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Das Ende eines Kult-Philosophen: Die schwarzen Hefte!

Zur Ethik finde ich interessanter Hegels Gedankenweg, weil dieser eindeutig klarer ist.

Heideggers Formulierungslust ist wie ein Schwamm der Tropfen für Tropfen aufsaugt und trotzdem schwammig bleibt beim Versuch, den Schwamm auszudrücken.
Zurück bleibt Frust, statt Lust auf Sein!

Naja Heidegger hat eben eine recht eigentümliche Sprache/Terminologie , die den Lesern halt auch einiges abverlangt und eben auch einen gewissen Frust erzeugen kann (aber das selbe kann einem auch bei einer Hegel-Lektüre widerfahren, denn Hegels Sprache in der Phänomenologie des Geistes ist mindestens genauso so schwierig wie Heideggers, vielleicht noch schwieriger, und auch Hegel denkt über ethos -er nennt es "Sittlichkeit" nach. Heidegger hat seine Art und Weise über Ethik nachzudenken, was er mit Bezug zum Sein tut. Ich kann natürlich verstehen, dass halt aufgrund dieser schwierigen philosophischen Terminologie/Sprache nicht jedem Lust auf das Sein bereitet wird....
 
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Dass ich erkenne, was die Welt im Innersten zusammenhält !


PhilippP hat im Beitrag #8 festgestellt:

Philosophisticus hat nun freundlicherweise ein Zitat von Heidegger
hier hereingestellt, das als eine Untermauerung der Feststellung
von PhilippP dienen kann.

Eigentlich glaube ich eher nicht, dass das Zitat von Heidegger dazu führt , PhilippP's Sichtweise auf diesen zu "untermauern". Denn wenn man Heidegger genauer liest (zum Beispiel dieses Zitat) , wird man darin gewiss nicht "Plattitüden" finden , sondern eben eine (durchaus komplexe) philosophische Reflexion über den Menschen und das Sein. Ich denke , dass eher das Gegenteil der Fall ist.


Wen es danach gelüstet,
die Beschäftigung mit Heideggers Absonderungen als ein Art
Survival-Training zu betrachten, und sich mit einer wuchtigen
Sprachete durch das Heideggersche Schwurbelsprechblasendickicht
hindurchzukämpfen, um, ...

... ja, um was denn eigentlich?,

ach so, um sich in eine Aura der Intellektualität
hüllen zu können, dem sei dieses "Vergnügen" gegönnt.


Aber die Hoffnung,
aus diesem Survival-Training einen Erkenntnisgewinn ziehen zu können,
dadurch die Kräfte und Wirkungszusammenhänge in der Welt besser zu
verstehen, diese Hoffnung wird wohl nicht erfüllt werden.

Dazu wurde dieses Schwurbelsprechblasendickicht nicht abgesondert.


> Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden. <


Nun Heidegger hat gewiss eine eigentümliche philosophische Sprache, aber ich würde diese nicht als "Schwurbelsprechblasendickicht " bezeichnen, denn das führt an der Sache vorbei und unterstellt diesem Philosophen, dass er mit Absicht "dunkel" spreche , um nicht verstanden werden zu wollen. Das ist aber nicht der Fall. Heidegger hat eine philosophische Sprache /Terminologie geschaffen, die er im Bezug zum "Sein" verortet, aber gewiss nicht einfach ist. Aber es gibt durchaus Denker/Philosophen /Leser , die diese schwierige Terminologie durchaus auch verstehen und sogar auch entsprechend in "ihrer " Sprache wiedergeben können (ich kann dazu gern Beispiele geben). Ich glaube eher, dass eine philosophische Sprache , die nicht leicht zu verstehen ist (z.B. wie die Sprache Hegels oder Kant) , hier einfach diffamiert wird und ihr absichtliche Dunkelheit unterstellt wird. Aber damit kommt man meines Erachtens zu einem nicht angemessenen (eher polemischen) Betrachtung dieser Terminologie. Das ist jedenfalls meine Meinung dazu,

Unabhängig davon ob Heidegger sich als "Intelektueller" gesehen hat oder nicht, er war eben Philosoph und sein philosophisches Denken ist eben als anregend oder abstoßend empfunden worden, Dass dieser Denker durchaus "Geist" hat, zeigt ja beispielsweise Sein und Zeit, wo man durchaus "Erkenntnisgewinn" über die Struktur des menschlichen Lebens bekommt, nämlich wie der Mensch in Bezug zu anderen existiert oder welche Bedeutung Sprache im sozialen Leben hat (und man könnte noch andere Beispiele nennen).

Daher ist Sein und Zeit zurecht ein wichtiges philosophisches Werk, was aber eben auch nicht einfach zu verstehen ist und worin eben auch eine gewisse philosophische /intellektuelle Substanz liegt, die man eigentlich auch nicht bestreiten kann. Und Heidegger ist ja von Denkern mittlerweile philosophisch auch anerkennt. Mein Eindruck ist, dass du hier eher für dich sprichst. Dass es Menschen/Denker/Philosophen gibt , die durchaus "Erkenntnisgewinn" durch Heidegger hatten, muss ja nicht als Gegenbeispiel gebracht werden oder? Obwohl ich natürlich solche Denker /Philosophen usw. kenne, die ich gern als Gegenbeispiele nennen kann . Aber ich denke mal, dass es hier bei der Zweiteilung der philosophischen Lager bleiben wird: Die einen , welche mit Heidegger nichts philosophisch anfangen können (und dann solche Dinge oft in polemischer Weise) und diejenigen, welche durch Heidegger eben philosophisch angeregt worden sind (und entsprechenden "Erkenntnisgewinn" hatten). Ich zähle mich zu der letztgenannten philosophischen Fraktion.

Auch dies musste in aller Klarheit mal gesagt werden.

PS: Aber ich denke, dass wird nichts vermutlich daran ändern, dass Heidegger weiterhin "umstritten" bleibt philosophisch.
 
Das und nur das geht aus den Ausführungen Nancys hervor und wurde von mir inzwischen mehrfach kritisiert, worauf du leider bisher nicht eingegangen bist: In Heideggers Denken sei seine (bzw. "die") Ethik schon enthalten und mitgedacht. Diese Behauptung mag aus Sicht eines Heideggerianers eingängig und wohlklingend anmuten, aber aus der Perspektive eines kritischen Denkens wird hier eine Fraglichkeit (Heideggers "Ethik"-Konzept) durch eine andere (Heideggers "Denken") erklärt bzw. begründet und umgekehrt. Du musst schon verstehen, dass das einen Kritiker nicht wirklich begeistern und schon gleich nicht überzeugen kann.

