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Das Ende eines Kult-Philosophen: Die schwarzen Hefte!

Du solltest deine Beiträge wirklich leserfreundlicher gestalten: Mehr Absätze, weniger doppelt und dreifach zitieren und mehr auf das Gegenüber Bezug nehmen. Du wirst mich nicht überzeugen können, indem du seitenweise irgendwelche Heidegger-Passagen einstellst oder ellenlange Abschnitte aus Aufsätzen/Interviews, die dir zwar gefallen mögen, aber die Argumente der Gegenseite nicht bedienen.

Du kannst mir den gesamten Humanismus-Brief als Beitrag zitieren (ich habe ihn übrigens neben vielen anderen Heidegger-Texten als PDF auf meiner Festplatte liegen) und ich werde dir weiterhin nicht abkaufen, dass die Grundlage des Heideggerschen Denkens die Menschenliebe ("humanitas") ist. Für mich ist Heidegger ein Misanthrop, der alles um sich herum verachtete und man muss schon sehr blauäugig an seine Texte herangehen, um das auszublenden oder gar ins Gegenteil zu verkehren.

Zwar behauptest du ständig, mit und gegen Heidegger zu denken, allerdings vermisse ich beides bei dir vollständig. Du nimmst nirgends konkret Bezug auf sein vorgeblich so tiefgreifendes "Denken", sondern zitierst nur ellenlange Abschnitte. Das aber - wie gesagt - beeindruckt mich herzlich wenig.

Wenn du mir nichts über das Denken Heideggers zu sagen hast, wieso bedeutet es dir dann so viel? :dontknow:

Gruß
Phil

Naja -offen gesagt- ich finde diesen Vorwurf nicht gerade "fair". Denn wenn man sich den Verlauf dieses Threads (oder anderer Threads, wo ich mich auch geäußert habe) anschaut, wird man ja sehen, dass es bei mir sowohl "kürzere" als auch "längere" Beiträge gibt. Die Länge einzelner Beiträge hängt ja von dem ab, was gesagt werden muss aus meiner Sicht zu dem davor Geschrieben (worauf ich ja Bezug nehme). Und ich habe ja beispielsweise geschrieben an einer Stelle, dass ich nicht alles aus dem Nancy Aufsatz zitiere, um meinen Beitrag nicht noch länger zu gestalten , und ihn damit nicht noch unübersichtlicher zu machen. Kurz gesagt: ich achte schon in der Regel auf die "Übersichtlichkeit" meiner Beiträge. Manche sind mal mehr, mal weniger "lesefreundlich". Aber die Länge eines Beitrages ergibt sich aus der Komplexität eines Themas und wenn ich längere Passagen aus Heidegger und Co. zitiere, dann soll damit eine bessere sachliche Ausgangsbasis für eine (sachliche/philophische) Diskussion gegeben werden. Und warum sollte man auf sowas verzichten, wenn man anhand dieses Materials besser diskutieren kann? Ich finde das jemand zum Vorwurf zu machen bzw. zu kritisieren, ein bisschen unangemessen offen gesagt. Ich mache allerdings beides: ich zitiere längere Passagen aus Heidegger und Co. und nehme auch dabei auf die Gegenseite Bezug, allerdings habe ich den Eindruck, dass dies aufgrund einer Länge eines Beitrages dann oft nicht wahrgenommen wird von der anderen Seite. Ich denke für die Länge eines Beitrages spricht die größere Genauigkeit, denn man hat sich ja dabei auch was "gedacht". Der Nachtteil eines längeren Beitrages ist aber der, dass natürlich nicht so leicht für die Gegenseite klar ist, was sich jemand dabei "gedacht" hat bzw. wird das oft dann auch ignoriert oder übersehen . Aber das liegt dann meines Erachtens nicht an mir , sondern man sollte sich die Zeit nehmen dann um einen längeren Beitrag sorgsam durchzulesen, sonst macht man es sich zu einfach, wie ich finde.

Ob und inwieweit man in einer philosophischen Debatte wie dieser hier über Heidegger die andere Seite "überzeugen" ist natürlich auch die Frage. Meine Erfahrung ist die, dass auch nach längeren Debatten, die jeweiligen Seiten auf ihre Position beharren (die sie weiterhin für richtig halten). Aber anhand der Heidegegger Zitate, kann man Heideggers Denken über Ethik nun besser nachverfolgen.

