Zweifelsohne, denn ausschließlich darum geht es in seiner "Philosophie".
Nein, das kann man so nicht verallgemeneinernd sagen. Denn es gibt ja viele Themen in Heideggers "Philosophie", welche ich nicht als durch und durch "nationalsozialistisch" /"faschistisch" sehe. Heidegger hat über viele philosophische Themen wie Sprache, Dichtung, In -der Welt (soziales Zusammenleben) , Angst auf seine Weise nachgedacht. Der Aspekt des Antisemitismus ist ein problematischer Aspekt, aber nicht der einzige Aspekt dieser Philosophie/dieses Denkens. Man muss das differenzierter betrachten.
Dann war Hitlers Antisemitismus also demzufolge ein "germanischer"?
Beurteilen wir künftig den Antisemitismus aus Sicht der Antisemiten. Bravo!
Hitlers Antisemitismus ist nicht so einfach vergleichbar wie der von Hitler. Wenn man jedenfalls an die problematischen Äußerungen in den Schwarzen Heften denkt. Hier stehen diese Äußerungen aber in einem seinsphilosophischen Kontext. Und bei Hitler geht es eben weniger philosophisch dazu als bei Heidegger. Das ist für mich ein wichtiger Unterschied, obwohl Heidegger von Hitler auch begeistert war.
Man muss zwischen verschiedenen Formen des Antisemitismus unterscheiden. Heideggers unterscheidet sich schon der Form nach von Hitlers.
Allerdings, das muss man in der Tat nicht.
Ja, man kann aber Trawnys Position zur Kenntnis nehmen, ohne diese teilen zu müssen.
Eigentlich müsste Trawny nicht danach fragen, was für ein Antisemitismus bei Heidegger vorliegt, sondern was sich Heidegger durch seinen Antisemitismus versprochen haben könnte, welche Motive ihn möglicherweise dazu verleitet haben. Dass in seiner "Philosophie" (bzw. "Seinsgeschichte") typisch ideologische Denkmuster bestens aufgehoben sind, war schon vor den konkreten antisemitischen Äußerungen vielen Kritikern klar. Ich zähle mich hinzu - mich begeisterte Heidegger ganz zu Beginn, aber nur kurz - nämlich bis ich feststellte, dass seine Begriffe inhaltsleer sind.
Nun ich kann halt hier nur Trawnys Vorgehensweise konstatieren und seine Fragestellung ist eben die, welche Art von Antisemitismus hier bei Heidegger eben zu finden ist. Wie sich dieser Antisemitismus philosophisch bei Heidegger ergeben hat, kann ich momentan nicht eindeutig beurteilen. Für ihn ist das ganze ja mit seiner Technikkritik verbunden. Aber ich denke man kann sagen, dass Heideggers Denken eben zeitweise nicht frei von Ideologie war (für die er eben anfällig war). Die "Motive" kann ich jedenfalls jetzt nicht nennen.
Meine Meinung ist ja bekannt: ich sehe ihn zwar auch kritisch aus bestimmter Perspektive bzw. kenne seine problematischen Seiten, aber dafür würde ich -salopp gesagt- nicht seine ganze Philosophie "in den Müll" werden oder dergleichen. Wie man zu dem Eindruck, dass Heideggers Begriffe "inhaltsleer" sind, kommt ist mir etwas schleierhaft. Denn man kann ja zeigen, dass Heidegger seine Begriffe in Sein und Zeit schon erklärt und präzisiert (siehe z.B. den Begriff des "Daseins", welchen er dort einführt).
Und wie lassen sich deine "Bedenken" begründen? Würde mich doch schon interessieren - und bitte bitte: Nicht wieder Heidegger zitieren, Trawny oder sonstwen, ich möchte deine Sicht der Dinge erfahren!
Nun "Rassismus in Reinform" ist das deshalb nicht, weil er sich ja nicht plump antisemitisch äußert, sondern in den Schwarzen Heften wird das "seinsphilosophisch" (im Kontext der Seinsgeschichte) aufgeladen. Weil es hier einen philosophischen Ansatz gibt bei Heidegger (bzw. der dahinter steht), daher kann man nicht von einem plumpen Rassismus in Reinform sprechen. Besser?
