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Das Ende eines Kult-Philosophen: Die schwarzen Hefte!

Heideggers Sprache/Terminologie ist zwar nicht einfach, aber er definiert schon seine Begriffe , was man vor allem in Sein und Zeit sehen kann. Dort z.B. die Begriffe "Existenz", "Dasein" und andere und dies auch in recht strenger Weise und nach meinem Dafürhalten auch nicht zu allgemein.

"Sein und Zeit" ist ja hier nicht Thema (und soll es auch nicht sein), aber wenn Heidegger beispielsweise das "Dasein" vom "Sein" durch die Zeitlichkeit des ersteren unterscheidet, da der Mensch als "Dasein" sterblich ist ("Sein zum Tode") und als "Da" das "Sein" zu verstehen sucht (also ein Lebewesen mit Bewusstseinfähikeit ist), das als solches nicht vereinzelt lebt und sich Ort, Zeitpunkt etc. seiner Geburt auch nicht selbstbestimmt aussucht (was für Heidegger den Neologismus der "Geworfenheit" erforderlich macht), dann sind das für mich nunmal nicht mehr als Plattitüden (bzw. Gemeinplätze), getarnt hinter oder von fragwürdigen Neologismen.

Das mag vielleicht deine Wahrnehmung sein, aber diese wird eben auf philosophischer Seite eben nicht von allen geteilt.

Das behaupte ich auch nicht. Es wird immer Leute geben, die anderer Meinung sind. Es soll auch heute noch Leute geben, die der festen Überzeugung sind, die Erde sei eine Scheibe.

Nun die "Schwarzen Hefte" erklären natürlich einiges offener, was man in den sonstigen Werken nicht so deutlich/offen dargestellt findet und insofern gilt es diese auch zu berücksichtigen.

Das sehe ich eben auch so und darum geht es mir in diesem Thread.

In den "Schwarzen Heften" werden Personengruppen genannt (z.B. die Juden) und ihnen eine bestimmte Rolle im Weltgefüge zugewiesen. Es handele sich laut Heidegger beim Judentum um eine Form der "Bodenlosigkeit, die an nichts gebunden, alles sich dienstbar macht". Das heißt für Heidegger, dass das Judentum ausschließlich auf "Berechnungen als das Wirkliche setzt", das "Seyn" werde folglich also nicht gewagt und stattdessen allein das "Seiende" für wirklich gehalten. Das macht sie für Heidegger geschichtlos und grenzt sie - die Juden - aus der Geschichte aus.

Was ist also dieses "Seyn" anderes als eine höhere Daseinsinstanz, ein besseres Menschentum, eine überlegene Rasse? Heideggers Seyn steht für das Überlegenheitsgefühl schlechthin; es repräsentiert den Wunsch, eine erhabene Idee zu kennen und zu verfolgen, die sich abhebt von all den vermeintlichen Kleinigkeiten ringsum, die man auf Grund ihrer Komplexität und Differenz offensichtlich nicht zu verstehen vermag. Kurzum: Es ist praktizierte Kleingeistigkeit im Königsgewand.

und S.136: "Es ist nicht zu bestreiten, dass die Heideggersche Ethik weit davon entfernt ist, den Akzent auf das <das - Da-sein mit Anderen> zu legen, das in der Ek-sistenz gemäß Sein und Zeit gleichwohl wesentlich impliziert ist. "

Gewiss. Wenn man für sich das ursprünglichste Denken überhaupt in Anspruch nimmt, ist jegliche Ethik freilich zu kurz gedacht und lediglich Derivat der eigenen Konzeption. Von einer solchen Konzeption ist im Heideggerschen Geschreibe jedoch weit und breit nichts zu sehen. Allein Behauptung und Wunsch begründen noch keine Ethik, möge sie auch noch so ursprünglich gedacht sein.

Heidegger hat dem Menschen nichts zu sagen, das allerdings unternimmt er auf beeindruckende Weise.

Nun am Beispiel der "fehlenden Ethik" lässt sich gut zeigen, dass die Heidegger-Kritiker sich in diesem Punkt schlicht sachlich geirrt haben und anscheinend Heidegger nicht richtig gelesen haben.

Man kann Heidegger nicht "richtig" lesen; bloße Richtigkeit ist für ihn die Denkart des Pöbels. Stattdessen muss man ihm zuhören, sich auf ihn einlassen und seinem "Seyn" gegenüber also zum "Hörenden" werden.