Nun ich zitiere nochmal eine Stelle aus Nancys Aufsatz dazu, worin die Frage der Fundamentalethik/Fundamentalontolige erläutert wird von diesen:

und S.129: "In diesem Sinne <bezeichnete sich> bereits das Denken vor Sein und Zeit <als Fundamentalontologie " (Brief über den Humanismus). Es wird also nicht nur klar, dass das Denken des Seins eine Ethik impliziert, sondern auf viel radikalere Weise auch, dass es sich selbst als eine Ethik impliziert. <Ursprüngliche Ethik> ist der geeignetere Name für die <Fundamentalontologie>.Die Ethik ist eigentlich das, was an der Fundamentalontologie fundamental ist. Man kann die zweite Bezeichnung aber nicht einfach durch die erste ersetzen, ohne dabei folgendes aus den Augen zu verlieren, was wesentlich ist: Das ethos ist dem Sein weder äußerlich noch ihm übergestülpt, es fügt sich dem Sein weder hinzu noch überkommt es das Sein; es gibt ihm auch keine von außen kommende Regeln. Sondern das Sein ist - weil es nichts Seiendes ist, eben das , was das Existierende ek-sistiert, das was es dem Sinn machen aussetzt. Das Sein ist das eksistierende Verhalten des Daseins. Das ist auch der Grund , warum Heidegger jeder Benennung , die eine von einer "ersten Philosophie" abgeleitete < Moralphilosophie> evozieren würde, den Ausdruck >Denken des Seins> vorzieht, wobei er erklärt, dass dieses <weder Ethik noch Ontologie >, weder theoretisch noch praktisch sei (Brief über den Humanismus, 48)"

vor allem ist dieser Satz auch dabei wichtig: "Die Ethik ist eigentlich das, was an der Fundamentalontologie fundamental ist"

und dies erläutert ja Nancy wie folgt: "Das ethos ist dem Sein weder äußerlich noch ihm übergestülpt, es fügt sich dem Sein weder hinzu noch überkommt es das Sein; es gibt ihm auch keine von außen kommende Regeln. Sondern das Sein ist - weil es nichts Seiendes ist, eben das , was das Existierende ek-sistiert, das was es dem Sinn machen aussetzt. Das Sein ist das eksistierende Verhalten des Daseins"

dazu Heidegger nochmal:

"Soll nun gemäß der Grundbedeutung des Wortes ήθος der Name Ethik dies sagen, daß sie den Aufenthalt des Menschen bedenkt, dann ist dasjenige Denken, das die Wahrheit des Seins als das anfängliche Element des Menschen als eines eksistierenden denkt, in sich schon die ursprüngliche Ethik. Dieses Denken ist aber dann auch nicht erst Ethik, weil es Ontologie ist"

Ich denke mal sollte diese Stellen parallel am besten lesen, um zu sehen wie Nancy hier argumentiert/arbeitet. Dieser ist im übrigen kein "Heideggerianer", denn dann wäre er ja unkritisch gegenüber Heidegger selbst, was man bei diesem Denker gewiss nicht sagen kann meiner Meinung nach.

Naja kurz gesagt: Nancy erläutert schon , warum man hier von einer "Fundamentalethik" sprechen kann (siehe das Zitat). Ich muss allerdings auch nochmal betonen, dass ich aus Platzgründen hier nicht den ganzen Aufsatz zitieren kann. Meines Erachtens sind aber nicht unwesentliche Passagen dieses Aufsatzes zitiert worden, die dann auch durch Heideggers Zitate zudem noch ergänzt worden sind. Und damit besteht eigentlich schon die Möglichkeit eines (genaueren) Verstehens, man kann sich also schon selbst ein Bild machen, durch die vergleichende Lektüre (im Sinne von , was sagt Heidegger, was sagt Nancy usw.). Nur ein kurzes Wort zu mir: ich selbst betrachte mich natürlich nicht als "Heideggerianer", sondern der mit und Heidegger kritisch denkt. Auch Trawny ist für mich kein "Heideggerianer". Menschen , die sich für Heidegger interessieren oder sich mit diesem mehr beschäftigen, sind nicht automatisch gleich "Heideggerianer". Und Heidegger selbst hatte keine Interesse an solchen, wie Gadamer betont:

" Das ist auch der Grund, warum es keine <Heideggerianer> gibt. Heidegger hat es selbst mehrfach gesagt und ich glaube er hatte nicht unrecht: Die Arbeiten derjenigen, die Heidegger nachahmen, haben keinen philosophischen Wert. Gewiss kann man Perspektiven entwickeln, die in Gegensatz, in Ähnlichkeit oder konträr zu den Richtungen von Heideggers Denken laufen, aber man kann nicht in der Form einer Nachahmung vorgehen; und genauso wenig in derjenigen einer Orthodoxie" (Kolloquium von Heidelberg, Passagen Verlag, 2016, S.37)

Ich denke das Gadamer damit recht hatte. Es geht also nicht um einen "Heideggerianismus" hier.

Nun ich habe jedenfalls jetzt versucht Nancys These von der "Fundamentalethik" bei Heidegger transparenter durch Unterfütterung weiterer Zitate transparenter zu machen , um zu sehen, wie Nancy zu dieser Feststellung. Diese Kritik habe ich natürlich zur Kenntnis genommen und man muss sehen wie weit man dieser "gerecht" werden kann. Nancy selbst bezieht sich ja hier auf Heideggers Text (Brief über den Humanismus) selbst und interpretiert/liest diesen. Wenn man sich an Heideggers Wortlaut sozusagen hält, stellt man eben fest. dass das was Heidegger "Ethik" nennt , eben an seine Konzeption des Denken des Seins gebunden wird , wie man ja nachlesen kann . Ein Kritiker kann natürlich diese philosophische Konstruktion für fragwürdig halten , aber so ist es erstmal in Heideggers Denken selbst zu finden, wie man feststellen muss. Wie weit das wiederum überzeugend für einen Leser ist, stellt sich dann als eine nächste Frage. Das Heidegger hier "Ethik" auf seine Art und Weise denkt, kann befremdlich wirken, wenn man von einem anderen Ethikverständnis (dem "gängigen") ausgeht. Und aus dieser Sicht , mag natürlich Heideggers Ethik -Verständnis befremden. Man kann also Verständnis für Heideggers Denken der Ethik entwickeln oder man kann dies als Kritiker (der von einem anderen Ethikverständnis ausgeht) ablehnen. Aber damit stehen sich im Grunde zwei philosophische Lager gegenüber (wobei das eine nicht zwingend das gewisser "Heideggerianer" sein muss).

