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Das Ende eines Kult-Philosophen: Die schwarzen Hefte!

Ich denke , dass müsste eigentlich auch genug Material für die Heidegger-Diskussion hier geben und ich habe mal ein paar spannende Punkte (aus meiner Perspektive) hier zusammengestellt (die vielleicht gerade auch für den User PhilippP eventuell relevant sein können>

Es ist schon richtig, dass das von dir Zitierte in die Ursprungsthematik des Threads passt, nur wäre es ungemein hilfreich, wenn du auch selbst was dazu sagst. Was willst du damit zeigen oder unterstreichen?
 
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Es ist schon richtig, dass das von dir Zitierte in die Ursprungsthematik des Threads passt, nur wäre es ungemein hilfreich, wenn du auch selbst was dazu sagst. Was willst du damit zeigen oder unterstreichen?


Naja ich fand z.B. diese Unterscheidung recht interessant:

"Ich weiß, dass Herr Heidegger kein Antisemit ist, aber der Philosoph , der ist einer; weil es aber der Philosoph ist, deswegen ist es der Menscht nicht, es geht darum, die antisemitische Philosophie auf eine Bedeutungsebene zu eben, auf der sie aufhört. das zu sein, was sie ist, nämlich antisemitisch, um schließlich das, was sie ist , in die <Seinsgeschichte> einzuschreiben."

Mir war aufgefallen, dass wir bisher in der Diskussion die Fragen diskutiert haben, ob Heidegger Antisemit war oder nicht und dabei z.B. nicht an diese Differenzierung gedacht, ob man also hier zwischen den "Menschen" Heidegger und den "Philosophen" Heidegger unterscheiden sollte...und ob man sagen sollte, dass nur einer der beiden Antisemit war oder nicht...

In diesem Zitat wird das ja in Form eines Paradoxs ausgedrückt (der Philosoph war Antisemit , aber nicht der Mensch Heidegger...)

Darüber hätte ich gern noch Diskussionsbedarf. Was hältst du von dieser Unterscheidung?
 
@PhilippP

"Noch bevor die Krankheit der Ideologie und der politischen Meinung ausbrechen konnte waren bestimmte <Begriffe> und >Gedanken> bereits <kontaminiert>:Heideggers Denken war bereits zu einer völkischen Ideologie und zu ihren Geschichten >hingeneigt>. Diese Ideologie konnte in Heideggers Denken Eingang finden, weil es von Beginn an nicht ganz <rein> geblieben ist, weil beispielsweise schon in Sein und Zeit das Wort >Volk> zu finden war. Im Moment der vollständigen >Kontamination> in dem Moment , in dem sich der >seingeschichtliche Antisemitismus > Bahn bricht, verwandelte sich Heideggers Denken, und es fing an, Geschichten zu erzählen. Aber nicht nur das : In Trawnys Lesart der Ereignisse verwandelte sich nicht nur die Philosophie, sondern auch die Ideologie, die in diese Philosophie eindrang- die <ordinäre> Ideologie wurde zu einem <geistigen> Nationalsozialismus und zu einem >seinsgeschichtlichen> Antisemitismus."


Hier wird ja in dem Zitat unterstrichen, dass Heidegger in der Phase von Sein und Zeit zu einer "völkischen Ideologie" eben "hingeneigt" war. Weißt du vielleicht , wo das Wort "Volk" in Sein und Zeit zu finden ist?

Und würdest du hier denn in Bezug auf Heidegger mit dem Begriff der "Ideologie" arbeiten wollen?
 
Du meinst damit vermutlich , dass sich dabei zwei Subjekte /Menschen hinsichtlich des Verstehens von Heidegger auf derselben "Eben" befinden oder? Kann man das vielleicht so formulieren?

Was heißt denn für dich "Ebene"? Für mich gelingt eine Verständigung oder sie gelingt nicht bzw. nur zum Teil; das heißt also, dass sich Menschen ihre Überlegungen mitteilen und gegenseitig vor Augen führen: ein reziproker Prozess.

Ich finde es häufig sehr herausfordernd und bereichernd, eine - oftmals zu Beginn vage - Überlegung einem Gegenüber verständlich zu machen. Dabei stellt man nicht selten fest, dass die Überlegung noch nicht wirklich reif ist, um verbindlich kommunizierbar zu sein, es folglich weiterer Präzisierung bedarf.

Für mich sind das nicht so einfach "wirre Ideen" und ich glaube, dass ich nicht der einzige bin, der so über Heidegger denkt. Aber in dem Punkt ist ein Dialog mit starken Heidegger-Kritikern vermutlich nicht einfach...

Ich weiß bisher ja gar nicht wirklich, was du über Heidegger genau denkst, lediglich deine Bewertungen (die ich als Liebhaberei erkannt zu haben meine) sind mir inzwischen mehr als deutlich geworden.

Ja, Heidegger ist wie jeder andere Philosoph "deutungsoffen", was vielleicht auch zur Philosophie dazugehört oder`?

Das sehe ich anders. Mit deutungsoffenen Aussagen kann man nicht verbindlich arbeiten, man kann sie nicht verbindlich verstehen. Letzteres ist - jedenfalls aus meiner Sicht - für ernsthaft betriebene Philosophie allerdings eine Grundvoraussetzung. Weshalb gerade in Deutschland die unklaren Philosophen so populär geworden sind, kann ich mir nicht wirklich erklären. Es gab auch schon zu Kants Zeiten Kritiker (die natürlich nicht bekannt wurden), welche seine berühmte "Kritik der reinen Vernunft" noch zu Lebzeiten Kants geradezu argumentativ zerlegten (bzw. widerlegten) und die unklaren Begrifflichkeiten/Aussagen aufzeigten; Kant wurde aber nicht diskutiert und kritisiert (er selbst entzog sich dieser Kritik weitestgehend), sondern vor allem zelebriert - das ist ein Manko der sogen. kontinentaleuropäischen Philosophie.

Hattest du denn an Begriff des "Geschreibes" in diesem Sinne gedacht oder war dir dieser Begriff Heideggers nicht bekannt?

Ich sehe jetzt den Zusammenhang zwischen meiner Begriffsverwendung und deiner Frage ehrlich gesagt nicht.

Aber Heidegger hat sich ja zu verschiedenen Themen geäußert , vielleicht müsste man sich dann auf einen Punkt verständigen, wo man das mal näher ausführen könnte, was du "gedankliches" arbeiten nennst.