Nun das Politische und das Philosophische bei Heidegger trennen zu wollen, kann man natürlich sagen, dass dies -spätestens- mit den Schwarzen Heften nicht mehr möglich ist. Aber soweit ich mich erinnern kann, gab es glaube ich schon Philosophen, die beides zusammen bei Heidegger untersucht haben.

Wenn ein Heidegger klipp und klar schreibt, dass dem Judentum das "Seyn" verwehrt bleibt, da sie sich in der plumpen Rechnerei des "Seienden" verheddern, dann ist der Philosoph mit seiner Philosophie unmissverständlich politisch unterwegs. Da brauche ich keine Heidegger-Interpreten, die mich wortreich vom Gegenteil überzeugen möchten. Beim besten Willen nicht!

Einen schönen Sonntag wünscht dir
Phil
 
Zuletzt bearbeitet:
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Wäre doch irgendwie komisch, das Sein zu ergründen suchen aber es zuvor bestimmen. Das wäre doch in der Tat sehr merkwürdig.

Ganz recht, das wäre in der Tat sonderbar, weshalb Heidegger das Begründen dem "Seyn" kurzerhand unterordnet und es somit als dasjenige (ob er nun will oder nicht) bestimmt, das durch alltägliches "seinsvergessenes" Verstehen und Erkennen gerade verdeckt wird. Ein geschickter Schachzug, denn so kann man sich dem Begründungsproblem nachhaltig entziehen. Eine solche Vorgehensweise ist allerdings weder neu noch originell, weshalb es schon einer gewaltigen Flut an Neologismen und aus dem Ärmel geschüttelter Begriffsgespinste bedarf, um dermaßen dreist zu verfahren.

„Dieses Werk [Sein und Zeit] beansprucht, mit einer in einem tieferen Sinne hermeneutischen Analyse, einer „Analytik der Existenzialität der Existenz“, in der die „Geschichtlichkeit des Daseins“ ontologisch ausgearbeitet ist „als die ontische Bedingung der Möglichkeit der Historie“, eine transzendentale Erkenntnis zu bieten und damit gleichzeitig die Wurzeln der „Methodologie der historischen Geisteswissenschaften“ bloßzulegen. [...] Im übrigen ist mit der Prägung dieses Verstehensbegriffes, der letzten Endes auf die Möglichkeit zielt, die Wirklichkeit mit Hilfe sprachlicher Deutungen zu erschließen, zwar terminologisch sehr geschickt scheinbar ein Präjudiz zugunsten einer universalen Hermeneutik geschaffen, von der aus das naturwissenschaftliche Erkennen als abgeleitet und vordergründig erscheinen mag, aber das ist ein Kunstgriff, der sich bei genauer Analyse keineswegs zugunsten einer bestimmten Entscheidung des oben erwähnten Methodenproblems auswirken kann, denn erstens hat das Verstehen als besondere Erkenntnisweise, um das es dort geht, nach Heideggers eigener Aussage ja ebenso wie das Erklären derivativen [abgeleiteten] Charakter, und zweitens sind erklärende Theorien in dem von Heidegger terminologisch fixierten grundlegenden Sinn ex definitione ebenso hermeneutischer Natur wie die Resultate einer im abgeleiteten Sinne verstehenden Erkenntnisweise. Genaugenommen bleibt die Untersuchung Heideggers, was immer man sonst aus ihr entnehmen mag, für die Behandlung und Lösung des Methodenproblems irrelevant.“

(Hans Albert, „Traktat über kritische Vernunft“, Tübingen 1991, 5. Aufl., S. 163f.)
 
Zuletzt bearbeitet:
Das wüßt ich aber, mein Gutester. Zünden Sie nicht so viele Nebelkerzen. Sie verlieren dabei die Übersicht und in welchem Punkt ich mich im Irrtum befinde, das müßten Sie erst einmal zeigen.

Grüß Gott!

