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Das Jahrtausendprojekt der Menschheit

Marsbesiedelung ja oder nein...

Hi Claus,

zunächst als Rückmeldung von diesem Forums-Neuling: Das machst du super! Ich staune, wie viele Themen du hier angestoßen hast und mit wie viel Sorgfalt du hier Rede und Antwort stehst. Einige pädagogische Fähigkeiten sind nicht von der Hand zu weisen... :)

Claus schrieb:
Kann man noch andere Argumente anführen, die dagegen sprechen, den Mars zu besiedeln?

Wie sieht das mit den Menschen aus, die dieses Unternehmen irgenwann durchführen sollen? Ich halte die psychischen Belastungen für bislang nahezu unkalkulierbar und verweise auf die sog. Winterdepressionen, die bei langanhaltender Dunkelheit (Wintermonate...) selbst auf der Erde schon um sich greifen. Wie könnte sich das, bei einer wesentlich weiteren Entfernung von der Erde und dadurch dauerhaft verringerter Sonneneinstrahlung letztlich auswirken?

Du gehst u.a. davon aus, dass (ich nenne die Auswanderer jetzt 'mal so) die Marsianer sich evolutionär schnell an die Gegebenheiten anpassen werden. Da gleichzeitig in einigen Bereichen über Generationen Abhängigkeiten von der Erde bestehen werden (oder siehst du das anders?), beinhaltet das Projekt das Risiko, dass es bei Werteveränderungen der Erdbevölkerung zu einer Einstellung des Projektes kommen könnte. Den Marsianern wäre eine Rückkehr in Folge körperlicher Veränderungen indirekt verwehrt. Ist das Eingehen eines solchen Risikos ethisch vertretbar?

LG chaosbarthi
 
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Hi Chaos,

danke für dein Lob,
besonders für „einige pädagogische Fähigkeiten“ :)

zu den psychischen Belastungen der Astronauten:
Da wäre zunächst mal die Ungewißheit einer sicheren Rückkehr.
dieses risiko ist sicher nicht größer als bei den ersten weltumseglern oder Polarforschern.

winterdepression sollte es nicht geben, denn der Sonnenschein beim Flug ist regulierbar. Den Raumfahrern wäre es vielleicht lieber, sie hätten die ganze Zeit über eine dichte Abschottung zur Sonne, den die Strahlung nach Sonneneruptionen kann durchaus lebensbedrohliche Intensität annehmen. Auf dem Mars selbst ist der Tag um einige Minuten länger als auf der Erde, die anpassung dürfte aber leichter fallen als beim jetlag auf der Erde.

auch die dort geborenen (echten) Marsianer leben natürlich einige Jahrzehnte noch mit der Gefahr, daß man sie auf der Erde abschreibt. Sie müßten dann selbst entscheiden, ob das Risiko zu bleiben größer ist als das Risiko, sich wieder irdischen Gegebenheiten anzupassen.

Ist es ethisch vertretbar, den Nachkommen die Rückkehr in die Heimat ihrer Ahnen zu verwehren, einfach deshalb, weil sie nun mal existieren und dieses Problem darstellen?

Ich denke, die ethischen Werte der heutigen Menschheit sind regional in Abhängigkeit von Rasse und Religion so unterschiedlich, auch im Laufe der Jahrzehnte so wenig beständig, daß sich das Problem erst dann stellt, wenn die Zeit gekommen ist.

Die Ethik wird auf der Erde im Zusammenhang mit der Manipulation menschlicher Gene eh vor größere Aufgaben gestellt, vielleicht auch wird die Möglichkeit der Rückkehr durch die Gentechnik gelöst, so daß sich eine „ethische Problemverlagerung“ ergibt.