Nochmals der Verweis/Hinweis auf meine Textanalyse...

Ich weiß ja jetzt nicht genau , was du da für einen anscheinend "negative" Erfahrung in einem Heideggerseminar gemacht hast.

Mehrere Seminare und nicht "anscheinend negativ", ich habe das tatsächlich (für mich) so erfahren. Im Vergleich zu anderen Philosophieseminaren fielen die Heideggerseminare aus dem Rahmen: Hier wurde nicht über (mehr oder weniger komplizierte) Inhalte diskutiert und diese argumentativ analysiert, sondern man saß hilflos vor den Texten und hat das Geschriebene nur als Geschriebenes und eben nicht auch ein Beschriebenes erfasst.

Du scheinst dann vermutlich von einem "einheitlichen" Mystik-Begriff auszugehen oder?

Für mich ist der Mystik-Begriff genauso einheitlich wie der Begriff "Begriff" oder "Einheit". Man kann über jeden sprachlichen Ausdruck eine gesonderte Analyse anstellen, das ist jedoch innerhalb eines bestimmten Gesprächskontextes meist nicht zielführend und auch nicht sinnvoll, da die jeweilige (realisierte) Bedeutung mit der Begriffsverwendung (dem Kontext) gekoppelt ist und wo Unklarheiten bestehen, da sollte jener Zusammenhang und nicht der Begriff semantisch befragt werden.

Wenn du nicht verstehst, was ich mit "Mystik" meine, dann stelle mir eine gezielte Frage, damit ich es dir verdeutlichen kann. Solltest du eine andere Vorstellung davon haben, was Mystik oder ein Mystiker ist, so teile sie mir ebenfalls mit und wir können das ggf. diskutieren. Von mir aber eine semantische Totalanalyse des Begriffes "Mystik" abzuverlangen, nur weil ich mir erlaube, diesen gängigen Begriff zu verwenden, ist - gelinde gesagt - schräg.

Es gibt ja ein Kriterium dafür, was als "rational" gewertet wird und was als "mystisch". Dir scheint die Vernunft dann diejenige Instanz dafür zu sein. Darauf kann man sich natürlich auch beziehen und Philosophie ist ja eben auch eine rationale Angelegenheit.

Du schiebst doch nur Begriffe vor dir her: Ob nun "Vernunft", "Ratio", "Kriterium" oder "Mystik" - das ist mir vollkommen gleichgültig, so lange man sich wechselseitig versteht und verstehen möchte, was mir hier nicht unbedingt der Fall zu sein scheint.

Du meinst vermutlich die Textanalyse die du im Beitrag zuvor geschrieben hast oder? Allerdings muss ich auch darauf hinweisen das -zeitlich bedingt und damit halt auch notgedrungen- oft gewisse "Selektionen" nicht vermeidbar sind, wenn ich einen Beitrag verfasse.

Ich zwinge dich natürlich nicht zur Antwort, aber wenn du fortwährend anmerkst, dass die Heidegger-Kritik sich keine rechte Mühe gebe und sich nicht detailliert mit der Thematik befasst, könnte es eben sein, dass man sich dabei doch auch angesprochen fühlt und dann stellt sich einem die Frage, weshalb du auf die hier im Thread vorliegenden kritischen Argumente nicht angemessen eingehst, bevor du allgemeine Kritik an der Kritik übst.

Dann scheint es für dich ein "individuelles"/subjektives Verstehen nicht zu geben?

Jedes Verstehen ist selbstverständlich individuell und subjektiv, was aber nicht bedeutet, dass sich Individuen nicht wechselseitig verständigen können.

Hier wird ja mit anderen die Verstehensstruktur des Menschen (des Daseins) beschrieben, und ob der Mensch hinsichtlich seines eigenen Verstehens noch im Dunkeln tappt oder nicht. Kann man denn hier wirklich nicht sagen, dass die Metaphern "nichts erklären"?

Was soll denn eine "ontisch bildliche Rede" sein? Eine Rede, die unabhängig vom Bewusstsein existiert? Davon abgesehen verstehe ich trotz der Licht-Metapher die Heideggerschen Aussagen nicht (sie schildern vermutlich einen transzendentalen Erkenntnisvorgang auf mystisch anmutende Weise) und vermute eher, dass er diese Metaphern wörtlich und eben nicht als Metaphern verstanden wissen möchte.

Nun dieses Bindestrich "Verfahren" , was er ja vor allem in Sein und Zeit oft macht, wird eben ein neuer Begriff geschaffen ("Fachausdruck"). Soweit ich sehe ist niemand vor Heidegger auf die Idee gekommen das zu praktizieren in dieser Art. Vielleicht kann man dies dann ja als "originell" gelten lassen..

Dass Heidegger Sprachkunst betrieb und zweifelsohne sprachbegabt war, habe ich ja nicht bestritten, sondern mehrmals selbst erwähnt.

Süße Träume! :schlaf2:

Phil
 
Was heißt denn für dich "Ebene"? Für mich gelingt eine Verständigung oder sie gelingt nicht bzw. nur zum Teil; das heißt also, dass sich Menschen ihre Überlegungen mitteilen und gegenseitig vor Augen führen: ein reziproker Prozess.

Soweit ich das ja in Erinnerung hatte, ging es um die Frage des intersubjektiven/gemeinsamen Verstehens, und ob zwei Menschen einen Gegenstand X/Thema X/Autor X in gleicher Weise verstehen oder ob es dort Unterschiede gibt hinsichtlich des Verstehens. Wenn ich sage "Ebene" meine ich damit vereinfacht gesagt den Umstand ob zwei Leser/Menschen einen Philosophen in derselben Weise verstehen oder nicht. Bzw. ob beide im Grunde dasselbe Verständnis dieses Philosophen oder unterschiedliche Verständnisse hier ausgebildet haben. Und über ihr jeweiliges Verständnis eines Philosophen können sich ja zwei Menschen eben austauschen, also nach dem Motto: ich habe Platon, Heidegger , Kant so verstanden, wie siehst du das? Verstehst du diesen Philosophen genauso wie ich? Wenn aber zwei unterschiedliche Verständnisse eines Philosophen/einer Philosophie da sind, dann kann eben "Verständigung" schwer werden. Es kann also ein verständiger Dialog möglich sein oder nicht, erstmal so gesagt. Und dieser kann von Wechselseitigkeit geprägt sein, wo dann der jeweils andere sein Verständnis/seine Überlegung zum Philosophen X dem anderen mitteilt.




