AW: CHRISTUS als Phänomen
Hallo Eisi,
Ich sehe deine Tabelle keineswegs als Juxartikel, sehe aber auch nach deinen Ausführungen KEINERLEI wie auch immer gearteten Zusammenhang innerhalb der Tabelle, wie auch keinen Zusammenhang des Ganzen mit Christus.
Es sind Schlagwörter, die nebeneinander bzw. untereinander aufgelistet stehen, jedes auf seine Art "wichtig" für ein gesellschaftliches Zusammenleben, das ist alles.
So steht beispielsweise "Zufriedenheit" unter der Überschrift "Christi Leib/Natürlichkeit/Gruppe" - warum?
"Tapferkeit" steht unter "Christi Blut/Menschlichkeit/Menschheit" - warum?
Das sind nur zwei Beispiele. Auf mich wirkt die ganze Tabelle so.
... ja, vielleicht war es in der Tat verfrüht, die Tabelle zu veröffentlichen, weil sie anscheinend mehr Fragen aufwirft und vor allem auch Unmut erzeugt, als dass sie Menschen guten Willens dazu einlädt, das Denkgebäude der Kritischen Aufklärung, das uns zunehmend zum unmenschlichen Zuchthaus wird, rechtzeitig zu verlassen. Was ich mit dem Auszug aus dem gedanklichen Gefängniss meine, das habe ich mittels einer Schautafel versucht darzustellen.
"Christus als Phänomen" lässt sich von daher nicht mehr mit dem inzwischen unzureichenden Denkraster der
Kritischen Aufklärung (dualistisches und trinitarisches Denken) verständlich machen, sondern es bedarf dem ganzheitlichen Denken der
Konstruktiven Aufklärung (quadrinisches und kyklisches Denken). Diesem neuen Denken, das ein ganzheitliches Bewusstsein vom Menschen und seiner Welt hilft mit auszubilden, liegt die sogenannte
fraktale Ableitungsmethode meines denk4-Ansatzes zu Grunde.
Warum nun "Zufriedenheit" unter
"Christi Leib/Natürlichkeit/Gruppe"?
Von obiger Tabelle ausgehend gibt es soetwas wie ein
Netzwerk Natur (Naturheit) und ein
Netzwerk Mensch (Menschheit). Diese grundlegende erste Unterteilung des EINEN baut auf der Setzung von Rene Descartes auf. Das konstruktive an meiner Setzung ist jetzt jedoch die schlüssige Verbindung dieser beiden Super-Hyper-Netzwerke mittels eines ganzheitlichen
Bildes vom Menschen (= das ICH und die SEELE -> der Mensch als Phänomen) - und zwar ohne auf Kosten der "Menschheit" (dem Denken des Idealismus) oder auf Kosten der "Naturheit" (dem Denken des Materialismus).
Allerdings muss das
phänomenale Denken, das sich versucht im Spannungsbreich dieser völlig verschiedenen Seins-Bereiche "vernünftig" zu bewegen noch geübt werden - wir müssen also unser Reflexionsvermögen hinsichtlich "Ganzheitlichkeit" noch trainieren. So würde beispielsweise unser
moralisches Bewertungssystem durch das neue phänomenale Denken auf verschieden Ebenen "vernünftiger" urteilen können: z.B. was für das menschliche Individuum einerseits "nützlich" und andererseits "unbrauchbar" ist; oder was für die Gruppe "gut" und "schlecht" ist, oder "richtig" und "falsch" für die Kultur sein könnte und was letzten Endes auch "sinnvoll" und "sinnlos" für die Menschheit bedeutet. Denn es wäre ja das eigentliche Ziel, dass jeder Mensch erkennt, dass das, was für die Menschheit sinnvoll ist, letztlich auch für jedes menschliche Indivduum sehr sehr nützlich ist (denn wir sitzen alle im "gleichen Boot"), also auch für
jeden von uns "sinnvoll" sein muss! (z.B. Frieden) - selbst dann, wenn es für das einzelne Individuum auf den ersten Blick vielleicht gar nicht einsehbar ist (vgl. z.B. Altruismus).