Diese sogen. "ursprüngliche Ethik" ist jedoch nicht minder substanzlos wie Heideggers Denken selbst: Es kreist nur um sich und blendet die Wirklichkeit kurzerhand aus, ohne sich näher auf sie einzulassen; das finde ich nicht mal hauptsächlich problematisch - schlimm ist allerdings, dass diese großspurige Ausblendung das Wesensmerkmal des gesamten philosophischen Konstruktes ist. Diese plumpe Ablehnung und Abwertung jeglicher humanitären Errungenschaft (den Wissenschaften schlechthin) ist das Gerüst, auf dem Heidegger aufbaut. Ohne die fortwährende Verunglimpfung der Rationalität (was das auch immer sein sollte, hier bleibt Heidegger stets erschreckend oberflächlich und nichtssagend, da er Selbstverständlichkeiten und Vorurteile bedient und nutzt, anstatt sie philosophisch anständig sowie seriös zu problematisieren und hinterfragen) würde Heideggers Geschreibe alsogleich in sich zusammenfallen wie ein schlecht gebautes Kartenhaus.

Die Frage der angeblichen "Substanzlosigkeit" von Heideggers Denken ist auch eine Frage der subjektiven Betrachtungsweise auf Heidegger und von welchem Ethik-Verständnis man dabei ausgeht. Das was als philosophische Disziplin "Ethik" genannt wurde in der Schule Platons, sieht Heidegger philosophiegeschichtlich als problematisch (aber natürlich muss man diese Sichtweise Heideggers nicht teilen hier).

Zur Erinnerung Heidegger nochmal selbst:

"Sollten freilich sowohl «die Ontologie» als auch die «Ethik» samt allem Denken aus Disciplinen hinfällig und dadurch unser Denken disziplinierter werden, wie steht es dann mit der Frage nach der Beziehung zwischen den beiden genannten Disciplinen der Philosophie? Die «Ethik» kommt mit der «Logik» und der «Physik» zum ersten Mal in der Schule Piatons auf. Diese Disciplinen entstehen zu der Zeit, die das Denken zur «Philosophie» die Philosophie aber zur επιστήμη (Wissenschaft) und die Wissenschaft selbst zu einer Sache der Schule und des Schulbetriebs werden läßt. Im Durchgang durch die so verstandene Philosophie entsteht die Wissenschaft, vergeht das Denken. Die Denker vor dieser Zeit kennen weder eine «Logik»; noch eine «Ethik», noch die «Physik». Dennoch ist ihr Denken weder unlogisch, noch unmoralisch. Die φύσις aber dachten sie in einer Tiefe und Weite, die alle spätere «Physik» nie mehr zu erreichen vermochte. Die Tragödien des Sophokles bergen, falls überhaupt ein solcher Vergleich erlaubt ist, in ihrem Sagen das ήθος anfänglicher als die Vorlesungen des Aristoteles über «Ethik». Ein Spruch des Heraklit, der nur aus drei Wortern besteht, sagt so Einfaches, daß aus ihm das Wesen des Ethos unmittelbar ans Licht kommt"

Nun hieran wird ja deutlich wie Heidegger kritisch über Ethik als Disziplin nachgedacht hat.

Heidegger hat ja auch gesagt in einer Vorlesung, dass die Wissenschaft nicht denkt.

Man muss halt sehen, dass Heidegger hier seine eigene philosophische Sichtweise entwickelt, die man ablehnen kann oder auch nicht. Heidegger hat eben aufgrund seines eignen philosophischen Ansatzes (eben seiner "Philosophie") einen kritischen Blick auf "Ethik" , , "Rationalität", "Wissenschaft" und andere Themen entwickelt. Man kann hier natürlich Heideggers Denken /seine "Philosophie" dafür kritisieren, dass sie jegliche "humanitäre Errungenschaft" (wie die Wissenschaft) ablehnt, aber ich glaube es ist auch eine Frage der Betrachtungsweise. Wenn Heidegger sagt, die Wissenschaft denkt nicht, muss man mit dem natürlich nicht philosophisch konform gehen. Heidegger meint dies so , dass die Wissenschaft nicht in der Dimension der Philosophie denkt.

Er erläutert dies ja hier nochmal:



Ich glaube allerdings , dass Bild vom "Kartenhaus" (welche hier Heideggers Philosophie sein), was in sich zusammenfällt, zwar ein "schönes" Bild ist, aber dennoch sachlich unangemessen /unzutreffend ist.

Nun du siehst, ich bin schon auf das von dir kritisch Geschriebene eingegangen und habe es ja nicht ignoriert. Ob und inwieweit ich dieser "ganzen" Kritik an Heidegger hier "gerecht" werden konnte, lasse ich aber mal offen.


Sobald man erkennt, dass Heidegger fortwährend gegen Strohmänner kämpft und sein vorgeblich geniales intellektuelles Tun somit nicht tief und weise ist, sondern vielmehr auf eigentümliche Weise dumm-dreist und borniert daher kommt, wirkt seine "Philosophie" nur noch lächerlich und albern.

Naja ich denke mal , dass hier eher deine persönliche Sichtweise auf Heidegger zutragen kommt und daher auch die Werturteile wie "lächerlich" oder "albern" oder "dumm-dreist" damit verständlich. Ich sehe das ja etwas anders, wenn du erlaubst (und als sog. "Heideggerianer" betrachte ich mich jedenfalls nicht). Ich denke schon, dass Heideggers "Philosophie" /"Denken" genial ist in seiner Weise, aber eben auch seine problematische Seite hat (bzw. auch gewisse "Fehler" hat).




Fassen wir mal zusammen: Heideggers "Ethik" ist in seinen Texten versteckt und wenn wir nicht fähig sind, diese zu sehen, sind wir selbst daran schuld und nicht Heidegger. Nebenbei: Nancy gibt selbst zu, dass er das lediglich behauptet.

Nun Nancy sagt es ja (siehe Zitat oben), dass Heideggers Denken eine Ethik impliziert und erläutert ja diesen Punkt auch.

