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Das Ende eines Kult-Philosophen: Die schwarzen Hefte!

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Hegel werde ic


Hegel werde ich in einem anderen Thread eröffnen, ansonsten verschleiern wir mehr, was nicht von Vorteil wäre, da der Tanz beginnt, wenn man die Platonstrippenzieher besser versteht. ;)
Deswegen kaufte ich mir ja auch die Bücher von Heidegger:
Hegels Phänomenologie des Geistes und Heraklit.
Also bleibe ich bei Heraklit.
Gerade da finde ich die philosophische Diskussion über den Blitz sehr interessant und daran erkenne ich auch die Schwierigkeit in dieser Thematik. (s. dazu auch Paulus Erlebnis)
Wie Nietzsche alles verwoben hat, müsste jedem feinfühligen Philosophen (Denker) auffallen.
Müsste mich da erst bissel einlesen.


In Heideggers Hütte soll es meines Wissens nach irgendwo den Ausspruchs Heraklits geben : "Alles steuert der Blitz". Jedenfalls soll er das so sinngemäß als Motto in seiner Hütte gehabt haben. Heidegger war denke ich ähnlich wie Nietzsche von Heraklit philosophisch angetan (aber auch von Parmenides). Dazu Gadamer:


Auf den anderen Thread bin ich wie gesagt gespannt ;)

Hegel, Nietzsche, Heidegger> alle kannten ihren Platon und bezogen sich auf diesem in denkerischer Auseinandersetzung. Aber alle drei kannten auch Heraklit. Sie waren also alle mit der griechischen Philosophie gut vertraut.

Nun ich halte Heraklit für einen interessanten Denker, über den man gern auch eine philosophische Diskussion hier führen kann bzw. was Nietzsche und Heidegger aus diesem gemacht haben.

Wittgenstein sagte einmal: Der Gruß unter Philosophen sollte sein: Lass dir Zeit!

Ich denke, dem ist nichts hinzuzufügen ;)
 

Nun ich habe eben darauf hier noch mal hinweisen wollen :morgen:

Das habgierige Vorstellen ist zwingend notwendig, damit so ein Vollpfosten von Hofsophist überhaupt etwas zu philosophieren hat.

Gott zum Gruße!

" Vor der Phantasie (φαντασια) des Seyns ist die Einbildungskraft des Menschen nur das Gestammel eines habgierigen Vorstellens." (Heidegger)

Nun es wird ja hier deutlich , dass für Heidegger die "Phantasie des Seins" höher wiegt als die menschliche Einbildungskraft. Aber ich vermute , dass für Heidegger diese Phantasie nicht vom Menschen abhängt.

Aber die Formulierung "ein Vollpfosten von Hofsophist" ist ja wieder ein Beispiel wie Sie ja anscheinend gern polemisch sind/werden. Ich frage mich allerdings ob das "habgierige Vorstellen" eines Menschen wirklich notwendig, damit ein Philosoph philosophieren kann. Denn den Eindruck habe ich eigentlich nicht bei Heidegger, dass er das so denkt oder das man das so hineininterpretieren soll wie Sie es ja machen. Ich würde es (also das Diktum Heideggers) jedenfalls nicht in der Art so frei interpretieren.:morgen:
 
Das darfst du gerne machen (also Teilantworten schreiben und das kurz anmerken, dass später der Rest kommt). Ich antworte gerne kompakt (in einem Beitrag) und möchte das auch so beibehalten. Auch finde ich es leichter zu bearbeiten, wenn man nicht zwischen verschiedenen Beiträgen hin und her wechseln - bzw. sie mühsam per copy-paste wieder zusammen friemeln - muss.

Nun vermutlich werde ich die "Aufsplittung" von Beiträgen so praktizieren oder zumindest teilweise aufgrund einer besseren Übersichtlichkeit, falls mir persönlich ein Beitrag zu groß wird. Jeder kann das ja so handhaben wie er das von der Form her möchte und für sinnvoll hält (und es sollen auch in der Hinsicht keine Vorschriften gemacht werden). Ich hatte halt nur an eine Möglichkeit gedacht, wie man die Form, also hier die Übersichtlichkeit verbessern kann. Aber vielleicht findet man da noch eine Lösung oder macht halt in leicht veränderter Form weiter.