Wer weiß, alles ist noch möglich.
Immerhin gibt es viele Leute, die sowohl gegen die bemannte raumfahrt sind als auch gegen die Gentechnik.
Sollten die sich durchsetzen, sind auch alle diesbezüglichen Probleme vom tisch.
Halte ich aber für unwahrscheinlich.

optimistische Grüße von Claus
 
Hi Claus,

Claus schrieb:
zu den psychischen Belastungen der Astronauten:
über die psychischen Belastungen der Astronauten hatte ich nicht gesprochen... Ich denke, da ist es auch heute schon möglich an Hand von Persönlichkeitsprofilen und sonstigen Belastungstests die "Harten" herauszusuchen... Schließlich haben einige Menschen - wenn auch unter Knochenentkalkungen und sonstigen Problemen leidend - bewiesen, dass es möglich ist, sich zumindest über längere Zeiten im Orbit der Erde aufzuhalten....

Spätestens in der nächsten Generation würde es möglicherweise anders aussehen. Weshalb einige Menschen auf den Entzug von Sonnenlicht dermaßen reagieren, dass es sich mittels eines Solariums nicht ausgleichen lässt, ist bei wissenschaftlicher Betrachtung m.E. immer noch ungeklärt.

Noch etwas anderes: Ich meine, irgendwo gelesen zu haben, dass sich unabhängig von äußeren Einwirkungen nach Installation einer Atmosphäre auf dem Mars dort eine beständige Temperatur von unter -50 Grad Celsius einstellen würde... (auch ein künstlich erzeugter Treibhauseffekt wäre fast ohne Einfluss?). Des Weiteren wird, meine ich, diskutiert, wie man atmosphärisches Kohlendioxid daran hindern könne, sich beständig wieder im Felsmaterial einzulagern? Und denn gibt es da in meiner Erinnerung noch die Frage, wo denn die ehemalige Atmosphäre des Mars geblieben sei und was denn mit einer neuen passieren könne?

Nicht, dass du auf die Idee kommst, das Thema sei erschöpt und du könnest dich zurück lehnen :D:D:D

PS.: Ich bin kein Gegner von Weltraum-Träumen... Im Gegenteil, das erste Buch, das mich als Jugendliche wirklich gefesselt hat, war "Revolte auf Luna" von Robert A. Heinlein und seitdem hat mich die Begeisterung für dieses Thema eigentlich nie wieder verlassen und ich habe Asimov, Lem und viele andere Autoren des SciFi-Genres 'rauf und 'runter gelesen und mich zudem irgendwann in die Materie der Quarks, Gluonen und sonstiwas gekniet :D . Aber ich bin vielleicht jemand, der vieles nicht zum Selbstzweck umsetzen wollen würde, nur weil es möglich ist, sondern eher eine Person, die in einigen Bereichen nach gangbaren Alternativen fahndet....

:) LG chaosbarthi
 
chaosbarthi schrieb:
Noch etwas anderes: Ich meine, irgendwo gelesen zu haben, dass sich unabhängig von äußeren Einwirkungen nach Installation einer Atmosphäre auf dem Mars dort eine beständige Temperatur von unter -50 Grad Celsius einstellen würde... (auch ein künstlich erzeugter Treibhauseffekt wäre fast ohne Einfluss?). Des Weiteren wird, meine ich, diskutiert, wie man atmosphärisches Kohlendioxid daran hindern könne, sich beständig wieder im Felsmaterial einzulagern? Und denn gibt es da in meiner Erinnerung noch die Frage, wo denn die ehemalige Atmosphäre des Mars geblieben sei und was denn mit einer neuen passieren könne?

Nicht, dass du auf die Idee kommst, das Thema sei erschöpt und du könnest dich zurück lehnen

Hallo Claus,

weißt du etwas darüber? Ich sacke mir manchmal Infos ein, ohne zu fragen, wieso und warum etwas so ist. Ich behalte Dinge, ohne sie hinterfragt zu haben, so zu sagen als Grundlage für spätere Recherchen, zu denen ich dann oft nicht komme... Wäre schön, wenn du es mir einfach machen könntest :) . Jetzt, da dieses Thema bei mir wieder präsent ist, würde ich ansonsten die Suchmaschinen betätigen...