Heidegger übersetzt im Übrigen "humanitas" mit "Menschlichkeit" im Humanismusbrief (also nicht Menschenliebe"). Er kritisiert, dass der Humanismus die Menschlichkeit des Menschen nicht hoch genug denkt, weil der Humanismus noch in der Metaphysik befangen ist. Aber das alles lässt sich ja anhand der von mir zitierte Passen besser nachlesen nun. Also ich würde nicht so weit gehen , in Heidegger einen "Misanthropen" zu sehen , aber er denkt eben auf seine Weise das Menschsein, also den Menschen vom Sein her. Das "Denken des Seins" scheint mir kein inhumanes Denken zu sein, auch wenn du das vielleicht anders siehst. Das du die anderen Heidegger Texte als PDF hast, ist natürlich umso besser für eine Diskussion über das Internet. Ich habe nur den Humanismusbrief bisher als PDF im Netz (hier als Link ) gefunden.

Was das mit und gegen Heidegger denken anbetrifft : es gibt bei mir durchaus auch einige Punkte wo ich Heidegger kritisch gegenüber stehe , aber finde , dass sein philosophischer Ansatz in diesem Punkt weiter gedacht werden muss bzw. damit auch kritisch weitergedacht werden muss. Was ich an Heidegger kritisch sehe ist beispielsweise sein Umgang mit Nietzsche, wozu ich sehr viel schreiben könnte, aber das erspare ich mir hier in diesem Beitrag aus Platzgründen und wegen der Übersichtlichkeit.

Naja ich sehe , das schon so , dass ich auf Heideggers Denken des Seins durchaus konkret Bezug nehme und ja nicht nur Heidegger zitiere. Ich erläutere ja wie ich Heidegger verstehe und interpretiere auch diese Passagen . Man kann also nicht sagen, dass ich nur einfach zitiere und mich dann hinter diesen Passagen sozusagen "verstecke". Das habe ich ja auch nicht nötig. Vielleicht kann das aber noch deutlicher werden, was es heißt "mit und gegen Heidegger" zu denken. Das du gerade beides vermisst, ist für mich insofern überraschend, da ich eher vermutet hätte, dass du nur das "gegen" Heidegger vermisst (statt das "mit").

Ich habe natürlich auch meine eigene philosophische Meinung/Position über Heidegger und habe ein gewisses Verständnis für dieses Denken mittlerweile entwickelt . Habe ich denn bisher wirklich nichts über Heideggers Denken gesagt? Und inwiefern er in bedeutender Weise über den Menschen und die Sprache nachgedacht hat?

Ich sehe wie andere auch Heidegger als einen bedeutenden Denker an, der das Menschsein , die Dichtung , die Sprache, den Tod , das In-der-Welt- sein als soziale Gegebenheiten des menschlichen Lebens auf seine Weise neu gedacht und in seiner Sprache auf den Punkt gebracht hat.

Gute Nacht !

Philosophist
 
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Das bedeutet doch nur, dass Heidegger - einmal mehr - das "Rassische" nicht für "rassisch" genug hält: Er will nunmal in jedem Punkt immer noch ursprünglicher "Denken" als sein Umfeld. Am Umstand, dass das "Weltjudentum" die Aufgabe der "Entwurzelung alles Seienden" hat, ändert das nichts. Davon auszugehen, es gebe eine bestimmte Menschenart ("Menschentümlichkeit" oder was auch immer), die über feste Eigenschaften verfügt (also etwa durchweg berechnend ist) und anderen naturgemäß als geschichtliche Einheit gegenüber steht, ist Rassismus in Reinform.

"Die Frage nach der Rolle des Weltjudentums ist keine rassische, sondern die metaphysische Frage nach der Art von Menschentümlichkeit, die schlechthin ungebunden die Entwurzelung alles Seienden aus dem als weltgeschichtliche Aufgabe übernehmen kann" (GA 96, S.243)

Naja ich habe den Eindruck bei diesem Zitat, dass Heidegger die Rolle des "Weltjudentums" eben aus seinsgeschichtlicher/seinsphilosophischer Perspektive angeht .

Trawny kommentiert (Heideggers Weg in die Moderne,2016, S.65): "Heidegger schreibt dem Weltjudentum eine metaphysische, keine rassische Bedeutung zu. Damit erhalten sie eine Rolle in dem philosophischen Narrativ (...) in der Geschichte des Seins. In ihrem Rahmen erzählt Heidegger die apokalyptische Geschichte, dass in der Vollendungsphase der Seinsvergessenheit oder des Nihilismus die Welt von der Übermacht der Manschenschaft (der Technik) okkupiert wird. "

Und: "Dieses Narrativ sagt nichts über das Judentum aus. Das Weltjudentum in Heideggers Text erfüllt vielmehr einzig und allein eine mythologische Funktion in der Erzählung der Seinsgeschichte."

Ich denke daher spricht Trawny auch von einem "seinsgeschichtlichen Antisemitismus", aber inwieweit das überzeugend ist, lass ich mal offen. Wie gesagt man muss Trawnys Sicht auf Heidegger nicht teilen.

