Was heißt denn für dich "Ebene"? Für mich gelingt eine Verständigung oder sie gelingt nicht bzw. nur zum Teil; das heißt also, dass sich Menschen ihre Überlegungen mitteilen und gegenseitig vor Augen führen: ein reziproker Prozess.
Soweit ich das ja in Erinnerung hatte, ging es um die Frage des intersubjektiven/gemeinsamen Verstehens, und ob zwei Menschen einen Gegenstand X/Thema X/Autor X in gleicher Weise verstehen oder ob es dort Unterschiede gibt hinsichtlich des Verstehens. Wenn ich sage "Ebene" meine ich damit vereinfacht gesagt den Umstand ob zwei Leser/Menschen einen Philosophen in derselben Weise verstehen oder nicht. Bzw. ob beide im Grunde dasselbe Verständnis dieses Philosophen oder unterschiedliche Verständnisse hier ausgebildet haben. Und über ihr jeweiliges Verständnis eines Philosophen können sich ja zwei Menschen eben austauschen, also nach dem Motto: ich habe Platon, Heidegger , Kant so verstanden, wie siehst du das? Verstehst du diesen Philosophen genauso wie ich? Wenn aber zwei unterschiedliche Verständnisse eines Philosophen/einer Philosophie da sind, dann kann eben "Verständigung" schwer werden. Es kann also ein verständiger Dialog möglich sein oder nicht, erstmal so gesagt. Und dieser kann von Wechselseitigkeit geprägt sein, wo dann der jeweils andere sein Verständnis/seine Überlegung zum Philosophen X dem anderen mitteilt.
Ich finde es häufig sehr herausfordernd und bereichernd, eine - oftmals zu Beginn vage - Überlegung einem Gegenüber verständlich zu machen. Dabei stellt man nicht selten fest, dass die Überlegung noch nicht wirklich reif ist, um verbindlich kommunizierbar zu sein, es folglich weiterer Präzisierung bedarf.
Natürlich kann eine Überlegung (zu einem Philosophen) zunächst noch in "unreifer" Form vorliegen und dann entsprechend (durch weitere Diskussion) präzisiert werden. Das ist möglich und sinnvoll, wenn der Gedanke/die Überlegung noch nicht präzise genug ist, "um verbindlich kommunizierbar zu sein".
Ich weiß bisher ja gar nicht wirklich, was du über Heidegger genau denkst, lediglich deine Bewertungen (die ich als Liebhaberei erkannt zu haben meine) sind mir inzwischen mehr als deutlich geworden.
Um offen zu sein , es gibt bestimmte Punkte bei Heidegger die mich aus philosophischer Perspektive stören und dann gibt es Punkte , wo ich mir sage (oder es so empfinden), dass diese besser "gelungen" sind bei Heidegger. Was ich kritisch sehe bei Heidegger ist seine selektive Sichtweise auf Nietzsche, indem er diesen durch seine Interpretation zu etwas eigentlich macht , was er nicht so der Art nach ist. Dann stört mich Heideggers Umgang mit den Griechen insofern, dass er bei Aristoteles die griechische Philosophie ausklingen lässt (siehe Einführung in die Metaphysik). Spätere griechische Denker (z.B. Plotin aus dem Neuplatonismus) werden von ihm nicht berücksichtigt oder als Verfallsprodukt des griechischen Denkens gesehen. Also das ist mal ein angedeutetes Beispiel , worin im Grunde meine philosophische Kritik an Heidegger auch mehr oder weniger besteht. Andererseits finde ich seine Gedanken über Sprache oder auch Dichtung (siehe Hölderlin) durchaus interessant zu lesen (aber auch nicht ganz unproblematisch).