Den Punkt verstehe ich nach wie vor nicht: Entweder man beschränkt sich auf bestimmte Aspekte des Themas (hier: Heidegger und seine "Schwarzen Hefte") und versucht, diese so präzise wie möglich zu klären, oder man geht in die Breite und muss in Kauf nehmen bzw. riskieren, dass das eigentliche Thema aus dem Blick gerät und die Diskussion ausufert.

Ob das "Fundament" (wie du sagst) dann letztlich nur breiter oder auch sachlicher/besser ist, das ist eine andere Frage.

Nun eine Beschränkung auf wesentliche Aspekte kann natürlich sinnvoll sein und deren Klärung wichtig. Der "Vorteil" des in die Breite gehens (durch Zitate und andere Autoren) sehe ich darin , dass auf einer größeren sachlichen Basis/"Fundament" zu diskutieren, wobei es natürlich das "Risiko" gibt, dass das "eigentliche Thema" dann aus den "Blick gerät". Aber ich glaube das ist so gesehen nicht zwingend, dass es automatisch so kommen muss. Eine Ausuferung einer Diskussion - in welcher Form auch immer- sollte jedoch vermieden werden.

Natürlich kann eine Ergänzung durch weitere Zitate und Autoren (welche sich auf Heidegger bezogen), auch nicht automatisch besser sein für eine philosophische Diskussion. Es kann aber auch so sein.


Für mich - ich bin da ganz offen - bist du ein Liebhaber der (wahrscheinlich hauptsächlich europäischen) Philosophiegeschichte und in dieser spielt Heidegger eben eine Schlüsselrolle. Du scheinst die klassischen Philosophen (so ist jedenfalls mein Eindruck) recht gut zu kennen und hast deren Denkweisen/Sichtweisen und die gängigen Interpretationsansätze verinnerlicht. Dagegen ist erstmal nichts einzuwenden, allerdings besteht eben hierin auch die Gefahr, dass man sich zu sehr von großen Namen (und dem unüberblickbaren Wust an akademischer Anbetung) gefangen nehmen lässt und das eigene kritische Philosophieren verlernt oder gar nicht erst versucht - man kann sich ja wunderbar sein Leben lang in den Gedankennestern der einschlägigen großen Vordenker aufhalten und dabei sogar akademische Karrieren verfolgen. Aus praktischen Gründen spricht also nichts dagegen, aus philosophischen hingegen schon.

Nun ich muss gestehen, dass ich eben viel von der "kontinentaleuropäischen" Philosophie halte und die eben mein gedanklicher Ausgangspunkt ist sozusagen. In dieser europäischen Philosophiegeschichte sind aber für mich auch andere Denker natürlich relevant, also nicht nur Heidegger, sondern auch Nietzsche, Hegel, Kant , Platon, Aristoteles, Augustinus , Cicero u.a. Heidegger ist aber ein wichtiger Philosoph des 20. Jahrhundert , der sich ähnlich wie Nietzsche auf seine philosophischen Vorgänger bezog und aus seiner Perspektive eben interpretierte (so wie das beispielsweise Nietzsche mit Platon und anderen Philosophen machte). Es ist also kurz gesagt nicht nur Heidegger, der wichtig ist, sondern eben auch andere Philosophen. Die klassischen Philosophen würde ich sagen, kenne ich auch, Denn wie sollte man sonst über europäische Philosophie sprechen können? Womit ich mich wenig bis gar nicht auskenne sind: afrikanische Philosophie, chinesische Philosophie > also "außereuropäische" Philosophie. Ich denke aber, dass jeder auch seine philosophischen "Vorlieben" hat , also seinen "Geschmack"/"Präferenz". Allerdings würde ich nicht sagen, dass ich den philosophischen Klassikern "unkritisch" gegenüber stehe, sondern diese auch aus kritischer Perspektive betrachte, aber eben auf "meine" Art und ich habe das hier ja (noch) nicht detailliert aufgeführt, warum ich den Philosophen X so und so kritisch sehe. Also philosophische Kritik ist mir nicht fremd. Das "kritische Philosophieren" ist somit bei mir gegeben, könnte aber vermutlich noch deutlicher artikuliert werden. Man kann im Übrigen vermutlich auch Heidegger diesen Vorwurf machen, dass er sich "in den Gedankennestern der einschlägigen großen Vordenker" aufgehalten hat, aber das war eben der Ausgangspunkt für sein eigenes Philosophieren und er selbst hat ja aus seiner philosophischen Perspektive seine philosophischen Vorgänger kritisiert. Heidegger hatte aber damit eben auch eine "akademische Karriere" bzw. war dies so möglich für seine Art des Philosophierens. Ich selbst würde in meinem Falle sagen, dass ich zum "Selbstdenken" wie es Schopenhauer fordert auch natürlich fähig bin...denn sonst wird im Grunde der selbe Kohl immer wieder aufs neue gekaut...und das wäre im Grunde dann nichts wirklich neues oder? Aus "philosophischen Gründen" spricht natürlich mehr dafür "Selbstzudenken".