Ich finde es häufig sehr herausfordernd und bereichernd, eine - oftmals zu Beginn vage - Überlegung einem Gegenüber verständlich zu machen. Dabei stellt man nicht selten fest, dass die Überlegung noch nicht wirklich reif ist, um verbindlich kommunizierbar zu sein, es folglich weiterer Präzisierung bedarf.

Natürlich kann eine Überlegung (zu einem Philosophen) zunächst noch in "unreifer" Form vorliegen und dann entsprechend (durch weitere Diskussion) präzisiert werden. Das ist möglich und sinnvoll, wenn der Gedanke/die Überlegung noch nicht präzise genug ist, "um verbindlich kommunizierbar zu sein".


Ich weiß bisher ja gar nicht wirklich, was du über Heidegger genau denkst, lediglich deine Bewertungen (die ich als Liebhaberei erkannt zu haben meine) sind mir inzwischen mehr als deutlich geworden.

Um offen zu sein , es gibt bestimmte Punkte bei Heidegger die mich aus philosophischer Perspektive stören und dann gibt es Punkte , wo ich mir sage (oder es so empfinden), dass diese besser "gelungen" sind bei Heidegger. Was ich kritisch sehe bei Heidegger ist seine selektive Sichtweise auf Nietzsche, indem er diesen durch seine Interpretation zu etwas eigentlich macht , was er nicht so der Art nach ist. Dann stört mich Heideggers Umgang mit den Griechen insofern, dass er bei Aristoteles die griechische Philosophie ausklingen lässt (siehe Einführung in die Metaphysik). Spätere griechische Denker (z.B. Plotin aus dem Neuplatonismus) werden von ihm nicht berücksichtigt oder als Verfallsprodukt des griechischen Denkens gesehen. Also das ist mal ein angedeutetes Beispiel , worin im Grunde meine philosophische Kritik an Heidegger auch mehr oder weniger besteht. Andererseits finde ich seine Gedanken über Sprache oder auch Dichtung (siehe Hölderlin) durchaus interessant zu lesen (aber auch nicht ganz unproblematisch).

Vereinfacht gesagt: bestimmte Punkte an Heideggers Denken sehe ich eher positiv /interessant (z.B. bestimtme Deutungen der griechsichen Philosophie . also Vorsokraikter und Klassi)

anderer wiederum kritisch: Heideggers Umgang mit Nietzsche

Ich hoffe, dass du vielleicht jetzt durch dieses Statement einen genaueren Eindruck bekommen kannst wie ich über Heidegger denke. Ich "verteidige" also nicht "alles" bei Heidegger. Vielleicht ist meine Beziehung zu ihm auch "ambivalent" zu nennen, aber meine philosophische Kritik betrifft andere Punkte als die Punkte, welche du an Heidegger kritisiert hast

Das sehe ich anders. Mit deutungsoffenen Aussagen kann man nicht verbindlich arbeiten, man kann sie nicht verbindlich verstehen. Letzteres ist - jedenfalls aus meiner Sicht - für ernsthaft betriebene Philosophie allerdings eine Grundvoraussetzung. Weshalb gerade in Deutschland die unklaren Philosophen so populär geworden sind, kann ich mir nicht wirklich erklären. Es gab auch schon zu Kants Zeiten Kritiker (die natürlich nicht bekannt wurden), welche seine berühmte "Kritik der reinen Vernunft" noch zu Lebzeiten Kants geradezu argumentativ zerlegten (bzw. widerlegten) und die unklaren Begrifflichkeiten/Aussagen aufzeigten; Kant wurde aber nicht diskutiert und kritisiert (er selbst entzog sich dieser Kritik weitestgehend), sondern vor allem zelebriert - das ist ein Manko der sogen. kontinentaleuropäischen Philosophie.

Ich verstehe "deutungsoffen" hier so, dass ein philosophischer Text mehrere Intepretationen zulässt und damit auch mehrschichtig ist, was z.B. an Platons philosophischen Texten sehen kann und diese auch mehrere Interpretationen zulassen. Sie sind sagen wir mal so , semantisch nicht ganz festgelegt bzw. lassen einen Deutungsraum zu. Und das selbe Prinzip sehe ich auch bei Heideggers Texten, dass diese auch in gewisser Weise mehrere Interpretationen zulassen können. Andererseits lassen sich Texte wie die von Platon verstehen, aber auch hier sind mehrere Deutungen möglich. Was ich meine ist, dass ein philosophischer Text so "reich" sein kann, dass er mehrere Sinn-Deutungen zulässt (und damit vielleicht auch mehere Verständnisse) , ohne dass dies in negativer Weise aufgefasst werden muss. Wenn es nun zwei verschiedene Deutungen ein und desselben philosophischen Textes gibt (und dieser vielleicht nicht ganz eindeutig ist), dann spricht mir das mehr für den (semantischen) Reichtum eines philosophischen Textes (wenn er also nicht immer ganz eindeutig ist). Auch Platon betrieb ja ernsthafte Philosophie, aber seine Dialoge lassen sich ja mehere Deutungen auch zu sehen und trotzdem scheint mir ein verbindliches verstehen derselben in gewisser Weise möglich. Kants Kritik ist beispielsweise ein philosophischer Text der nicht immer eindeutig ist, und wo sich dann die Kant -Interpreten über den Sinn mancher Passagen dann halt "streiten"/kontrovers diskutieren (heutzutage). Kant ist allerdings von Hegel und Schopenhauer kritisiert worden in mancherlei Hinsicht (bei Schopenhauer kann man das in seinem Hauptwerk nachlesen> die Welt als Wille und Vorstellung). Ich glaube schon, dass es da eine gewisse philosophische Kritik an Kant bei seinen philosophischen Nachfolgern gab. Und man kann dies zum Teil nachlesen. Aber Kant wurde natürlich auch viel gefeiert als der Philosoph schlechthin. Kant und auch Hegel gelten ja in mancherlei Hinsicht als "unklare" Philosophen. Selbst für Muttersprachler ist selbst heutzutage Hegels Phänomenologie des Geistes eine Herausforderung des Verstehens und es gibt da nicht wenige Passagen, welche "dunkel" sind.



Ich sehe jetzt den Zusammenhang zwischen meiner Begriffsverwendung und deiner Frage ehrlich gesagt nicht.