LG chaosbarthi
 
Hurra, hurra, hurra!

Der Mars Reconnaissance Orbiter ist in den Marsorbit eingeschwenkt!

Nun wird er mehr Daten zu Erde senden, als alle anderen Marsmissionen vorher zusammengenommen.
Und schon mal einen günstigen Landeplatz für die ersten Astronauten auf dem Nachbarplaneten ausgucken.

MRO ist mit sechs Instrumenten zur Untersuchung der Atmosphäre, der Oberfläche und des Untergrundes ausgestattet. Mit ihren Kameras kann die Sonde noch Einzelheiten auf dem Mars ausmachen, die nur rund einen Meter groß sind.

Wieder ein kleiner Schritt weiter im Jahrtausendprojekt,
die Besiedlung des Mars bis A.D.3000 !

hocherfreut, Claus


http://marsprogram.jpl.nasa.gov/mro/

200508090628a.jpg
 
Ich meine, irgendwo gelesen zu haben, dass sich unabhängig von äußeren Einwirkungen nach Installation einer Atmosphäre auf dem Mars dort eine beständige Temperatur von unter -50 Grad Celsius einstellen würde... (auch ein künstlich erzeugter Treibhauseffekt wäre fast ohne Einfluss?). Des Weiteren wird, meine ich, diskutiert, wie man atmosphärisches Kohlendioxid daran hindern könne, sich beständig wieder im Felsmaterial einzulagern? Und denn gibt es da in meiner Erinnerung noch die Frage, wo denn die ehemalige Atmosphäre des Mars geblieben sei und was denn mit einer neuen passieren könne?

Du hast es falsch in Erinnerung oder etwas falsches gelesn, chaos.
denn die terraforming-Pläne gehen von einer zu erzielenden Durchschnittstemperatur von etwas über Null Celsius aus, damit flüssiges Wasser und Pflanzenwachstum ohne Überdachung möglich werden.

Die Beständigkeit der Atmosphäre muß nachgeregelt werden, das ist richtig.
die frühere Marsatmosphäre hat sich im Laufe von jahrmilliarden verflüchtigt.
Aber der ausgleich der flüchtigen mengen ist so gering, daß er neben den anderen Problemen das kleinere Problem sein wird.

Jetzt, da dieses Thema bei mir wieder präsent ist, würde ich ansonsten die Suchmaschinen betätigen...

Ja, chaos, mach mal, dann könnten wir unsere Informationsquellen gegenseitig vervollständigen

Gruß von Claus
 
boah was ihr da alles wisst!
ein stiller mitleser :D

aber stimmt schon was passiert mit den knochen der astronauten?
bekommen die nicht alle osteoporose?
und erst die dort geborenen marsianer?
werden die nicht alle probleme mit muskeln und knochen bekommen?

ein grübelndes binchen
 
Hallo Binchen,

da Claus es mir ja leider nicht so einfach gemacht hat, wie ich es erhofft hatte, werde ich mir Mühe geben, ein paar von den selbst angebrachten Fragen (wie kann ich nur so blöd sein *missmutigkopfschüttel* :D ) zu beantworten. Wird aber ein paar Tage dauern... Auch wenn es nicht so scheint, muss ich doch noch das Eine oder Andere nebenbei machen.

Binchen schrieb:
boah was ihr da alles wisst!

Ich weiß ja eigentlich auch nichts, nur das, was ich irgendwo aufgeschnappt habe und wo ich ein paar Dinge im Internet nachschauen kann.... ;):)... Manchmal muss man sich nur zu helfen wissen :D:D:D..., zumal das Thema mich wirklich interessiert.

LG chaosbarthi
 
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au das find ich toll von dir, chaosbarthi!

so profitier ich von euch beiden - das thema ist wirklich spannend :)

lg binchen
 
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