Haben Sie nicht selbst kurz zuvor gesagt, dass Philosophen sich als "Redekünstler" (wie im Falle Heideggers) nur mit der Rhetorik ohne Bezug zur Philosophie ? Jedenfalls habe ich so ihren Beitrag verstanden (und vom Sinn her steht das doch auch so oder?). Im Falle Heideggers ist dies jedenfalls nicht angemessen, denn seine Beschäftigung mit der aristotelischen Rhetorik steht im Kontext seiner Beschäftigung mit der aristotelischen Philosophie und folglich kann man beides eben nicht trennen, wie Sie ja behaupten. Indem Punkt haben Sie einfach "geirrt" sachlich und es geht hier nicht um das "zündeln" von "Nebelkerzen". Nun ich denke, dass was Sie sagten , war ja auf Heidegger bezogen oder? Und es lässt sich klar zeigen bei diesem, dass seine Beschäftigung mit Rhetorik immer auch in Bezug zur Philosophie steht.

Ich gebe gern auch ein Zitat aus Sein und Zeit dazu (S.138)


"Es ist kein Zufall, dass die erste überlieferte , systematisch ausgeführte Interpretation der Affekte nicht im Rahmen der <Psychologie> abgehandelt ist. Aristoteles untersucht die παθη (pathé) im zweiten Buch seiner <Rhetorik>. Diese muss entgegen der traditionellen Orientierung des Begriffes der Rhetorik an so etwas wie einem <Lehrfach>- als die erste systematische Hermeneutik der Alltäglichkeit des Miteinanderseins aufgefasst werden. Die Öffentlichkeit als die Seinsart des Man hat nicht nur überhaupt ihre Gestimmtheit, sie braucht Stimmung und <macht> sie für sich. In sie hinein und aus ihr heraus spricht der Redner. Er bedarf des Verständnisses der Möglichkeiten der Stimmung, um sie in der rechten Weise zu wecken und zu lenken."

Die "Rhetorik" des Aristoteles wird so gesehen "als die erste systematische Hermeneutik der Alltäglichkeit des Miteinanderseins" von ihm bezeichnet und daher auch philosophisch gelesen betrachtet. Eins der besten Beispiele, dass man hier zwischen Philosophie und Rhetorik im Grunde nicht trennen, so wie Sie das jedenfalls behaupten. Für Heidegger trifft das jedenfalls nicht zu, was man hier in Sein und Zeit lesen kann oder auch an anderen Stellen seines philosophischen Werkes.
 
Aber nur mit einer vernünftig und nachvollziehbar formulierten Begründung. Dann ist es auch ohne Nachfrage erlaubt.

Gott zum Gruße!


Nun ich habe das ja auch gemacht, in dem Beitrag, wo ich einen anderen Philosophen zu Heidegger zitiert habe und der eben darauf hinwies . dass es bei Heidegger eine "ursprüngliche Ethik" (Brief über den Humanismus) gibt, welches die Heidegger -Kritiker (oder zumindest ein teil) ja quasi "geleugnet" oder einfach "übersehen" aus mangelnder Sachkenntnis/mangelnden Lektür bzw. Kenntnis des Werkes von Heidegger, Nun diese Begründung , warum es bei Heidegger doch eine Ethik gibt, findet man in den Zitaten wieder aus dem Aufsatz eines anderen Philosophen und welche ich zum Nachlesen empfehlen kann. Dort werden auch die Stellen genannt , wo man das bei Heidegger selbst nachlesen kann (Beispiel: siehe den Brief über den Humanismus). Und auf diesen Aufsatz beziehe ich mich ja in meinem Beitrag, nämlich zur Widerlegung der Annahme (der/mancher Heidegger-Kritiker), dass es bei diesem Philosophen keine Ethik gibt. Und dies alles in vernünftig und sachlicher Weise (und auch der von mir zitierte Philosoph macht dies ja in einem sachlichen Stil). Insofern bin ich hier auch durchaus sachlich-begründen vorgegangen.

Χαῖρε! (Chaire)
 
Wäre doch irgendwie komisch, das Sein zu ergründen suchen aber es zuvor bestimmen. Das wäre doch in der Tat sehr merkwürdig.


Grüß Gott!

Dazu heißt es ja in Sein und Zeit ganz am Anfang (S.3):

"Wenn man demnach sagt: <Sein> ist der allgemeinste Begriff, so kann das nicht heißen, er ist der klarste und aller weiteren Erörterung unbedürftig. Der Begriff des <Seins> ist vielmehr der dunkelste."

S.4: "Der Begriff <Sein> ist undefinierbar. Dies schloß man aus seiner höchsten Allgemeinheit. Und das mit Recht (...)"