Vereinfacht gesagt: bestimmte Punkte an Heideggers Denken sehe ich eher positiv /interessant (z.B. bestimtme Deutungen der griechsichen Philosophie . also Vorsokraikter und Klassi)
anderer wiederum kritisch: Heideggers Umgang mit Nietzsche
Ich hoffe, dass du vielleicht jetzt durch dieses Statement einen genaueren Eindruck bekommen kannst wie ich über Heidegger denke. Ich "verteidige" also nicht "alles" bei Heidegger. Vielleicht ist meine Beziehung zu ihm auch "ambivalent" zu nennen, aber meine philosophische Kritik betrifft andere Punkte als die Punkte, welche du an Heidegger kritisiert hast
Das sehe ich anders. Mit deutungsoffenen Aussagen kann man nicht verbindlich arbeiten, man kann sie nicht verbindlich verstehen. Letzteres ist - jedenfalls aus meiner Sicht - für ernsthaft betriebene Philosophie allerdings eine Grundvoraussetzung. Weshalb gerade in Deutschland die unklaren Philosophen so populär geworden sind, kann ich mir nicht wirklich erklären. Es gab auch schon zu Kants Zeiten Kritiker (die natürlich nicht bekannt wurden), welche seine berühmte "Kritik der reinen Vernunft" noch zu Lebzeiten Kants geradezu argumentativ zerlegten (bzw. widerlegten) und die unklaren Begrifflichkeiten/Aussagen aufzeigten; Kant wurde aber nicht diskutiert und kritisiert (er selbst entzog sich dieser Kritik weitestgehend), sondern vor allem zelebriert - das ist ein Manko der sogen. kontinentaleuropäischen Philosophie.
Ich verstehe "deutungsoffen" hier so, dass ein philosophischer Text mehrere Intepretationen zulässt und damit auch mehrschichtig ist, was z.B. an Platons philosophischen Texten sehen kann und diese auch mehrere Interpretationen zulassen. Sie sind sagen wir mal so , semantisch nicht ganz festgelegt bzw. lassen einen Deutungsraum zu. Und das selbe Prinzip sehe ich auch bei Heideggers Texten, dass diese auch in gewisser Weise mehrere Interpretationen zulassen können. Andererseits lassen sich Texte wie die von Platon verstehen, aber auch hier sind mehrere Deutungen möglich. Was ich meine ist, dass ein philosophischer Text so "reich" sein kann, dass er mehrere Sinn-Deutungen zulässt (und damit vielleicht auch mehere Verständnisse) , ohne dass dies in negativer Weise aufgefasst werden muss. Wenn es nun zwei verschiedene Deutungen ein und desselben philosophischen Textes gibt (und dieser vielleicht nicht ganz eindeutig ist), dann spricht mir das mehr für den (semantischen) Reichtum eines philosophischen Textes (wenn er also nicht immer ganz eindeutig ist). Auch Platon betrieb ja ernsthafte Philosophie, aber seine Dialoge lassen sich ja mehere Deutungen auch zu sehen und trotzdem scheint mir ein verbindliches verstehen derselben in gewisser Weise möglich. Kants Kritik ist beispielsweise ein philosophischer Text der nicht immer eindeutig ist, und wo sich dann die Kant -Interpreten über den Sinn mancher Passagen dann halt "streiten"/kontrovers diskutieren (heutzutage). Kant ist allerdings von Hegel und Schopenhauer kritisiert worden in mancherlei Hinsicht (bei Schopenhauer kann man das in seinem Hauptwerk nachlesen> die Welt als Wille und Vorstellung). Ich glaube schon, dass es da eine gewisse philosophische Kritik an Kant bei seinen philosophischen Nachfolgern gab. Und man kann dies zum Teil nachlesen. Aber Kant wurde natürlich auch viel gefeiert als der Philosoph schlechthin. Kant und auch Hegel gelten ja in mancherlei Hinsicht als "unklare" Philosophen. Selbst für Muttersprachler ist selbst heutzutage Hegels Phänomenologie des Geistes eine Herausforderung des Verstehens und es gibt da nicht wenige Passagen, welche "dunkel" sind.