Die Philosophie ist nicht von Heidegger, Hegel, Kant, Aristoteles, Parmenides, Platon, Schopenhauer, Jiddu Krishnamurti, Popper, Sartre etc. begründet worden, sondern alle jene "Helden" des Intellekts kennzeichnet vor allem eines: Sie denken selbständig, häufig auch hochselektiv und scheuen vor Kritik an Vordenkern nicht zurück, versuchen also den Sichtweisen auf "Welt" neuartige hinzuzufügen oder bisherige anders zu beleuchten (um es vereinfachend bildlich auszudrücken).

Nun die von dir genannten Denker haben natürlich auch "selbstständig" gedacht und ein eigenes philosophisches Denken begründet. Und alle haben mehr oder weniger ihre philosophischen Vorgänger auch kritisiert, was ja gang und gäbe ist in der Philosophie seit Jahrhunderten im Sinne von: der Philosoph B kritisiert seinen Vorgänger den Philosophen A. Die Philosophie eines Aristoteles ist eine andere als die Platons , aber sie scheint mir eine Sichtweise auf die Welt hinzuzufügen, die es bei Platon so beispielsweise nicht gab. Im Übrigen gilt aber Platon schon als Begründer Philosophie. also zumindest das, was hier in Europa darunter verstanden wird.

Wenn ich also Heidegger - um zum Thema zurückzukommen - kritisiere, dann ist diese Kritik stets eine philosophische: Ich spiele meine Sicht der Dinge gegen jene aus, die ich bei Heidegger vorfinde. Dabei ist mir durchaus bewusst, dass ich auch irren kann. Einen Irrtum kann man aber nur dann feststellen, wenn man sich auf eine gemeinsame denkerische Basis bezieht, auf der meine Überlegungen gründen und von wo aus sie von anderen nachvollzogen werden können.

Nun Heidegger bzw. jeder Denker sollte auch philosophisch kritisiert werden. Wenn man keine Kritik hätte, würde man ja wie im dogmatischen Mittelalter leben (wo vermutlich jede Kritik an den Autoritäten verboten war). Also kurz: eine philosophische Kritik an Heidegger kann sinnvoll sein, da Heidegger selbst dafür genug philosophische "Angriffsfläche" bietet. Aber sie muss nachvollziehbar und begründend sein und das ist nicht wirklich jede Heidegger-Kritik. Man muss da also von Fall zu Fall differenzieren. Das man in seiner Kritik auch irren kann, ist eben menschlich-allzumenschlich.

Stelle ich mich aber hin und behaupte, mein Denken sei irgendwie andersartig und mein Erkenntnisvermögen sei gleichsam über den Dingen stehend, dann gibt es diese gemeinsame Basis schlicht nicht. Deshalb ist Heidegger kein Philosoph, sondern ein Mystiker. Dass er kein Philosoph ist, hat er selbst übrigens zugegeben, insofern steht das ohnehin außer Frage.

Nun Heidegger hat eben aus seinem Gestus sein Denken von der "metaphysischen Tradition" der Philosophie abgehoben und damit ein "nachmetaphysisches Denken" einläuten, was nicht mehr die traditionelle Sprache der Philosophie spricht. Ob das überzeugt, darüber kann man kontrovers diskutieren. Wenn jemand aber seinen philosophischen Ansatz von der bisherigen Philosophie kritisch abgrenzt, kann er dennoch Philosoph bleiben (und muss deshalb nicht gleich als Mystiker angesehen werden). Heidegger sieht sich als Denker des Seins, aber er sieht dieses Denken deshalb nichts als Philosophie, weil Philosophie für ihn im Grunde Metaphysik ist (und die wollte er nicht weiter betreiben).

Kurzum: Zeige mir einen Weg, wie man Heidegger verbindlich verstehen können sollte. Bisher hast du mir nur klargemacht, dass dir Heideggers Denken viel bedeutet und dir seine dichterisch anmutenden Aussagen (über das "Seyn" etc.) gefallen. Das ist Liebhaberei und keine Philosophie.