Naja die Frage war doch einfach,, ob du als du von Heideggers "Geschreibe" gesprochen hattest, dir vielleicht auch bewusst, dass Heidegger selbst diesen Begriff terminologisch in Sein und Zeit verwendet. Das war eben meine Nachfrage. Und die Stelle hatte ich ja genannt und zitiert aus SuZ, wo man das nachlesen kann.


Nochmals der Verweis/Hinweis auf meine Textanalyse...

Nun man kann dem nochmal nachgehen natürlich. Bzw. kann man die betreffende Stelle nochmal nenne oder auf den entsprechenden Beitrag mit der entsprechenden Nummer verweisen, wo man das nachlesen kann. Denn durch den Verlauf eines Threads kann man eben manches schnell aus den Augen verlieren , wenn man nicht "gewissenhaft" oder ähnliches ist. Meist kann man dann folgendes machen, dass man den alten Beitrag (oder die entscheidende Stelle daraus) dann einfach nochmal zitiert und das Ganze dann "reaktualisiert" sozusagen. Könnte man das vielleicht so machen? Oder würde da was dagegen sprechen?


Mehrere Seminare und nicht "anscheinend negativ", ich habe das tatsächlich (für mich) so erfahren. Im Vergleich zu anderen Philosophieseminaren fielen die Heideggerseminare aus dem Rahmen: Hier wurde nicht über (mehr oder weniger komplizierte) Inhalte diskutiert und diese argumentativ analysiert, sondern man saß hilflos vor den Texten und hat das Geschriebene nur als Geschriebenes und eben nicht auch ein Beschriebenes erfasst.

Naja ich weiß ja nicht , wer diese Seminare geleitet hat bei dir und ob derjenige was von Didaktik oder dergleichen verstanden hat. Meine Erfahrungen ist eher dass ich es erlebt habe, dass über Heideggers Texte eher diskutiert worden ist (also über deren Inhalte). Und es gab welche die sich zu diesem Themen geäußert haben und andere welche dies nicht gemacht habe. Eine völlige Hilflosigkeit gab es in der Form nicht, aber es haben halt nicht alle zu Heidegger äußern können. Also eine etwas andere Erfahrung. Aber offen gesagt: wenn man Leute zum ersten Mal mit Heidegger konfrontiert, werden die meisten/oder nicht wenige Probleme mit dem Verständnis von Heidegger haben. Das gleiche kann man im Prinzip mit Hegel erfahren (und dessen Phänomenologie des Geistes und wer diese wirklich verstanden hat, dem kann man dann auch wirklich gratulieren, es im Grunde dasselbe Prinzip, dasselbe Problem bei Hegel/Heidegger (und auch Kant), was das Verständnis anbetrifft.



Für mich ist der Mystik-Begriff genauso einheitlich wie der Begriff "Begriff" oder "Einheit". Man kann über jeden sprachlichen Ausdruck eine gesonderte Analyse anstellen, das ist jedoch innerhalb eines bestimmten Gesprächskontextes meist nicht zielführend und auch nicht sinnvoll, da die jeweilige (realisierte) Bedeutung mit der Begriffsverwendung (dem Kontext) gekoppelt ist und wo Unklarheiten bestehen, da sollte jener Zusammenhang und nicht der Begriff semantisch befragt werden.

Naja, was ein Begriff ist, ich glaube darüber besteht vermutlich mehr Einheitlichkeit als über andere Dinge im Bereich der Philosophie.

Man kann natürlich dann die Begriffe und ihre Bedeutung aus dem Gesamtkontext ihrer Verwendungsweise erschließen.

Es kommt dann eben auf den jeweiligen Fall an, ob sowas als sinnvoll betrachtet wird oder nicht.

Wenn du nicht verstehst, was ich mit "Mystik" meine, dann stelle mir eine gezielte Frage, damit ich es dir verdeutlichen kann. Solltest du eine andere Vorstellung davon haben, was Mystik oder ein Mystiker ist, so teile sie mir ebenfalls mit und wir können das ggf. diskutieren. Von mir aber eine semantische Totalanalyse des Begriffes "Mystik" abzuverlangen, nur weil ich mir erlaube, diesen gängigen Begriff zu verwenden, ist - gelinde gesagt - schräg.

Nun man kann ja Mystik als eine Transzendenz Erfahrung beschreiben. Im mittelalterlichen Kontext, sprach man ja oft von der unio mystica, also der Vereinigung mit Gott als spirituelles Erlebnis. Ich weiß nicht wirklich, ob man von einer unio mystica , einem mystischen Bestreben sich mit dem Sein zu vereinigen , bei Heidegger konstatieren kann. Eine semantische Totalanalyse hatte mir da eher nicht vorgeschwebt, sondern eher die grobe Verwendungsweise dieses Begriffes (in seinen Hauptbedeutungen). Wenn ein Mystiker z.B. eine unio mystica sucht (also eine Vereinigung mit Gott), dann frage ich mich eben, ob dies, was so typisch für einen Mystiker ist, auch bei Heidegger festgestellt werden (höchstens vielleicht dann , wenn man hinter dem Sein "Gott" annimmt).


Du schiebst doch nur Begriffe vor dir her: Ob nun "Vernunft", "Ratio", "Kriterium" oder "Mystik" - das ist mir vollkommen gleichgültig, so lange man sich wechselseitig versteht und verstehen möchte, was mir hier nicht unbedingt der Fall zu sein scheint.

Naja, wenn man einen Dialog führt, dann möchte man sich ja in der Regel auch verstehen, selbst wenn ein philosophisches Gespräch manchmal kontrovers auch geführt wird. Vielleicht kann man es so sagen: man möchte die Heidegger-Kritiker in ihrer Kritik an Heidegger verstehen und auf der anderen Seite die Heidegger-Kritiker diejenigen verstehen, die eben nicht ganz so kritisch Heidegger gegenüber sind und manches halt anders sehen. Wenn man sich (wirklich) versteht, kann man dann ja prüfen ob man mit den Inhalten der jeweils anderen Seite konform geht oder nicht. Und wenn nicht, welche Gründe eben dafür sprechen, warum nicht konform gehen kann und eben Meinungsverschiedenheiten stehen bleiben.


