Stimmt genau und habe ich nicht bestritten; im Gegenteil: Eben weil die "Schwarzen Hefte" in direktem Zusammenhang mit Heideggers Gesamtwerk stehen (resp. selbst ein Teil - wenn nicht gar der bedeutendste - desselben ist), sind sie von besonderer Relevanz: Heideggers Denken wird als wesentlich rassistisch wahrnehmbar. Das, was schlaue Köpfe schon in "Sein und Zeit" sowie anderen Texten vermuteten (und von Heideggers Anhängern meist vehement bestritten wurde), wird nun offensichtlich.
"Sein und Zeit" ist ja hier nicht Thema (und soll es auch nicht sein)" (Dein Zitat)
Nun ich hatte hier Sein und Zeit nur insofern hineingebracht, weil es eben auch "ein" Thema der Schwarzen Hefte ist (also eines der Themen) und zu diesen in Bezug gebracht werden kann. Wenn man also über die Schwarzen Hefte spricht, "kann " man im Grunde auch über Sein und Zeit zugleich sprechen. Mehr wollte ich damit nicht gesagt haben.
Die Schwarzen Hefte zeigen eben auch die "problematische Seite" von Heidegger auf, also das was man seinen "Antsemitismus" nennt (und was du mit seinem "rassistischen" Denken vermutlich meinst).
Trotzdem ist "Sein und Zeit" eine andere Text-Baustelle. Rückbezüge oder Verweise sind natürlich kein Problem, nur möchte ich vermeiden, dass das eigentliche Thema aus dem Blick gerät.
Ich denke wenn man auch auf Sein und Zeit "gelegentlich" verweist in Bezug auf die Schwarzen Hefte, sollte das "eigentliche Thema" dieses Threads nicht aus den Blick kommen.
Es geht ja nicht um eine inhaltliche Trennung, sondern um eine thematische: Hier sind die "Schwarzen Hefte" Thema und nicht "Sein und Zeit", mehr wollte ich gar nicht sagen.
Nun das kann man natürlich verstehen, aber diese "thematische Trennung" lässt sich nicht immer aufrecht erhalten und zwar insofern, da Sein und Zeit in den Schwarzen Heften kommentiert wird von Heidegger und damit halt auch "präsent" ist. Aber ich glaube , der Punkt ist nun klar.
Das hast du falsch aufgefasst, dass Heideggerianer Flacherdler sind, das will ich natürlich nicht unterstellen - ganz so "flach" war meine Anspielung nicht gemeint. Ich wollte vielmehr darauf hinweisen, dass das Argument etwas zu kurz greift, welches du ständig anführst: Andere haben eine andere Meinung und deshalb lässt sich sowieso nicht entscheiden, was richtig oder falsch ist. Zu jeder Theorie (sei sie auch noch so fadenscheinig) gibt es immer irgendwo "Experten", die sie in ein wissenschaftliches Gewand kleiden und die man zitieren könnte; letztlich muss man die Argumente möglichst genau betrachten und dann den eigenen Kopf entscheiden lassen.
Naja diesen Eindruck kann man hier jedenfalls bekommen, dass hier die philosophische "Gegenseite" doch schon sachlich "verunglimpft" wird. Aber zumindest ist ja dieses "Mißverständnis" etwas "aufgeklärt".