Was verstehst du unter "verbindlich verstehen"? Ich habe hier natürlich Heideggers Denken sozusagen "verteidigt" , aber ich bin der Auffassung dass sich Heidegger schon durch (mehrmaliges) Lesen verstehen lässt und er dadurch gedanklich auch nachvollziehbar ist. Allerdings kann es dann auch sein, dass sich unterschiedliche Heidegger-Verständnisse /Interpretationen ausbilden und der eine Heidegger so, der andere wiederum anders versteht. Eigentlich kann nur durch das (genau) Lesen selbst, was sich auf dieses Denken zunächst einlässt , ihm aber nicht unkritisch ist, ein Verständnis des Heideggerschen Denkens ausbilden. Meine Erfahrung ist dies nämlich nach wiederholtem Lesen. Gibt es denn noch einen anderen "Weg" als den des Lesens bzw. der Rezeption und Diskussion von Heideggers Denken? Man kann natürlich einzelne Textstellen herausnehmen diese lesen und dann fragen/diskutieren wie man diese verstanden hat bzw. diese interpretiert. Wie gesagt für mich ist Heidegger ein wichtiger Philosoph, den ich aber im Hinblick auf seinen Umgang mit Nietzsche kritisch sehe bzw. ihn da problematisch finde beispieslweise. Ich finde aber schon dass dieser Art des Umgangs "Philosophie" ist , indem man sich nämlich kritisch rezipierend (aber auch anerkennend) auf dieses Denken philosophisch bezieht und das macht im Grunde , wenn man so will mein "Philosophieren" über Heidegger eben aus.


Was man selbst von sich hält ist die eine Sache...

Nun man kann es natürlich anders sehen. Selbstbild und Fremdbild können ja divergieren , auch in philosophischen Dingen.


Man kann sich schlecht gegenseitig die Inhalte vorschreiben - diskutieren ist ja ein dynamischer Prozess. Was allerdings möglich wäre: Sich auf Kernaspekte beschränken und wirklich nur dann Bezüge setzen, wenn es einem unumgänglich scheint. Aber das ist freilich leicht gesagt.

Da du wieder mehrere Beiträge als Antwort verfasst hast, werde ich nun selbst einen weiteren verfassen müssen. :dontknow:

Phil

Ich sehe auch Diskutieren als einen dynamischen Prozess, der von beiden Seiten getragen wird. Und das ist mir lieber als ein "Monolog". Es geht nicht darum sich gegenseitig etwas vorzuschreiben, sondern eben über wichtige inhaltliche Kernaspekte dieses philosophischen Denkens zu diskutieren , auch in kontroverser Form. Und diese Kernaspekte können durch Zitate -sofern sinnvoll- "ergänzt" werden meines Erachtens. Es ist allerdings in der Tat recht "leicht gesagt", denn eine Diskussion lässt sich nicht immer "kontrollieren".

Ich habe es zur Kenntnis genommen, kann aber damit leben :morgen:
 
Na ja, das war schon eine Anspielung in deine Richtung, schließlich hast du dich so geäußert, als ob man klären müsse, was Mystik sei, bevor man jemanden als Mystiker bezeichnen könne.

Für mich sind alle Menschen Mystiker, die Aussagen über die "Welt" anstellen, welche intersubjektiv nicht zugänglich sind und/oder es auch nicht sein wollen (weil der Mystiker z.B. ein seinen Mitmenschen überlegenes Erkenntnisvermögen behauptet).

Ja, verstehe. Ich würde es aber schon als sinnvoll empfinden einen Begriff in seiner semantischen Breite zu klären und dann zu schauen, ob er auf einen Philosophen wie Heidegger anwendbar ist. Wenn man definitiv weiß, was Mystik ausmacht , kann man auch sehen , ob dieser so auf Heidegger anwendbar ist oder nicht.

Momentan neige ich daher zu dieser Schreibweise: Heidegger, ein Mystiker? (und setze da eben noch ein Fragezeichen)

Allerdings stellt sich doch die Frage ob man rationale Aussagen über die "Welt" macht, welche "intersubjektiv" vollzogen werden oder mystische Aussagen. Und dann man braucht man ein Kriterium, was als "mystisch", was als "rationell" zu gelten hat. Ich würde allerdings sagen , dass Heidegger schon zu Aussagen fähig war, welche "intersubjektiv" nachvollziehbar sind, denn sonst würde es ja keine Heidegger-Kenner /Spezialisten und dergleichen geben, welche dann auch über Heidegger diskutieren können und vielleicht auch je "ihren eigenen" Heidegger haben (also ihre Sichtweise auf diesen Philosophen). Vielleicht hat ja jeder seinen "eigenen" Heidegger, seinen "eigenen" Hegel usw., also sein eigenes Bild , was er sich von einem Philosophen gemacht hat. Und so ist es auch möglich , dass sog. Wittgenstein-Experten sich über diesen Denker äußern können (obwohl auch Wittgenstein zumindest eine mystische Phase hatte).