Nun ich habe mir erlaubt, Heidegger zu diesem Punkt nochmal zu zitieren. Heidegger war sich mehr oder weniger dieser Thematik/Problematik bewusst. :morgen:
 
Ganz recht, das wäre in der Tat sonderbar, weshalb Heidegger das Begründen dem "Seyn" kurzerhand unterordnet und es somit als dasjenige (ob er nun will oder nicht) bestimmt, das durch alltägliches "seinsvergessenes" Verstehen und Erkennen gerade verdeckt wird. Ein geschickter Schachzug, denn so kann man sich dem Begründungsproblem nachhaltig entziehen. Eine solche Vorgehensweise ist allerdings weder neu noch originell, weshalb es schon einer gewaltigen Flut an Neologismen und aus dem Ärmel geschüttelter Begriffsgespinste bedarf, um dermaßen dreist zu verfahren.

„Dieses Werk [Sein und Zeit] beansprucht, mit einer in einem tieferen Sinne hermeneutischen Analyse, einer „Analytik der Existenzialität der Existenz“, in der die „Geschichtlichkeit des Daseins“ ontologisch ausgearbeitet ist „als die ontische Bedingung der Möglichkeit der Historie“, eine transzendentale Erkenntnis zu bieten und damit gleichzeitig die Wurzeln der „Methodologie der historischen Geisteswissenschaften“ bloßzulegen. [...] Im übrigen ist mit der Prägung dieses Verstehensbegriffes, der letzten Endes auf die Möglichkeit zielt, die Wirklichkeit mit Hilfe sprachlicher Deutungen zu erschließen, zwar terminologisch sehr geschickt scheinbar ein Präjudiz zugunsten einer universalen Hermeneutik geschaffen, von der aus das naturwissenschaftliche Erkennen als abgeleitet und vordergründig erscheinen mag, aber das ist ein Kunstgriff, der sich bei genauer Analyse keineswegs zugunsten einer bestimmten Entscheidung des oben erwähnten Methodenproblems auswirken kann, denn erstens hat das Verstehen als besondere Erkenntnisweise, um das es dort geht, nach Heideggers eigener Aussage ja ebenso wie das Erklären derivativen [abgeleiteten] Charakter, und zweitens sind erklärende Theorien in dem von Heidegger terminologisch fixierten grundlegenden Sinn ex definitione ebenso hermeneutischer Natur wie die Resultate einer im abgeleiteten Sinne verstehenden Erkenntnisweise. Genaugenommen bleibt die Untersuchung Heideggers, was immer man sonst aus ihr entnehmen mag, für die Behandlung und Lösung des Methodenproblems irrelevant.“

(Hans Albert, „Traktat über kritische Vernunft“, Tübingen 1991, 5. Aufl., S. 163f.)


Vergleiche bitte zur Frage des "Seins" (ob nun mit oder y, was noch mal ein Unterschied für sich ist) mein letzten genannten Beitrag , wo ich aus Sein und Zeit zum Begriff des Seins zitiere.

Was das Zitat von Hans Albert anbetrifft, mag dies natürlich seine Sichtweise gewesen auf das "Problem Heidegger" , aber man muss ja damit nicht übereinstimmen, wenn man diese Sichtweise sachlich nicht für richtig hält usw....Eine andere Sicht auf Heidegger eines anderen Philosophen, habe ich ja vor kurzem gegeben, der das (vermutlich) etwas anders sieht als Hans Albert. Man kann zu diesem vermutlich immer ein gewisses "Gegenbeispiel" geben. Naja , wäre natürlich schön bzw. würde mich interessieren, was du von den Zitaten dieses anderen Philosophen hälst, der ja deine Annahme , dass es bei Heidegger keine Ethik gibt, der Sache nach widerlegt hat (oder?). Und soweit ich mich erinnere , hattest du ja selbst auf die nicht vorhandene Ethik bei Heidegger hingewiesen als einer der Heidegger-Kritiker oder?