Ich sehe jetzt den Zusammenhang zwischen meiner Begriffsverwendung und deiner Frage ehrlich gesagt nicht.
Naja die Frage war doch einfach,, ob du als du von Heideggers "Geschreibe" gesprochen hattest, dir vielleicht auch bewusst, dass Heidegger selbst diesen Begriff terminologisch in Sein und Zeit verwendet. Das war eben meine Nachfrage. Und die Stelle hatte ich ja genannt und zitiert aus SuZ, wo man das nachlesen kann.
Nochmals der Verweis/Hinweis auf meine Textanalyse...
Nun man kann dem nochmal nachgehen natürlich. Bzw. kann man die betreffende Stelle nochmal nenne oder auf den entsprechenden Beitrag mit der entsprechenden Nummer verweisen, wo man das nachlesen kann. Denn durch den Verlauf eines Threads kann man eben manches schnell aus den Augen verlieren , wenn man nicht "gewissenhaft" oder ähnliches ist. Meist kann man dann folgendes machen, dass man den alten Beitrag (oder die entscheidende Stelle daraus) dann einfach nochmal zitiert und das Ganze dann "reaktualisiert" sozusagen. Könnte man das vielleicht so machen? Oder würde da was dagegen sprechen?
Mehrere Seminare und nicht "anscheinend negativ", ich habe das tatsächlich (für mich) so erfahren. Im Vergleich zu anderen Philosophieseminaren fielen die Heideggerseminare aus dem Rahmen: Hier wurde nicht über (mehr oder weniger komplizierte) Inhalte diskutiert und diese argumentativ analysiert, sondern man saß hilflos vor den Texten und hat das Geschriebene nur als Geschriebenes und eben nicht auch ein Beschriebenes erfasst.
Naja ich weiß ja nicht , wer diese Seminare geleitet hat bei dir und ob derjenige was von Didaktik oder dergleichen verstanden hat. Meine Erfahrungen ist eher dass ich es erlebt habe, dass über Heideggers Texte eher diskutiert worden ist (also über deren Inhalte). Und es gab welche die sich zu diesem Themen geäußert haben und andere welche dies nicht gemacht habe. Eine völlige Hilflosigkeit gab es in der Form nicht, aber es haben halt nicht alle zu Heidegger äußern können. Also eine etwas andere Erfahrung. Aber offen gesagt: wenn man Leute zum ersten Mal mit Heidegger konfrontiert, werden die meisten/oder nicht wenige Probleme mit dem Verständnis von Heidegger haben. Das gleiche kann man im Prinzip mit Hegel erfahren (und dessen Phänomenologie des Geistes und wer diese wirklich verstanden hat, dem kann man dann auch wirklich gratulieren, es im Grunde dasselbe Prinzip, dasselbe Problem bei Hegel/Heidegger (und auch Kant), was das Verständnis anbetrifft.
Für mich ist der Mystik-Begriff genauso einheitlich wie der Begriff "Begriff" oder "Einheit". Man kann über jeden sprachlichen Ausdruck eine gesonderte Analyse anstellen, das ist jedoch innerhalb eines bestimmten Gesprächskontextes meist nicht zielführend und auch nicht sinnvoll, da die jeweilige (realisierte) Bedeutung mit der Begriffsverwendung (dem Kontext) gekoppelt ist und wo Unklarheiten bestehen, da sollte jener Zusammenhang und nicht der Begriff semantisch befragt werden.
Naja, was ein Begriff ist, ich glaube darüber besteht vermutlich mehr Einheitlichkeit als über andere Dinge im Bereich der Philosophie.
Man kann natürlich dann die Begriffe und ihre Bedeutung aus dem Gesamtkontext ihrer Verwendungsweise erschließen.
Es kommt dann eben auf den jeweiligen Fall an, ob sowas als sinnvoll betrachtet wird oder nicht.