Kurz: aufgrund der angeführten Gründe, welche für mich plausibel sind, sehe ich schon eine intersubjektive Zugangsweise zu Heidegger (und Co.) gegeben.

Zu verlangen, man müsse dies bei Heidegger erst nachweisen, klingt für mich absurd. Zeige du mir doch lieber, wie man Heideggers Texte verstehen soll - und ich meine damit nicht die wenigen Begriffe aus "Sein und Zeit", die bekannten Phänomenen bestimmte Terminologien zuweisen, sondern den großen "Rest" der Heideggerschen Schreiberei.

Naja , ich denke schon man sollte dies belegen können, sonst bleibt es doch nur eine haltlose Behauptung oder? Wenn ich behaupte ,dass Heidegger ein Mystiker oder irgendetwas anderes ist, muss ich auch dafür Belege anführen können, die meine These /meine Sichtweise quasi stützen und das anhand von Heideggers Texten selbst. Also zu zeigen , wo Heidegger mystisch wird. Derjenige der so eine Behauptung macht , muss dies begründend und in allgemein nachvollziehbarer Weise zeigen bzw. "beweisen". Derjenige ist aus meiner Sicht in der "Bringpflicht".

Im übrigen gibt es ja verschiedene Interpretationen von Heideggers Texten, und nicht nur die "eine" Sichtweise, sondern kurz gesagt es gibt eben auch hier Pluralität. Der große "Rest" von Heideggers "Schreiberei" betrifft ja seine Vorlesungen, Seminare , Abhandlungen usw. Dies kann man natürlich nicht in einem einzigen Beitrag nachweisen, wie du sicherlich verstehen kannst oder? Das würde mehr Zeit brauchen und mehr Beiträge/mehr Umfang. Ich habe halt eben "mein " Verständnis von Heideggers Texten wie Sein und Zeit , oder aber auch seine Technikkritik in seinen späteren Texten. Heidegger nimmt ja bekanntlich eine Kritik der modernen Technik vor in seinen späteren Texten. Man könnte dies anhand von Einzeltexten Heideggers diskutieren. Ein allgemeines "Patentrezept" für Heidegger gibt es eben nicht.

Ein weiteres beliebig herausgegriffenes Beispiel:

"«Blitzen» ist dem Wort und der Sache nach: blicken. Im Blick und als Blick tritt
das Wesen in sein eigenes Leuchten. Durch das Element seines Leuchtens hindurch
birgt der Blick sein Erblicktes in das Blicken zurück. Das Blicken aber wahrt im
Leuchten zugleich das verborgene Dunkel seiner Herkunft als das Ungelichtete. Einkehr
des Blitzes der Wahrheit des Seins ist Einblick. Die Wahrheit des Seins dachten wir im
Welten von Welt als das Spiegel-Spiel des Gevierts von Himmel und Erde, Sterblichen
und Göttlichen. (Vgl. Vorträge und Aufsätze, a.a.O.) Wenn die Vergessenheit sich
kehrt, wenn Welt als Wahrnis des Wesens des Seins einkehrt, ereignet sich der Einblitz
von Welt [44] in die Verwahrlosung des Dinges. Diese ereignet sich in der Weise der
Herrschaft des Gestells. Einblitz von Welt in das Gestell ist Einblitz der Wahrheit des
Seins in das wahrlose Sein. Einblitz ist Ereignis im Sein selbst. Ereignis ist eignende Er-
äugnis."


(Martin Heidegger, "Die Technik und die Kehre", Neske: Pfullingen 1962 (5. Aufl. 1982))

Das habe ich erstmal so zur Kenntnis genommen. Hier kann man natürlich Heideggers Wortspiel eben etwas komisch finden (z.B. "Eräugnis" als Wort vielleicht recht befremdend oder auch das Wort "Welten"). Aber vielleicht kann man eine eigenwillige Terminologie auch ihren Sinn von sich her schließen , indem man versucht das ganze aus dem Blickwinkel einer Terminologie zu verstehen. Es ist ja auffällig wie Heidegger hier mit einer Lichtmetapher bzw. einer bestimmten Lichtauffassung spielt und dabei auch der Begriff des "Ereignisses " für ihn wichtig wird. Aber vielleicht erstmal nur ein knappes Statement dazu.