Aber ich würde sagen, dass in diesem Zitat von Heidegger wird wirklich nur die "metaphysische Frage" thematisiert, was ja Heidegger auch eigens betont ("keine rassische"). Trawny sagt aber, dass Heideggers Bemerkungen "antisemitisch sind", was für ihn "außer Diskussion" steht (S.49). Aber Trawny fragt sich halt was für eine "Art von Antisemitismus" hier eine Rolle spielt. Und das lässt sich in der Tat nicht so einfach sagen. Er sagt aber auch , dass Heidegger gewisse "Stereotype" über die Juden hat, was glaube ich jetzt noch besser anhand des Briefverkehrs mit seinem Bruder Fritz gezeigt werden kann und wo ich ein Beispiel zitiert habe. In den Schwarzen Heften wird das alles eher aus der Sicht seines philosophischen Ansatzes thematisiert. Ob das "Rassismus in Reinform" ist bzw. ob man das so einfach nennen kann, da habe ich gewisse Bedenken , wenn du erlaubst.





Frage: Was ist denn nun die sogen. "Seinsgeschichte" eigentlich? Ist das ein reines Fantasieprodukt, das mit unserer Welt nichts zu schaffen hat - und damit auch philosophisch irrelevant wäre - oder handelt es sich doch um eine versuchte denkerische Rahmung dessen, was ist? Letzteres wäre meine Sicht der Dinge. Natürlich sagt Heidegger nirgends: Vernichtet die Juden, sie bedrohen unser Volk etc. (was in dieser direkten Form auch die Nazis nicht unternahmen), aber er begründet in seiner Philosophie, weshalb das Judentum im Verlauf der "Seinsgeschichte" von der Bildfläche verschwinden muss.

Heidegger reflektiert die Philosophiegeschichte aus Sicht seines "seinsphilosophischen" Ansatzes. Das "Sein" gerät nach seiner Ansicht in die Vergessenheit seit der Antike . Trawny sagt beispielsweise:

"In ihrem Rahmen (der Seinsgeschichte; Ergänzung von mir) erzählt Heidegger die apokalyptische Geschichte, dass in der Vollendungsphase der Seinsvergessenheit oder des Nihilismus die Welt von der Übermacht der Manschenschaft (der Technik) okkupiert wird."

Es geht hierbei um eine geschichtliche Reflexion der bisherigen Philosophiegeschichte, die Heidegger eben aus seiner philosophischen Perspektive betrachtet. Diese Sichtweise auf die Philosophiegeschichte muss man natürlich nicht teilen, aber sie gehört eben zu Heideggers philosophischen Denkansatz. Heideggers geht es darum diese "Seinsvergessenheit" zu thematisieren und aus ihr eventuell auch herauszuführen.
Da aber die Philosophiegeschichte mit dieser Welt schon etwas zu tun hat, müsste insofern eigentlich auch die Seinsgeschichte mit dieser Welt etwas zu tun haben...Heidegger konstruiert hier eben "seine Philosophiegeschichte" (so ähnlich wie das schon Hegel gemacht aus der Sicht seines philosophischen Ansatzes> siehe den "Weltgeist").

Das es einen Ausschluss des Weltjudentums aus der Seinsgeschichte gibt , ist eben ein problematischer Ansatz seiner "Philosophie". Bei Heidegger gibt es jedenfalls keinen groben Antisemitismus würde ich sagen (oder jedenfalls nicht in den Schwarzen Heften).

Das ist Judenfeindlichkeit und mir ist es ehrlich gesagt egal, welches Adjektiv man nun davor setzt, so lange es nicht darum geht, den Kern der Heideggerschen Aussagen zu verharmlosen. Das allerdings scheint mir von Seiten der Heidegger-Kenner (die naturgemäß in der Regel dem Denken Heideggers verpflichtet sind und zwar nicht selten in einem sehr materiellen Sinne) jedoch genau das Ziel zu sein. Einige Beispiele hierfür habe ich bereits genannt, auf die du natürlich nicht eingegangen bist - Vietta und der Messkircher Heidegger-Apologet (ich meinte damit übrigens nicht Trawny).