Wenn du nicht verstehst, was ich mit "Mystik" meine, dann stelle mir eine gezielte Frage, damit ich es dir verdeutlichen kann. Solltest du eine andere Vorstellung davon haben, was Mystik oder ein Mystiker ist, so teile sie mir ebenfalls mit und wir können das ggf. diskutieren. Von mir aber eine semantische Totalanalyse des Begriffes "Mystik" abzuverlangen, nur weil ich mir erlaube, diesen gängigen Begriff zu verwenden, ist - gelinde gesagt - schräg.
Nun man kann ja Mystik als eine Transzendenz Erfahrung beschreiben. Im mittelalterlichen Kontext, sprach man ja oft von der unio mystica, also der Vereinigung mit Gott als spirituelles Erlebnis. Ich weiß nicht wirklich, ob man von einer unio mystica , einem mystischen Bestreben sich mit dem Sein zu vereinigen , bei Heidegger konstatieren kann. Eine semantische Totalanalyse hatte mir da eher nicht vorgeschwebt, sondern eher die grobe Verwendungsweise dieses Begriffes (in seinen Hauptbedeutungen). Wenn ein Mystiker z.B. eine unio mystica sucht (also eine Vereinigung mit Gott), dann frage ich mich eben, ob dies, was so typisch für einen Mystiker ist, auch bei Heidegger festgestellt werden (höchstens vielleicht dann , wenn man hinter dem Sein "Gott" annimmt).
Du schiebst doch nur Begriffe vor dir her: Ob nun "Vernunft", "Ratio", "Kriterium" oder "Mystik" - das ist mir vollkommen gleichgültig, so lange man sich wechselseitig versteht und verstehen möchte, was mir hier nicht unbedingt der Fall zu sein scheint.
Naja, wenn man einen Dialog führt, dann möchte man sich ja in der Regel auch verstehen, selbst wenn ein philosophisches Gespräch manchmal kontrovers auch geführt wird. Vielleicht kann man es so sagen: man möchte die Heidegger-Kritiker in ihrer Kritik an Heidegger verstehen und auf der anderen Seite die Heidegger-Kritiker diejenigen verstehen, die eben nicht ganz so kritisch Heidegger gegenüber sind und manches halt anders sehen. Wenn man sich (wirklich) versteht, kann man dann ja prüfen ob man mit den Inhalten der jeweils anderen Seite konform geht oder nicht. Und wenn nicht, welche Gründe eben dafür sprechen, warum nicht konform gehen kann und eben Meinungsverschiedenheiten stehen bleiben.
Ich zwinge dich natürlich nicht zur Antwort, aber wenn du fortwährend anmerkst, dass die Heidegger-Kritik sich keine rechte Mühe gebe und sich nicht detailliert mit der Thematik befasst, könnte es eben sein, dass man sich dabei doch auch angesprochen fühlt und dann stellt sich einem die Frage, weshalb du auf die hier im Thread vorliegenden kritischen Argumente nicht angemessen eingehst, bevor du allgemeine Kritik an der Kritik übst.
