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Denkgesetze

Joachim Stiller

Well-Known Member
Registriert
9. Januar 2014
Beiträge
24.002
Ich möchte Euch einmal den von mir maßgeblich mitgestalteten Artikel zum Stichwürt "Denkgesetze" aus dem AnthroWiki vorstellen... Vielleicht interessiert sich ja der ein oder andere dafür... Es ist nämlich ganz interessant, was ich da gefunden habe... Hier der entscheidene Auszug:

Als Denkgesetze wurden in der Geschichte der Philosophie und der philosophischen Logik, vor allem im Psychologismus des 19. Jahrhunderts, logische Regeln, Gesetzmäßigkeiten oder Grundsätze bezeichnet, insofern sie – dies war die psychologistische Sicht – als Naturgesetze des Denkens betrachtet wurden.

Satz der Identität (lat. principium identitatis)
Auf Aristoteles wird der Satz der Selbstidentität aller Dinge, d. h. die für jedes A gültige Feststellung A = A zurückgeführt.
Auf Leibniz geht das Prinzip der Identität ununterscheidbarer Dinge zurück, bei ihm ein metaphysischer Grundsatz, dem zufolge für Dinge aus einem Diskursuniversum gilt: Wenn A und B qualitativ identisch sind (d. h. wenn ihnen genau dieselben Eigenschaften zukommen) sind sie auch numerisch identisch (A = B). Nach Angabe des Philosophen und Anthroposophen Joachim Stiller handelt es sich in diesem Fall um Synonyme.

Satz vom Unterschied (lat. principium differentitae)

Wenn alles mit sich selbst identisch ist (A = A), dann ist auch alles von allem anderen Verschieden (A ungleich B). Dieses nennt der Philosoph und Anthroposoph Joachim Stiller den "Satz vom Unterschied", den er dem Satz der Identität als gleichberechtigt an die Seite stellen möchte. Stiller kam auf den Satz durch Untersuchungen der „Wissenschaft der Logik“ von Hegel. Aber auch bei Heidegger findet sich in GA 10 eine kurze Andeutung, die Heidegger selbst aber in GA 11 nicht weiter aufgegriffen hat. Der von Stiller gefundene Satz vom Unterschied ist also maßgeblich von Hegel und Heidegger präformiert.
Laut Stiller gibt es aber noch einen weiteren Fall von Unterschied, und zwar analog dem Beispiel von Leibniz in Bezug auf den Satz der Identität, nämlich A unglauch A. In diesem Fall würde es sich um Homonyme handeln. Beide Sonderfälle, sowohl die Synonyme wie auch die Homonyme, seien bereits von Aristoteles in dessen Kategorienschrift eingehend untersucht worden.

Satz vom ausgeschlossenen Widerspruch (lat. principium contradictionis)
Auf Aristoteles zurückgehend, besagt der Satz vom Widerspruch, dass es unmöglich ist, eine Aussage zugleich zu bejahen und zu verneinen.

Satz vom ausgeschlossenen Dritten (lat. principium exclusi tertii oder auch tertium non datur)
Ebenfalls auf Aristoteles zurückgeführt, besagt der Satz vom ausgeschlossenen Dritten, dass die Disjunktion einer Aussage und ihrer Negation stets eine gültige Aussage, also eine Tautologie ist. Dieser Satz ist verwandt, aber nicht identisch mit dem Prinzip der Zweiwertigkeit. Eine Logik, die dem Satz vom ausgeschlossenen Dritten folgt und in der Schlüsse erlaubt sind, die dem disjunktiven Syllogismus entsprechen, ist notwendig zweiwertig.