Nun wie gesagt dieser "seinsgeschichtliche " Antisemitismus gehört eben zur Schattenseite von Heideggers "Philosophie". Er bleibt eben problematisch und kann natürlich auch nicht verharmlost werden. Ich würde allerdings nicht sagen, dass alle Heidegger-Kenner/Spezialisten dies verharmlosen. Das darf man nicht verallgemeinern, sondern muss von Fall zu Fall betrachtet werden , also differenziert. Ich finde es allerdings nicht überraschend, wenn Denker , welche sich mit Heidegger in kritischer Weise beschäftigen auch diesem "Denken" in "gewisser Weise verpflichtet" sind philosophisch. Das kann man beispielsweise bei Nancy sehen, der in seinem Buch "singular plural sein" (diaphanes verlag) von Heideggers Ansatz des Mitseins (siehe Sein und Zeit) kritisch ausgeht und dabei selbst zu einer Art eigenen "Sozialontologie" kommt. Aber Nancy war dem Denken Heideggers gewiss nicht im "materiellen Sinne" verpflichtet> wie gesagt man kann dafür Beispiele geben , wo dies nicht der Fall , sondern sich Denker aus philosophischen Interessen mit Heidegger kritisch beschäftigen ohne davon einen materiellen Profit zu haben.

Nun wenn das bei deinen(en) Beispiel(en) wirklich so der Fall ist, was ich noch nicht die Zeit hatte genauer zu überprüfen, kann das natürlich so sein. Ich will es aber nicht auschliessen wollen.

Aber ich biete folgendes sozusagen an: man kann gern Sachen, die einem zu kurz gekommen sind thematisieren bzw. auf diese auch eingehen, wenn man das Bedürfnis dazu hat. Das soll ja nicht zu kurz kommen. Allerdings muss ich halt immer eine gewisse Selektion in meinen Beiträgen vornehmen (zeitlich bedingt auch) und kann nicht auf alle Punkte gleich stark eingehen. Man kann dies aber gern immernoch noch "nachholen", und eben thematisieren. Warum sollte man dem auch aus dem Weg gehen? Man kann darüber auch offen sprechen und ich kann mir dieses Video ja immer noch anschauen usw.

Du siehst, dass ich sowas nicht völlig ignoriere....Natürlich kann ich aber auch in gleicher Weise Punkte thematisieren, wo ich den Eindruck hatte, dass du diese nicht wirklich beachtet bzw. darauf eingegangen bist, und was ich eben auch "vermisst" habe in der Diskussion.,.Sowas kann man ja auf beiden Seiten beklagen.


Etwas Geniales hatte Heidegger auf jeden Fall, aber das war sicherlich nicht sein "Denken", sondern vielmehr die Art und Weise, wie er es an den "Man(n)" brachte. Er scheint es bis heute zu schaffen, die Menschen irgendwie zu "triggern".

Ich bin ein Mensch mit Emotionen und stehe dazu. Meine ausführliche Argumentation möge es entschuldbar machen.

Lieben Gruß
Phil

Naja , das sehe ich halt etwas anders. Ich bin der Meinung, dass er etwas neues in der Philosophie geschaffen hat und eben ein neues noch nicht erschöpftes Denken uns gegeben hat. Heideggers philosophisches Denken war genial und schöpferisch , und hat Zusammenhänge des Menschseins neu sehen gelehrt (z.B. was es heißt das der Mensch in sozialer Koexistenz mit anderen existiert usw> also eine neue sozialphilosophische Denkweise wie man sie in Sein und Zeit findet).

Und was die Emotionen /Affekte anbetrifft (auch eine Einsicht von Heidegger): nach Heidegger ist der Mensch immer schon "gestimmt" ,also in einer "Stimmung" und nie ohne Affekte (siehe §29 von Sein und Zeit, S.134).

Er nennt es das "Gestimmtsein" des Menschen.

Ich habe es erstmal zur Kenntnis genommen, sozusagen als "Ausnahme" von der "Regel" (der Argumentation)

Gute Nacht!

Philosophist

PS: Ich hoffe, dass die beiden aktuellen Beiträge noch "lesefreundlich" bzw. "übersichtlich" genug sind . Ich kann natürlich auch (wieder) "kürzere" Beiträge verfassen, welche dann aber weniger genau sind in der Sache.
 
Sehr geehrter Herr Philosophisticus,

bitte ent-schuldigen Sie die Numerierung Ihrer Sätze - sehr frei nach dem naturwissenschaftlich orientierten Sprach-Philosophen Ludwig WITTGENSTEIN (denken Sie bitte an die Dissertation aus dem Jahre 1918 !!!!" Tractatus logico-philosophicus", die er seinerzeit bei Bertrand RUSSELL geschrieben hatte, der mit seinen "Probemen der Philosophie" wenigstens bei mir bekannt geworden ist (Achtung, das war ironisch gemeint).
Zu 1.: Wem ist das bekannt ?
Zu 2.: Wahrscheinlich verstand er im Sinne von Edmund HUSSERL die Phänomenologie zugleich als Ontologie ...!?
Zu 3.: Ja !
Zu 4.: "Man müsste schauen ..."
Wer ist "man"? (Achtung Ironie) Hoffentlich keine Frau.... (Ironie-Ende)
Zu 5.: Ja ! (Aber warum wohl wollte er, daß der Physiker Carl Friedrich von WEIZSÄCKER als Philosophie-Professor nach Freiburg geht, was Sie vermutlich noch gar nicht wissen ....?)