Naja ich wollte das nicht ganz verallgemeinern. Ich würde es eher differenzierter ausdrücken wollen: im Sinne, dass ich manche Heidegger-Kritik für verfehlt halte, aber eben nicht alles. Ein Dialog/Gespräch geschieht ja meist auch aus freien Stücken und sollte sich auch frei/ungezwungen entwickeln. Wenn der Eindruck entsteht, dass man bisher zu wenig auf "kritischen Argumente" der anderen Seite bezüglich Heidegger kann man dies ja nochmal aufgreifen oder ggf. daran erinnert werden bzw. es kann auch einfach der Beitrag mit dem kritischen Argument wiederholt oder auf die entsprechende Nummer des Beitrags hingewiesen. So dass das Ganze wieder reaktualisiert wird. Und dass dieses kritische Argument (nochmals) geprüft werden kann. Aber du weißt ja sicherlich auch, dass während des Verlaufs eines Threads manches eben -selektiv bedingt oder andere Gründe- dann zu kurz kommt. Es geht nicht einfach darum zu sagen, dass die Heidegger-Kritik per se danebenliegt, sondern man hat ja oft auch seine Gründe warum man das sagt (und vielleicht auch davor ein sog. "kritisches Argument" geprüft, aber dieses dann dann nicht überzeugend gefunden aus bestimmten Gründen usw.) Philosophieren heißt ja auch argumentieren, und jemand der die (kritischen) Argumente der anderen Seite nicht beachtet, erweckt dann ja den Eindruck , dass dieser vielleicht dogmatisch oder ähnliches sei....oder auch Heidegger Orthodoxie usw. betreibt...Wenn der Eindruck entstanden ist, dass auf manches noch nicht angemessen genug eingegangen ist, kann man das ja eben wieder reaktualisieren und darauf aufmerksam...Ein besseren Rat sozusagen fällt mir da erstmal nicht ein. Es soll ja eine möglichst offene Diskussion sein, wo keine der beiden Seiten sich zu kurz gekommen fühlen soll...ich denke das wäre ja eine ideale (philosophische )Diskussion oder?
Jedes Verstehen ist selbstverständlich individuell und subjektiv, was aber nicht bedeutet, dass sich Individuen nicht wechselseitig verständigen können.
Ja, gut "verstehe". Es gibt in der Hinsicht eine vielleicht "lustige" Anekdote zu Hegel, die ich so sinngemä in Erinnerung habe (was Hegel angeblich am Totenbett gesagt haben soll jemaden): Nur einer hat mich verstanden, aber der auch wiederum nicht (wirklich). Und Hegel ist ja auch ein "Individuum". Aber vielleicht wäre Hegel dann so etwas wie ein "Sondernfall"/"Ausnahmefall" zu dem besagten Satz.
Was soll denn eine "ontisch bildliche Rede" sein? Eine Rede, die unabhängig vom Bewusstsein existiert? Davon abgesehen verstehe ich trotz der Licht-Metapher die Heideggerschen Aussagen nicht (sie schildern vermutlich einen transzendentalen Erkenntnisvorgang auf mystisch anmutende Weise) und vermute eher, dass er diese Metaphern wörtlich und eben nicht als Metaphern verstanden wissen möchte.
Nun "ontisch" meint ja bei Heidegger soweit ich weiß das Seiende. Und eine Rede ist ja etwas etwas seiendes. Also vielleicht im dem Sinne einer seienden bildlichen Rede, einer bildlichen Rede, die seiend ist. Wobei sich das hier auf das "lumen naturale" im Menschen bezieht. (SuZ, S.133)
Was das lumen naturale anbetrifft, hier eine Erläuterung dieses Begriffes (
http://www.philosophie-woerterbuch.de/online-woerterbuch/?title=Lumen naturale&tx_gbwbphilosophie_main[entry]=533&tx_gbwbphilosophie_main[action]=show&tx_gbwbphilosophie_main[controller]=Lexicon&cHash=711487e69b55ea47e872195bab83085c) :
Lumen naturale
Lat. ›natürliches Licht‹:
Metapher für die dem menschlichen Denken zukommende erhellende
Spontaneität. Der tätige
Geist (
nous ), der sowohl vom Körper als auch vom leidenden Geist nicht beeinflusst werden kann, ist der unsterbliche Teil der
Seele; er befindet sich nicht in den Schranken der
Zeit. Er ist die wirkende
Ursache dafür, dass die mögliche
Erkenntnis des leidenden Geistes in wirkliche Erkenntnis übergeht. Dadurch,
dass der tätige Geist alles macht, ist er eine Art von Kraft wie das Licht (lumen ).