Nun ich glaube zu mehr oder weniger jedem philosophischen Thema gibt es eine "Pro" und eine "Contra" Seite (so auch im Falle Heidegger). Daher rührt eben heraus seine "Umstrittenheit" unter den Philosophen. Jacques Derrida nannte Heidegger in einem seiner Bücher auch die "Hölle der Philosophen" und dies kann man gewiss auch so sehen. Denn über Heidegger lässt sich sehr gut und vortrefflich seiten bzw. diskutieren , wie man auch hier gut sehen kann. Und jede philosophische Seite beharrt mehr oder weniger auf ihrer Position (da sie die "richtige" wäre). Nun die Argumente, die man zeigen kann, dass es bei Heidegger doch eine Ethik gibt, kann man ja erstens anhand der Argumentation von Jean Luc Nancy und dessen Aufsatz nachverfolgen und natürlich anhand der Texte von Heidegger selbst. Mich persönlich hat diese Vorgehensweise bei diesem Philosophen inhaltlich mehr überzeugt. Ich bin jetzt nicht sicher, ob in dem Fall das Argument "zu kurz greift", denn im Falle der Frage einer Ethik bei Heidegger würde ich dem genannten Philosophen recht geben und die Heidegger-Kritiker wiederum kritisieren, dass diese aufgrund einer mangelnden Lektüre übersehen haben. Kurz: hier haben die Heidegger-Kritiker unrecht und die (argumentative) Position von Jean-Luc Nancy scheint mir sachlich überzeugender zu sein, weil man dies auch anhand der Texte von Heidegger selbst nachprüfen kann für sich. Also das Argument von dem genannten Philosophen leuchtet für meinen Kopf jedenfalls ein....Ich glaube in dem Fall, ist das Argument im Grunde nicht zu kurz gegriffen bzw. scheint mir in diesem Punkt die Sache etwas "klarer" zu sein. Also: Heidegger hat eine ursprüngliche "Ethik", nur im eben in seinem Verständnis, die Jean Luc Nancy halt seine "Fundamentalethik" nennt.
Das muss ich auch nicht widerlegen. Zum einen deshalb, weil ich nicht behauptet habe, dass Heidegger keine übergeordnete Ethik für sich in Anspruch nimmt, sondern lediglich, dass seine fehlende Ethik bemängelt worden sei. Just darauf bist du dann intensiv eingestiegen (auf andere von mir erwähnte Aspekte wiederum gar nicht).
Nun ich verstehe dich aber so, dass du dich ja als Heidegger-Kritiker ansiehst (nach deinem eigenen Wortlaut oder). Und du meintest doch, dass Heidegger-Kritiker diese fehlende Ethik bemängelt haben oder? Somit schien es mir jedenfalls naheliegend zu - da du dich ja auch zu dieser philosophischen Fraktion zählst- dass auch diese Sichtweise teilst auf Heidegger . Aber zumindest ist dieser Punkt ja jetzt klarer geworden und weniger missverständlich. Ich habe mich hier halt auf die Ethik-Frage im wesentlich konzentriert, da diese mir halt eine große Relevanz zu haben scheint. Wenn ich dabei nicht auf alle von dir Aspekte eingehen kann, mag dies zeitlich, menschlich-allzumenschliche Gründe gehabt haben (sowie ich natürlich auch sagen, dass auch du nicht alle von mir genannten Aspekte in meinen Beiträgen aufgegriffen hast, aber man nimmt halt immer eine "Selektion" vor und sowas ist halt oft gang und gäbe , ist dann halt nicht böse gemeint usw.
Des Weiteren: Einen Text, der nicht sachlich argumentiert, kann auch nicht sachlich widerlegt werden. Zu behaupten, dass "nur ein blindes Lesen ... hat glauben können, dass Heidegger ethische Fragestellungen fremd seien" und "inzwischen genügend ... Arbeiten [vorliegen], um dieses Vorurteil zu entkräften", ist für mich kein ernstzunehmendes Argument. Ansonsten wird lediglich noch darauf hingewiesen, dass "Sie [die Philosophie] ... vielmehr das Wesen oder den Sinn dessen denken [soll], was das Handeln als solches ausmacht, das heißt wodurch es in die Lage kommt, Normen oder Werte wählen, entdecken oder schaffen zu müssen. Vielleicht aber ist dieses Philosophieverständnis selbst bereits Heideggerschen Ursprungs."
Also ich sehe das schon als "Argument", nur müsste ich halt schauen ob Nancy hier auch Namen und Titel dieser weiteren Arbeit nennt. Ich habe halt nicht die "Fussnoten" dieses Aufsatzes noch mitzitiert, was auch aus Platzgründen nicht möglich war. Ich denke bevor man einen Aufsatz wie diesen vorschnell aburteilt, müsste man ihn eigentlich eher im Ganzen nochmal nachlesen und dann sein Urteil fällen, nach sachlicher Abwägung. Sonst ist eher zu unangemessen bzw. zu vorschnell das Urteil über diese Position. Jedenfalls meiner Meinung nach. Und ja dieser Text argumentiert auch sachlich, das wird dann spätestens klar, wenn man sich den gesamten Aufsatz in Ruhe durchliest, was ich halt nur empfehlen kann hier an dieser Stelle. Es ist halt hier nicht möglich den ganzen Aufsatz zu zitieren, sondern eben nur eine bestimmte Auswahl von relevanten Passagen vorzunehmen, die allerdings auch sachlich sind.
