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Das Ende eines Kult-Philosophen: Die schwarzen Hefte!

"Schau'n mer mol!", welcher GEIST wann entfacht sein wird (Achtung Ironie) soll ich im Auftrag vom immer noch lebenden letzten deutschen Kaiser "Franz" aus Bayern, dem vom Sommer-Märchen 2006, mitteilen, denn "kein Gespenst geht um in EUROPA" (Achtung Ironie-Ende).
Viele Grüße - vom


Dr. Wolfgang Karb

EU, ein Wintermärchen,-!
 
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@PhilippP :

Noch mal zur Frage der Ethik eine Anmerkung aus den Schwarzen Heften der 1940er Jahre (GA 97, S.86), welche ich schon zitiert habe:

"Sie rufen nach einer Ethik und sehen nicht, dass hier die gefürchtete <Theorie> sich noch überschlägt. Man meint, wenn die Philosophie <populär> werde, sei sie erst wahre <Philosophie>. >Ethik > ist >Technik> der Normen; unerfahren im ηθος (ethos)."

Die Debatte über Ethik, lässt sich daher auch in Bezug zu den Schwarzen Heften bringen. :morgen:

Zur Ethik finde ich interessanter Hegels Gedankenweg, weil dieser eindeutig klarer ist.

Heideggers Formulierungslust ist wie ein Schwamm der Tropfen für Tropfen aufsaugt und trotzdem schwammig bleibt beim Versuch, den Schwamm auszudrücken.
Zurück bleibt Frust, statt Lust auf Sein!
 

Dass ich erkenne, was die Welt im Innersten zusammenhält !


PhilippP hat im Beitrag #8 festgestellt:
Ich habe zu Heidegger noch nichts gehört oder gelesen,
was über allgemeine Plattitüden hinaus gegangen wäre.
Philosophisticus hat nun freundlicherweise ein Zitat von Heidegger
hier hereingestellt, das als eine Untermauerung der Feststellung
von PhilippP dienen kann.

Heidegger schrieb:
Wir bedenken das Wesen des Handelns noch lange nicht
entschieden genug.
Man kennt das Handeln nur als das Bewirken einer Wirkung.
Deren Wirklichkeit wird geschätzt nach ihrem Nutzen.

Aber das Wesen des Handelns ist das Vollbringen.
Vollbringen heißt:
etwas in die Fülle seines Wesens entfalten,
in diese hervorgeleiten, producere.

Vollbringbar ist deshalb eigentlich nur das, was schon ist.

Was jedoch vor allem «ist», ist das Sein.

Das Denken vollbringt
den Bezug des Seins zum Wesen des Menschen.
Es macht und bewirkt diesen Bezug nicht.

Das Denken bringt ihn nur als das,
was ihm selbst vom Sein übergeben ist, dem Sein dar.

Dieses Darbieten besteht darin,
daß im Denken das Sein zur Sprache kommt.

Die Sprache ist das Haus des Seins.
In ihrer Behausung wohnt der Mensch.
Die Denkenden und Dichtenden sind die Wächter dieser Behausung.

Ihr Wachen ist das Vollbringen der Offenbarkeit des Seins,
insofern sie diese durch ihr Sagen zur Sprache bringen
und in der Sprache aufbewahren.

Das Denken wird nicht erst dadurch zur Aktion,
daß von ihm eine Wirkung ausgeht oder daß es angewendet wird.

Das Denken handelt, indem es denkt.
Dieses Handeln ist vermutlich das Einfachste und zugleich Höchste,
weil es den Bezug des Seins zum Menschen angeht.

Alles Wirken aber beruht im Sein und geht auf das Seiende aus.

Das Denken dagegen läßt sich vom Sein in den Anspruch nehmen,
um die Wahrheit des Seins zu sagen.

Das Denken vollbringt dieses Lassen.

Wen es danach gelüstet,
die Beschäftigung mit Heideggers Absonderungen als ein Art
Survival-Training zu betrachten, und sich mit einer wuchtigen
Sprachete durch das Heideggersche Schwurbelsprechblasendickicht
hindurchzukämpfen, um, ...

... ja, um was denn eigentlich?,

ach so, um sich in eine Aura der Intellektualität
hüllen zu können, dem sei dieses "Vergnügen" gegönnt.


Aber die Hoffnung,
aus diesem Survival-Training einen Erkenntnisgewinn ziehen zu können,
dadurch die Kräfte und Wirkungszusammenhänge in der Welt besser zu
verstehen, diese Hoffnung wird wohl nicht erfüllt werden.

