Begriffsverständnisse von "Bewusstsein".
Ḱaawi schrieb:
Hi Neugier,
mit dieser Vermutung liegst Du richtig, ich habe nur
den verlinkten Beitrag gelesen und aus dem Bauch heraus
gefragt, ob spiegelfremd vielleicht selbst der Autor sei.
[...]
Kaawi,
das wäre also geklärt.
Zu der von Hayenna am 04. Mai 2005 15:07 Uhr dargelegten Position
möchte ich noch erwähnen, dass ich ihr nur teilweise zustimme.
Einverstanden bin ich bis zu dieser Stelle...
Hayenna schrieb:
... Die Wurzeln des Bewusstsein müssten also
noch früher anzusiedeln sein, als es Gehirne gibt.
Weil Bewusstsein ein Prinzip ist.
Was ist aber, wenn das Bewusstsein garnicht
dieses universelle wirkmächtige Prinzip ist,
das von Anfang an existent und wirksam gewesen sein soll,
sondern vielmehr ein
bestimmter zusammengesetzter Zustand des Gehirns?
Dieser Zustand wäre dadurch bestimmt, dass das Gehirn
in diesem Zustand eine festgelegte Palette von Leistungen erbringt.
Etwa so wird Bewusstsein neurologisch beschrieben.
Das wirkmächtige Prinzip wäre in diesem Fall eben nicht
ein in das Geschehen hineininterpretiertes Konstrukt
namens "Bewusstsein", sondern schlichtweg die Naturgesetze.
In diesem Fall wären die weiteren Ausführungen Hayennas
größtenteils hinfällig!
An dieser Stelle macht sich bemerkbar, dass wir es
mit zwei grundverschiedenen Begriffsverständnissen
von "Bewusstsein" zu tun haben.
Einerseits das umgangssprachliche und psychiatrisch / neurologische
Begriffsverständnis,
andererseits, das Begriffsverständnis von Philosophen und Esoterikern.
Umgangssprachlich ist "Bewusstsein" eben das, was den Unterschied
zwischen einer bewusstlosen Person und einer Person "bei Bewusstsein"
ausmacht; also eine Palette von Hirnleistungen.
Schon ein fünfjähriges Kind kann eine bewusstlose Person erkennen.
Die Psychiater und Neurowissenschafter haben im Prinzip das gleiche
Begriffsverständnis, können aber Defizite und Störungen praziser
und detailierter in operationalisierter Weise beschreiben.
Im Gegensatz dazu pochen Philosophen und Esoteriker darauf,
dass der umgangssprachliche Bewusstseinsbegriff viel zu eng gefasst ist,
und folglich erweitert werden muss.
Allerdings konnten sich die Philosoteriker in den letzten 2500 Jahren
nicht darauf einigen, in welcher Weise der Bewusstseinsbegriff
zu erweitern ist, ganz zu Schweigen davon, dass eine stichhaltige
und nachvollziehbare Begründung für eine solche Erweiterung angegeben
würde.
Bei Diskussionen mit Philosoterikern muss man deshalb darauf gefasst
sein, dass auch jedem Kieselstein und jedem Atom ein Bewusstsein
zugeschrieben wird; selbstverständlich auch dem Universum.
Etwas überspitzt formuliert erklären Philosoteriker, dass jedes Atom
in der Atom-Gehschule nicht nur die Naturgesetze auswendig lernt,
sondern auch noch lernt, dass da droben ein großer Guru penibel
darüber wacht, dass sich jedes Atom exakt an die Naturgesetze hält,
und fuchsteufelswild wird, wenn sich ein Atom nicht an die Gesetze hält.
Weil die Atome eine große Angst vor dem Zorn dieses Gurus haben,
verhalten sie sich exakt getreu den Naturgesetzen.
Mit anderen Worten, das Begriffsverständnis von Bewusstsein
der Philosoteriker ist dermaßen diffus und schwammig,
dass es für ernsthafte Überlegungen unbrauchbar ist.
> Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden. <