Zur Erinnerung:

"Die einzige Form nämlich die hier angebracht ist, muss Folgendes zum Thema haben: Heideggers Denken selbst hat sich durch und durch als eine Fundamentalethik entworfen. Es ist mir im Übrigen kaum daran gelegen, Heidegger einer erschöpfenden Untersuchung zu unterziehen, auch nicht daran, festzustellen, ob und inwiefern Heidegger selbst der <Autor> oder >Verfechter> einer ethischen Lehre ist oder nicht ist. Ich kümmere mich nicht um <Heidegger selbst> (eine Formel, deren ebenso vielfache wie unmögliche zu vereinheitlichende Erwartungen und Implikationen man endlos entfalten könnte: Handelt es sich um ein Werk? Eine Person? Wo soll man anfangen und wo aufhören?) Mir geht es vielmehr um einen entscheidenden Hinweis, der, wie ich behaupte , in seinem Text selbst zu finden ist, und es wird unsere (ja unsere, nicht seine) Aufgabe sein , zu analysieren, wie gehaltvoll er ist, aber auch seine Grenze nachzuzeichnen oder die notwendigen Korrekturen oder Ergänzungen anzubringen. Denn hier wie auch sonst lautet die allererste Bestimmung eines Denkens, und insbesondere eines Denkens in Bezug auf <Ethik": Mittels ebendieses Denken selbst zu denken, gleichzeitig aber auch mit dem oder ausgehend vom Anderen zu denken."

Und Nancy bezieht sich dann ja vor allem auf den Brief über den Humanismus , dessen genaue Analyse ich hier aber aber aus Platzgründen nicht zitiert habe.

Ich würde nicht sagen, dass diese Ethik "versteckt" ist, sondern dass diese selbst von Heidegger in seinem Sinne offen auch thematisiert wird (was Heidegger unter einer "ursprünglichen Ethik" versteht, erläutert er ja dann in seinem Sinn> dies kann man überzeugend finden oder nicht.

Der Titel seines Aufsatzes lautet im übrigen: Heideggers <ursprüngliche Ethik>

Ich finde, dass ein Philosoph uns etwas zu sagen haben sollte und nicht wir durch sein Geschreibe ihm etwas beibringen müssen.


Nun ich bin schon der Meinung, dass Heidegger uns immer noch etwas philosophisch zu "sagen" hat, worauf man sich (kritisch) einlassen kann oder nicht. Man kann das von ihm gesagt eben versuchen kritisch weiter zu denken (mit und gegen Heidegger weiter denken eben).

Das ist doch - sorry für die klaren Worte - absoluter Quatsch. Der sogen. "Brief über den Humanismus" ist eine Absage an die Humanität als solche. Menschliches Handeln wird hier entmenscht und in Heideggers Seinsgespinste verlegt. Wenn man diesem Geschreibe etwas entnehmen kann, dann ist das die klare Botschaft, dass der Mensch und sein Selbstverständnis von Humanität sowie Handeln etc. von einem höheren Geschick bestimmt sind, von dem her sich die eigentlichen Bestimmungen erst zutragen.

Mal eine diesbezüglich wohl mehr als eindeutige Textstelle aus dem Hum.Brief:

Der Mensch ist vielmehr vom Sein selbst in die Wahrheit des Seins "geworfen", daß er, dergestalt ek-sistierend, die Wahrheit des Seins hüte, damit im Lichte des Seins das Seiende als das Seiende, das es ist, erscheine. Ob es und wie es erscheint, ob und wie der Gott und die Götter, die Geschichte und die Natur in die Lichtung des Seins hereinkommen, an- und abwesen, entscheidet nicht der Mensch. Die Ankunft des Seienden beruht im Geschick des Seins. (Martin Heidegger, "Humanismus", S. 19)

So weit, so typisch nichtssagend und wie immer dreht sich alles nur um Sein und Seiendes in Heideggerscher Spielart als Schwarz/Weiß-Denken in Reinform.
Fatal jedoch - gerade im Hinblick auf die Aussagen in den "Schwarzen Heften" - ist dann etwa folgender Passus:

Insofern das Denken sich in seine Aufgabe bescheidet, gibt es im Augenblick des jetzigen Weltgeschickes dem Menschen eine Weisung in die anfängliche Dimension seine geschichtlichen Aufenthaltes. Indem das Denken dergestalt die Wahrheit des Seins sagt, hat es sich dem anvertraut, was wesentlicher ist als alle Werte und jegliches Seiende. (Ebd., S. 37)

Wir erinnern uns daran: Das "Judentum" ist das Seiende schlechthin, die Berechnung in Reinform, das dem Geschichtlichen als Geschichtsloses gegenübersteht und beim "Übergang" in den "anderen Anfang" überwunden werden muss und sich gleichsam selbst überwindet: dies liegt im "jetzigen Weltgeschick" begründet. "Alle Werte und jegliches Seiende" ist dem Walten dieses Geschickes wesentlich nachgeordnet.

Nun auch das sehe ich mit verlaub anders. Ich denke schon, dass dies Nancy richtig gesehen hat und der Brief über den Humanismus eben auf seine Weise das Handeln des Menschen reflektiert. Heidegger kritisiert den Humanismus darin, dass er die humanitas des Menschen nicht hoch genug denkt, nämlich im Bezug vom Sein aus. Man muss dies versuchen aus Heideggers philosophischer Sichtweise heraus zu verstehen, ohne dabei selbst "Heideggerianer" zu werden oder gar zu "heideggern". Das ist kein "Seinsgespinst", sondern Heidegger denkt eben das Menschsein, bzw. das Verhältnis von Mensch und Sein auf seine Art und Weise.