Die Frage ist zur rein rhetorischen verkommen - du bewertest ja schon das Abweichen von der Norm als "Schöpfung" einer neuen Sichtweise. So kann natürlich schwerlich eine sinnvolle Kritik ansetzen.

Bei Nietzsche heißt es ja: Wir werden Gott nicht los, solange wir noch an die Grammatik glauben.

D.h. die Abweichung von einer sprachlichen Norm kann auch ein schöpferischer Akt sein, etwas neues bringen, aber das muss von Fall zu Fall entschieden werden. Ich meinte es eigentlich so, dass es hier auf den Fall ankommt. Und im Falle Heideggers und Nietzsches halte ich dies für sinnvoll.

Mir selbst fällt es beispielsweise äußerst leicht, neue Begriffe zu erfinden (ich weiß, dass dies für andere sehr viel schwerer oder gar beinahe unmöglich ist), weshalb ich vor Wortschöpfungen jeglicher Art und auch hochgestochenen Formulierungen (auch dies ist für mich jederzeit möglich) keinen besonderen Respekt habe. Das kann man oder man kann es eben nicht - so wie manch einer die Mathematik mit Leichtigkeit durchschaut, aber mit der geschriebenen Sprache auf Kriegsfuß steht.

Neue philosophische Begriffe können einen neuen Einblick auf philosophische Tatbestände ermöglichen . Es ist aber kein Muss und vermutlich auch nicht immer so. Man kann jetzt aber über den Sinn oder Unsinn von neuen Begriffen eben verschiedener Meinung sein.

Wichtig ist für mich IMMER der sprachliche Inhalt - ein Begriff ist für mich nicht mehr als ein Kommunikationsmittel, über das etwas transportiert werden soll. In meiner Abschlussarbeit habe ich anhand einer Fragestellung bestimmte Phänomene auf neue Weise beleuchtet und dies einem Begriff zugewiesen. Jenen Begriff gab es zuvor nicht in dieser Bedeutung, aber ich bin jederzeit in der Lage, einem Fragenden (und wie ich hoffe verständlich) zu erklären, was er bedeutet, für welche phänomenale Sichtweise er steht.

Nun ob ein Begriff sinnvoll ist oder nicht, zeigt sich ja auch anhand seiner Semantik . Der Begriff des In-der-Welt-Seins, der ja einer von Heideggers Neologismen ist , zeigt eben, dass wir Menschen immer sobald wir existieren, in einer/der Welt befinden. Das klingt vielleicht trivial, aber vor Heidegger gab es keinen Begriff der diesen Umstand entsprechend ausgedrückt hat in der Philosophie. Einen Begriff wie den Heideggers, welche diesen Umstand des Menschen beschreibt, gab es meines Wissens nach nicht als philosophischen Terminus vor Heidegger. Und darin sehe ich eben etwas, was Heidegger in den philosophischen Diskurs neu hineingebracht hat und was ich sinnvoll ansehe. Die Frage ob man Begriffe nur als reine "Kommunikationsmittel" sehen sollte ist daher für mich etwas bedenklich. Philosophische Begriffe drücken ja gewisse Tatbestände die man nachvollziehen kann gedanklich meist> z.B. das man in einer Welt existiert als Mensch> denn das sagt im Grunde der Begriff des In-der-Welt-Seins.

Insofern können neue Begriffe durchaus sinnvoll sein, wenn damit wirklich etwas gemeint ist (bzw. darunter subsumiert/abstrahiert wird), das bislang noch nicht in dieser Form bzw. Perspektive präsent war. Das ist allerdings ein mühsames Unterfangen und nicht zu vergleichen mit der Wortspielerei eines Heideggers. Ein sprachbegabter Mensch kann "Heideggern" ohne allzu große Mühe. Ich kann auch Gedichte schreiben, was ich jedoch selten mache, da mir das klare und nüchterne Sprechen lieber ist.

Aphorismen, Gedichte, Lehrsätze und Sprichwörter jeglicher Art sind für mich philosophisch weitestgehend uninteressant.