Ich zwinge dich natürlich nicht zur Antwort, aber wenn du fortwährend anmerkst, dass die Heidegger-Kritik sich keine rechte Mühe gebe und sich nicht detailliert mit der Thematik befasst, könnte es eben sein, dass man sich dabei doch auch angesprochen fühlt und dann stellt sich einem die Frage, weshalb du auf die hier im Thread vorliegenden kritischen Argumente nicht angemessen eingehst, bevor du allgemeine Kritik an der Kritik übst.

Naja ich wollte das nicht ganz verallgemeinern. Ich würde es eher differenzierter ausdrücken wollen: im Sinne, dass ich manche Heidegger-Kritik für verfehlt halte, aber eben nicht alles. Ein Dialog/Gespräch geschieht ja meist auch aus freien Stücken und sollte sich auch frei/ungezwungen entwickeln. Wenn der Eindruck entsteht, dass man bisher zu wenig auf "kritischen Argumente" der anderen Seite bezüglich Heidegger kann man dies ja nochmal aufgreifen oder ggf. daran erinnert werden bzw. es kann auch einfach der Beitrag mit dem kritischen Argument wiederholt oder auf die entsprechende Nummer des Beitrags hingewiesen. So dass das Ganze wieder reaktualisiert wird. Und dass dieses kritische Argument (nochmals) geprüft werden kann. Aber du weißt ja sicherlich auch, dass während des Verlaufs eines Threads manches eben -selektiv bedingt oder andere Gründe- dann zu kurz kommt. Es geht nicht einfach darum zu sagen, dass die Heidegger-Kritik per se danebenliegt, sondern man hat ja oft auch seine Gründe warum man das sagt (und vielleicht auch davor ein sog. "kritisches Argument" geprüft, aber dieses dann dann nicht überzeugend gefunden aus bestimmten Gründen usw.) Philosophieren heißt ja auch argumentieren, und jemand der die (kritischen) Argumente der anderen Seite nicht beachtet, erweckt dann ja den Eindruck , dass dieser vielleicht dogmatisch oder ähnliches sei....oder auch Heidegger Orthodoxie usw. betreibt...Wenn der Eindruck entstanden ist, dass auf manches noch nicht angemessen genug eingegangen ist, kann man das ja eben wieder reaktualisieren und darauf aufmerksam...Ein besseren Rat sozusagen fällt mir da erstmal nicht ein. Es soll ja eine möglichst offene Diskussion sein, wo keine der beiden Seiten sich zu kurz gekommen fühlen soll...ich denke das wäre ja eine ideale (philosophische )Diskussion oder?


Jedes Verstehen ist selbstverständlich individuell und subjektiv, was aber nicht bedeutet, dass sich Individuen nicht wechselseitig verständigen können.

Ja, gut "verstehe". Es gibt in der Hinsicht eine vielleicht "lustige" Anekdote zu Hegel, die ich so sinngemä in Erinnerung habe (was Hegel angeblich am Totenbett gesagt haben soll jemaden): Nur einer hat mich verstanden, aber der auch wiederum nicht (wirklich). Und Hegel ist ja auch ein "Individuum". Aber vielleicht wäre Hegel dann so etwas wie ein "Sondernfall"/"Ausnahmefall" zu dem besagten Satz.


Was soll denn eine "ontisch bildliche Rede" sein? Eine Rede, die unabhängig vom Bewusstsein existiert? Davon abgesehen verstehe ich trotz der Licht-Metapher die Heideggerschen Aussagen nicht (sie schildern vermutlich einen transzendentalen Erkenntnisvorgang auf mystisch anmutende Weise) und vermute eher, dass er diese Metaphern wörtlich und eben nicht als Metaphern verstanden wissen möchte.

Nun "ontisch" meint ja bei Heidegger soweit ich weiß das Seiende. Und eine Rede ist ja etwas etwas seiendes. Also vielleicht im dem Sinne einer seienden bildlichen Rede, einer bildlichen Rede, die seiend ist. Wobei sich das hier auf das "lumen naturale" im Menschen bezieht. (SuZ, S.133)

Was das lumen naturale anbetrifft, hier eine Erläuterung dieses Begriffes (http://www.philosophie-woerterbuch.de/online-woerterbuch/?title=Lumen naturale&tx_gbwbphilosophie_main[entry]=533&tx_gbwbphilosophie_main[action]=show&tx_gbwbphilosophie_main[controller]=Lexicon&cHash=711487e69b55ea47e872195bab83085c) :


Lumen naturale
Lat. ›natürliches Licht‹: Metapher für die dem menschlichen Denken zukommende erhellende Spontaneität. Der tätige Geist (nous ), der sowohl vom Körper als auch vom leidenden Geist nicht beeinflusst werden kann, ist der unsterbliche Teil der Seele; er befindet sich nicht in den Schranken der Zeit. Er ist die wirkende Ursache dafür, dass die mögliche Erkenntnis des leidenden Geistes in wirkliche Erkenntnis übergeht. Dadurch, dass der tätige Geist alles macht, ist er eine Art von Kraft wie das Licht (lumen ). Denn – um die Metapher weiterzuführen – das Licht macht die möglichen Farben erst zu wirklichen. Das Licht wird als Aktivität aufgefasst: So wie es die Farben sichtbar macht, macht der dem Licht analoge, tätige Geist sowohl Gedanken als auch Sinnesempfindungen erst fasslich. In neuzeitlicher Wendung wird das lumen naturale zum Kennzeichen der menschlichen Vernunft. So wird sie vor allem zum Kriterium der Wahrheit. In der radikalen Kritik an allem traditionell für wahr Gehaltenen wird das lumen naturale der Vernunft zum alleinigen Erscheinungsort der Wahrheit; damit verbunden ist die völlige Gewissheit, dass das für wahr Gehaltene auch tatsächlich wahr ist. Es folgt daraus, dass sich auch die Offenbarung vor der Vernunft ausweisen muss, wodurch die religiöse Wahrheit ihren Vorrang verliert. Ohne durch das lumen naturale erhellt zu werden, kommt es zu gar keiner Wahrheit. Das hat weit reichende Folgen für die Philosophie des Rationalismusund der Aufklärung (A Neuzeit – Aufklärung). Wenn die Vernunft so selbstmächtig ist, dass sie die letzte Instanz in allen Fragen darstellt, ist sie auch Richterin über Schriften, deren Wahrheitsanspruch sich zuvor auf ihren göttlichen Ursprung stützte. In erster Linie sind dies das Alte und das Neue Testament. Das lumen naturale der Vernunft stellt sich hier mitunter auch gegen den Inhalt der Offenbarung, insbesondere wenn es um Wundertätigkeit geht, d. h. um Verstöße gegen die erkennbaren Gesetzmäßigkeiten der Natur. Die Philosophie, die sich ganz auf das lumen naturale verlässt, emanzipiert sich von der Theologie und kann so eine unabhängige Bibelkritik begründen, die dann wieder auf die Theologie zurückwirkt.