Dazu heißt es:

"Das zeigt sich im Humanismus des 18. Jahrhunderts bei uns, der durch Winckelmann, Goethe und Schiller getragen ist. Hölderlin dagegen gehört nicht in den «Humanismus» und zwar deshalb, weil er das Geschick des Wesens des Menschen anfänglicher denkt, als dieser «Humanismus» es vermag. Versteht man aber unter Humanismus allgemein die Bemühung darum, daß der Mensch frei werde für seine Menschlichkeit und darin seine Würde finde, dann ist je nach der Auffassung der «Freiheit» und der «Natur» des Menschen der Humanismus verschieden. Insgleichen unterscheiden sich die Wege zu seiner Verwirklichung. Der Humanismus von Marx bedarf keines Rückgangs zur Antike, ebensowenig der Humanismus, als welchen Sartre den Existenzialismus begreift"

Und weiter:

"Jeder Humanismus gründet entweder in einer Metaphysik oder er macht sich selbst zum Grund einer solchen. Jede Bestimmung des Wesens des Menschen, die schon die Auslegung des Seienden ohne die Frage nach der Wahrheit des Seins voraussetzt, sei es mit Wissen, sei es ohne Wissen, ist metaphysisch. Darum zeigt sich, und zwar im Hinblick auf die Art, wie das Wesen des Menschen bestimmt wird, das Eigentümliche aller Metaphysik darin, daß sie «humanistisch» ist. Demgemäß bleibt jeder Humanismus metaphysisch. Der Humanismus fragt bei der Bestimmung der Menschlichkeit des Menschen nicht nur nicht nach dem Bezug des Seins zum Menschenwesen. Der Humanismus verhindert sogar diese Frage, da er sie auf Grund seiner Herkunft aus der Metaphysik weder kennt noch versteht. Umgekehrt kann die Notwendigkeit und die eigene Art der in der Metaphysik und durch sie vergessenen Frage nach der Wahrheit des Seins nur so ans Licht kommen, daß inmitten der Herrschaft der Metaphysik die Frage gestellt wird «Was ist Metaphysik?» Zunächst sogar muß sich jedes Fragen nach dem «Sein», auch dasjenige nach der Wahrheit des Seins, als ein «metaphysisches» einführen. Der erste Humanismus, nämlich der römische, und alle Arten des Humanismus, die seitdem bis in die Gegenwart aufgekommen sind, setzen das allgemeinste «Wesen» des Menschen als selbstverständlich voraus. Der Mensch gilt als das animal rationale. Diese Bestimmung ist nicht nur die lateinische Übersetzung des griechischen ζωον λόγον έχον, sondern eine metaphysische Auslegung. Diese Wesensbestimmung des Menschen ist nicht falsch. Aber sie ist durch die Metaphysik bedingt. Deren Wesensherkunft und nicht nur deren Grenze ist jedoch in «Sein und Zeit» frag-würdig geworden. Das Frag-würdige ist allererst dem Denken als sein Zu-Denkendes anheimgegeben, keineswegs aber in den Verzehr einer leeren Zweifelsucht verstoßen. Die Metaphysik stellt zwar das Seiende in seinem Sein vor und denkt so das Sein des Seienden. Aber sie denkt nicht den Unterschied beider (vgl. «Vom Wesen des Grundes» 1929. S. 8, außerdem «Kant und das Problem der Metaphysik» 1929. S.225, ferner «Sein und Zeit» S.230). Die Metaphysik fragt nicht nach der Wahrheit des Seins selbst. "

"Die Metaphysik denkt den Menschen von der animalitas her und denkt nicht zu seiner humanitas hin. Die Metaphysik verschließt sich dem einfachen Wesensbestand, daß der Mensch nur in seinem Wesen west, in dem er vom Sein angesprochen wird. ."


"Vielmehr ist der einzige Gedanke der, daß die höchsten humanistischen Bestimmungen des Wesens des Menschen die eigentliche Würde des Menschen noch nicht erfahren. Insofern ist das Denken in «Sein und Zeit» gegen den Humanismus. Aber dieser Gegensatz bedeutet nicht, daß sich solches Denken auf die Gegenseite des Humanen schlüge und das Inhumane befürworte, die Unmenschlichkeit verteidige und die Würde des Menschen herabsetze. Gegen den Humanismus wird gedacht, weil er die Humanitas des Menschen nicht hoch genug ansetzt."

Man muss hier also Heideggers Argumentation besser verstehen, und sehen, dass er den Humanismus deshalb kritisiert, weil dieser aus seiner Sicht die Metaphysik fördert sozusagen. Aber die Metaphysik denkt nicht das, was "die Wahrheit des Seins" ausmacht und kann nicht die "humanitas" des Menschen entsprechend erfassen. Das ist jedenfalls Heideggers philosophische Sichtweise, die man natürlich auch kritisieren, aber man sollte erstmal verstehen aus welchen Kontext hier Heidegger den Humanismus kritisiert. Und hier ist eben Heidegeggers Metaphysikkritik wichtig.

Heidegger denkt eben den Menschen in Bezug vom Sein her, was im Grunde die "oberste Instanz" ist. Wie weit man darin Schwarz/Weiß- Denken sieht ist ja auch philosophische Ansichtssache. Ich würde das nicht unbedingt so bewerten in der Art.

Was das letztere Zitat und den Kommentar anbetrifft , kann man natürlich kritisieren und problematisieren, dass alles bei Heidegger der "Wahrheit des Seins" (dem Walten dieses Geschickes ) untergeordnet wird . Und das dies dann auch das "Judentum" betrifft (als dem Seienden) kann man natürlich auch problematisieren. Ich kann jedenfalls diese Kritik/kritische Sichtweise hier durchaus nachvollziehen. Man muss allerdings das Ganze aus Heideggers eigenem "Gedankensystem" heraus auch verstehen. Und das ergibt sich als "Logik" dieses Gedankensystems (welches eben bestimmte Dinge damit ausschließt). Man kann dies die problematische Seite von Heideggers Denken nennen. Im übrigen unterschreibe ich nicht alles was Heideggers philosophisch gesagt hat. Aber ich würde deshalb nicht seine ganze "Philosophie" deshalb verwerfen wollen. Sie hat natürlich auch ihre problematischen Seiten sowie andere Philosophen auch. Und man kann im Grunde jede Philosophie entsprechend kritisieren aufgrund bestimmter Aspekte.


Na dann: Gute Nacht Humanismus, lebewohl Vernunft - wo nur ist mein Hirtenstab, damit ich meiner zugedachten Rolle als "Hirt des Seins" genügen und das "Sein" und dessen "Geschick" beim ruchlosen Walten behüten kann? In der Tat eine "ursprüngliche Ethik", wie sie ursprünglicher nicht sein könnte... :guru:

Zum Humanismus siehe das Zitat oben. Der Humanismus ist metaphysisch und denkt nicht die humanitas des Menschen hoch genug. Zur Wiederholung:

"Vielmehr ist der einzige Gedanke der, daß die höchsten humanistischen Bestimmungen des Wesens des Menschen die eigentliche Würde des Menschen noch nicht erfahren. Insofern ist das Denken in «Sein und Zeit» gegen den Humanismus. Aber dieser Gegensatz bedeutet nicht, daß sich solches Denken auf die Gegenseite des Humanen schlüge und das Inhumane befürworte, die Unmenschlichkeit verteidige und die Würde des Menschen herabsetze.Gegen den Humanismus wird gedacht, weil er die Humanitas des Menschen nicht hoch genug ansetzt."