Also ich sehe den Begriff des In-der-Welt-Seins durchaus aus als "sinnvoll" an und er hat für mich auch eine nachvollziehbare Bedeutung. Und einen ähnlichen Begriff wie dem des In-der-Welt-Seins gab es meines Wissens nach nicht vor Heidegger in der Philosophie(geschichte). Warum man das als "Wortspielerei" betrachtet , kann ich wiederum nicht wirklich nachvollziehen. Jeder kann im Grunde "heideggern", aber meist versteht er dann Heidgger auch nicht wirklich.

Nietzsche hat Aphorismen und Gedichte geschrieben und eben den Zarathustra, wo Philosophie und Dichtung eben eine Symbiose eingehen. Also kann man von Nietzsche dem Dichter-Denker auch sprechen, der aber auch "prosaisch" schrieb.

Heidegger schriebt auch Gedichte und verstand etwas von Dichtung. Gleichzeitig war er aber auch der Prosa und dem "nüchternen Sprechen" fähig.

Auch Gedichte und Aphorismen , gerade die Nietzsches z.B, können philosophisch relevant sein.


Der von mir in der Abschlussarbeit mit neuer Bedeutung belegte Begriff verfügt auch über eine "ursprüngliche Bedeutung", von der ich mich jedoch klar abhebe. Betonung auf "klar".

Viele Grüße
Phil

Nun ich wollte nur zum Ausdruck bringen, dass Heidegger auch etymologisch verfährt oft in seinen Texten. Ob einen das überzeugt als Leser, lass ich mal dahingestellt. Heidegger gibt den Begriff "Dasein" eine neue Bedeutung in Sein und Zeit, und hebt diesen von Nietzsches und Kant Begriff des Daseins ab. Hier wird also dieser Begriff in einer neuen Bedeutung gebraucht von Heidegger. Wie weit der Begriff bei Kant und Nietzsche eine "ursprüngliche Bedeutung" hatte, dazu äußert sich Heidegger meines Wissens nach nicht.

Jeder kann ja mit Begriffen im Grunde umgehen wie er oder sie möchte. Ob das dann als "sprachschöpferisch" gilt, müsste man dann anhand des Einzelfalls prüfen.

Aber soweit erstmal.

Einen abendlichen Gruß

Philosophist


PS:

Ich hoffe die Übersichtlichkeit der beiden Beiträge konnte gewahrt bleiben, um es mal so zusagen.
 
Bei Nietzsche heißt es ja: Wir werden Gott nicht los, solange wir noch an die Grammatik glauben.

Ach wie witzig und wenn wir an die Zungenrede glauben, wird es auch nicht besser.

Nun ich habe eben darauf hier noch mal hinweisen wollen :morgen:

Dewegen Sie ja meinten und wohl immer noch meinen.

Nun es wird ja hier deutlich , dass für Heidegger die "Phantasie des Seins" höher wiegt als die menschliche Einbildungskraft.

Mitnichten wird das deutlich! Die Phantasie ist ja gerade der Gedanke oder die Einbildung und wenn da von einer 'Phantasie des Seyns' die Rede ist, dann geht es um die Einbildung des Seyns als einen Vorgang, dabei ein Bild des Seyns in das Denken gelangt, wie zum Beispiel als Bild der Dichtung. Fundamentalontologisch west das Seyn und weil ja fundamentalontologisch eben nicht vom Seienden auszugehen ist, betreibt Heidegger im Grunde genommen eine Verwesung des Seyns.

Aber die Formulierung "ein Vollpfosten von Hofsophist" ist ja wieder ein Beispiel wie Sie ja anscheinend gern polemisch sind/werden.

Aber das war er doch, wenn man bedenkt, wie er sich den nationalsozialistischen Ideologen anzubiedern gedachte. Blöder geht es wohl nicht.

Ich frage mich allerdings ob das "habgierige Vorstellen" eines Menschen wirklich notwendig, damit ein Philosoph philosophieren kann.

Natürlich und selbstverständlich, denn ohne die Gier nach der Teilhabe an den Ideen kommt kein Bild des Seyns in das Denken. Die Überwindung des Gestammels eines habgierigen Vorstellens lehrte einst der Buddha S.G.

Heidegger und Platon waren Terroristen des Geistes, deren Lehre darin bestand, den Menschen einzuhämmern, sich einem Ideal zu fügen.

Gott zum Gruße!
 
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Ach wie witzig und wenn wir an die Zungenrede glauben, wird es auch nicht besser.