Denn – um die Metapher weiterzuführen – das Licht macht die möglichen Farben erst zu wirklichen. Das Licht wird als Aktivität aufgefasst: So wie es die Farben sichtbar macht, macht der dem Licht analoge, tätige Geist sowohl Gedanken als auch Sinnesempfindungen erst fasslich. In neuzeitlicher Wendung wird das lumen naturale zum Kennzeichen der menschlichen Vernunft. So wird sie vor allem zum Kriterium der Wahrheit. In der radikalen
Kritik an allem traditionell für wahr Gehaltenen wird das
lumen naturale der Vernunft zum alleinigen Erscheinungsort der Wahrheit; damit verbunden ist die völlige
Gewissheit, dass das für wahr Gehaltene auch tatsächlich wahr ist. Es folgt daraus, dass sich auch die Offenbarung vor der Vernunft ausweisen muss, wodurch die religiöse Wahrheit ihren Vorrang verliert. Ohne durch das
lumen naturale erhellt zu werden, kommt es zu gar keiner Wahrheit. Das hat weit reichende Folgen für die Philosophie des
Rationalismusund der Aufklärung (A Neuzeit – Aufklärung). Wenn die Vernunft so selbstmächtig ist, dass sie die letzte Instanz in allen Fragen darstellt, ist sie auch Richterin über Schriften, deren Wahrheitsanspruch sich zuvor auf ihren göttlichen Ursprung stützte. In erster Linie sind dies das Alte und das Neue Testament. Das
lumen naturale der Vernunft stellt sich hier mitunter auch gegen den Inhalt der Offenbarung, insbesondere wenn es um Wundertätigkeit geht, d. h. um Verstöße gegen die erkennbaren Gesetzmäßigkeiten der
Natur. Die Philosophie, die sich ganz auf das
lumen naturale verlässt, emanzipiert sich von der Theologie und kann so eine unabhängige Bibelkritik begründen, die dann wieder auf die Theologie zurückwirkt.
Dieses Lichtätigkeit der Vernunft, gehört zum "Wesen" des Menschen dazu. Und daher kann Heidegger sagen, dass der Mensch als "Dasein" selbst die "Lichtung" ist , also "gelichtet" und sich selbst vom verstehen her "erschlossen" ist. Auf jedenfall spielt Heidegger hier auf diese Metapher an. Ob er sie wörtlich verstanden wissen wollte oder nicht , ist für mich auch (noch) nicht ganz klar. Vom Bewusstsein ist hier allerdings nicht die Rede soweit ich das sehe. Die Vernunftätigkeit , die mit diesem natürlichen Licht beschrieben ist, ist allerdings durchaus an das Bewusstsein geknüpft.
Ich verstehe Heidegger hier grob gesagt so, dass der Mensch als "Dasein" welches in der Welt exisitiert, dass der Mensch also immer schon sich in einem gewisse Sinne selbst verstanden hat (und dabei nicht im Dunkeln tappt, was das Selbstverständnis anbetrifft> also was das sich selbst verstehen anbetrifft ist man vermutlich über sich selbst im klaren > man befindet sich hier sozusagen in der hellen Kammer -wieder bildlicher Ausdruck- des Sichselbstverstehens , vielleicht lässt sich das in diesem Sinne "verstehen")
Und jeder Mensch hat ja einen gewisses Selbstverständnis (seiner eigenen Existenz). Man versteht sich selbst und man versteht andere. Vielleicht kann man aber nur sich selbst am besten verstehen..Aber eventuell deute ich jetzt zu viel in diese Stelle hinein (oder?).Jedennfalls würde ich diese Stelle in dem Sinne auffassen wollen...
Dass Heidegger Sprachkunst betrieb und zweifelsohne sprachbegabt war, habe ich ja nicht bestritten, sondern mehrmals selbst erwähnt.
Süße Träume!
Phil
Gut , dann würde ich sagen , ist man sich ja in diesem Punkt ja einig, was also Heideggers (kunstvoller) Umgang mit der Sprache anbetrifft.
Gute Nacht!
Philosophist