwechsel- sowie Chromosomenanomalien untersucht. Ein Erbschema nach Mendel wird hier aber abgeleht und ausgeschlossen. Die DNA-Untersuchungen liefern Hinweise und werden sicher auch helfen, mögliche neue Therapien und genbasierte Medikamente zu entwickeln. Bis es aber soweit ist, bleibt die Ethikfrage der prädiktiven Untersuchungen so gut wie ungelöst, weil die psychiatrische Genetik eben auch viele Ängste und Befürchtungen mit sich bringt.

Die strenge Abgrenzung Melancholie → depressive Verstimmung → Depression ist wieder mal eine Definitionsfrage -grins.

Muss man deprimiert/depressiv sein, um melancholische Geschichten/Lieder zu schreiben/komponieren?
Definieren wir, bzw. teilen wir die Menschen nach Hippokrares/Galen noch in vier Kategorien -je nach Persönlichkeitsstruktur/Temperament- (Melancholiker, Choleriker, Phlegmatiker und Sanguiniker) auf?

Im 'normalen' Sprachgebrauch ist Melancholie neutral bis leicht positiv, depr. Verstimmung negativ bis beinahe neutral und Depression eindeutig negativ konnotiert. Stimmst Du mir zu? So gesehen, ist das Wort 'Depression' in 'Ausdifferenzierung...' zu Recht nicht gefallen, da bin ich mit Dir einig.

In der medizinischen Fachsprache sind die Grenzen aber fliessender. Melancholie wird als ein Anzeichen für die endogene Depression angesehen, während die depr. Verstimmung in der Fachsprache zyklothyme Depression genannt wird, die für sich oder als eine Phase der endogenen Depr. auftreten kann. Definiert man es so, wäre die Erwähnung eventuell doch auch am Platz, weil m.E. die zyklothyme Depression durch die Ausdifferenzierung ausgelöst werden kann, unabhänging davon, ob eine genetische Prädisposition besteht oder nicht. Aber wir unterhalten uns dafür jetzt darüber -grins.
Jedenfalls, wird in diesen Fällen mit 'Bist Du betrübt, dann tu etwas; und tust Du schon etwas, dann tu etwas anderes' kaum geholfen; da sind wir uns mittlerweile wohl alle einig.
 
Zeilinger schrieb:
Bist Du betrübt, dann tu etwas; und tust Du schon etwas, dann tu etwas anderes (gelesen in Readers Digest).
--------------------------------------------------
Das Leben beginnt (wieder) schön zu werden, wenn man
sich gesund, reich, schön, stark, rein und/oder geborgen fühlt,

zwischen Müssen und Wollen unterscheidet,

und/oder

für etwas dankbar sein kann.​
Bist Du betrübt, dann tu etwas.
Das finde ich gar nicht so verkehrt. ABER, es kommt immer darauf an WARUM man betrübt ist.
Die Mutter einer Freundin von mir, hatte schwerste Depressionen auf lange Zeit. Endlich haben Tochter und Vater geschafft, dass sie zum Arzt ging. Die Blutuntersuchung ergab, dass ihre Werte nicht stimmten. Sie wurde mit Medikamente eingestellt und war danach wie ausgewechselt.
Es kommt m.M. immer darauf an, WARUM man niedergeschlagen ist. Wenn es nur vorübergehend ist, sag ich mal, da "muss man dann durch". Jede Phase, und es gibt nicht nur schöne im Leben, kann einen hinterher auch stark machen. Wenn es denn vorübergehend ist, alles was zu lange dauert ist nicht normal und der/diejenige braucht professionelle Hilfe. Ob normale Ärzte dazu in der Lage sind, wage ich teilweise zu bezweifeln. Zu schnell wird ohne Voruntersuchung zum Rezeptblock gegriffen und starke Medikamente verschrieben, was m.M. auf Dauer nicht gesund ist. Abhängigkeit könnte die Folge sein und der Beginn eines Teufelskreislaufes.

Hilf' Dir selbst, dann hilft Dir Gott, so sagte immer meine Oma. Aber nicht immer geht es. Vielleicht kümmern sich in so einem Fall Heilpraktiker besser um Betroffende, als manche Ärzte. Es gibt auch pflanzliche Medikamente, die weitaus nicht so schädlich sind wie manche anderen Hammer.

Das zweite Zitat gefällt mir, vom reich mal ausgenommen, sehr gut.
 