In anderen Worten: Heideggers Philosophie ist Heideggers Ethik und umgekehrt. Sehr aufschlussreich und überzeugend ist das - wie ich finde - nicht gerade.
Vielleicht noch etwas genauer Die "Fundamentalontologie" ist die "Fundamentalethik" nach Nancy. Dass dies so ist, zeigt dieser Philosoph schon auf in seinem Aufsatz (und bezieht sich dabei auf Heideggers Texte selbst), den man in seiner Gänze kennen und lesen sollte (um ein adäquates Urteil fällen zu können meines Erachtens). Dieser Philosoph argumentiert jedenfalls auch in seinem Text und macht ja nicht nur einfache Behauptungen aus dem luftleeren Raum
Dieses "Argument" (du hast ja Heidegger gar nicht richtig gelesen) kommt meist früher oder später in einer notwendig fruchtlosen und an echten Argumenten notorisch armen Heidegger-Debatte auf den Spielplan. Ich habe schon darauf gewartet.
Gruß
Phil
Aber ich würde dem zustimmen , was Nancy sagt: "nur ein blindes Lesen ... hat glauben können, dass Heidegger ethische Fragestellungen fremd seien". Wenn man Heidegger selbst liest und sein Werk genauer kennt, müsste man eigentlich zu einer anderen Sichtweise kommen, was Heidegger anbetrifft...außer man "versteift" sich auf seine Position (wegen mangelnder Einsicht bezüglich Heidegger)...Diese Heidegger-Debatte hat schon ihre "Argumente" , nur werden diese als solche oft nicht wahrgenommen von der Gegensseite (obwohl es wirklich schon im Grunde Argumente sind), so wie im Falle der Ethikfrage bei Heidegger und der Bezug zu Jean-Luc Nancy zeigt. Hier ist die eine Seite nicht bereit sich auf die Argumente der philosophsichen Gegenseite wirklich einzulassen, sondern es wird einfach gesagt, dass dies keine Argumente sind und einfach abgetan , obwohl dies keine Grundlage hat (und jeder der Heidegger etwas besser kennt, wird sagen, dass Heidegger schon eben eine Ethik in seinem Sinne habe> dies ist eben ein gutes Beispiel, wo sich zwei unterschiedliche Sichtweisen im Falle Heidegger zeigen und diametral gegenüber stehe wie mir scheint...Nun wenn du darauf "gewartet" hast, hast du nun die in deiner Wahrnehmung eher "unechten " Argumente bekommen, aber diese subjektive Wahrnehmung kann sich in der Beurteilung der Argumente der anderen philosophischen Seite natürlich auch irren und ich würde mal sagen, das sie dies in dem Falle auch tut
Kurz: In dieser Heidegger-Debatte kommen also durchaus schon "echte Argumente" vor, nur müssen diese als solche natürlich auch wahrgenommen werden, woran es manchmal eben auch "hapert"... Aber dann kann man vermutlich auch nichts machen, wenn jede Seite auf ihre Position beharrt und sozusagen die "Fronten " festgefahren sind in dieser Debatte (und Einsicht nicht wirklich gegeben ist. Im Falle der Ethik bei Heidegger , würde ich mal sagen, hat die Seite, welche sagt, dass es eine solche bei Heidegger gibt, die "besseren" Argumente auf ihrer Seite, welche man natürlich auch sachlich prüfen kann . Und diese Argumente sollten solch einer (kritischen-objektiven )Prüfung auch standhalten können meines Erachtens (eigentlich). Jedenfalls nach meinem Dafürhalten
Gute Nacht!
Philosophist