Darum .... !


Nun mich stört diese Nummerierung ganz und gar nicht. Man kann das gern dann "systematisch" abhandeln und mir ist der Tractatus von Wittgenstein ja auch nicht unbekannt.

Zu 1: Nun ich würde sagen Heideggers Lesern.
Zu 2: Ja. siehe Sein und Zeit (S.38):

"Ontologie und Phänomenologie sind nicht zwei verschiedene Disziplinen neben anderen zur Philosophie gehörigen. Die beiden Titel charakterisieren die Philosophie selbst nach Gegenstand und Behandlungsart. Philosophie ist universale phänomenologische Ontologie (...)"> Sein und Zeit ist ja Husserl gewidmet.

Zu 3: Sehe ich als geklärt an.

Zu 4: Nun ich denke ja an Heideggers Leser, also diejenigen welche ein Interesse für Heidegger haben und ihn daraufhin entsprechend lesen....Sowohl Männer als auch Frauen lesen ja Heideggers Sein und Zeit zum Beispiel. Zum "man " bei Heidegger vgl. Sein und Zeit, §27, S.126

Zu 5: Nun das kann ich nicht beurteilen, aber mir ist bekannt von Herrn Weizsäcker, dass er mal gesagt hat, dass das was er bei Heidegger erlebt hat als "Philosophie" empfand ("Ich verstehe das zwar nicht. Aber das ist Philosophie"> so sinngemäß habe ich das in Erinnerung

Kann man damit weiterhelfen?
 
Weil Sie das so verstehen wollen und das ist ja typisch für weisheitssüchtige Freunde der Redekunst. Deswegen erwarte ich von Ihnen auch keine Sachlichkeit, wohl aber vielerlei Bemühungen, sich genau diesen Anschein zu geben, was ich gerne und dankbar aufgreife.

Naja wenn Sie von "akademischen Narren" sprechen, ist dies dann nicht eine polemische Wortwahl? Habe ich mich etwa solcher Wörter in meinen Beiträgen bedient? Ich denke nicht. Sie können aber gern zeigen, wenn Sie das anders, wo in meinen Beiträgen polemische Wortwahl vorkommt. Meine Beiträge sind sachlich und geben sich nicht nur diesem "Anschein". Ich würde sogar sagen, dass diese mehr sachlich sind als Ihre Beiträge. Man könnte hier gern eine sprachstatistische Studie mit diesem Thread (oder anderer machen) und ich würde darauf tippen, dass unabhängige neutrale Leser mehr als polemisch gelte Wörter bei Ihnen /in Ihren Beiträgen findet , als in den meinen . Aber Sie können gern versuchen das Gegenteil zu beweisen. Das ich sachlich hier (überwiegend) schreibe, sollte einem bei sorgfältigen Lesen eigentlich nicht entgehen. Ich ziehe auch die Sachlichkeit meinem Verständnis der Polemik vor. Philosophen sind eben gerne auch "sachlich".


Interessanter Aspekt, den Sie da ansprechen! 'Sektenführer','Guru zur Weisheit' oder ähnliche Titulierungen beschreiben doch recht genau, was Sache ist, nämlich die Meinungsführerschaft zur Beeinflussung weisheitsliebender, also nach Weisheit gierender und von dieser Gier getriebener und abhängiger Menschen. Solche Weisheitsprediger nennt man natürlich und selbstverständlich nicht so, aber so isset.

"Ein Philosoph wie Nancy oder andere Philosophen , die sich mit Heidegger beschäftigen, sind keine "Sektenführer"" (Mein Zitat)

Nun soweit ich mich erinnere haben Sie ja das Wort religiöse "Sektenführer" hier im Grunde eingeführt oder ? Das Wort stammt ja nicht von mir, sondern ich nehme auf das von Ihnen gesagte Bezug eben.

Philosophen sollte man aber nicht auf diese Weise betrachten und im Falle von Heidegger würde ich auch nicht von einer "Seinsreligion" oder ähnlichem sprechen wollen. Es gibt immer noch einen Unterschied zwischen Philosophie (als Wissenschaft) und Religion im Grunde, jedenfalls im Bezug auf Heideggers "Philosophie", was eben auch wissenschaftlich/phänomenoligsch meines Erachtens. Wenn man aber an die Neuplatoniker denkt, sind diese gewiss "religiöser" als Philosophen. Philosophen sind gerade keine "Priester" /"Prediger" , sondern unterscheiden sich von diesen in ihrem Wesen her . Der Vergleich hinkt eben und so einfach ist eben nicht , wie Sie das darstellen. Dies hat im Übrigen auch Nietzsche immer wieder betont, nämlich nach seinem Verständnis von Philosophie und Philosophen und wie diese sich von "christlichen " Predigern unterscheiden (siehe Antichrist). Heidegger war zwar Theologe bzw. theologisch ausgebildet , aber gewiss kein Sektenführer oder ähnliches...und auch nicht die Philosophen die sich mit ihm kritisch beschäftigen.