Muss man jetzt das (bisherige) Schweigen auf deiner Seite zu diesem längeren Beitrag, wo ich aus dem Aufsatz eines anderen Philosophen zitiert habe, als "Ignoranz" oder gar - wenn das nicht zu weit gewagt ist- als (schweigsames) "Eingeständnis" eines persönlichen Irrtums in der Beurteilung Heideggers interpretiert werden? Mir scheint jedenfalls, einiges darauf hinzudeuten und das sage ich ja wie gesagt alles in einem sachlichen Ton. Oder möchtest du den von mir zitierten Philosophen noch widerlegen und dich noch dazu (sachlich) äußern? (Den von mir zitierten Philosophen möchte ich hier im Übrigen nicht als eine "philosophische Autorität" anführen sondern schlicht als ein "Gegenbeispiel" zu Hans Albert und Co., also den sog. Heidegger-Kritikern, welche eine Ethik bei Heidegger nicht bisher wahrgenommen haben anscheinend). Es wäre natürlich schon, wenn man zu diesem längeren Beitrag, wo ich Zitate aus einem Aufsatz eines anderen Philosophen gebracht habe, dazu noch Stellung genommen werden würde deinerseits. Ein Schweigen darüber würde ich eher in Richtung philosophische "Ignoranz" deuten , da dies ja deiner Meinung (dass es bei Heidegger keine Ethik gibt) eben (argumentativ) zuwiderläuft. Oder kann man da noch mit einer Reaktion deinerseits rechnen? Falls nicht, würde es mich aber auch philosophisch nicht wundern in deinem Fall und sagt halt einiges über gewisse "Heidegger-Kritiker", die anscheinend Heidegger selbst nicht wirklich bzw. richtig gelesen habe (und halt sachlich "korrigiert" werden müssen wie in diesem Fall, wenn ich das mal so sagen darf) :morgen:
 
Vergleiche bitte zur Frage des "Seins" (ob nun mit oder y, was noch mal ein Unterschied für sich ist) mein letzten genannten Beitrag , wo ich aus Sein und Zeit zum Begriff des Seins zitiere.

Hab ich gemacht. Und jetzt? :dontknow:

Was das Zitat von Hans Albert anbetrifft, mag dies natürlich seine Sichtweise gewesen auf das "Problem Heidegger" , aber man muss ja damit nicht übereinstimmen, wenn man diese Sichtweise sachlich nicht für richtig hält usw.... [...]
Muss man jetzt das (bisherige) Schweigen auf deiner Seite zu diesem längeren Beitrag, wo ich aus dem Aufsatz eines anderen Philosophen zitiert habe, als "Ignoranz" oder gar - wenn das nicht zu weit gewagt ist- als (schweigsames) "Eingeständnis" eines persönlichen Irrtums in der Beurteilung Heideggers interpretiert werden?

Jetzt mach aber mal einen Punkt. Als ob du jeweils detailliert meine dargebrachte Kritik widerlegen oder überhaupt darauf eingehen würdest. Zumal - wie du ja fortwährend wiederholst - jeder eben seine Meinung hat, man auf alles eine Gegenmeinung bringen könne usw. usf.
Irgendwie inkonsequent, nun die Gegenseite auf Widerlegungen oder Detailanalysen festnageln zu wollen und von Befolgung oder Nichtbefolgung dieser Vorgabe deren Glaubwürdigkeit abhängig zu machen oder eine bestimmte Haltung hieraus abzuleiten, findest du nicht?

Bleiben wir also bitte auf respektvollem Niveau. Danke.

Mir scheint jedenfalls, einiges darauf hinzudeuten und das sage ich ja wie gesagt alles in einem sachlichen Ton.

Der Ton mag sachlich sein, die Implikationen sind es inzwischen aber nicht mehr (s.o.).

Abgesehen davon habe ich bereits reagiert. Mehr wird von mir dazu nicht kommen, da ich in den von dir zitierten Äußerungen von Jean-Luc Nancy keine relevanten Aussagen oder Argumente vorfinden konnte. Punkt.

Einen schönen Abend wünscht
Phil
 
S.4: "Der Begriff <Sein> ist undefinierbar. Dies schloß man aus seiner höchsten Allgemeinheit. Und das mit Recht (...)"

Das stimmt eben nicht.

Behelf:

»In seiner unbestimmten Unmittelbarkeit ist es nur sich selbst gleich und auch nicht ungleich gegen Anderes, hat keine Verschiedenheit innerhalb seiner noch nach außen. Durch irgendeine Bestimmung oder Inhalt, der in ihm unterschieden oder wodurch es als unterschieden von einem Anderen gesetzt würde, würde es nicht in seiner Reinheit festgehalten.«

http://www.zeno.org/nid/20009177248

»[83] Das reine Sein und das reine Nichts ist also dasselbe. Was die Wahrheit ist, ist weder das Sein noch das Nichts, sondern daß das Sein in Nichts und das Nichts in Sein – nicht übergeht, sondern übergegangen ist.«

http://www.zeno.org/nid/20009177272


Grüß Gott!
 