Satz vom zureichenden Grunde (lat. principium rationis sufficientis)
Ein logisch-metaphysischer Grundsatz von Gottfried Wilhelm Leibniz, der besagt, dass jedes Ereignis eine Ursache haben muss beziehungsweise dass es für jede wahre Aussage einen Grund gibt, aus dem sie wahr ist. Als Handlungsanweisung interpretiert, fordert der Satz vom zureichenden Grunde, dass jede wahre Aussage durch eine andere Aussage begründet werde, deren Wahrheit bewiesen ist. Die möglichen Verstöße gegen diese Handlungsanweisung heißen Zirkelschluss und petitio principii.
Der Philosoph und Anthroposoph Joachim Stiller wies darauf hin, dass der Satz vom (zureichenden) Grunde bereits bei Aristoteles präformiert und dann während des Hellenismus von der Philosophie vollständig formuliert worden ist. Bei Plotin ist der Satz voll da, denn Plotin spricht tatsächlich von dem "Satz vom Grunde", den er aber nicht mehr explizit nennt, weil er ihn als allgemein bekannt vorasussetzt. Eine typsische antike Formlierung des Satzes lautet etwa "Nichts ohne Grund". Dass der Satz vom Grund von Leibniz stamme, ist einfach ein Missverständnis, dass vor allem von Heidegger kolportiert wurde. Es ist daher zu vermuten, dass Heidegger Plotin nie gelesen hat, was hier eindeutig zu wenig ist. Insgesamt handelt es sich hier um eines der größten Irrtümer und Missverständnisse in der Geschichte der Philosophie, und das bis auf den heutigen Tag.
Des Weiteren weist Stiller darauf hin, dass der Satz vom Grund möglicher Weise auch falsch sein könnte, weil er den Zufall ausschließe, den es aber zumindest im mikrophysikalsichen Bereich tatsächlich zu geben scheint.
 
Zuletzt bearbeitet:
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Ich finde Denkgesetze machen aus der Philosophie eine Wissenschaft, was aber nicht so sein sollte!
Es sollte keine "Gesetzte" geben. Das schränkt nur ein. Man soll in der Philosophie ja eben über die Wissenschaftlichkeit der Welt hinausdenken!
 
Das ist eine sehr schwierige Frage... Für viele Philosophen "ist" die Philosophie eine Wissenschaft, und zwar nicht nur eine Geisteswissenschaft, sondern sogar die Königin aller Geisteswissenschaften...
 
Für mich ist und bleibt sie zwar die Königin. Aber nie wird sie hinuntersteigen, in die Slums ihrer Untertanen!
Sie ist wie eine Diktatorin, die unerschüttert auf dem Thron sitzt und nie gestürzt wird.

Vor allem. Wie kommt man auf neue Ideen, wenn man bereits alles in einem begrenzten Denkraum erforscht hat? (Was nicht geht, aber mal angenommen)
Hat die Philosophie dann ein Ende?
 
Für mich ist und bleibt sie zwar die Königin. Aber nie wird sie hinuntersteigen, in die Slums ihrer Untertanen!
Sie ist wie eine Diktatorin, die unerschüttert auf dem Thron sitzt und nie gestürzt wird.

Vor allem. Wie kommt man auf neue Ideen, wenn man bereits alles in einem begrenzten Denkraum erforscht hat? (Was nicht geht, aber mal angenommen)
Hat die Philosophie dann ein Ende?
Kommt darauf an wie lange Meinungen vorherrschen:dontknow:
 
Für mich ist und bleibt sie zwar die Königin. Aber nie wird sie hinuntersteigen, in die Slums ihrer Untertanen!
Sie ist wie eine Diktatorin, die unerschüttert auf dem Thron sitzt und nie gestürzt wird.

Vor allem. Wie kommt man auf neue Ideen, wenn man bereits alles in einem begrenzten Denkraum erforscht hat? (Was nicht geht, aber mal angenommen)
Hat die Philosophie dann ein Ende?
Kommt darauf an wie lange Meinungen vorherrschen:dontknow:
 
'Richtig unfalsch' scheint mir die Aristotelische Variante des (doppelten) Denkens zu sein, welche noch heute - leider überwiegend unverstanden - in dem schlichten Satz zum Ausdruck kommt, der mich persönlich - vor über 40 Jahren übrigens - zum allerersten Male zum Nachdenken über die Philosophie geistig besonders intensiv angeregt hat:

"Ort und Zeit ohne Grund ist Gewalt".
siehe auch hier:​
https://www.denkforum.at/threads/ist-es-unabdingbar-dass-intelligenz-sich-ausrottet.15972/page-3
Des Weiteren weist Stiller darauf hin, dass der Satz vom Grund möglicher Weise auch falsch sein könnte,...
Das 'Falsche' ist als Wertung absolut bedeutungslos, weil aus Falschem 'Beliebiges' folgt.