Wozu auch? Mythisch schwätzen können beide.

Nun in der Regel haben Sektenführer keinen kritischen Blick auf ihren Gegenstand den sie predigen , sondern geben diese unkritisch wieder. Deshalb hinkt ja der Vergleich mit den Philosophen (welche sich mit Heidegger kritisch befassen). Sektenführer argumentieren zudem nicht wie Philosophen, welche meist "rationaler" denn "mythisch" (siehe die Wendung vom "Mythos" zum "Logos" in der Philosophiegeschichte). Wobei es gewiss noch bei Platon "Mythen" gab, aber ich würde nicht sagen bei Heidegger. Der ist "rationaler" , vor allem in Sein und Zeit.


Mag sein, aber es muß ja erst einmal etwas zum Nachvollzug vorgetragen werden. Welche Weisheitsphantasien erfreuen denn Ihr Gemüt während der Lektüre Heideggerscher Schriften?

Man kann ja in den Schriften derselben nachlesen oder wie hier sich die Zitate, des von mir genanten Philosophen, der über Heidegger kritisch gearbeitet , in Ruhe durchlesen und damit sich selbst ein Bild machen. Damit ist die Möglichkeit eines gewissen gedanklichen "Nachvollzugs" durch Lektüre gegeben .

Nun ich finde ja interessant wie Heidegger auf seine Art und Weise das Sozialleben des Menschen reflektiert (siehe §27 von Sein und Zeit). Das wir Lebewesen sind, welche mit anderen Menschen koexistieren (was Heidegger das "Mitsein" in seiner Sprache nennt). Und wie dieses Sozialleben auch durch Sprache reguliert wird. Ich finde , dass Heidegger dies auf seine Art und Weise in recht anregender Weise tut und damit auch eine "Sozialphilosophie" hat , wenn man so will. Die "Sozialphilosophie" denkt ja darüber nach, was es heißt, wenn Menschen mit anderen Menschen koexistieren und worin das Soziale dabei besteht. Und dies reflektiert eben Heidegger in Sein und Zeit auf seine Weise, die ich als recht anregend wie gesagt empfinde. Können Sie mit diesem Beispiel einer "Weisheitsphantasie" gut leben?


So dürfen Sie völlig unbegründet meinen, aber es sind Schwätzer, in der Regel bezahlte Schwätzer. Wie kann denn ein weisheitsliebender Schwätzer die Metaphysik überwinden wollen in Unkenntnis der Arten von Dingen? Wissen Sie das oder wußte es Heidegger?

Gott zum Gruße!

Nein , das sind sie nicht und völlig "unbegründet" ist das ja auch nicht. Aber hier eine Erläuterung für Sie (nochmal): Schwätzer sind Menschen, die nicht argumentieren in der Regel . Und wer philosophiert, der argumentiert ja auch. Es gibt im Grunde keinen Philosophen, der nicht argumentiert (und auch Heidegger argumentiert, sowie andere Philosophen auch ). Zum Schwätzer gehört ja, dass er einfach gedankenloses drauf los plappert, ohne sich dabei etwas "gedacht" zu haben. So verstehe ich jedenfalls den Begriff des Schwätzers. Und das kann man bei Philosophen so nicht sagen der Art nach. Wobei ich ja eine Stelle bei Nietzsche genannt habe (in älteren Threads) wo Nietzsche Kant als Schwätzer angesehen hat, aber das ist nochmal ein Fall für sich.

Zur Frage der Metaphysik: Nun Heidegger selbst hat dies durch seinen Denkansatz philosophisch versucht , soweit ich das sehe. Lese Sie doch einfach mal selbst in den einzelnen Bände Heideggers nach und Sie können dann sehen was er sich dabei gedacht hat. Heidegger hat das schon insofern "gewusst" und eine entsprechende Vorstellung entwickelt wie er das "bewelkt stelligen" könnte. Aber vermutlich wollen Sie sich mal die Mühe machen, bei Heidegger selbst nachzulesen , denn dann könnte dieser Punkt ja Ihnen vielleicht noch klarer werden oder? Sie müss(t)en eigentlich auch selbst mal etwas nachlesen. Dann würde einiges klarer werden, wie Heidegger das gedacht hat. Und dann muss ich Ihnen das Ganze ja nicht immer philosophisch "vorkauen", hier ist also auch etwas "Eigenintiave" gefragt, wenn Sie Heidegger verstehen wollen. Wenn Sie daran kein Interesse haben, machen Sie es sich natürlich der Sache nach einfacher, wenn Sie dieses Denken eben in oberflächlicher Weise behandeln und ignorieren. Sie kommen damit zu einem Urteil über einen Philosophen, ohne diese in angemessener Weise selbst gelesen zu haben, was natürlich die Sache in der Verurteilung eines Philosophen, so vereinfacht, nicht wahr?