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"Sein und Zeit" ist ja hier nicht Thema (und soll es auch nicht sein), aber wenn Heidegger beispielsweise das "Dasein" vom "Sein" durch die Zeitlichkeit des ersteren unterscheidet, da der Mensch als "Dasein" sterblich ist ("Sein zum Tode") und als "Da" das "Sein" zu verstehen sucht (also ein Lebewesen mit Bewusstseinfähikeit ist), das als solches nicht vereinzelt lebt und sich Ort, Zeitpunkt etc. seiner Geburt auch nicht selbstbestimmt aussucht (was für Heidegger den Neologismus der "Geworfenheit" erforderlich macht), dann sind das für mich nunmal nicht mehr als Plattitüden (bzw. Gemeinplätze), getarnt hinter oder von fragwürdigen Neologismen.

Zunächst eine Anmerkung: ich habe auf deinen Beitrag 35 zuerst geantwortet (da ich den durch "komische" Scroll-Technik zunächst als ersten/früheren wahrgenommen habe> kurz auch das kann man technisch bedingt vorkommen). Daher bitte nicht wundern , wenn ich erst jetzt auf den Beitrag 33 hier antworte. Sowas kann halt mal vorkommen, und ist nicht böse gemeint.

Nun aber "zur Sache selbst"

Heidegger selbst nimmt zu "Sein und Zeit " immer wieder in den Schwarzen Heften Bezug, daher kann man schon auch dieses Werk hier hineinbringen meines Erachtens, weil es selbst eines der Themen der Schwarzen Heften ist.

Als Beispiel sei genannt (GA 97, S.13): " Immer noch mehren sich die <Bücher>, die angebliche meine <Philosophie> darstellen. Noch nirgendwo ist einer auf den Gedanken gekommen , die Frage von Sein und Zeit aus dem Grundzug des abendländischen Denkens her zu begreifen und zu bestimmen. Statt dessen behilft man sich mit den bodenlosen und zufälligen Perspektiven des heutigen Meinens, aus dessen Fesseln Sein und Zeit das Denken gerade befreien soll. "

oder auch (GA 97, S.174): "Der eine Gedanke meines Lebens , der mir beschieden bleibt, ist Sein und Zeit. Wenn man nun feststellt, dass Heidegger nicht mehr weitergekommen sei seit Erscheinen dieser Abhandlung, dann weiß man nicht, was man sagt. (...) Was ist in Sein und Zeit gedacht? Sein und Zeit denkt denkt die Wahrheit des Seins , indem zuvor diese Wahrheit im Wesen zu denken versucht wird als Da-sein. Dieser Name nennt weder das menschliche >Subjekt> und den Menschen als >Subjektvität> noch nennt er überhaupt den Menschen als ontisch gesondertes Seiendes. Der Name denkt das Wesende , worin das Menschsein beruht un dieses Wesende, dieses <Sein> als Da-sein >ist> in sich das Wesende des Seins als solchen, d.h. die Wahrheit des Seins. (...) Sein und Zeit nennt dieses nämlich, die Geworfenheit. (...) Statt dessen hat man sich, weil man zum voraus das Denken in Sein und Zeit überhaupt nicht bedachte, auf diese Abhandlung als eine >Anthropologie> gestürzt (...)"

und S.177: "Aber Stehenbleiben im einen Denken von Sein und Zeit heißt doch nicht , sich in der Darstellung zur Ruhe setzen, heißt noch weniger, sich darauf wie auf eine bloß >eigene> Anschauung und Position und Lehre versteifen, Stehenbleiben heißt: den selben Gedanken in seiner verborgenen Selbigkeit entfalten."

oder S.280: "Sein und Zeit- Die Vergessenheit ist zunächst als diese Vergessenheit des Seins erfahren; daß die Wahrheit des Seins ungedacht bleibt."

Das mal als drei Beispiele zu Sein und Zeit aus den Schwarzen Heften der 1940er Jahre. Man kann sicherlich noch einiges anderen finden in den früheren Schwarzen Heften.