Dazu wurde dieses Schwurbelsprechblasendickicht nicht abgesondert.


> Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden. <

 
Moin Neugier,

zu Heidegger selbst kann und will ich nicht viel sagen, aber Wortgeschwurbel wird auch mir desöfteren vorgeworfen, warum ich mich dann auch melde:

Der Unterschied liegt meines Erachtens darin, dass manche wie vermutlich z.B. Du versuchen aus dem Sein und So-Sein heraus etwas zu erfahren, was sie dann als konkret annehmen, während ich das Sein versuche zu betrachten. Beide suchen wir nach einer Art Ausdeutung des Seins, das Erleben des Konkreten liegt bei dir aber in der (erwarteten) Erfahrung und bei mir in der Betrachtung. Der Unterschied liegt im Seinsverständnis: Heidegger – bei den wenigen Zeilen, die ich von ihm kenne, wird das schon deutlich – geht davon aus, dass bereits Alles schon existiert und dass es eine Ausdeutung dessen benötigt, was existiert. Es geht nicht darum Neues zu finden - das geht gar nicht. Es geht um die Suche die Existenz so zu interpretieren und illustrieren, dass es dem Sein gerecht wird. Dafür legt er seine Beziehungen zu dieser Existenz offen. Andere gehen wohl davon aus, das Sein entstünde, vgl mit einem Hexentrank – durch das Zusammenmixen von diversen Ingredienzien.
 
"Die einzige Form nämlich die hier angebracht ist, muss Folgendes zum Thema haben: Heideggers Denken selbst hat sich durch und durch als eine Fundamentalethik entworfen.

Das und nur das geht aus den Ausführungen Nancys hervor und wurde von mir inzwischen mehrfach kritisiert, worauf du leider bisher nicht eingegangen bist: In Heideggers Denken sei seine (bzw. "die") Ethik schon enthalten und mitgedacht. Diese Behauptung mag aus Sicht eines Heideggerianers eingängig und wohlklingend anmuten, aber aus der Perspektive eines kritischen Denkens wird hier eine Fraglichkeit (Heideggers "Ethik"-Konzept) durch eine andere (Heideggers "Denken") erklärt bzw. begründet und umgekehrt. Du musst schon verstehen, dass das einen Kritiker nicht wirklich begeistern und schon gleich nicht überzeugen kann.

Diese sogen. "ursprüngliche Ethik" ist jedoch nicht minder substanzlos wie Heideggers Denken selbst: Es kreist nur um sich und blendet die Wirklichkeit kurzerhand aus, ohne sich näher auf sie einzulassen; das finde ich nicht mal hauptsächlich problematisch - schlimm ist allerdings, dass diese großspurige Ausblendung das Wesensmerkmal des gesamten philosophischen Konstruktes ist. Diese plumpe Ablehnung und Abwertung jeglicher humanitären Errungenschaft (den Wissenschaften schlechthin) ist das Gerüst, auf dem Heidegger aufbaut. Ohne die fortwährende Verunglimpfung der Rationalität (was das auch immer sein sollte, hier bleibt Heidegger stets erschreckend oberflächlich und nichtssagend, da er Selbstverständlichkeiten und Vorurteile bedient und nutzt, anstatt sie philosophisch anständig sowie seriös zu problematisieren und hinterfragen) würde Heideggers Geschreibe alsogleich in sich zusammenfallen wie ein schlecht gebautes Kartenhaus.

Sobald man erkennt, dass Heidegger fortwährend gegen Strohmänner kämpft und sein vorgeblich geniales intellektuelles Tun somit nicht tief und weise ist, sondern vielmehr auf eigentümliche Weise dumm-dreist und borniert daher kommt, wirkt seine "Philosophie" nur noch lächerlich und albern.

Mir geht es vielmehr um einen entscheidenden Hinweis, der, wie ich behaupte , in seinem Text selbst zu finden ist, und es wird unsere (ja unsere, nicht seine) Aufgabe sein , zu analysieren, wie gehaltvoll er ist, aber auch seine Grenze nachzuzeichnen oder die notwendigen Korrekturen oder Ergänzungen anzubringen.

Fassen wir mal zusammen: Heideggers "Ethik" ist in seinen Texten versteckt und wenn wir nicht fähig sind, diese zu sehen, sind wir selbst daran schuld und nicht Heidegger. Nebenbei: Nancy gibt selbst zu, dass er das lediglich behauptet.

