Ekkehard Friebe
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Hallo alle zusammen!
Ich möchte zur Diskussion in diesem Forum auf einen wichtigen Vortrag von Professor Dr. Gerhard VOLLMER aufmerksam machen, der auf einer Frühjahrstagung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG), Fachverband „Didaktik der Physik“ gehalten wurde und der 1989 in der Zeitschrift: „Naturwissenschaften“ veröffentlicht wurde.
In dem vorstehend genannten Vortrag heißt es:
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VOLLMER, G. (1989): „Darf man Falsches lehren?"
Eine wissenschaftsdidaktische Überlegung,
aus „Naturwissenschaften“ 76 (1989) S. 185 - 193
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Beste Grüße Ekkehard Friebe
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Ich möchte zur Diskussion in diesem Forum auf einen wichtigen Vortrag von Professor Dr. Gerhard VOLLMER aufmerksam machen, der auf einer Frühjahrstagung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG), Fachverband „Didaktik der Physik“ gehalten wurde und der 1989 in der Zeitschrift: „Naturwissenschaften“ veröffentlicht wurde.
In dem vorstehend genannten Vortrag heißt es:
VOLLMER, G.: "Darf man Falsches lehren?" [aus: Naturwissenschaften 76, 185 - 193 (1989)]
"Dass jemand bewusst Falsches lehrt, scheint sowohl die Ethik der Wissenschaft als auch die Pflichten des verantwortungsvollen Erziehers zu verletzen. Gleichwohl lehren wir regelmäßig Falsches, etwa Galileis Fallgesetze oder überhaupt klassische Mechanik. Und unter genau angebbaren Bedingungen dürfen wir das auch. Insbesondere muss die als falsch erkannte Theorie in anderen Hinsichten ausreichend brauchbar sein.
Eine Gewissensfrage?
Die Frage, ob man auch Falsches lehren dürfe, wird zunächst und spontan ein entschiedenes Nein hervorrufen. Es schiene sowohl der Wahrheitssuche der Wissenschaft als auch dem pädagogischen Auftrag des Lehrenden zu widersprechen. Allerdings werden auch sofort einige Bedenken und Einwände auftauchen, Einwände freilich, die eher den Sinn und die Berechtigung der Frage als die verneinende Antwort betreffen. Sie sollten deshalb vorweg bedacht werden.
Erstens wissen wir, dass wir - auch als Lehrer - nicht gegen Irrtum gefeit sind. Da wir fehlbar sind und da unser Wissen immer vorläufig bleibt, kann im Prinzip jedes Element unseres Lehrstoffs auch falsch sein. Wer Wissen vermittelt, der läuft damit auch Gefahr, Irrtümer weiterzugeben. Und wer, um dieses Risiko zu vermeiden, nur als sicher Erkanntes lehren wollte, der dürfte überhaupt nichts mehr lehren.
Das Verbot oder die Weigerung, Falsches zu lehren, kann sich also nur auf bekannt Falsches beziehen. Und die Frage lautet eben genauer: Darf man bewusst Falsches lehren? Darf man etwas lehren, von dem man bereits weiß, dass es falsch ist? Die spontane Antwort auf diese präzisierte Frage wird dann allerdings ein ebenso entschiedenes Nein sein.
Zweitens könnte man kritisch nachfragen, ob man denn wissen könne, dass eine Hypothese, eine Theorie oder ein Verfahren falsch ist. Wenn all unser Wissen fehlbar ist, wie kritische Rationalisten und hypothetische Realisten behaupten, ist dann nicht auch unser Wissen um das Falsche und um die Fehlbarkeit unseres Wissens fehlbar? Wenn wir nichts sicher wissen, dann doch auch nicht, dass etwas falsch ist. Kommen wir dann überhaupt jemals in die Verlegenheit, gewusst Falsches zu lehren?
Die Einsicht in die Fehlbarkeit unseres Wissens bedeutet nicht, dass wir nichts wissen und nichts wissen können. Sie zeigt nur, dass wir Sicherheit nicht als Merkmal eines angemessenen Wissensbegriffs ansehen sollten. Fordert man nämlich, dass Wissen sicher sein müsse (so dass „sicheres Wissen“ ein Pleonasmus, „fehlbares“ oder „Vermutungswissen“ dagegen ein Selbstwiderspruch wäre), dann schließt die These von der Fehlbarkeit menschlichen Wissens ein, dass wir überhaupt nichts wissen, und dies würde unserer Intuition doch allzu sehr widersprechen. Nicht einmal in der Wissenschaft gäbe es dann Wissen; wenn aber hier nicht, wo sonst?
Akzeptieren wir jedoch einen Wissensbegriff, der Fehlbarkeit zulässt, dann können wir uns natürlich nicht nur darüber irren, was wahr, sondern auch darüber, was falsch ist. Und wir können dann auch wissen, dass etwas falsch ist, ohne dessen auch sicher sein zu müssen. In diesem Sinne also stellen wir die Frage, ob man etwas lehren - und damit als wahr hinstellen - darf, von dem man weiß, besser: zu wissen glaubt oder vermutet, dass es falsch ist. Und auch in diesem noch einmal präzisierten Sinne wird man die Frage wieder mit einem spontanen Nein beantworten. Schiene es doch das wissenschaftliche Ethos zu verletzen, wenn man „„wider besseres Wissen“ Falsches lehren wollte.“ (Zitatende)
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VOLLMER, G. (1989): „Darf man Falsches lehren?"
Eine wissenschaftsdidaktische Überlegung,
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Beste Grüße Ekkehard Friebe
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