Dieses Lichtätigkeit der Vernunft, gehört zum "Wesen" des Menschen dazu. Und daher kann Heidegger sagen, dass der Mensch als "Dasein" selbst die "Lichtung" ist , also "gelichtet" und sich selbst vom verstehen her "erschlossen" ist. Auf jedenfall spielt Heidegger hier auf diese Metapher an. Ob er sie wörtlich verstanden wissen wollte oder nicht , ist für mich auch (noch) nicht ganz klar. Vom Bewusstsein ist hier allerdings nicht die Rede soweit ich das sehe. Die Vernunftätigkeit , die mit diesem natürlichen Licht beschrieben ist, ist allerdings durchaus an das Bewusstsein geknüpft.

Ich verstehe Heidegger hier grob gesagt so, dass der Mensch als "Dasein" welches in der Welt exisitiert, dass der Mensch also immer schon sich in einem gewisse Sinne selbst verstanden hat (und dabei nicht im Dunkeln tappt, was das Selbstverständnis anbetrifft> also was das sich selbst verstehen anbetrifft ist man vermutlich über sich selbst im klaren > man befindet sich hier sozusagen in der hellen Kammer -wieder bildlicher Ausdruck- des Sichselbstverstehens , vielleicht lässt sich das in diesem Sinne "verstehen")
Und jeder Mensch hat ja einen gewisses Selbstverständnis (seiner eigenen Existenz). Man versteht sich selbst und man versteht andere. Vielleicht kann man aber nur sich selbst am besten verstehen..Aber eventuell deute ich jetzt zu viel in diese Stelle hinein (oder?).Jedennfalls würde ich diese Stelle in dem Sinne auffassen wollen...

Dass Heidegger Sprachkunst betrieb und zweifelsohne sprachbegabt war, habe ich ja nicht bestritten, sondern mehrmals selbst erwähnt.

Süße Träume! :schlaf2:

Phil

Gut , dann würde ich sagen , ist man sich ja in diesem Punkt ja einig, was also Heideggers (kunstvoller) Umgang mit der Sprache anbetrifft. :morgen:

Gute Nacht! :schlaf1:

Philosophist
 
Was ist hier mit "erfand das Bewusstsein" gemeint?

Eine verworrene Geschichte, die zu erzählen nicht lohnt und zu einem Nebenstrang führen würde. Tatsächlich, bin mir aber nicht sicher, ob das auch wirklich eine Sache der Tat Gottes ist, erfand einer der bedeutendsten Aufklärer, der in den durch die NS-Herrschaft verlorenen Ostgebieten geborene Christian Wolff diesen Begriff, was ich hier aber nicht an die große Glocke hängen will, wurde es doch nur von Ihnen in dankenswerter Weise bemerkt. Schwamm drüber.

Wenn ich sage "Ebene" meine ich damit vereinfacht gesagt den Umstand ob zwei Leser/Menschen einen Philosophen in derselben Weise verstehen oder nicht.

Leider ist eben völlig unklar, was genau damit gemeint sein soll und Philosophen, welche die Philosophie als ein ernstes Geschäft des menschlichen Geistes betrachten, kommen ja nicht umhin sich zu überlegen, ob denn das Bewußtsein eines darob reflektierenden Denkers gerade die einzige Realität ist, die dieser Denker zu erkennen vermag oder in der Sprache des einfachen Putzmannes gesprochen:

»Mein Bewußtsein ist die einzige Wirklichkeit, die ich überhaupt erkennen kann.«

Damit wäre nämlich eine Ebene definiert, in der berechtigt vom Sein die Rede sein kann, nämlich der, in der das Sein der Dinge bewußt wird im Bewissen darüber, daß das Sein der Dinge, nennen wir es 'das Sayn', im Wahrgenommenwerden besteht. Welches Sein käme zudem in Betracht und wäre nicht darin bereits enthalten?

Der tätige Geist (nous ), der sowohl vom Körper als auch vom leidenden Geist nicht beeinflusst werden kann, ist der unsterbliche Teil der Seele;

Also ein tätiges Prinzip. Wäre es sterblich, könnte es kein Prinzip sein.



Nun ich wollte damit zum Ausdruck bringen, dass man das natürlich so sehen kann, wenn man möchte :morgen:

Dann hätten Sie das auch tun müssen. Nur lesen und dampfende Flüssigkeit zu sich nehmen ersetzt keine eigenständige Überlegungen.

Aber denke Sie können sich ja gern den Verlauf hier anschauen, dann sollte eigentlich klar werden , was ich meine, eigentlich.

Ja, einen Eiertanz um eine unbegründete Meinung. Sie zitierten Nitzsche und ich gab meinen Senf dazu. Das ist ein einfacher Sachverhalt den man sich merken kann.

Grammatik/ "Zungenrede" sind ja verschieden

Ein Lichtblick, erkennen zu geben, daß Sie es bemerkten!

Zur Erinnerung, der ursprüngliche Kontext:

Ach wie witzig und wenn wir an die Zungenrede glauben, wird es auch nicht besser. (Ihr Zitat)

Erschließt sich Ihnen nunmehr mein Einwand?

Kann man nicht Dichter und Denker/Philosoph in einer Person sein? Was würde dagegen sprechen?

Nichts, 'Philosoph' und 'Dichter' sind ja keine staatlich geschützten Berufsbezeichnungen.

Nun Sie können ja gern nochmal Ihre Frage erläutern

Sollte ich wirklich so dämlich sein?

Gott zum Gruße!
 
Mir war aufgefallen, dass wir bisher in der Diskussion die Fragen diskutiert haben, ob Heidegger Antisemit war oder nicht und dabei z.B. nicht an diese Differenzierung gedacht, ob man also hier zwischen den "Menschen" Heidegger und den "Philosophen" Heidegger unterscheiden sollte...
...
Darüber hätte ich gern noch Diskussionsbedarf. Was hältst du von dieser Unterscheidung?