Wenn Sie das (auch) wissen möchten, warum machen Sie sich nicht auch selbst ein Bild davon und schauen einfach in Heideggers Schriften mal selbst nach? Oder wäre das für Ihre bequeme Position zuviel geistiger Aufwand? Mit diesem (Lese) Aufwand könnten Sie sich auch die ein oder andere Frage selbst beantworten bezüglich Heidegger (und der Überwindung der Metaphysik) oder? Heidegger selbst auch zu lesen in dieser Frage, schadet ja gewiss nicht (statt ihn zu verurteilen ohne ihn selbst wirklich gelesen zu haben, was natürlich einfacher und bequemer ist oder?) :morgen:

Salve!
 
Nun dass man im Bereich der Philosophie oft kontrovers diskutiert oder gar streitet ist ja bekannt. Ich selber ziehe -sofern das halt möglich ist- einen sachlichen Diskussionsstil vor, weil dieser den Vorteil hat, dass man dabei fokussiert auf das Thema bleibt (und nicht in Polemik "abdriftet").

Ich empfinde polemische Diskussionen oft als "abdriftend" vom eigentlichen Inhalt, so jedenfalls meine Erfahrung. Dass solche eventuell auch Erkenntnisgewinn bringen können, möchte ich aber nicht ausschließen wollen. Mir scheint das aber nicht der Regelfall zu sein, weil sich bei polemischen Diskussionen oft die Dinge im Kreis, ohne weiteren Erkenntnisgewinn, also im Sinne einer eher Negativ-Spirale.

Aber vielleicht ist das von Fall zu Fall anders, und nicht jede (philosophische) Diskussion ist gleich :morgen:

Polemische Diskussionen die sich im Kreis bewegen, ist ebenso nur sich zur Schau stellen wollen, wie es in philosophischen Diskussionen, in diesem Fall bei Heidegger ist.
Die Frau von Sokrates war auf jeden Fall klüger. :D
 
“philosophicus“ schrieb:
Heidegger fragt ja (S.357): "Was heißt: das Seyn zur Sprache bringen? > seine Antwort: "Das Seyn zur Sprache bringen heißt (wörtlich) das Wesen des Seyns im Wesen der Sprache als dem Gespräche der Stille des Brauches beruhen lassen".

Hinsicht der Frage der Terminologie ist mir dieses Zitat wichtig:

"Wir haben zwar seit zweiundeinhalb Jahrtausenden eine Sprache und Terminologie der Philosophie. Aber wir sind noch nicht zu einer Sage des Denkens gelangt. Sie ist von der Sprache der Philosophie durch einen Abgrund getrennt, aber auch unvergleichbar mit dem Wort des Gesanges (der <Poesie>)."


Heidegger hebt hier "die Sage des Denkens" gegenüber der "Sprache und Terminologie der Philosophie" hervor. Philosophie ist aber für Heidegger vor allem "Metaphysik" bzw. "Ontologie" (GA 97, S.162f.). Er hat versucht eine Terminologie zu schaffen, die nicht mehr die traditionelle Sprache der Metaphysik in seinen Augen spricht. Wie weit das überzeugend ist, lässt ich mal dahingestellt. Daher der Versuch einer neuen Begriffichkeit bei ihm.

Heidegger beispielsweise definiert ja auch seine Begriffe bzw. erläutert diese.

Ein Beispiel aus Sein und Zeit (S. 7):

"Dieses Seiende, das wir je selbst sind und das unter anderem die Seinsmöglichkeit des Fragens hat, fassen wir terminologisch als Dasein".
und S.11: "Wissenschaften haben als Verhaltungen des Menschen die Seinsart dieses Seienden (Mensch). Dieses Seiende fassen wir terminologisch als Dasein."

Der Begriff "Dasein" meint bei Heidegger nichts anderes als der Mensch selbst, wie man sehen kann.

Aber hier noch ein anderes Beispiel: "Das Sein selbst, zu dem das Dasein sich so oder so verhalten kann und immer irgendwie verhält, nennen wir die Existenz" (S.12).

Ich begnüge mich erstmal mit diesen beiden Beispielen. Man kann aber sehen, dass Heidegger hier schon die Begriffe seiner philosophischen Terminologie genau bestimmt.

