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Demokratie und Globalisierung

Hallo Miriam

Welche sind denn die Hauptaspekte die nun den Gedanken, besser gesagt das Wesen der Demokratie beeinflußen könnten?

Wesen der Demokratie

1) Wahl
Wahlergebnis führt zu Koalition
Koalition schließt Kompromis (schlecht) oder es herrscht Konsens vor (gut)

2) Diskussion
Menschen sprechen miteinander
der Diskussionsgegenstand schraubt sich evolutionär in die Höhe
und verbindet alle gegensätzlichen Meinungen zu Gottes Werk

das Wesen der Demokratie beeinflußen

1) Globalisierung
pro: Internet erleichtert Informationsaustausch
contra: ausländisches Kapital (Aktiengesellschaften) bestimmt Politik vor Ort
(also nicht die Wähler)

2) Komplexitätsreduktion
Ansätze, die schnelle Lösungen versprechen,
aber in Wirklichkeit nur kurzfristig nützen
(langfristig überwiegen die Nebenwirkungen)

3) Wirtschaftsblöcke
die Supermächte der Zukunft sind die Wirtschaftsblöcke der Kontinente
(also EU vs. Ostasien vs. Nordamerika vs. Afrika vs. ...)
es besteht Gefahr,
daß die Kontinental-Parlamente ihre Entscheidungen danach ausrichten,
im kalten Wirtschaftskrieg nicht ins Hintertreffen zu geraten
 
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scilla schrieb:
Hallo Ziesemann!
tut mit leid,
daß ich an Deinem Lack kratze
aber ich bezweifle,
daß Du fähig bist,
mir Autoren und Titel einer 'volkswirtschaftlichen Analyse' zu nennen,
die sich umfassend (15 Punkte?) mit den Ursachen der Arbeitslosigkeit beschäftigt
Wieso soll das Lackkratzen sein - abgesehen davon, dass ich Lack nicht mag - , wenn Du zweifelst dass sich dies bennenen ließe.

Nicht in "einer" und schon gar nicht nur in einer rein volkswirtschaftlichen Analyse lassen sich die 15 Punkte allesamt finden; Literatur gibt es darüber hundertfach. - Aber um Dir zu zeigen, dass ich nicht kneife, hier ein paar Oberbegriffe, als Gründe sind zu nennen
Strukturelle wie gespaltener Arbeitsmarkt
Konjunkturelle wie mangelnde Binnennachfrage
Geographische, Arbeitskräfte wohnen nicht da wo Arbeitsplätze sind
Psychologische wie Arbeitsunlust u.v.a.m.
Gesetzliche wie hohe Einstellungskosten
Billigkonkurrenz
Schwarzarbeit
Diskrimierung offene oder versteckte
Klimatische, arbeitsloser Eisverkäufer im Winter
Historische, wie Rangordnung des Arbeitswertes - und last not least
zu hohe Löhne.

Das sind bereits 11 Gründe, die sich in vielen Fällen noch in Untergründe auffächern lassen. - Zufrieden?

mich würde brennend der erkenntnistheoretische Weg interessieren,
mit dieser Komplexität umzugehen
Und wie viele E-Theorien benötigst Du zur Ursachenbekämpfung?

(also nicht alles wegbügeln, was sich empirisch nicht beherrschen lässt)
Habe ich was weggebügelt? - Smile: Stets gern für Dich beschäftigt.
Gruß - Ziesemann
 
Ziesemann schrieb:
Etwas gebe ich einschränkend zu bedenken: Bis jetzt haben sich die Nationalstaaten als einzige gesellschaftliche Großorganisationen fähig erwiesen, innerhalb ihrer Binnengrenzen zu pazifizieren. - Das Nichtvorhandensein (grässliches Wort) von funktionsfähigen Staaten wie z.B. in Afrika, gibt Warlords und Stammesfürsten die Möglichkeit, endlos Kleinkrieg zu führen.

Hallo Ziesemann!