"Der Grund eines Grundes kann immer nur in der Lebendigkeit von unschlüssiger Wesenshaftigkeit in der Wessenhaftigkeit durch "sinnguläre Be-Anti-Für-Wortung liegen",
meint Bernhard Layer, (Mit-)Begründer des Organischen Weltbildes:

Alles 'lebt' im weitesten Sinne von Bewegung, weil eine 'Nichtbewegung' (= als informations-energetischer Ruhezustand) nicht von sich aus zu existieren vermag, möglicherweise aber - aus entsprechend großer Entfernung - zum Schein sowohl real als auch irreal - (noch) doppelt unentschieden zu 'ex-sistieren' vermag! ...siehe hierzu auch:
https://www.denkforum.at/threads/bernies-sage-als-weltbild.17569/

Leibniz meint - sinngemäß - zu Fragen von nichts und etwas: In "nichts" kann kein "etwas" und im Nichtseienden kein Seiendes begründet sein.

Deswegen versucht Heidegger, so meine Einschätzung, - über das (dynamisch zu verstehende) Hilfskonstrukt "seyn" - dem wirklichen 'Sein' dessen Existenzberechtigung gemeinsam in einer indifferenten Schnittmenge von 'nichts+etwas' zuzuweisen, wodurch dem "Sein an sich" einerseits ein absoluter Bezug "voll" zukommt und andererseits aber auch ein relativer "anteiliger" Richtungsbezug (= im seyn als anteiliges 'werden' ) ur-fundamental 'ten-sorisch' zukommt.
:)
Bernies Sage (Bernhard Layer)
 
'Richtig unfalsch' scheint mir die Aristotelische Variante des (doppelten) Denkens zu sein, welche noch heute - leider überwiegend unverstanden - in dem schlichten Satz zum Ausdruck kommt, der mich persönlich - vor über 40 Jahren übrigens - zum allerersten Male zum Nachdenken über die Philosophie geistig besonders intensiv angeregt hat:

"Ort und Zeit ohne Grund ist Gewalt".
siehe auch hier:​
https://www.denkforum.at/threads/ist-es-unabdingbar-dass-intelligenz-sich-ausrottet.15972/page-3

Das 'Falsche' ist als Wertung absolut bedeutungslos, weil aus Falschem 'Beliebiges' folgt.

"Der Grund eines Grundes kann immer nur in der Lebendigkeit von unschlüssiger Wesenshaftigkeit in der Wessenhaftigkeit durch "sinnguläre Be-Anti-Für-Wortung liegen",
meint Bernhard Layer, (Mit-)Begründer des Organischen Weltbildes:

Alles 'lebt' im weitesten Sinne von Bewegung, weil eine 'Nichtbewegung' (= als informations-energetischer Ruhezustand) nicht von sich aus zu existieren vermag, möglicherweise aber - aus entsprechend großer Entfernung - zum Schein sowohl real als auch irreal - (noch) doppelt unentschieden zu 'ex-sistieren' vermag! ...siehe hierzu auch:
https://www.denkforum.at/threads/bernies-sage-als-weltbild.17569/

Leibniz meint - sinngemäß - zu Fragen von nichts und etwas: In "nichts" kann kein "etwas" und im Nichtseienden kein Seiendes begründet sein.

Deswegen versucht Heidegger, so meine Einschätzung, - über das (dynamisch zu verstehende) Hilfskonstrukt "seyn" - dem wirklichen 'Sein' dessen Existenzberechtigung gemeinsam in einer indifferenten Schnittmenge von 'nichts+etwas' zuzuweisen, wodurch dem "Sein an sich" einerseits ein absoluter Bezug "voll" zukommt und andererseits aber auch ein relativer "anteiliger" Richtungsbezug (= im seyn als anteiliges 'werden' ) ur-fundamental 'ten-sorisch' zukommt.
:)
Bernies Sage (Bernhard Layer)
Nimm was du brauchst :)
 
Wenn Denkvorgänge den Gesetmäßigkeiten von physikalischen Regeln folgen würden, wo bleibt da Raum für einen autonomen Willen ? Ein Gedanke beruht immer auf irgendeinem bewussten oder unbewussten Grunde.