Ich finde, dass ein Philosoph uns etwas zu sagen haben sollte und nicht wir durch sein Geschreibe ihm etwas beibringen müssen.

Der Brief über den Humanismus kündigt sich in seinem allerersten Satz ebenso schwungvoll wie knapp als eine Reflexion über das Handeln an. Die Frage des Humanismus ist für Heidegger klar und deutlich die Frage nach dem, was der Mensch sei (nach seiner humanitas), insofern er zu handeln oder >sich zu verhalten> hat."

Das ist doch - sorry für die klaren Worte - absoluter Quatsch. Der sogen. "Brief über den Humanismus" ist eine Absage an die Humanität als solche. Menschliches Handeln wird hier entmenscht und in Heideggers Seinsgespinste verlegt. Wenn man diesem Geschreibe etwas entnehmen kann, dann ist das die klare Botschaft, dass der Mensch und sein Selbstverständnis von Humanität sowie Handeln etc. von einem höheren Geschick bestimmt sind, von dem her sich die eigentlichen Bestimmungen erst zutragen.

Mal eine diesbezüglich wohl mehr als eindeutige Textstelle aus dem Hum.Brief:

Der Mensch ist vielmehr vom Sein selbst in die Wahrheit des Seins "geworfen", daß er, dergestalt ek-sistierend, die Wahrheit des Seins hüte, damit im Lichte des Seins das Seiende als das Seiende, das es ist, erscheine. Ob es und wie es erscheint, ob und wie der Gott und die Götter, die Geschichte und die Natur in die Lichtung des Seins hereinkommen, an- und abwesen, entscheidet nicht der Mensch. Die Ankunft des Seienden beruht im Geschick des Seins. (Martin Heidegger, "Humanismus", S. 19)

So weit, so typisch nichtssagend und wie immer dreht sich alles nur um Sein und Seiendes in Heideggerscher Spielart als Schwarz/Weiß-Denken in Reinform.
Fatal jedoch - gerade im Hinblick auf die Aussagen in den "Schwarzen Heften" - ist dann etwa folgender Passus:

Insofern das Denken sich in seine Aufgabe bescheidet, gibt es im Augenblick des jetzigen Weltgeschickes dem Menschen eine Weisung in die anfängliche Dimension seine geschichtlichen Aufenthaltes. Indem das Denken dergestalt die Wahrheit des Seins sagt, hat es sich dem anvertraut, was wesentlicher ist als alle Werte und jegliches Seiende. (Ebd., S. 37)

Wir erinnern uns daran: Das "Judentum" ist das Seiende schlechthin, die Berechnung in Reinform, das dem Geschichtlichen als Geschichtsloses gegenübersteht und beim "Übergang" in den "anderen Anfang" überwunden werden muss und sich gleichsam selbst überwindet: dies liegt im "jetzigen Weltgeschick" begründet. "Alle Werte und jegliches Seiende" ist dem Walten dieses Geschickes wesentlich nachgeordnet.

Na dann: Gute Nacht Humanismus, lebewohl Vernunft - wo nur ist mein Hirtenstab, damit ich meiner zugedachten Rolle als "Hirt des Seins" genügen und das "Sein" und dessen "Geschick" beim ruchlosen Walten behüten kann? In der Tat eine "ursprüngliche Ethik", wie sie ursprünglicher nicht sein könnte... :guru:

Mit Ethik im eigentlichen Sinne hat das alles somit erschreckend wenig zu tun. Dort, wo der Begriff Ethik fällt und jemand meint, er wisse das Wesen selbiger aufzuzeigen oder zu übersteigen - wobei der Begriff, wie immer bei Heidegger, sofort und gnadenlos hypostasiert wird und ein ominöses Eigenleben (ob nun seiend oder vom Sein her gedacht) erhält -, muss noch lange keine "Ethik" drin sein.

PS: Allein der Aufwand bzw. die Länge eines/dieses Beitrages zeigt ja im Grunde welchen sachlichen und zeitlichen Aufwand man hier leistet

Der Aufwand ehrt dich zwar, trotz allem ist Quantität nicht zwangsläufig Qualität.

Viele Grüße
Phil
 
Zuletzt bearbeitet:
Wo sind denn die Begründungen oder gar "Beweise" , dass dieser Philosoph nur "Unfug" schreibt?

Reicht Ihnen der Beispielsatz nicht?

Noch ein Beispiel:

(eine Formel, deren ebenso vielfache wie unmögliche zu vereinheitlichende Erwartungen und Implikationen man endlos entfalten könnte: Handelt es sich um ein Werk? Eine Person? Wo soll man anfangen und wo aufhören?)