Danke für den Hinweis. Ich hab mir meinen Beitrag jetzt noch mal durchgelesen und bin draufgekommen, daß ich mich ein wenig unvollständig ausgedrückt habe. Es geht mir keineswegs darum, die Staaten als solche abzuschaffen sondern darum, eine Ebene darüber zu schaffen, die demokratisch kontrolliert ist sich all jener Probleme annimmt für die der Nationalstaat zu klein ist. Und genau darin sehe ich das Problem der nationalen Denkensweise, daß sie in ihrem quasi religiösen Denkmuster den Menschen dazu zwingt aus Reflex gegen jede Souveränitätsabgabe zu sein, auch wenn sie logisch begründbar ist.
Ich wünsche mir eine föderale Gliederung für Europa, ein System in der in einer Verfassung festgeschrieben ist welche Ebene wofür zuständig ist. Dadurch kann der Einzelstaat all die Kompetenzen behalten, bei denen er sich bewährt hat und glaichzeitig all die Themen die ihm zu groß sind auf eine höhere Ebene verlagern. Beispiele dafür: Umweltpolitik (Emissionen kümmern sich nicht um Grenzen), internationaler Verkehr, Außenpolitik, Wirtschaftspolitik. Vor allem letzters ist wichtig, denn glaubt jemand wirklich ernsthaft, die Nationalstaaten Europas könnten alleine gegen die USA, China, Indien oder multinationale Konzerne bestehen? - Womit wir wieder beim Thema zurück wären und ich auch die Frage "Zentralismus oder Föderalismus?" von Scilla beantwortet hätte.


Scilla schrieb:
bilaterale Verträge (die Vorzüge der Naturräume zum Nutzen beider Länder) machen ebenfalls Sinn
die EU ist jedoch definitiv zu groß

Die EU ist definitiv nicht perfekt, aber das Beste was wir bis jetzt hatten. Sollte jemand glauben, daß nicht die europäische Vereinigung (Wobei natürlich auch der Druck durch den kalten Krieg nicht vergessen werden sollte) sondern ein Reifungsprozeß der Bevölkerung für die letzten sechs Jahrzehnte Frieden verantwortlich ist, möge er sich einmal an die Stammtische des "kleinen Mannes" setzen und eine Diskussion über andere Länder in Europa anfangen. Die alten Vorurteile sind noch lange nicht verschwunden. Das Zeitalter, in denen die Staaten Europas einzig mittels bilateraler Verträge miteinander verkehrten aber 100%ig souverän waren hat uns Militärbünde und unzählige Kriege beschert. Auch wenn die EU nicht perfekt ist - was ist die Alternative? Sind die Völker Europas ohne übergeordnete Organistationen jemals so lange ohne Krieg ausgekommen?
 
scilla schrieb:
Hallo Gaius

Dein Hinweis auf die Freiheit finde ich sehr gut,
aber
bist Du Anhänger einer materialistischen Demokratietheorie?
'Demokratie ist dann, wenn es mir gutgeht'
Will der Herr nun bloß mit mir flirten, oder möchte er mich einmal wieder provozieren (obwohl er doch weiß, daß ich auf Provokationen allenfalls mit einem gemütlichen Räuspern antworte?)

*rofl*
Demokratie ist dann, wenn es mir gut geht, und dir, und ihm, und ihr, und allen anderen auch.

Den Rest soll meinetwegen der freiheitlich-demokratische Rechtsstaat besorgen, und so hätte ich mir gewünscht, daß Du außer der Darstellung der "Freiheit der Römer" (res publica/privata) oder der "Freiheit der Griechen" (autonomia/autarkia/eleutheria) auch noch ein Wort über die "Freiheit der Deutschen" verloren hättest - und sei es in Deinem gewohnt schlagwortartigen Stil - dann hätten wir jedenfalls eine dem gegenwärtigen Stand der Dinge mehr entsprechende Diskussionsgrundlage.

Gespannt, Gaius
 
Spielmann schrieb:
Hallo Ziesemann!