Kalter Kaffee - dafür brauchen wir keinen Trawny...
Nun, das kann man ja bei Heidegger selbst nachlesen in seinen philosophischen Schriften
Wo bitte nennt Heidegger seinen Zuhörern einen Ausweg aus der vorgeblichen "Seinsvergessenheit", den diese halbwegs verbindlich einschlagen könnten? Meinem Dafürhalten nach gibt es den schlicht nicht, entsprechende Stellen besagen dies klipp und klar: Der Mensch kann großgeglückt zum "Hörenden" werden. Das wars - der Rest ist Seinsgeschick. Deshalb ist es auch absurd, in Heideggers Texten eine Ethik unterbringen zu wollen.
Also ich verstehe das so, dass Heidegger durch sein Denken wieder zurück zu einem angemessenen Verständnis des Seins zu kommen bzw. diesem nachzudenken. Das scheint mir eine Hauptintention von Heideggers philosophischen Werk zu sein, den Lesern für dieses Thema philosophisch zu sensibilisieren , bzw. auf diese "Seinsvergessenheit" (welche aus seiner Sicht) eben philosophisch aufmerksam zu machen bzw. diese auch zu sehen. Er möchte durch seine Schriften wieder zu einem angemessenen Denken des Seins führen. Das ist jedenfalls -grob gesagt- mein bisheriges Heidegger-Verständnis (vereinfacht gesagt).
Er möchte eben die Leser für das "Sein" sensibilisieren , und wieder zu einem verstärkten Nachdenken über denselben führen, so dass die "Seinsvergessenheit" vielleicht überwinden werden kann.
Zur Ethik-Frage ist ja meine Position bekannt.
Eine Ethik beschäftigt sich mit dem Menschen und seinem Handeln (in und mit der "Welt"). Heidegger weist aus der "Welt" hinaus in eine höhere Sphäre. Er macht also das, war vor der "Erfindung" der Philosophie gang und gäbe war: Mystik.
Das kann bei Heidegger so nicht sagen, weil (wie Nancy schon zeigte) es auch das "Verhalten des Daseins" geht. Denn das Dasein handelt ja auch in seiner Welt (also der Mensch). Es gibt ein Denken der Handlung bei Heidegger mit Bezug auf den Menschen . Und da auch das Dasein handelt, kann man mit Nancy gesprochen auch von der Fundamentalontologie als sog. "Fundamentalethik" sprechen. Es gibt ein ethos des Seins , welches diesem nicht äußerlich ist für Heidegger. Jedenfalls nach meinem bisherigen Verständnis. Heidegger kann man nicht so einfach als "Seins-Mystiker" betrachten, obwohl das eben einige Kritiker gern tun...(und es sich damit einfach machen).
Heidegger ist ein Rückfall im Denken und so braucht es nicht verwundern, dass er im Nationalsozialismus eine geistige Heimat vermutete, bzw. ihm diese bieten wollte.
Ich sehe ihn nicht als ein "Rückfall" an, er bzw. sein Denken aber hat eben eine problematische Seite.
Man darf oder sollte Heidegger nicht allein auf den Nationalsozialismus reduzieren, denn Sein und Zeit ist ja auch vor 1933 erschienen.
Starker Tobak. Was soll man dazu noch sagen.
Naja ich spreche lieber in Bezug auf die Schwarzen Heften von einem philosophisch bedingten Antisemitismus. In seinen Briefen an den Bruder Fritz , findet man aber deutlich antisemitische Stellen, die weniger philosophisch bedingt sind (und wo ich ein Beispiel schon genannt hatte). Aber wir können gern bei den Schwarzen Heften bleiben.
Ich sage ja nicht, dass Mystik nicht auch faszinierende Seiten haben kann. Die Kosmogonie der alten Griechen hat reizvolle Seiten und bietet eine Fülle an Auslegungsmöglichkeiten und Denkansätzen - bis in alle Ewigkeit kann sich der Mensch an solchen Erzählungen in einem ästhetisch-künstlerischen Sinne laben. Das ändert aber nichts daran, dass es die Philosophie war, welche die Trennung von Mystizismus und Wissenschaft begründete. Deshalb sitzen wir heute an Computern und können uns über derlei Angelegenheiten unterhalten.