Doch, das wurde schon diskutiert/problematisiert. Entsprechend solltest du darauf Bezug nehmen und nicht irgend ein Zitat (wie schon so oft) einstellen, bzw. den Hunden zum Fraß hinwerfen. Ich bin das ehrlich gesagt langsam müde.
 
Darüber hätte ich gern noch Diskussionsbedarf.

Entweder Sie haben einen Bedarf oder Sie haben ihn nicht und was Sie gerne hätten, das könnte zum Beispiel ein Gespräch sein oder tröstende Worte oder eine Einsicht in das, was Sie gerne verstehen würden, es aber bislang nicht verstehen konnten.

Entsprechend solltest du darauf Bezug nehmen und nicht irgend ein Zitat (wie schon so oft) einstellen, bzw. den Hunden zum Fraß hinwerfen. Ich bin das ehrlich gesagt langsam müde.

Ich nicht und habe diesbezüglich die Geduld eines Engels.

Grüß Gott!
 
Und über ihr jeweiliges Verständnis eines Philosophen können sich ja zwei Menschen eben austauschen, also nach dem Motto: ich habe Platon, Heidegger , Kant so verstanden, wie siehst du das? Verstehst du diesen Philosophen genauso wie ich? Wenn aber zwei unterschiedliche Verständnisse eines Philosophen/einer Philosophie da sind, dann kann eben "Verständigung" schwer werden.

Man kann sich über das verständigen, was man jeweils versteht oder (noch) nicht versteht - das ist so trivial wie richtig. Über klar Verstandenes lässt sich nicht streiten, sondern nur über die Deutung (bzw. Gewichtung) dessen, was man jeweils (intersubjektiv vermittelbar) versteht. Dort, wo also Fragen offen sind oder Gedanken nicht klar genug formuliert sind, weichen Deutungen ggf. voneinander ab, die jedoch wiederum (jedenfalls sollte das so sein) auf klar zu benennenden Argumenten fußen.

Bei Heidegger fehlt mir die argumentative Basis. Deshalb heißt es ja allüberall bedeutungsschwanger, man müsse sich auf sein Denken einlassen, möchte man es verstehen. Was das wiederum bedeutet, entzieht sich schon der intersubjektiven Zugänglichkeit und das von mir ausführlich dargestellte Problem nimmt seinen Lauf.

Ich hoffe, dass du vielleicht jetzt durch dieses Statement einen genaueren Eindruck bekommen kannst wie ich über Heidegger denke. Ich "verteidige" also nicht "alles" bei Heidegger. Vielleicht ist meine Beziehung zu ihm auch "ambivalent" zu nennen, aber meine philosophische Kritik betrifft andere Punkte als die Punkte, welche du an Heidegger kritisiert hast

Du nennst allgemeine Punkte, wohingegen ich mich direkt auf das Geschriebene beziehe. Nur so funktioniert für mich Philosophie, alles andere ist Drumherum-Gerede.

Ich verstehe "deutungsoffen" hier so, dass ein philosophischer Text mehrere Intepretationen zulässt und damit auch mehrschichtig ist, was z.B. an Platons philosophischen Texten sehen kann und diese auch mehrere Interpretationen zulassen.

Bei Platons Schriften handelt es sich auch um uralte (aus anthropolog. Sicht) Überlieferungen (deren Herkunft bei genauer Hinsicht häufig viel fragwürdiger sind, als man gemeinhin meint), die nicht den heutigen Standards genügen können und müssen - sie sind von historisch-philosophischem Interesse. Wenn jemand wie Heidegger meint, von ihm eigens ausgewählte und zurecht interpretierte griechische Philosophen würden erhabene Wahrheiten künden, er hierfür entsprechende griechische Begrifflichkeiten in seinem Sinne auslegt und in die eigene Schreiberei einfügt, dann ist das in erster Linie ein rhetorischer Kunstgriff (das Arbeiten mit dem Autoritätsargument und der in Szene gesetzten eigenen Bildung), aber ein philosophisch tragfähiges und ernstzunehmendes Argumentieren ist das für mich nicht.

Ich finde schon die Grundidee Heideggers absurd, dass ein "moderner" Intellektueller ernsthaft davon ausgehen kann, man könne das Denken als solches fassen und als eigene Geschichte in der (somit zwangsläufig ebenso dem Historismus verhafteten) Geschichte wesentlich bestimmen. Da schwingen dermaßen viele luftige Annahmen mit rein, dass ich gar nicht weiß, wo mir vor lauter Schütteln der Kopf steht.

Sie sind sagen wir mal so , semantisch nicht ganz festgelegt bzw. lassen einen Deutungsraum zu. Und das selbe Prinzip sehe ich auch bei Heideggers Texten, dass diese auch in gewisser Weise mehrere Interpretationen zulassen können.

In "gewisser Weise"? ... :clown3:

Was ich meine ist, dass ein philosophischer Text so "reich" sein kann, dass er mehrere Sinn-Deutungen zulässt (und damit vielleicht auch mehere Verständnisse) , ohne dass dies in negativer Weise aufgefasst werden muss.

Nein! Nicht der Text ist "reich", sondern die Phantasie derjenigen, die den deutungsoffenen Text interpretieren. Ein guter Autor übersetzt klare Ideen in Ereignisse, die er schriftlich festhält und welche der Leser intellektuell (sofern er hierzu in der Lage ist) nachvollziehen kann. Das ist aber für mich dann kein deutungsoffener Text, sondern einer, der tiefgründig konzipiert ist.

Wenn ich mit Worten spiele, drücke ich mich häufig zufällig vermeintlich tiefgründig aus, just deshalb, weil die von mir verwendeten Begriffe schon inhaltlich vielfältig besetzt sind und immer irgend ein Aussagegespinst entsteht, wenn man Begriffe (intuitiv) kombiniert. Das alles hat nichts mit klarer und redlicher Gedankenarbeit zu tun, sondern kennzeichnet verschiedene künstlerische Ausdrucksformen.

Eine Metapher zur Verdeutlichung: Möchte ich ein Haus bauen, beginne ich nicht mit dem ins Auge fallenden, optisch beeindruckenden Fassadenschmuck und der heimelig-wohnlichen Innenausstattung, sondern mit der kalten und harten Arbeit des Rohbaus, die weder ästhetisch ansprechend ist noch besondere allgemeine Aufmerksamkeit erfährt, allerdings notwendige Voraussetzung aller Gebäude darstellt - ob es nun später ein protzender Prachtbau oder ein kleines, bescheidenes Eigenheim werden soll.