Wie kann man also sagen, dass diese Begriffe bei Heidegger nicht klar definiert werden?

Wenn man sich auf Sein und Zeit bezieht, sieht man eher, dass das Gegenteil der Fall ist und es eine klare Definition seiner Begriffe dort auch gibt. Der Vorwurf bzw. die Kritik eines "Schwurbelsprechblasendickicht" bezüglich Heideggers Sprache/Terminologie ist daher im Grunde nicht haltbar . Da sich schon zeigen lässt, dass es bei Heidegger klare Definitionen seiner Begriffe gibt.

Auch das musste nochmal hier klar hervorgehoben werden.

PS: Wer sagt, dass es diese klaren Definitionen von Begriffen bei Heidegger nicht gibt , kann eigentlich leicht eines besseren belehrt werden, um es mal so zu sagen. Ich denke -offen gesagt, dass man dies nur sagen kann , wenn man Heidegger nur unzureichend gelesen hat. Man erlaube mir diese Kritik an dieser Stelle.

Heidegger ist meines Erachtens also schon recht "sorgfältig" mit seiner Sprache/Terminologie umgegangen.

Du gibst dir ja echt viel Mühe mit Heidegger, aber wenn man sich mit ihm wirklich tief beschäftigt, müsste man, so meine Erfahrung, den 'Eiertanz' deutlich erkennen um das Sein.
Am Ende vergleiche ich Heidegger mit Kant und frage mich, was trug er nun wirklich dazu bei, sich hinweg (egal wie man dies nun ausspricht), der Metaphysik zu entziehen?
'Das Gestell' als negativ zu betrachten, ist in meinen Augen dumm.
Das Sein ist und bleibt positiv, nur der Mensch mit seiner grenzenlosen Dummheit überschätzt sich all zu oft gerne und dies ist allzumenschlich!
Ein positiv denkender Mensch ist hier klar im Vorteil, denn 'das Ganze' als Komplexität zu verstehen, verlangt viel.
Heidegger 'kopiert' Gedankengänge von anderen Philosophen, vermengt sie und bringt sie durch eigene Neuschöpfungen zur Sprache.
Am Ende blieb ihn nichts anderes übrig, als sich in Dichtung zu verstecken.
Wobei er hier abermals viel kopierte!
Ein guter Psychoanalytiker müsste diese Versuche zu deuten wissen. ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Heidegger 'kopiert' Gedankengänge von anderen Philosophen, vermengt sie und bringt sie durch eigene Neuschöpfungen zur Sprache.
Am Ende blieb ihn nichts anderes übrig, als sich in Dichtung zu verstecken.
Wobei er hier abermals viel kopierte!
Ein guter Psychoanalytiker müsste diese Versuche zu deuten wissen. ;)

Ob nun mit Freud oder Freude: Hervorragend analysiert! :danke:
 
Und wer philosophiert, der argumentiert ja auch.

Oder das Philosophieren?


Nun Heidegger hat sehr viel über Sprache nachgedacht in seinem philosophischen Werk. Es gibt ja den Paragrafen 34 in Sein und Zeit (ab S.160), wo es beispielsweise heißt: "Die Hinausgesprochenheit der Rede ist die Sprache".

Darauf muß man erst einmal kommen! :lachen:

Die Vertintung der Rede ist der handgeschriebene Text und der wiederum besteht aus Zeichen eines erlernten Systems zur tätigen Zeichenverwendung. Echt krass, was Heidegger und ich drauf haben, nicht wahr?


Grüß Gott!
 
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Sehr geehrter Herr Philosophisticus,

bitte ent-schuldigen Sie die Numerierung Ihrer Sätze - sehr frei nach dem naturwissenschaftlich orientierten Sprach-Philosophen Ludwig WITTGENSTEIN (denken Sie bitte an die Dissertation aus dem Jahre 1918 !!!!" Tractatus logico-philosophicus", die er seinerzeit bei Bertrand RUSSELL geschrieben hatte, der mit seinen "Probemen der Philosophie" wenigstens bei mir bekannt geworden ist (Achtung, das war ironisch gemeint).
Zu 1.: Wem ist das bekannt ?
Zu 2.: Wahrscheinlich verstand er im Sinne von Edmund HUSSERL die Phänomenologie zugleich als Ontologie ...!?
Zu 3.: Ja !
Zu 4.: "Man müsste schauen ..."
Wer ist "man"? (Achtung Ironie) Hoffentlich keine Frau.... (Ironie-Ende)
Zu 5.: Ja ! (Aber warum wohl wollte er, daß der Physiker Carl Friedrich von WEIZSÄCKER als Philosophie-Professor nach Freiburg geht, was Sie vermutlich noch gar nicht wissen ....?)

Darum .... !
Kurz halten,alsoo_O
 
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