Wir fordern alle, jeden Tag, auf Teufel komm raus das Schicksal heraus, sobald wir das Haus verlassen. Wieso nicht einfach drin bleiben und gar nichts mehr tun, wenn die Welt so gefährlich ist? Corona hat irgendwie die Massen getriggert, das Lebensrisiko zu entdecken. Keine Ahnung, was ihr alle für einen Film schiebt. Ich komme mir mittlerweile in dieser Maskenwelt vor wie in einem grottenschlechten Katastrophenfilm, in dem einfach nichts passiert, außer Panik.
Ich erkläre es dir:
Es gibt Menschen, die das Leben lieben, weil sie sich an eigenen Erfolgen oder an den Erfolgen ihrer Kinder freuen, weil sie gerne Feste feiern gemeinsam mit Angehörigen und Freunden, weil sie gern die Welt bereisen, fremde Kulturen kennenlernen und Menschen fremder Kulturen zu verstehen lernen und ähnliches mehr. Sie erfreuen sich an allem, was die Natur hervorgebracht hat und an allem, was der Mensch in seiner Geschichte hervorgebracht hat an Monumentalbauten, an Kunst und Kulturgüter und an technologischen Errungenschaften und sie wollen das alles hautnah erleben.
Solche Menschen wollen wieder all das, was sie wegen der Pandemie vermisst haben, wieder genießen können und sie wissen, dass das nur möglich ist, wenn alle sich an bestimmten Regeln halten, denn um einen herum gibt es genug Fälle von Menschen, die infiziert wurden und keine Möglichkeit mehr haben, all das wieder zu genießen, sei es, weil sie noch mit den Spätfolgen der Krankheit zu kämpfen haben oder weil sie daran gestorben sind und das wünschen sie weder sich selbst, noch ihren Angehörigen und Freunden – eigentlich niemandem.
Auf der anderen Seite gibt es aber auch Menschen, die mit dem Leben abgeschlossen haben, weil sie keine Freude mehr daran haben, weil sie keine Träume mehr haben, weil sie keine Menschen um sich herum haben, mit denen sie die Freuden des Lebens teilen können oder ganz einfach weil sie Fatalisten sind und ihr Schicksal und die Kontrolle über ihr Leben dem Zufall überlassen.
Solche Menschen betrachten nur ihre triste Gegenwart und malen sich eine ebensolche Zukunft aus und können nicht verstehen, dass andere aus ihrer glücklichen Vergangenheit zehren, solange die Pandemie andauert und alles unternehmen, damit ihre Zukunft wieder so glücklich wird, wie ihre Vergangenheit schon war.
Es ist nicht das Lebensrisiko, das die Menschen dazu motiviert, Masken zu tragen und sonstige Schutzmaßnahmen zu treffen, sondern ihre Sehnsucht nach einem wieder normalen Leben mit allen seinen Freuden. Das Lebensrisiko haben nur solche ständig vor Augen, die immer nur für sich selbst Verantwortung getragen haben und ihre triste Zukunft auch allen anderen zuzuschreiben meinen. Für alle anderen stehen die Lebensfreuden und die Aussicht darauf im Vordergrund.
Ich will das Leben wieder so genießen können, wie ich es vor der Pandemie getan habe und nur deshalb schütze ich mich und mein Umfeld vor dem Virus, deshalb habe ich mich auch impfen lassen und nicht aus Panik, sondern aus reiner Vernunft, denn auch das glückliche Leben, das ich vor der Pandemie hatte, das musste ich mir erarbeiten und erkämpfen. Das gilt jetzt auch und das trifft nicht nur mich, sondern die ganze Welt und um glücklich zu sein wie bisher, brauche ich die ganze Welt, denn ich will sie noch näher kennenlernen.
Wie realitätsblind muss man denn sein, um nicht sehen zu können, dass die ganze Welt gerade genau das wieder erreichen will, was sie schon hatte: die Normalität.