Nun der "Rest" des Gesagten ist ja recht polemisch formuliert und ich überlege ob es wirklich sinnvoll ist dieses noch zu kommentieren. Heidegger hat halt in seinem Sinne eine "ursprüngliche Ethik", wie weit das überzeugend ist, darüber kann man natürlich gern kontrovers weiter diskutieren. Aber ich schätze eher sachliche Formulieren als polemische wie diese...:morgen:

Mit Ethik im eigentlichen Sinne hat das alles somit erschreckend wenig zu tun. Dort, wo der Begriff Ethik fällt und jemand meint, er wisse das Wesen selbiger aufzuzeigen oder zu übersteigen - wobei der Begriff, wie immer bei Heidegger, sofort und gnadenlos hypostasiert wird und ein ominöses Eigenleben (ob nun seiend oder vom Sein her gedacht) erhält -, muss noch lange keine "Ethik" drin sein.

Naja Ethik im eigentlichen Sinne als Disziplin wird ja von Heidegger kritisch betrachtet (siehe die von mir zitierte Stelle aus dem Humanismusbrief.

So heißt es:

"Auch die Namen wie «Logik», «Ethik», «Physik» kommen erst auf, sobald das ursprüngliche Denken zu Ende geht. Die Griechen haben in ihrer großen Zeit ohne solche Titel gedacht. Nicht einmal «Philosophie» nannten sie das Denken. Dieses geht zu Ende, wenn es aus seinem Element weicht. Das Element ist das, aus dem her das Denken vermag, ein Denken zu sein. Das Element ist das eigentlich Vermögende: das Vermögen. Es nimmt sich des Denkens an und bringt es so in dessen Wesen. Das Denken, schlicht gesagt, ist das Denken des Seins. Der Genitiv sagt ein Zwiefaches. Das Denken ist des Seins, insofern das Denken, vom Sein ereignet, dem Sein gehört."

Der übliche Titel "Ethik" ist für Heidegger so gesehen ein philosophiegeschichtiches Verfallsprodukt , denn die Griechen haben in ihrer großen Zeit ohne solche Titel gedacht".

Und: "Die Tragödien des Sophokles bergen, falls überhaupt ein solcher Vergleich erlaubt ist, in ihrem Sagen das ήθος anfänglicher als die Vorlesungen des Aristoteles über «Ethik». Ein Spruch des Heraklit, der nur aus drei Wortern besteht, sagt so Einfaches, daß aus ihm das Wesen des Ethos unmittelbar ans Licht kommt."

Ich denke Heideggers hat eben wie man anhand dieser Zitate sehen kann , seine Sichtweise auf die Frage der Ethik , der philosophiegeschichtlich bedint ist.

Also wenn Heidegger das ethos auf seine Weise reflektiert , würde ich schon , dass man hier eine "Heideggerssche Ethik" konstatieren kann , die bei Heidegger aus dem Kontext der griechischen Antike heraus rührt . Ich vertrete hier die Gegenauffassung, indem man nämlich auch Heideggers Ethikauffassung in gewisser Weise auch gelten lassen kann .


Der Aufwand ehrt dich zwar, trotz allem ist Quantität nicht zwangsläufig Qualität.

Viele Grüße
Phil[/QUOTE]

Nun ich danke erstmal . Aber ein bisschen sachliche Qualität sollte man einem "längeren" Beitrag zu gestehen, der auf reflektierte Weise auch geschrieben worden ist (und nicht einfach unreflektiert runtergeschrieben worden ist> kurz man hat sich dabei auch was "gedacht" :morgen:)

Gute Nacht!

Philosophist
 
In dieser Hinsicht pflichte ich Trawny vollkommen bei.

Nun ich gebe zu, dass Heideggers Denken auch problematische Seiten hat (wie der Mangel von kritischer Selbstreflexion als Beispiel genannt werden könnte) und man nicht alles von diesem philosophisch unterschreiben kann oder sollte.


Antisemitismus heißt Judenfeindschaft.

Interessanterweise wird im Zuge der Kontroverse um die "Schwarzen Hefte" Heideggers nun ein reges Verweisen auf verschiedenste Antisemitismen angestellt, wobei besonders auch der sogen. "kulturelle Antisemitismus" hoch im Kurs zu sein scheint. Das bedeutet schlicht und ergreifend, dass man die Kultur der Juden als "entartet" ansieht. Triff das auf Heideggers Darstellung der Juden in den "Schwarzen Heften" zu? Wohl kaum: Das Weltjudentum, aufgestachelt durch die aus Deutschland hinausgelassenen Emigranten, ist überall unfaßbar und braucht sich bei aller Machtentfaltung nirgends an kriegerischen Handlungen zu beteiligen, wogegen uns nur bleibt, das beste Blut der Besten des eigenen Volkes zu opfern. (Martin Heidegger, "Schwarze Hefte", Überlegungen XV, S. 262)

Bei Heidegger handelt es sich ganz eindeutig um einen nationalistischen UND rassistischen Antisemitismus: Die Juden werden einerseits als Bedrohung/Fremdkörper dem eigenen Volk gegenüber wahrgenommen (nationalistisch) und andererseits ist dies nicht durch z.B. politische Prozesse auflösbar, da die Juden einer anderen Daseinsform angehören (rassistisch): Das Judentum ist - wie schon ausführlich oben dargestellt - für Heidegger als geschichtsloses und weltloses "Riesiges" im "Übergang" zum "anderen Anfang" auf Grund der eigenen Machenschaften zur Selbstauslöschung bestimmt.

Nun sind sich die Heidegger-Jünger nicht zu schade, ihrem gefährdeten Propheten die mildeste aller denkbaren Antisemitismen zuzuweisen und ihn obendrein auch noch als naiven Blödel darzustellen, der ja gar nicht wirklich in der Lage gewesen sei zu begreifen, was das "Judentum" überhaupt ist.

Nun Trawny selbst spricht auch von einem "seinsgeschichtlichen Antisemitismus".