Danke für den Hinweis. Ich hab mir meinen Beitrag jetzt noch mal durchgelesen und bin draufgekommen, daß ich mich ein wenig unvollständig ausgedrückt habe. Es geht mir keineswegs darum, die Staaten als solche abzuschaffen sondern darum, eine Ebene darüber zu schaffen, die demokratisch kontrolliert ist sich all jener Probleme annimmt für die der Nationalstaat zu klein ist. Und genau darin sehe ich das Problem der nationalen Denkensweise, daß sie in ihrem quasi religiösen Denkmuster den Menschen dazu zwingt aus Reflex gegen jede Souveränitätsabgabe zu sein, auch wenn sie logisch begründbar ist.
Lieber Spielmann, wenn das stimmen würde, "Reflex gegen jede Souveränitatsabgabe", würdest du recht haben; aber das Gegenteil ist doch der Fall! Seit 1955 - mit Beitritt zur NATO und dann ab 1957 Gründung der EWG (heute: EU) - hat die BRD in einem Ausmaß Souveränitätsrechte an supranationale Organe abgetreten, wie es den meisten noch gar nicht bewusst ist. Alle EU-Länder können kaum mehr eine Frage national allein entscheiden, weil die gemeinsamen EU-Richtlinien aus Brüssel in nationales Recht umgesetzt werden müssen. Es gibt weder eine eigenständige Wirtschafts noch Finanzpolitik, die Außenpolitik ist gebunden, Verteidigungspolitik sowieso usw. usf. Das Problem scheint mir darin zu liegen, dass die progressiv wachsende Macht in Brüssel zu wenig demokratisch kontrolliert wird. Dort wollte man sogar schon mal die Feiertage in Europa vereinheitlichen! Und jüngstes Beispiel: MAUT-Erhöhung gegen teilweise Erstattung der Diesel-Steuer an deutsche LKW - ausländische donnern ohne einmal in D zu tanken von Dänemark bis Österreich durch. Unzulässig! Erhöhung nur erlaubt, wenn Steuererstattung unterbleibt.
Sei gegrüßt - Ziesemann
 
Hallo Ziesemann!

Geographen schreiben traditionell Länderkunden
in der auch die Gründe für die Arbeit(slosigkeit) aufgelistet sind

Wirtschaftsgeographen betreiben Studien zu bestimmten Branchen
oder zu bestimmten erfolgreichen/erfolglosen Regionen

als Berater einer Regierung sind Volkswirte nicht zu gebrauchen
 
Hallo Ziesemann!

Ziesemann schrieb:
Lieber Spielmann, wenn das stimmen würde, "Reflex gegen jede Souveränitatsabgabe", würdest du recht haben; aber das Gegenteil ist doch der Fall! Seit 1955 - mit Beitritt zur NATO und dann ab 1957 Gründung der EWG (heute: EU) - hat die BRD in einem Ausmaß Souveränitätsrechte an supranationale Organe abgetreten, wie es den meisten noch gar nicht bewusst ist.

Ich meinte mit diesem Reflex eher die Stimmung in der Bevölkerung. Politiker denken da natürlich anders und haben ganz andere Interessen.


Ziesemann schrieb:
Das Problem scheint mir darin zu liegen, dass die progressiv wachsende Macht in Brüssel zu wenig demokratisch kontrolliert wird.

Exakt. Die Forderung nach mehr Demokratie auf der Ebene der EU wird ja schon von diversen Organisationen (mir fallen jetzt da z.B. die europäischen Föderalisten ein) und auch immer wieder von vielen Politikern geäußert. Leider werden dann von denen, die an demokratischen Organen absolut nicht interessiert sind diese Forderungen (die dem Volk Soveränität zurückgeben würden) immer als Angriff auf die nationale Souveränität dargestellt und dadurch ist eine Mehrheit für solche Verbesserungen nahezu ausgeschlossen.
Von den Verlagerungen der Souveränität von denen Du geschrieben hast, kriegt ja kaum jemand etwas mit, es sein denn die nationalen Politiker haben Interesse daran, ihre eigenen Fehlentscheidungen auf wem anderen zu schieben und "Brüssel" ist da immer eine gute Ausrede.
Leider sind in den letzten Jahrzehnten viele Kompetenzen, die nicht auf die europäische Ebene gehören dorthin gewandert während wirklich wichtige europäische Anliegen noch immer in nationaler Hand sind. Dadurch sind wir in der perversen Situation, daß nationale Regierungen es schwer haben, Nachtfahrverbote in sensiblen Bereichen durchzusetzen und den Bahnverkehr zu fördern, während die Staaten in ihrer Außenpolitik noch immer so kinderleicht gegeneinander auszuspielen sind wie die italienischen Stadtstaaten zu Zeiten Barbarossas.

