Hallo Jan Amos,
ja du hast in vielen Belangen durchaus Recht.
Jan Amos schrieb:
Leider sind die heutigen Zustände auf Maßnahmen zurückzuführen, die in der Vergangenheit getroffen wurden,...
Da stimme ich dir eindeutig zu und leider lässt sich die Vergangenheit nicht ändern.
Jan Amos schrieb:
Das Arztstudium war damals sehr begehrt, zumal der Sozialstatus im Ansehen der Person ungleich höher lag als heute...
Absolute Zustimmung. Gleichzeitig feierten andere Berufsstände ihren Niedergang. Der, der vormals mit "ehrenwerter Meister" angeredet wurde, verkam in der Wertschätzung zum einfachen Handwerker. Eine Art Akademiker-Wahn wurde geboren.
Jan Amos schrieb:
Also da mehr Ärzte ausgebildet wurden als Praxen und Krankenhausanstellungen da waren, musste ein Ventil kreiert werden das es ermöglichte, diese zusätzlichen Ärzte mit einem standesgemäßen Einkommen zu versorgen.
Als 1. Maßnahme schaffte man die bis dahin gültigen Krankenscheinhefte ab, indem dem Patienten maximal ein Arzt pro Quartal zugebilligt wurde. Wollte der Patient einen weiteren Arzt konsultieren, musste er sich von dem 1. der also seinen Berechtigungsschein bereits hatte eine Überweisung geben lassen.
Man führte die Patienten karte, eine neue Form von Plastikgeld ein und fortan war es den Patienten erlaubt beliebig viele Ärzte pro Quartal und nach freier Wahl aufzusuchen.
Die Folge war, dass natürlich nach und nach Missbrauch betrieben wurde und so die Kosten zu Lasten der Versicherten und Arbeitgeber (Lohnnebenkosten) in die Höhe getrieben wurden.
Zustimmung! Andererseits wurde wieder eingespart, als man die bisherigen Assistenzärzte in der Zukunft als Arzt im Praktikum benannte und sie zu Mindersalär auf ehemaligen Assistenzarztstellen beschäftigte.
Jan Amos schrieb:
Ein weiterer Punkt ist die soziale Überversorgung der im Ausland lebenden Angehörigen, von Gastarbeitern.
Fehlen mir die notwendigen Informationen hinsichtlich der gesetzlichen Regelung, werde ich also nichts zu sagen.
Jan Amos schrieb:
Weiter wurde und werden nach dem Gießkannensystem Sozialhilfeempfänger auf Grund bestehender Ansprüche bessere Konditionen eingeräumt als Pflichtversicherten. Mittlerweile hätten Informationen zu Folge, diese Klientel den Status eines Privatpatienten.
Es gibt mit sicherheit immer Menschen, die es verstehen, Gummi-Formulierungen für sich auszunutzen, der Regelfall sah m. E. deutlich anders aus. Hast du jemals erlebt, welche schritte ein Sozialhilfeempfänger mit welcher Vehemenz unternehmen musste, um nur eine Brille mit zersprungenem Glas ersetzt zu bekommen? Eine Freundin von mir musste ganze vier Wochen mit Sprüngen vor der Linse von Pontius zu Pilatus laufen, immer eine Instanz höher, bis die Reparatur, d.h. der ersatz eines Glases genehmigt wurde. Ihre Wartezeiten beim Arzt sind heute noch länger, als die vom Normalpatienten. sprüche vor versammelter Patientenschaft wie: "Naja, Sie als Sozialhilfeempfängerin..." entwürdigen und stigmatisieren zusätzlich. Ich kenne keinen anderen Menschen, der egal wo, jemals so abfällig behandelt worden wäre. Als Privatpatientin hätte sie schon lange den Versicherungsträger gewechselt... Und das ist eher der Regelfall, nicht der Einzelfall.
Jan Amos schrieb:
Ein weiterer Punkt sind die Verwaltungen der Kassen und deren Paläste, die sicherlich nicht von der Pharmaindustrie gestiftet wurden, sondern von den Versicherten und en Arbeitgebern über die Lohnnebenkosten gesponsert werden mussten.
Ja, und gleichzeitig gibt es eine Zentralisierung, die Außenstellen werden geschlossen und in dem Rahmen kostenintensive Arbeitsplätze auch zur Refinanzierung wieder eingespart. Da kann man sich bestimmt streiten, Vieles hätte mit Sicherheit nicht so pompös sein müssen....
Jan Amos schrieb:
Und die Pharmaindustrie verdient sich in Deutschland eine goldene Nase, daran zu erkennen, dass die gleichen Medikamente im Ausland deutlich billiger zu erhalten sind.
Ja, und es ist der falsche Weg, schwerstkranke Patienten leiden zu lassen, mit dem Ziel, Pharmaindustrie mittels sinkenden Verschreibungszahlen unter Druck zu setzen. Da ist das österreichische System besser. Durch gezielte Kontrollen, bzw. die o.g. Chefarztpflicht kann durchaus verhindert werden, dass Patienten, die teure Medikamente nicht wirklich benötigen, die verschrieben bekommen, nur weil es möglich ist. Auch diese Maßnahme reduziert die Zahl der Verschreibungen, sichert aber den wirklich Bedürftigen die Versorgung.
Jan Amos schrieb:
Mit den Apotheken gab es eine ähnliche Entwicklung. Der Kuchen war vorhanden und wurde durch eine enorme Überversorgung, gemessen pro Einwohnern, zum Problem.
Das ist richtig. Die hier vorgesehene Maßnahme, dass vom Pharmareferenten großzügig zur Verfügung gestellte Medikamente nicht mehr in den freien Verkauf gelangen dürfen, ist da sicher nur ein Tropfen auf den heißen Stein, um die Einkünfte von Apothekern zu schmälern. Im Rahmen der bisherigen Gesundheitsreform haben es Apotheken bei der bestehenden Dichte lange nicht mehr so einfach wie zuvor, Geld zu verdienen, zumal sie wiederum Apotheker oder PTA's beschäftigen müssen (eine schlichte Verkaufshilfe wäre weniger kostenintensiv). Auch wenn es schmerzt, ist eine Ausdünnung von Apotheken bestimmt notwendig. Geschraubt werden müsste aber m. E. am System der pauschalisierten Grundvergütung je niedergelassener Apotheke. Das würde wirklich Kosten sparen und die Apotheken dem freien Wettbewerb und marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten unterstellen.
LG chaosbarthi