Was deutlich wird ist, dass Sein und Zeit in den Schwarzen Heften präsent ist. Warum sollte man also zwischen Sein und Zeit und den Schwarzen Heften trennen wollen, wenn Sein und Zeit doch ein Hauptthema der Schwarzen Hefte ist, wie man anhand der genannten Beispiele doch sehen kann oder?

Für mich jedenfalls sind Heideggers Begriffe keine "Plattitüden", sondern er erläutern ja auch seine Begriffe durchaus nachvolziehbar in den Schwarzen Heften. Wie man hier zu der Beurteilung von "fragwürdigen Neologismen" kommt, ist mir etwas schleierhaft :morgen:


Das behaupte ich auch nicht. Es wird immer Leute geben, die anderer Meinung sind. Es soll auch heute noch Leute geben, die der festen Überzeugung sind, die Erde sei eine Scheibe.

Ja so ist das eben auch. Aber die welche philosophisch eine andere Meinung als du vertreten sind gewiss nicht der festen Überzeugung, dass die Erde eine Scheibe sei...Ich glaube hier verunglimpft ein Heidegger -Kritiker auf unsachliche Weise die philosophische Gegenseite.


Das sehe ich eben auch so und darum geht es mir in diesem Thread.

Gut, dann scheint das zumindest klar zu sein in dem Punkt :morgen:

In den "Schwarzen Heften" werden Personengruppen genannt (z.B. die Juden) und ihnen eine bestimmte Rolle im Weltgefüge zugewiesen. Es handele sich laut Heidegger beim Judentum um eine Form der "Bodenlosigkeit, die an nichts gebunden, alles sich dienstbar macht". Das heißt für Heidegger, dass das Judentum ausschließlich auf "Berechnungen als das Wirkliche setzt", das "Seyn" werde folglich also nicht gewagt und stattdessen allein das "Seiende" für wirklich gehalten. Das macht sie für Heidegger geschichtlos und grenzt sie - die Juden - aus der Geschichte aus.

Zum Lesen kann ich dazu die neuere Publikation "Heidegger und der Antisemitismus" verweisen (im Herder Verlag 2016), wo es auch die briefliche Korrespondenz zwischen ihm und seinem Bruder Fritz gibt und dort werden auch die "Juden" kritisch von ihm thematisiert, aber noch "platter", wenn man so will, als er das in den Schwarzen Heften tut, wo es auch um eine "seinsphilosophische" Konstruktion geht. Trawny spricht hier von einem "seinsgeschichtlichen Antisemitismus". Die politische Problematik dieser Hefte ist ja seit längerem bekannt und soll hier ja auch nicht missachtet sein. Dieser Zug an Heideggers Denken ist eben durchaus "problematisch", was man halt nicht "leugnen" kann. Wie gesagt jemand wie Trawny nennt dies den "seingeschichtlichen Antisemitismus" bei Heidegger. Einen etwas weniger philosophisch aufgeladenen Antisemitismus (oder sagen wir mal "platteren" ) finden wir in den nun veröffentlichen Briefen zwischen ihm und seinen Bruder Fritz.

Was ist also dieses "Seyn" anderes als eine höhere Daseinsinstanz, ein besseres Menschentum, eine überlegene Rasse? Heideggers Seyn steht für das Überlegenheitsgefühl schlechthin; es repräsentiert den Wunsch, eine erhabene Idee zu kennen und zu verfolgen, die sich abhebt von all den vermeintlichen Kleinigkeiten ringsum, die man auf Grund ihrer Komplexität und Differenz offensichtlich nicht zu verstehen vermag. Kurzum: Es ist praktizierte Kleingeistigkeit im Königsgewand.

Naja manche sehen im Heideggerschen "Sein" auch nichts anderes als "Gott". Denn man muss ja bedanken , dass Heidegger auch Theologe war (bzw. Theologie studiert hatte) und das einem sowas natürlich auch im Denken prägt. Ob man das Heideggersche Sein mit einem Rasse-Denken so einfach gleichsetzen darf, da wäre ich halt noch etwas vorsichtig . Mir scheint das interpretatorisch zu weit gewagt zu sein...Also philosophische "Kleingeistigkeit" sieht doch schon etwas anders aus.