Naja ich würde dem entgegenhalten, dass mir der frühe Wittgenstein mehr Mystiker zu sein schien , als Heidegger. Heidegger hat eine starke philosophisch rationale Denkweis, die eher nur bedingt mystisch ist.
Auch für Heideggers Philosophie gilt, dass sie "logos" ist (also überwiegend rationell).
Die Kosmogonie der Griechen ist natürlich reizvoll.
Natürlich gab es eine Bewegung vom mythos zum logos der Philosophie (wozu ich auch Heideggers Philosophe/Denken zähle). Der Wissenschaft und Technik kann man natürlich danken, dass so eine Debatte über Internet hier möglich ist.
Heidegger und "Sozialphilosophie"? Was bedeutet es denn nach Heidegger, dass "der Mensch in sozialer Koexistenz mit anderen existiert"? - von der zwiefachen "Existenz" einmal abgesehen. Und nein: Mir reicht es nicht zu erfahren, dass der Mensch nach Heidegger je schon mit anderen existiert. Auch der Umstand, dass er nicht selten Dinge oberflächlich betrachtet und Normen befolgt ("man" macht das halt so), wäre für mich keine sensationelle philosophische Neuheit. Also dann, ich bin gespannt!
Ja , Heidegger und Sozialphilosophie. Denn Heidegger reflektiert in seiner Terminologie das menschliche Zusammenleben , wie es durch Sprache reguliert wird und dass der Mensch ein soziales Wesen ist, welches im Grunde nicht allein existiert, sondern immer mit anderen. Klingt vielleicht banal, ist es aber nicht. Sondern Heidegger hat diesen Tatbestand in seiner Sprache eben reformuliert und deshalb ist er an dieser Stelle auch für Soziologen /Sozialtheoretiker interessant meines Erachtens. Der Mensch lebt immer in einem sozialen Zusammenhang, es gibt immer Andere mit denen er in einer Gesellschaft zusammenlebt, ob er das möchte oder nicht. Man kann diesen Punkt aber gern aufgreifen, falls dir das jetzt zu knapp thematisiert sein sollte. Die Sozialität des Menschen besteht in dem was man eben die "Koexistenz" (das Mitsein in Heideggers Sprache) nennt und die eben zur Struktur des menschliches Daseins/Lebens gehört.
Aha. Und dafür hat es Heidegger gebraucht: Um ein neues Wort dafür zu kreieren, dass der Mensch - jedenfalls im physiologisch gesunden Zustand - immer über Emotionalität verfügt...
Einen schönen Abend wünscht trotz allem
Phil
Nun ,was spricht dagegen ein bekannten Umstand , nicht mal durch eine neue philosophische Begrifflichkeit zu reformulieren? Wobei es darum auch geht, dass der Mensch sich immer in einem Affektzustand sich befindet und nie ohne Stimmung sich befindet. Falls dir die Antwort zu knapp ist, kannst du dies ja gern ansprechen in deiner Antwort.
Gute Nacht und ja, man kann gern weiter debattieren (auch in kontroverser Weise)!
Philosophist
PS: Es wäre vielleicht nett, und das sage ich jetzt mal, wenn man vielleicht einen längeren Beitrag verfasst . Denn es ist natürlich auch für mich eine gewisse "Mühe" und Zeitaufwand auf deine Punkte angemessen einzugehen. Wäre es vielleicht möglich , dass man sich auf einen längeren Beitrag pro Tag einigt? Ich kann ja dafür versuchen - im Gegenzug- auch mich "etwas kürzer zu fassen". Ist wie gesagt nur eine Idee/ein Vorschlag, den man vielleicht nachvollziehen kann (oder?). Es kann natürlich aber auch in dem Stil so weitergehen, wäre dann aber eben etwas "mühevoller"/"zeitaufwendiger", wo die Gefahr besteht, dass einem dabei die "Lust" vergeht.....