Grüß Gott!

Sobald man erkennt, dass Heidegger fortwährend gegen Strohmänner kämpft und sein vorgeblich geniales intellektuelles Tun somit nicht tief und weise ist, sondern vielmehr auf eigentümliche Weise dumm-dreist und borniert daher kommt, wirkt seine "Philosophie" nur noch lächerlich und albern.

Guter Spruch!
 
Nun ob man seriöse Philosophen, die sich mit Heidegger beschäftigen als "akademische Narren" bezeichnen sollte, finde ich jedenfalls der Sache nach recht polemisch hier formuliert.

Ich auch. Warum tun Sie das?

Das ist das beste Beispiel von (eher billiger) Polemik , ohne sachliche Grundlage.

Genau. So ist Ihre Meinungsbildung! Nehmen Sie doch einfach verständig Bezug auf das, was ich wirklich geschrieben habe.

Gott zum Gruße!
 
Es ist sehr wahrscheinlich , dass gerade das- die Unfähigkeit oder der Unwille zur kritischen (Selbst) Reflexion- ein Problem des Heideggerschen Denkens ist.

In dieser Hinsicht pflichte ich Trawny vollkommen bei.

"Wenn aber die Frage, ob Heideggers Äußerungen antisemitisch sind, eindeutig zu beantworten ist, kann die Frage , was für eine Art von Antisemitismus sich in den Schwarzen Heften äußert, zu unterschiedlichen Antworten führen. (ebd.)

Antisemitismus heißt Judenfeindschaft.

Interessanterweise wird im Zuge der Kontroverse um die "Schwarzen Hefte" Heideggers nun ein reges Verweisen auf verschiedenste Antisemitismen angestellt, wobei besonders auch der sogen. "kulturelle Antisemitismus" hoch im Kurs zu sein scheint. Das bedeutet schlicht und ergreifend, dass man die Kultur der Juden als "entartet" ansieht. Triff das auf Heideggers Darstellung der Juden in den "Schwarzen Heften" zu? Wohl kaum: Das Weltjudentum, aufgestachelt durch die aus Deutschland hinausgelassenen Emigranten, ist überall unfaßbar und braucht sich bei aller Machtentfaltung nirgends an kriegerischen Handlungen zu beteiligen, wogegen uns nur bleibt, das beste Blut der Besten des eigenen Volkes zu opfern. (Martin Heidegger, "Schwarze Hefte", Überlegungen XV, S. 262)

Bei Heidegger handelt es sich ganz eindeutig um einen nationalistischen UND rassistischen Antisemitismus: Die Juden werden einerseits als Bedrohung/Fremdkörper dem eigenen Volk gegenüber wahrgenommen (nationalistisch) und andererseits ist dies nicht durch z.B. politische Prozesse auflösbar, da die Juden einer anderen Daseinsform angehören (rassistisch): Das Judentum ist - wie schon ausführlich oben dargestellt - für Heidegger als geschichtsloses und weltloses "Riesiges" im "Übergang" zum "anderen Anfang" auf Grund der eigenen Machenschaften zur Selbstauslöschung bestimmt.

Nun sind sich die Heidegger-Jünger nicht zu schade, ihrem gefährdeten Propheten die mildeste aller denkbaren Antisemitismen zuzuweisen und ihn obendrein auch noch als naiven Blödel darzustellen, der ja gar nicht wirklich in der Lage gewesen sei zu begreifen, was das "Judentum" überhaupt ist.

Zitat eines Heidegger-Apologeten:
23 Min. 40 Sek.: "Es ist ganz sicher kultureller Antisemitismus. [...] Man kann zeigen, dass er keinen Begriff hat vom Judentum ... es ist ein Vorurteil, was er gehört hat, hier und dort und das bringt er in seinen Schriften mit unter, das ist ein klassischer Fall von Gerede."

Was erleben wir hier? Da steht auf der einen Seite der große, geniale Philosoph, der in Heideggerkreisen immer und immer wieder als größter Philosoph des 20. Jahrhunderts gefeiert wird und auf er anderen Seite soll das zugleich ein dummer Junge sein, der irgendwas aufschnappt, naiv in seiner Philosophie einbaut und nachplappert.

Ich muss mich für den nun folgenden vulgären Ausbruch entschuldigen, aber ich kann nicht anders: Mir kommt das große Kotzen! :spei2:

Phil
 
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