Er zitiert Heidegger wie folgt (in : Heideggers Weg in die Moderne, 2016, S.65):

"Die Frage nach der Rolle des Weltjudentums ist keine rassische, sondern die metaphysische Frage nach der Art von Menschentümlichkeit, die schlechthin ungebunden die Entwurzelung alles Seienden aus dem als weltgeschichtliche Aufgabe übernehmen kann" (GA 96, S.243)

Trawny sagt dazu:

"Heidegger schreibt dem <Weltjudentum> eine <metaphysische> keine <rassische> Bedeutung zu. Damit erhalten sie eine Rolle in dem philosophischen Narrativ, das Heidegger vor allem in den dreißiger und vierziger Jahren entfaltet: in der <Geschichte des Seins>. In ihrem Rahmen erzählt Heidegger die apokalyptische Geschichte, dass in der Vollendungsphase der <Seinsvergessenheit> oder des >Nihilismus> die Welt von der Übermacht der <Machenschaft> (der Technik) okkupiert wird."

Daher spricht Trawny von einem "seinsgeschichtlichen Antisemitismus" bei Heidegger.

Kann man diese Stelle :" Die Frage nach der Rolle des Weltjudentums ist keine rassische, sondern die metaphysische Frage nach der Art von Menschentümlichkeit" in Bezug zu deiner Stelle bringen? Mir scheint das hier etwas gegensätzlich/widersprüchlich zu sein. Meinst du , dass Trawny hier irrt, wenn er von einem seinsgeschichtlich bedingten Antisemitismus bei Heidegger spricht?

Oder wie kann man diese Stellen zu dem von dir gesagten und zitierten in Bezug bringen? Mir scheint da glaube ich sich ein gewisser Gegensatz zu zeigen...


Ich weiß jetzt nicht, ob man Trawny als "Heidegger-Jünger" oder "Apologet" sehen sollte, ich habe da nicht den Eindruck. Bei den anderen , kann ich das noch nicht beurteilen und muss mir da selbst erst ein Bild machen. Mir ist nur bekannt, dass Trawny von einem "seinsgeschichtlichen Antisemitismus" spricht.


Zitat eines Heidegger-Apologeten:
23 Min. 40 Sek.: "Es ist ganz sicher kultureller Antisemitismus. [...] Man kann zeigen, dass er keinen Begriff hat vom Judentum ... es ist ein Vorurteil, was er gehört hat, hier und dort und das bringt er in seinen Schriften mit unter, das ist ein klassischer Fall von Gerede."


Ich glaube ähnlich spricht Trawny von einem "seingeschichtlichen Antisemitismus" bei Heidegger. Dafür wurde er aber auch kritisiert von anderen soweit ich weiß .

"Die Frage nach der Rolle des Weltjudentums ist keine rassische, sondern die metaphysische Frage nach der Art von Menschentümlichkeit, die schlechthin ungebunden die Entwurzelung alles Seienden aus dem als weltgeschichtliche Aufgabe übernehmen kann" (GA 96, S.243)"

In diesem Zitat zeigt Heidegger eher eine "seinsphilosophische" Haltung zu diesem Problem (eine "metaphysische Frage"), die eben nicht "rassisch" ist.

Aber das kann man natürlich auch wiederrum kritisieren. Man sieht Heidegger ist ein "komplexer Fall", um es so zu sagen.

Was erleben wir hier? Da steht auf der einen Seite der große, geniale Philosoph, der in Heideggerkreisen immer und immer wieder als größter Philosoph des 20. Jahrhunderts gefeiert wird und auf er anderen Seite soll das zugleich ein dummer Junge sein, der irgendwas aufschnappt, naiv in seiner Philosophie einbaut und nachplappert.

Ich muss mich für den nun folgenden vulgären Ausbruch entschuldigen, aber ich kann nicht anders: Mir kommt das große Kotzen! :spei2:

Phil

Nun Heidegger ist ein großer Philosoph , aber mit immens problematischen Seiten meines Erachtens.

Er sagt irgendwo in den Schwarzen Heften : "Wer groß denkt, irrt auch groß", aber das hat er nicht auf sein Denken bezogen, sondern sagte das in einem anderen Kontext. Man kann dies aber auch auf sein Denken beziehen...

Heidegegger hat halt gewisse Stereotype seiner Zeit aufgegriffen (siehe dazu den neueren Band über "Heidegger und der Antisemitismus"> da wird das alles noch genauer diskutiert> mit neuem Material anhand des Briefsverkehrs mit seinem Bruder Fritz, woraus ich schon zitiert habe> und hier geht es nicht "seinsphilosophisch" zu , sondern eher banal oder wie man immer das nennen möchte.

Heidegger war eben ein genialer Denker mit Schattenseiten, ähnlich wie Nietzsche (der auch nicht ganz unproblematisch ist> aber lassen wir lieber Nietzsche aus dem Spiel hier in diesem Thread über Heidegger> man kann bei Nietzsche wie bei anderen Philosophen deren problematische Seite aufzeigen.

Aber soweit erstmal

Gute Nacht

Philosophist

PS: Den "vulgären Ausbruch" habe ich zur Kenntnis genommen, aber ich gehe halt nicht soweit, dass ich auch was dazu mache in der Art, sonst bleibe halt lieber sachlich. Aber du sagst ja selbst, dass dies nur eine Ausnahmefall ist, Gott sei Dank :morgen:
 
Reicht Ihnen der Beispielsatz nicht?

Noch ein Beispiel:

Grüß Gott!

Nun darin sehe ich keinen "Unfug" mit Verlaub gesagt. Wenn man den gesamten Aufsatz sachlich liest, sollte man eigentlich nicht zu dem Urteil kommen, dass dieser Philosoph "nur Unfug" schreibt...Ich finde diese Stelle kann man nicht einfach so als "Unfug" darstellen...




Also finde ich nicht. Ich habe mich aber in einem längeren Beitrag dazu geäußert jetzt, warum ich das nicht so sehe, den ich hier nur zur sorgsamen Lektüre empfehlen kann. :morgen:
 
Ich auch. Warum tun Sie das?