lG,
Spielmann
 
und so hätte ich mir gewünscht, daß Du außer der Darstellung der "Freiheit der Römer" (res publica/privata) oder der "Freiheit der Griechen" (autonomia/autarkia/eleutheria) auch noch ein Wort über die "Freiheit der Deutschen" verloren hättest

'griechisch' und 'römisch' waren als philosophische Kategorien gemeint

vielleicht könntest Du ja die Philosophie um eine 'deutsche' Variante bereichern (Holocaust?)

die Chance stehen nicht schlecht,
da Du mit meinen Schlagworten und meinem Literaturhinweis nichts anzufangen weisst

Demokratie ist dann, wenn es mir gut geht, und dir, und ihm, und ihr, und allen anderen auch.

die Antwort war bereits grausam
(ein erster Schritt zur 'deutschen' Freiheit?)

stelle Dir einen perfekten Herrscher (Monarchie) oder eine perfekte Elite (Aristokratie) vor,
da geht es Dir gut, und mir, und ihm, und ihr, und allen anderen auch
 
scilla schrieb:
als Berater einer Regierung sind Volkswirte nicht zu gebrauchen
Obwohl ich selbst so ein wenig aus der Ecke der Vokswirte komme, ich mag Dir nicht grundsätzlich widersprechen. Zu groß ist die Fülle der Fehlprognosen, zu häufig die Zahl der Irrtümer.
Andererseits: Es gibt eine Menge Warnungen z.B. der "Fünf Weisen", deren Nichtbefolgung prompt die vorausgesagten Folgen eintreten ließen.
Beispiel: 1990 hat dieser Sachverständigenrat die Gewerkschaften eindringlich davor gewarnt, die Löhne der neuen Bundesländer rasch in Richtung westdeutsches Niveau zu drücken. Statt dessen blies der DGB "Zur Aufholjagd der Löhne". Die Folgen sind bekannt: Massenarbeitslosigkeit, Zusammenbruch ganzer Gewerbezweige, Abwanderung der Leistungsträger gen Westen und Verödung der Klein- und Mittelstädte. Es gilt auch hier: Wer nicht hören will, muss fühlen.
Ziesemann, der sich über ein Wort von Dir zu meiner Liste der Ursachen von ALO gefreut hätte, die ich eigens für Dich geschrieben hatte.
 
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Hallo Ziesemann

Aber um Dir zu zeigen, dass ich nicht kneife, hier ein paar Oberbegriffe, als Gründe sind zu nennen

ich denke grundsätzlicher

für mich gibt es Menschen, die tauschen (zu beidseitigem Nutzen)
durch den Tausch steigt das Kapital in Deutschland an
(die Regierung sollte also dafür sorgen, daß alles getauscht wird)

dazu muss die Regierung einerseits Tauschhemmnisse abbauen (Mehrwertsteuer, Umsatzsteuer)
andererseits muss sie den Tauschhandel in solche Bahnen lenken,
daß die Scholle, auf der die Menschen wohnen,
NACHHALTIG bewirtschaftet wird

Steuern (Lohnnebenkosten) bzw. Subventionen (Abschreibungen) sind Lenkräder und beeinflußen,
was sich zu tauschen lohnt

...............

wie meine oder Deine Liste im Einzelnen aussieht, ist aber eigentlich gar nicht so wichtig

wichtig ist,
daß sich Wissenschaftler pragmatisch/grundsätzlich auf eine umfassende Liste einigen
und dann die Politik verpflichten, diese tatsächlich auch abzuarbeiten

..............


die große Koalition hat derzeit eine Zweidrittel-Mehrheit im Bundestag und eine gewaltige Mehrheit im Bundesrat
 
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