Philosophisticus
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Du solltest deine Beiträge wirklich leserfreundlicher gestalten: Mehr Absätze, weniger doppelt und dreifach zitieren und mehr auf das Gegenüber Bezug nehmen. Du wirst mich nicht überzeugen können, indem du seitenweise irgendwelche Heidegger-Passagen einstellst oder ellenlange Abschnitte aus Aufsätzen/Interviews, die dir zwar gefallen mögen, aber die Argumente der Gegenseite nicht bedienen.
Du kannst mir den gesamten Humanismus-Brief als Beitrag zitieren (ich habe ihn übrigens neben vielen anderen Heidegger-Texten als PDF auf meiner Festplatte liegen) und ich werde dir weiterhin nicht abkaufen, dass die Grundlage des Heideggerschen Denkens die Menschenliebe ("humanitas") ist. Für mich ist Heidegger ein Misanthrop, der alles um sich herum verachtete und man muss schon sehr blauäugig an seine Texte herangehen, um das auszublenden oder gar ins Gegenteil zu verkehren.
Zwar behauptest du ständig, mit und gegen Heidegger zu denken, allerdings vermisse ich beides bei dir vollständig. Du nimmst nirgends konkret Bezug auf sein vorgeblich so tiefgreifendes "Denken", sondern zitierst nur ellenlange Abschnitte. Das aber - wie gesagt - beeindruckt mich herzlich wenig.
Wenn du mir nichts über das Denken Heideggers zu sagen hast, wieso bedeutet es dir dann so viel?
Gruß
Phil
Naja -offen gesagt- ich finde diesen Vorwurf nicht gerade "fair". Denn wenn man sich den Verlauf dieses Threads (oder anderer Threads, wo ich mich auch geäußert habe) anschaut, wird man ja sehen, dass es bei mir sowohl "kürzere" als auch "längere" Beiträge gibt. Die Länge einzelner Beiträge hängt ja von dem ab, was gesagt werden muss aus meiner Sicht zu dem davor Geschrieben (worauf ich ja Bezug nehme). Und ich habe ja beispielsweise geschrieben an einer Stelle, dass ich nicht alles aus dem Nancy Aufsatz zitiere, um meinen Beitrag nicht noch länger zu gestalten , und ihn damit nicht noch unübersichtlicher zu machen. Kurz gesagt: ich achte schon in der Regel auf die "Übersichtlichkeit" meiner Beiträge. Manche sind mal mehr, mal weniger "lesefreundlich". Aber die Länge eines Beitrages ergibt sich aus der Komplexität eines Themas und wenn ich längere Passagen aus Heidegger und Co. zitiere, dann soll damit eine bessere sachliche Ausgangsbasis für eine (sachliche/philophische) Diskussion gegeben werden. Und warum sollte man auf sowas verzichten, wenn man anhand dieses Materials besser diskutieren kann? Ich finde das jemand zum Vorwurf zu machen bzw. zu kritisieren, ein bisschen unangemessen offen gesagt. Ich mache allerdings beides: ich zitiere längere Passagen aus Heidegger und Co. und nehme auch dabei auf die Gegenseite Bezug, allerdings habe ich den Eindruck, dass dies aufgrund einer Länge eines Beitrages dann oft nicht wahrgenommen wird von der anderen Seite. Ich denke für die Länge eines Beitrages spricht die größere Genauigkeit, denn man hat sich ja dabei auch was "gedacht". Der Nachtteil eines längeren Beitrages ist aber der, dass natürlich nicht so leicht für die Gegenseite klar ist, was sich jemand dabei "gedacht" hat bzw. wird das oft dann auch ignoriert oder übersehen . Aber das liegt dann meines Erachtens nicht an mir , sondern man sollte sich die Zeit nehmen dann um einen längeren Beitrag sorgsam durchzulesen, sonst macht man es sich zu einfach, wie ich finde.
Ob und inwieweit man in einer philosophischen Debatte wie dieser hier über Heidegger die andere Seite "überzeugen" ist natürlich auch die Frage. Meine Erfahrung ist die, dass auch nach längeren Debatten, die jeweiligen Seiten auf ihre Position beharren (die sie weiterhin für richtig halten). Aber anhand der Heidegegger Zitate, kann man Heideggers Denken über Ethik nun besser nachverfolgen.
Heidegger übersetzt im Übrigen "humanitas" mit "Menschlichkeit" im Humanismusbrief (also nicht Menschenliebe"). Er kritisiert, dass der Humanismus die Menschlichkeit des Menschen nicht hoch genug denkt, weil der Humanismus noch in der Metaphysik befangen ist. Aber das alles lässt sich ja anhand der von mir zitierte Passen besser nachlesen nun. Also ich würde nicht so weit gehen , in Heidegger einen "Misanthropen" zu sehen , aber er denkt eben auf seine Weise das Menschsein, also den Menschen vom Sein her. Das "Denken des Seins" scheint mir kein inhumanes Denken zu sein, auch wenn du das vielleicht anders siehst. Das du die anderen Heidegger Texte als PDF hast, ist natürlich umso besser für eine Diskussion über das Internet. Ich habe nur den Humanismusbrief bisher als PDF im Netz (hier als Link ) gefunden.
Was das mit und gegen Heidegger denken anbetrifft : es gibt bei mir durchaus auch einige Punkte wo ich Heidegger kritisch gegenüber stehe , aber finde , dass sein philosophischer Ansatz in diesem Punkt weiter gedacht werden muss bzw. damit auch kritisch weitergedacht werden muss. Was ich an Heidegger kritisch sehe ist beispielsweise sein Umgang mit Nietzsche, wozu ich sehr viel schreiben könnte, aber das erspare ich mir hier in diesem Beitrag aus Platzgründen und wegen der Übersichtlichkeit.
Naja ich sehe , das schon so , dass ich auf Heideggers Denken des Seins durchaus konkret Bezug nehme und ja nicht nur Heidegger zitiere. Ich erläutere ja wie ich Heidegger verstehe und interpretiere auch diese Passagen . Man kann also nicht sagen, dass ich nur einfach zitiere und mich dann hinter diesen Passagen sozusagen "verstecke". Das habe ich ja auch nicht nötig. Vielleicht kann das aber noch deutlicher werden, was es heißt "mit und gegen Heidegger" zu denken. Das du gerade beides vermisst, ist für mich insofern überraschend, da ich eher vermutet hätte, dass du nur das "gegen" Heidegger vermisst (statt das "mit").
Ich habe natürlich auch meine eigene philosophische Meinung/Position über Heidegger und habe ein gewisses Verständnis für dieses Denken mittlerweile entwickelt . Habe ich denn bisher wirklich nichts über Heideggers Denken gesagt? Und inwiefern er in bedeutender Weise über den Menschen und die Sprache nachgedacht hat?
Ich sehe wie andere auch Heidegger als einen bedeutenden Denker an, der das Menschsein , die Dichtung , die Sprache, den Tod , das In-der-Welt- sein als soziale Gegebenheiten des menschlichen Lebens auf seine Weise neu gedacht und in seiner Sprache auf den Punkt gebracht hat.
Gute Nacht !
Philosophist