"Nun ob man seriöse Philosophen, die sich mit Heidegger beschäftigen als "akademische Narren" bezeichnen sollte, finde ich jedenfalls der Sache nach recht polemisch hier formuliert." (Mein Zitat)

Nun die Rede von den "akademischen Narren" stammt ja von Ihnen und nicht von mir. Und hier kommt durch Sie eine polemische Note hinein, schon bedingt durch Ihre Wortwahl. Also , wer ist hier den polemisch? Ich denke Sie, was man anhand Ihrer Wortwahl sehen kann. Warum sollte ich polemisch sein? Das habe ich doch nicht nötig. Ich schätze lieber die sachliche Auseinandersetzung und meine Wortwahl ist ja eine andere als die Ihrige. :morgen:



Genau. So ist Ihre Meinungsbildung! Nehmen Sie doch einfach verständig Bezug auf das, was ich wirklich geschrieben habe.

Gott zum Gruße!

Mache ich das denn nicht? Gehe ich nicht sachlich auf das von Ihnen Gesagte ein? Wo soll denn bitte bei mir Polemik zu finden sein? Also ich gehe schon (im Regelfall) sachlich darauf ein , was jemand geschrieben hat und kritisiere das, wenn ich das für falsch halte. Ich denke das kann man ja niemanden vorwerfen oder?

Meines Erachtens ist die Polemik eher auf Ihrer Seite situiert als auf der meinigen, dass meine Wortwahl meist sachlicher ist als die Ihrige :morgen:

PS: Wenn ich wirklich mal etwas "übersehen" habe, dann ist dies natürlich nicht "böse" gemeint, sondern menschlich -allzumenschlich denn errare humanum est> was auch für Sie gilt natürlich).

Wer hier ohne Fehl ist, werfe bitte den ersten Stein...wie es so schön heißt.

Aber wie gesagt: um Sachlichkeit bzw. um eine sachliche Diskussion bin ich meines Erachtens mehr bemüht als Sie nach meiner Ansicht.
 
Naja Heidegger hat eben eine recht eigentümliche Sprache/Terminologie , die den Lesern halt auch einiges abverlangt und eben auch einen gewissen Frust erzeugen kann (aber das selbe kann einem auch bei einer Hegel-Lektüre widerfahren, denn Hegels Sprache in der Phänomenologie des Geistes ist mindestens genauso so schwierig wie Heideggers, vielleicht noch schwieriger, und auch Hegel denkt über ethos -er nennt es "Sittlichkeit" nach. Heidegger hat seine Art und Weise über Ethik nachzudenken, was er mit Bezug zum Sein tut. Ich kann natürlich verstehen, dass halt aufgrund dieser schwierigen philosophischen Terminologie/Sprache nicht jedem Lust auf das Sein bereitet wird....

Es geht hier nicht um einen Schwierigkeitsgrad, sondern um die Anknüpfung von Kant KdrV -Transzendenz - Metaphysik.

Das Sein als ein Phänomen!

Und meine sexuelle Lust weiß ich stets zu befriedigen, dafür brauche ich keine philosophische Anleitung.:D

Hegel contra Heidegger ist keine Geschmacksfrage, sondern eine geistige Haltung in einer Verankerung von Sein und Zeit!

Ein gut Gebiss für diese Kost wünsche ich mir!
Heidegger ist und bleibt ein Wiederkäuer mit Begierde an seinem Gestell! :ironie:
 
"Nun ob man seriöse Philosophen, die sich mit Heidegger beschäftigen als "akademische Narren" bezeichnen sollte, finde ich jedenfalls der Sache nach recht polemisch hier formuliert." (Mein Zitat)

Nun die Rede von den "akademischen Narren" stammt ja von Ihnen und nicht von mir. Und hier kommt durch Sie eine polemische Note hinein, schon bedingt durch Ihre Wortwahl. Also , wer ist hier den polemisch? Ich denke Sie, was man anhand Ihrer Wortwahl sehen kann. Warum sollte ich polemisch sein? Das habe ich doch nicht nötig. Ich schätze lieber die sachliche Auseinandersetzung und meine Wortwahl ist ja eine andere als die Ihrige. :morgen:





Mache ich das denn nicht? Gehe ich nicht sachlich auf das von Ihnen Gesagte ein? Wo soll denn bitte bei mir Polemik zu finden sein? Also ich gehe schon (im Regelfall) sachlich darauf ein , was jemand geschrieben hat und kritisiere das, wenn ich das für falsch halte. Ich denke das kann man ja niemanden vorwerfen oder?

Meines Erachtens ist die Polemik eher auf Ihrer Seite situiert als auf der meinigen, dass meine Wortwahl meist sachlicher ist als die Ihrige :morgen:

PS: Wenn ich wirklich mal etwas "übersehen" habe, dann ist dies natürlich nicht "böse" gemeint, sondern menschlich -allzumenschlich denn errare humanum est> was auch für Sie gilt natürlich).

Wer hier ohne Fehl ist, werfe bitte den ersten Stein...wie es so schön heißt.

Aber wie gesagt: um Sachlichkeit bzw. um eine sachliche Diskussion bin ich meines Erachtens mehr bemüht als Sie nach meiner Ansicht.

Ich habe ja den ersten Stein geworfen und was hast du gegen Polemik?
Das Ziel ist ein Hauptgewinn, also ein Sechser im Lotto plus Zusatzzahl. :blume2:
 
Nun darin sehe ich keinen "Unfug" mit Verlaub gesagt. Wenn man den gesamten Aufsatz sachlich liest, sollte man eigentlich nicht zu dem Urteil kommen, dass dieser Philosoph "nur Unfug" schreibt...Ich finde diese Stelle kann man nicht einfach so als "Unfug" darstellen...

Ich habe nicht behauptet, daß ein amtlich anerkannter,weisheitsfreudiger Redekünstler, auch 'Philosoph' genannt, also ein eloquenter Schwätzer von Gottes Gnaden, nur Unfug schreibt - Sie müsssen schon verständig lesen - bin vielmehr nachlesbar der Meinung, daß der doch auch nur (aber auch immer?) dekonstruktiven Unfug schreibt. Für diese Leute sind doch Heideggers und nicht nur Heideggers Schriften geheiligte Schriften, die jede Überlegung, um welche Philosophie oder um welches Geschwätz es da geht, vorab schon ausgeschlossen haben, die also bildungsmäßig verblödet sind und wie religiöse Sektenführer operieren können, unterstützt von einer quasireligiösen Meute freudiger Unterstützer.

Wissen Sie, warum diese Redekünstler in der Regel nie bei Bezugnahmen erklären, aus welchen guten Gründen sie einen dieser Schreiberlinge als Philosophen handeln und was denn einen Schreiberling auszeichnet, daß er als Philosoph gehandelt werden kann.

Gott zum Gruße!
 
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