Naja hier ist ja erstmal von der Grammatik nur die Rede. Man sollte nicht so schnell von dem einen auf dem anderen schließen. Zudem ist ja auch nicht diskutiert , warum die Grammatik im Grund Gott bedingt mehr oder weniger. Nietzsche hatte ja auch seine Gründe dies zu sagen. Aber die Sprache an sich ist ja etwas neutrales. Nur wie wir die Sprache gebrauchen (die "Zungenrede") macht ja erst den Unterschied.

Dewegen Sie ja meinten und wohl immer noch meinen.

Nun ich glaube nicht, dass ich in der kurzen Zeiten meine (philosophische) Meinung so schnell geändert habe.


Mitnichten wird das deutlich! Die Phantasie ist ja gerade der Gedanke oder die Einbildung und wenn da von einer 'Phantasie des Seyns' die Rede ist, dann geht es um die Einbildung des Seyns als einen Vorgang, dabei ein Bild des Seyns in das Denken gelangt, wie zum Beispiel als Bild der Dichtung. Fundamentalontologisch west das Seyn und weil ja fundamentalontologisch eben nicht vom Seienden auszugehen ist, betreibt Heidegger im Grunde genommen eine Verwesung des Seyns.

" Vor der Phantasie (φαντασια) des Seyns ist die Einbildungskraft des Menschen nur das Gestammel eines habgierigen Vorstellens." (Heidegger)

Also ich sehe schon einen Hinweis bei Heidegger , dass er die Phantasie des Seyns höher wiegt, nämlich bedingt durch das "vor" > also in dem Sinne , dass hier die Phantasie des Seyns die "höhere Instanz" sozusagen bildet.

Wobei hier aus der Phantasie etwas nicht menschliches im Grundes gemacht wird. Normalerweise ist ja immer von der Phantasie des Menschen die Rede oder? Auch die Einbildungskraft ist ja etwas menschliches...Insofern stellt sich ja die wie kann das Sein etwas haben , was eigentlich nur dem Menschen zukommt? Wie das Ein -bildungs-kraft sagt, geht es ja bei der Phantasie darum sich gewisse Bilder zu machen...Kann denn das Sein sich Bilder machen oder das Denken ? In Sein und Zeit wird jedenfalls die Differenz zwischen dem Sein und dem Seienden betont. Dabei geht aber Heidegger eigentlich von dem aus , was er das "Dasein" nennt (später verwirft er den Begriff der Ontologie >siehe Einführung in die Metaphysik)...Der Rest scheint mir etwas überspitzt formuliert oder Heidegger parodierend oder?

Aber das war er doch, wenn man bedenkt, wie er sich den nationalsozialistischen Ideologen anzubiedern gedachte. Blöder geht es wohl nicht.

Naja , er hat das vermutlich aus einem anderen politisch-philosophischen Blickwinkel getan, den man jetzt nicht natürlich so einfach nachvollziehen kann. Ob das wirklich "Anbiederung" oder "philosophisch" bedingt war, darüber kann man kontrovers diskutieren. Später hat ja Heidegger seine Sicht auf die Nationalsozialisten relativiert, weil diese ihm vermutlich nicht radikal genug waren.


Natürlich und selbstverständlich, denn ohne die Gier nach der Teilhabe an den Ideen kommt kein Bild des Seyns in das Denken. Die Überwindung des Gestammels eines habgierigen Vorstellens lehrte einst der Buddha S.G.
Kann man denn das wirklich so einfach sagen? Oder ist das jetzt nicht sehr frei interpretiert?

Bedeutet denn Phantasie/Einbildungskraft haben, dass ein Bild des Seins in das Denken kommen soll bei Heidegger?

Sie können gern mehr über Budda erzählen...

Und man sieht lauter noch ungelöste Fragen.


Heidegger und Platon waren Terroristen des Geistes, deren Lehre darin bestand, den Menschen einzuhämmern, sich einem Ideal zu fügen.

Gott zum Gruße!

Naja "Terroristen" würde ich nicht sagen, was ja sehr modern klingt. Mir scheint, dass Sie hier im Grunde die Überzeugung Poppers bezüglich Platon teilen oder? Denn der spricht ja auch von Platon als einem Feind der offenen Gesellschaft. Im Grunde meinen Sie ja damit, dass beide Dogmatiker waren bzw. dogmatisch verfuhren oder? Aber ich glaube nicht, dass beide Philosophen ihre Leser zu irgendetwas "zwingen" wollten. Ich denke , dass ist eher Ansichtssache, wie man das bewertet.

Salve!
 
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