Die Frage ist jedoch, ob es eine metaphysische Grundlage gibt, welche dem Denkenden ermöglicht sich eher in die Denkrichtung oder die Denkrichtung zu bewegen. Wobei auch dies in einem Regress enden würde, da wiederum dieses Entscheidungsdistanz selbst Gründe für ihre Entscheidungen hätte. Letzlich ist Denken ein Phänomen, welches nur schwer begreifbar ist, da ubekannt bleibt, wie interagierende Neurone eine imäginäre Repräsentation von Objekten ermöglichen . Untersucht man das Phänomen des Denkens genau und reduziert dieses auf die Neurone, so zeigt sich, dass die Welt wie sie erscheint nur Produkt des jeweiligen Gehirns ist.

Ein Insekt sieht die Welt aus einer anderen Perspektive, als der Mensch ! Dennoch ist die Wahrnehmung des Insekts wiederum eine eigene Welt für sich ! Wobei sich hier die Frage stellt, ob ein Insekt über eine Form des Bewusstseins verfügt, die sich als individuell einzigartig erlebt, was zu bezweifeln ist.

Bei den Säugetieren scheint es aber oftmals eine Form des individuellen Bewusstseins zu geben, was sich an deren komplexen Verhaltensweisen zeigt. Somit ist in jedem individuell einzigartigem Lebewesen gewissermaßen eine eigene Welt, in unterschiedlichen Komplexitätsstufen. Wobei sich die Komplexität bei ein und derselben Art ähnelt, im Detail aber unterschiedlich ist. Und selbst im einzelnen Individuum ist das Weltkonstrukt keineswegs konstant.

Man identifiziert sich zwar immer als ein und diesselbe Person. Aber im Grunde wechseln die Ansichten über die Welt ständig. Als Kind sieht man die Welt mit anderen Augen als ein Erwachsener. Dennoch war diese Welt, wie sie in der Vergangnheit wahrgenommen wurde einmal ebenso real, wie die gegenwärtige. Und die zukünfige, wenn man ein alter Rentner ist, wird wiederum anders aussehen und wahrgenommen . Dennoch wird sie als die eine Welt wahrgenommen werden, obwohl sie unterschiedlich interpretiert wird als zu anderen Zeiten und selbst die Erinnerungen mit der gegenwärtigen Weltsicht gefärbt werden.

Ob dabei die Seele , welche das Denken mithervorbringen könnte sich immer gleich bleibt, ist denke ich die Frage die J.S indirekt beantwortet haben will. Denn wäre die Seele sich immer gleich und reagiere kausal mit der Umwelt so folgt jede Denkreaktion gemäß Gesetzen, welche nicht beeinflussbar sind, auch wenn die Wahrnehmung sich durch andere Gehirnarchitektur und Lebenserfahrungen verändert.

Der Anonyme Schreiber
 
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Für mich ist und bleibt sie zwar die Königin. Aber nie wird sie hinuntersteigen, in die Slums ihrer Untertanen!
Sie ist wie eine Diktatorin, die unerschüttert auf dem Thron sitzt und nie gestürzt wird.

Vor allem. Wie kommt man auf neue Ideen, wenn man bereits alles in einem begrenzten Denkraum erforscht hat? (Was nicht geht, aber mal angenommen)
Hat die Philosophie dann ein Ende?

Oh nein, bitte keine neuen Diktatoren und Dogmen mehr, die Philosophie versteht sich z.B. vertreten durch Julian Nida-Rümelin, Markus Gabriel, Gerd Scobel, Kathrine Newmark etc. eher als eine Art Vermittlerin, die das Zusammenspiel der Disziplinen ermöglicht und koordiniert, ein Betrachtungsraum sozusagen, in dem alle Fäden zusammentreffen ohne sich zu verheddern , um dann hoffentlich durch den interdisziplinären Austausch um einige Erkenntnisse bereichert bzw. ihrer eigenen Grenzen bewusster zu forschen und die Realität zu gestalten.
 
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