Philosophisticus
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Hier wird die wortwörtliche Aussage schlicht wiederholt, es entsteht somit nicht nur kein neuer informativer Gehalt, sondern der falsche Eindruck, dass Haustiere ausschließlich Tiere meint, die "im Haus ... leben". Das ist jedoch unzureichend: Haustiere sind ursprünglich domestizierte Tiere (Nutztiere) und nicht allein jene, die uns zur privaten Belustigung (als Kindersatz oder Kuscheltier etc.) dienen.
Ja , kann man natürlich so sehen. Man kann natürlich darin eine umständliche Ausdrucksweise Heideggers sehen. Heidegger orientiert sich eben am Wort "Haustier" selbst und zerlegt dies dann für seine phänomenologische Analyse.
Halten wir also fest: Der Mensch ist kein Tier, weshalb er nicht als Tier mit den Tieren leben kann.
Nach Aristoteles, auf den sich ja Heidegger auch beruft ist der Mensch ein "zoon politikon" und ein "zoon logon echon", was Heidegger auch thematisiert in SuZ z.B. Der Mensch ist dasjenige Lebewesen (so übersetzt es Heidegger meist), was Sprache hat und gemeinschaftbildend ist. Und das Wort "zoon" im Griechischen meint schon eine Art tierisches Lebenwesen. Nietzsche spricht ja vom Menschen als dem noch nicht festgestellten Tier (O Zitat Nietzsche) und diese Stelle war Heidegger bekannt. Trotzdem verfügt der Mensch als "Dasein" über gewisse Dimensionen (der Weltbildung), die das Tier aus Heidegger Sicht nicht hat. Er grenzt also schon dem Menschen vom Tier mit dieser Geste ab.
Existenz und Leben kennzeichnen laut Heidegger verschiedene Daseinsformen, die sich - so wird behauptet - wechselseitig (hierarchisch) ausschließen.
Ja , denn nur der Mensch als Dasein exisitiert, während Heidegger mir in Bezug auf das Tier eher von "Leben" spricht. Man sieht hier wie Heidegger terminologisch zwischen dem Menschen als Dasein und dem Tier unterscheidet.
Es ist anzunehmen, dass ein Hund eine Treppe nutzt, ohne einen Begriff von ihr zu haben. Doch wieso sollte dies seinen Stellenwert als Lebewesen beeinflussen (sollte das Tier allein deshalb nicht mit uns sein) und weshalb müsste dies sprachlich einen gesonderten Niederschlag finden?
Soweit ich Heidegger hier verstehe, geht es im Grunde hier um zwei unterschiedliche Seinsweisen, nämlich dem des Menschen und dem des Tier, was Heidegger eben fundamental unterscheidet, wie man anhand der Vorlesung dann nachlesen kann. Heidegger will diesen inhaltlichen Unterschieden zwischen beiden auch terminologisch differenzieren. Damit wird vermutlich der für ihn so gesehene Unterschied noch deutlicher. Das ein Hund davon keinen Begriff haben kann , ist natürlich naheliegend. Da Tiere so gesehen nicht über Sprache verfügen im menschlichen Sinne.
Völlig unverständlich in meinen Augen. Was meint "Versetztheit" genau, worauf bezieht sich "Mitgehen", ist damit eine (inhaltlich vorstellbare) Tätigkeit oder ein sprachliches Phänomen gemeint? Wie ist "ursprüngliche Versetztheit" zu verstehen und warum sollte aus der Möglichkeit der "Versetztheit" (also vermutlich die zuvor selbst eingeführte Unterscheidung von tierischem Leben und menschlicher Existenz) die Feststellung herleitbar sein, "daß auch das Tier seine Welt hat"? Ich sehe keinen stringenten Zusammenhang.
Nun zunächst eine Anmerkung: ich habe ja nicht ganze "Analyse" Heideggers zum Tier hier aus Platzgründen wiedergegeben, sondern nur einen entsprechenden Ausschnitt eben , um zu zeigen wie Heidegger den Unterschied zwischen Mensch /Tier reflektiert. Ob dies auch in den Schwarzen Heften allerdings erwähnt wird, müsste auch geprüft werden, aber da kann ich jetzt noch nichts sicheres sagen. Für mich ist diese zum Teil zitierte Stelle Heideggers ein Beispiel wie Heidegger bestimmte "Phänomene" analysiert. In den zitierten Passage geht es ja vor allem darum, wie Heidegger das "Mitsein" (als Mitgehen) zwischen Mensch und (Haus) tier denkt. Diese beiden Existenzweisen hat er eben auch durch sprachliche Formulierungen /also eigene Terminologie hervorheben wollen. Ob das überzeugt oder für jeden gleich inhaltlich nachvollziehbar, ist natürlich auch die Frage. Der Unterschied wird ja terminologisch deutlich: also "tierisches Leben" vs. "menschliche Existenz" sozusagen. Um den "stringenten Zusammenhang" nachweisen zu können, müsste vermutlich noch mehr Heideggers Text hier zitiert werden...um Heideggers Analyse hier gedanklich noch nachvollziehbarer zu machen.
Heidegger kann hier als widersprüchlich empunfen werden, da einerseits sagt, dass das Tier "weltarm" ist, andererseits auch sagt, "dass auch das Tier seine Welt hat"....Aber wenn man vermutlich ein verkürztes Zitat widergibt, ist es nicht verwunderlich, wenn es vielleicht (zunächst) einige Verständnisschwierigkeiten gibt.
Es fällt mir schwer, meine Einschätzung "Quatsch" in Anbetracht dieser sprachlichen Irrungen und Wirrungen zurückzunehmen.
Gruß
Phil
Nun es wird von niemanden hier natürlich verlangt, dass er seine Meinung bezüglich Heidegger "schnell" ändere. Wäre auch nicht unbedingt sinnvoll. Und so kann eben im Grunde eine "kontroverse" Debatte (unendlich) weitergeführt werden...(sofern natürlich gewünscht).
Ein Gruß auch von meiner Seite.
Philosophist