Gewiss. Wenn man für sich das ursprünglichste Denken überhaupt in Anspruch nimmt, ist jegliche Ethik freilich zu kurz gedacht und lediglich Derivat der eigenen Konzeption. Von einer solchen Konzeption ist im Heideggerschen Geschreibe jedoch weit und breit nichts zu sehen. Allein Behauptung und Wunsch begründen noch keine Ethik, möge sie auch noch so ursprünglich gedacht sein.

Dazu Heidegger selbst aus den Schwarzen Heften (GA 97, S.86):

"Sie rufen nach einer Ethik und sehen nicht, dass hier die gefürchtete Theorie sich noch überschlägt. Man meint , wenn die Philosophie <populär> werde, sei sie erst wahre <Philosophie>. <Ethik> ist >Technik> der Normen; unerfahren im ηθος (ethos)".

Das sagt eben Heidegger gegen die übliche Ethikauffassung bzw. zeigt sein Denken hinsichtlich der Ethikfrage.

Nun ich glaube schon, dass der von mir zitierte Philosoph anhand von Heideggers Texten nachvollziehbarer Weise zeigt, dass es eben doch bei Heidegger eben eine "ursprüngliche Ethik" gibt. Nur wer Heidegger selbst nicht liest, kann natürlich sowas behaupten ohne entsprechende Grundlage. Es gibt eben doch bei Heidegger eine "Ethik" aber halt eben in seinem Sinne, nämlich als Fundamentalethik, und dies zeigt ja Jean-Luc Nancy in nachvollziehbarer Weise nach anhand der Heideggerschen Texte. Und dieser ist ja von dir sachlich nicht widerlegt worden. Mein Tipp : einfach mal diesen Aufsatz lesen , dann mit den Stellen bei Heidegger vergleichen, und dann müsstest du eigentlich zu einem anderen Urteil /einer anderen Sichtweise diesbezüglich kommen .

Heidegger hat dem Menschen nichts zu sagen, das allerdings unternimmt er auf beeindruckende Weise.

Also ich sehe das anders: Heidegger denkt eben das "Menschsein" auf seine Art und Weise, die halt vermutlich nicht jeder gedanklich nachvollziehen kann (weil es eben keine "Anthropologie" ist.

Man kann Heidegger nicht "richtig" lesen; bloße Richtigkeit ist für ihn die Denkart des Pöbels. Stattdessen muss man ihm zuhören, sich auf ihn einlassen und seinem "Seyn" gegenüber also zum "Hörenden" werden.

Nun es ja verschiedene Heidegger-Interpretationen bzw. verschiedene Lesarten Heideggers. Die eine hat vermutlich genauso ihre "Berechtigung", wie eine andere Lesart....Natürlich muss man auch einem Philosophen "zuhören" bzw. sich auf diesen "einlassen" gedanklich, wie soll man ihn sonst denn "richtig" verstehen?

Wenn ein Heidegger klipp und klar schreibt, dass dem Judentum das "Seyn" verwehrt bleibt, da sie sich in der plumpen Rechnerei des "Seienden" verheddern, dann ist der Philosoph mit seiner Philosophie unmissverständlich politisch unterwegs. Da brauche ich keine Heidegger-Interpreten, die mich wortreich vom Gegenteil überzeugen möchten. Beim besten Willen nicht!

Einen schönen Sonntag wünscht dir
Phil

Nun zur Antisemitismusfrage, habe ich mich ja schon geäußert oben. Dass das Politische mit dem Philsophischen bei Heidegger verwoben ist, soll ja auch nicht in Frage gestellt werden. Aber trotzdem irren sich manche Heidegger-Kritiker in gewissen Punkten> Beispiel : die angeblich nicht vorhandene Ethik bei Heidegger> zu diesem Urteil kann man eigentlich nur kommen, wenn man Heidegger nicht wirklich gelesen hat. Sorry, diese Kritik muss aber hier nochmal wiederholt werden. Ob man das die Heidegger-Kritiker "einsehen " wollen (ihren Irrtum), lasse ich mal dahingestellt. Aber das Beispiel ist eben lehrreich, weil es manche "Schwäche" der Heidegger-Kritiker gut zeigt (also was die Fehlbeurteilung dieses Philosophen anbetrifft). Aber wie gesagt, ich bleibe hier "sachlich" :morgen:

Einen schönen Sonntag

Philosophist
 
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