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sevenix schrieb:
..."eine unnötige Ernstheit und Wichtigkeit" - so ist das also ...

Ich steig dann an dieser Stelle aus, nicht ohne dir eine allzeit umfassende Gesundheit zu wünschen.
Wüßtest du, wie damit erfolgreich umzugehen ist - müßtest du dann - aus bloßem ohnmächtigen Mitgefühl noch genau so deprimiert erscheinen wie der gerade Deprimierte???

Ich weiß und sehe auch (ein), es ist nicht leicht, bei so einem emotionell beladenen Thema sich unmissverständlich auszudrücken.

@Robin:
Lenbach, ich weiß nicht, worauf du deine Aussagen stützt, ist das gesunder Menschenverstand oder höheres Wissen?
Man könnte deine Aussagen allerdings als zynisch gegenüber Menschen auslegen, die an Depressionen zugrunde gehen und gegangen sind. Soll man ihnen sagen: "Du musst nur richitg mit deinem Problem umgehen."? Oder soll man ihnen sagen: "Schade, dass du lenbach nicht kennst, der weiß wie man mit "Problemen" umgeht."

Mir ist es nicht wichtig, etwas als Krankheit darzustellen oder nicht. Die Grenze zwischen krank und gesund kann man nicht absolut verlässlich ziehen. Aber im Gehirn spielen sich nun mal biochemische Prozesse ab, die sich ungünstig hochschaukeln können. Hierbei helfen Medikamente mindestens, zumindest wieder in die Lage zu kommen, die eigenen Probleme anzugehen. Und bei vielen Fällen sind sie die einzige Hoffnung. In diesem Fall zu sagen, man müsse nur einen Umgang mit den Problemen finden, wäre - ich wiederhole mich - zynisch.
Hättest du alle meine Statements dazu gelesen, würdest du das nicht sagen.

Dass sich 'Depressionen' natürlich körperlich auswirken (können), ergibt sich ja fast schon automatisch aus der Tatsache, dass Geist und somit Denken die Materie formt - also auch den körperliche Zustand.
Hab ich oben erwähnt.

Dein ironischer Kommentar "Du mußt nur richtig damit umgehen" ist gar nicht unwahr - leider ist es aber so, dass jemand, der schon an der Kippe zum Tod aufgrund seiner für ihn absolut unlösbaren scheinenden Probleme in schwermütiger emotionaler Unfähigkeit zu differenzieren verweilt, gar nicht mehr bereit und imstande ist, genauer hinzuschauen, was denn konkret die tatsächlichen Auslöser für die eigene Mutlosigkeit waren:
Denn dafür braucht man viel Energie und Vermögen, etwas genau und unverzerrt anszuschauen - weil es mit eigenen Verantwortlichkeiten verbunden ist (niemandem passiert etwas 'zufällig' - man hat IMMER selbst die Grundsteine dafür gelegt!!!);
und die hat man nicht mehr 'da unten'!

Die gesamte eigene Energie steckt im Erzeugen dieser schwermütigen Emotionen und 'schwarzen Bilder', die den eigenen Blick trüben - und die wirklich viel Energie erfordern, sie so schwarz und trostlos aufrecht zu erhalten!

Was 'Medikamente' dabei tun, ist einfach die Nervenbahnen zu unterbrechen, sodass man seine Probleme (die natürlich im Verstand in den eigenen Erlebnis-'Bildern' vorhanden sind und von dort aus den Körper plus Hirn beeinträchtigen) nicht einmal mehr körperlich wahrnehmen kann - während sie aber immer noch DA sind und wirken!!!

Das wäre also eine zusätzliche chemische Bewusstseinstrübung und -verminderung!
Völlig unmöglich, in so einem Zustand ein Problem auch nur annähernd wirkungsvoll zu handhaben!

Wenn ein Drogenabhängiger seine chemischen 'Befreiungszustände' erlebt und selig grinsend vor sich hinschwebt, so ist das eine rein körperliche Manifestation - während die Person selbst nur mehr vollständige Wirkung von den künstlich erzeugten Bildern und Emotionen ist....
Es werden mit Drogen oder Psychopharmaka einfach nur Symptome unterdrückt (was nicht immer wie erhofft 'funktioniert - die meisten der Amokläufer an diversen Schulen und Camps standen unter genau solchem 'Glückspillen'-Einfluss).
 
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