Nun konkretisierend: Wenn ich einen philosophischen Text verfasse, ist die sprachliche Ästhetik - zumindest für mich - der letzte Arbeitsschritt. Viele Leute lassen sich leider zu leicht von diesem letzten Feilen beeindrucken, sofern sich jemand den Fassadenbau zur Hauptaufgabe macht (der Show-Effekt verspricht schnellere und leichtere Anerkennung als die mühsame Arbeit am Rohbau); Worte und Inhalte zu differenzieren scheint mitunter eines der größten Probleme in der zwischenmenschlichen Verständigung überhaupt zu sein. Nur: Mir persönlich reicht es nicht aus, vornehmlich in Kulissenwelten zu wandeln, ich möchte den Putz von den Wänden bröckeln sehen.

Naja die Frage war doch einfach,, ob du als du von Heideggers "Geschreibe" gesprochen hattest, dir vielleicht auch bewusst, dass Heidegger selbst diesen Begriff terminologisch in Sein und Zeit verwendet. Das war eben meine Nachfrage. Und die Stelle hatte ich ja genannt und zitiert aus SuZ, wo man das nachlesen kann.

Ich verstehe nach wie vor nicht, auf was du mit deiner Frage hinaus möchtest. Die Begriffe "Geschreibe", "Geschwätz" etc. verwende ich doch schon von Anfang an. Weshalb sollte ich hiermit Heideggers Auffassung meinen bzw. diese gegen ihn wenden? Solch rhetorische Tricksereien habe ich nicht nötig. Oder worauf willst du sonst hinaus?

Nun man kann dem nochmal nachgehen natürlich. Bzw. kann man die betreffende Stelle nochmal nenne oder auf den entsprechenden Beitrag mit der entsprechenden Nummer verweisen, wo man das nachlesen kann.

Man kann vieles machen oder lassen im Leben, das ist wohl wahr...

Und es gab welche die sich zu diesem Themen geäußert haben und andere welche dies nicht gemacht habe. Eine völlige Hilflosigkeit gab es in der Form nicht, aber es haben halt nicht alle zu Heidegger äußern können.

In den Seminaren galt ich als Heidegger-Versteher und zwar deshalb, weil ich seine Begriffe - sofern ich möchte - intuitiv so verwenden kann, dass es sich nach tiefem Verständnis anhört. Das nennt man dann mitunter "Heideggern". Ich sagte ja schon, dass das jeder Mensch mit einer gewissen Sprachbegabung leisten kann und ein inhaltliches Verstehen nicht ersetzt.

Die Dozenten waren bzw. sind anerkannte Heidegger-Kenner (Freiburg und Tübingen). An denen wird es wohl kaum gelegen haben.

Eine semantische Totalanalyse hatte mir da eher nicht vorgeschwebt, sondern eher die grobe Verwendungsweise dieses Begriffes (in seinen Hauptbedeutungen).

Wörterbuch please! Egal welches - sofern es nicht gerade "Das große Wörterbuch des Mystizismus" oder so ähnlich heißt... Duden wäre ein Anfang. ;)

Wenn ein Mystiker z.B. eine unio mystica sucht (also eine Vereinigung mit Gott), dann frage ich mich eben, ob dies, was so typisch für einen Mystiker ist, auch bei Heidegger festgestellt werden (höchstens vielleicht dann , wenn man hinter dem Sein "Gott" annimmt).

Ob nun christlicher "Gott" oder eine andere höhere transzendente Wesenheit - was sonst soll das Heideggersche "Seyn" denn sein? :dontknow:

Naja ich wollte das nicht ganz verallgemeinern. Ich würde es eher differenzierter ausdrücken wollen: im Sinne, dass ich manche Heidegger-Kritik für verfehlt halte, aber eben nicht alles.

Du kannst deine Verallgemeinerungen differenzieren so lange du möchtest, das ändert aber nichts daran, dass wir uns fortwährend nur auf dieser allgemeinen Ebene bewegen werden.

Dieses Lichtätigkeit der Vernunft, gehört zum "Wesen" des Menschen dazu. Und daher kann Heidegger sagen, dass der Mensch als "Dasein" selbst die "Lichtung" ist , also "gelichtet" und sich selbst vom verstehen her "erschlossen" ist.

Heidegger bedient sich ja ständig tradierter Begriffe der Philosophiegeschichte und baut hieraus seine Philosophie zusammen, das ist nicht neu. Das sogen. "Lumen naturale" ist für mich allenfalls historisch von Interesse. Die Vorstellung einer übergeordneten Vernunft, die aus sich heraus absolute Wahrheit produziert, halte ich jedenfalls für kaum haltbar. Eine solche idealisierte Vorstellung von Vernunft wird zurecht kritisiert.

Schönes Wochenende
Phil
 
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Naja ich fand z.B. diese Unterscheidung recht interessant:

"Ich weiß, dass Herr Heidegger kein Antisemit ist, aber der Philosoph , der ist einer; weil es aber der Philosoph ist, deswegen ist es der Menscht nicht, es geht darum, die antisemitische Philosophie auf eine Bedeutungsebene zu eben, auf der sie aufhört. das zu sein, was sie ist, nämlich antisemitisch, um schließlich das, was sie ist , in die <Seinsgeschichte> einzuschreiben."

Mir war aufgefallen, dass wir bisher in der Diskussion die Fragen diskutiert haben, ob Heidegger Antisemit war oder nicht und dabei z.B. nicht an diese Differenzierung gedacht, ob man also hier zwischen den "Menschen" Heidegger und den "Philosophen" Heidegger unterscheiden sollte...und ob man sagen sollte, dass nur einer der beiden Antisemit war oder nicht...

In diesem Zitat wird das ja in Form eines Paradoxs ausgedrückt (der Philosoph war Antisemit , aber nicht der Mensch Heidegger...)

Darüber hätte ich gern noch Diskussionsbedarf. Was hältst du von dieser Unterscheidung?

In erster Linie war Heidegger ein Drückeberger, der keine Berge versetzte!
Das Sein braucht Menschen die offen sind für 'das Ganze' und nicht verschlossen, wie Heidegger.
Das Spiel ist Kunst und Spiel und Nietzsche fügte noch Schein dazu.
Womit der Schein bei Heidegger überwiegt!
 
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