Die Ebene des "Individuums" und der "Gruppe" finden wir z.B. generell auch im Tierreich (im Gegensatz zu "Kultur" im klassischen Sinne oder gar "Menschheit"), also im
"natürlichen Bereich". Insbesondere können wir diese Natürlichkeit der "Gruppe" auch bei Menschenaffen beobachten.
Das natürliche Welt-Phänomen der "Gruppe" umfasst äusserlich die Phänomene auf der zweiten Ebene der Christus-Tabelle und entspricht inhaltlich dem Kirchen-Phänomen "Koinonia".
"Leib Christi" verbinde ich in der Christus-Tabelle insbesondere auf der zweiten Ebene von unten her, auch mit dem, was man spätestens seit der kritischen Aufklärung vielleicht mit dem
"Staat als Phänomen" verbinden könnte.
Im Ideal sehe ich nämlich das staatliche Phänomen als
"Sozialgestalt der Würde". (Vgl. z.B. Artikel 1,1 GG und
weitere Andeutungen dazu meinerseits)
"Blut Christi" verbinde ich dagegen eher mit dem
Phänomen Kirche als
"Sozialgestalt der Liebe". In Bezug auf "Gruppe" inhaltlich mit der Koinonia-Ebene, also der lebendigen Gemeinschaft in Liebe.
Den "Leib Christi" auf der Gruppen/Koinonia-Ebene der Christus-Tabelle spricht nämlich bezeichnenderweise der Apostel Paulus in seinem Brief an die Römer an. Vorweg muss gleich dazu gesagt werden, dass gerade das folgende Wort des Apostels der Völker in der bisherigen Menschheitsgeschichte insbesondere von christlichen Machthabern - egal ob auf staatlicher oder kirchlicher Seite - immer wieder von neuem auf unglaublich entwürdigende Weise missbraucht wurde und vielleicht auch noch immer missbraucht wird:
"Jeder leiste den Trägern der staatlichen Gewalt den schuldigen Gehorsam. Denn es gibt keine staatliche Gewalt, die nicht von Gott stammt; jede ist von Gott eingesetzt. Wer sich daher der staatlichen Gewalt widersetzt, stellt sich gegen die Ordnung Gottes, und wer sich ihm entgegenstellt, wird dem Gericht verfallen. Vor den Trägern der Macht hat sich nicht die gute, sondern die böse Tat zu fürchten; willst du also ohne Furcht vor der staatlichen Gewalt leben, dann tue das Gute, so daß du ihre Anerkennung findest. Sie steht im Dienst Gottes und verlangt, daß du das Gute tust. Wenn du aber Böses tust, fürchte dich! Denn nicht ohne Grund trägt sie das Schwert. Sie steht im Dienst Gottes und vollstreckt das Urteil an dem, der Böses tut.
Deshalb ist es notwendig, Gehorsam zu leisten, nicht allein aus Furcht vor der Strafe, sondern vor allem um des Gewissens willen. Das ist auch der Grund, weshalb ihr Steuern zahlt; denn in Gottes Auftrag handeln jene, die Steuern einzuziehen haben. Gebt allen, was ihr ihnen schuldig seid, sei es Steuer oder Zoll, sei es Furcht oder Ehre." (Röm 13,1-7)
... und so gesehen, ist gerade das
Gewissen in gewisser Weise der
"ALTAR CHRISTI" im Menschen, in dem sich "Leib" und "Blut Christi" miteinander in "WÜRDE" und "LIEBE" verbinden sollen!
Unter dem Aspekt von
"religiöser Integrität" (vgl. unter "4. Zu Roosevelts zweiter Freiheit") sehe ich z.B. auch den Artikel 4 GG oder Artikel 7 GG, die letzten Endes ausschließlich durch den Artikel 1,1 GG gerechtfertigt werden:
Artikel 4 GG:
“(1) Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.
Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.
(3) Niemand darf gegen sein Gewissen zum Kriegsdienst mit der Waffe gezwungen werden. Das Nähere regelt ein Bundesgesetz.”
Artikel 7 GG:
“(2) Die Erziehungsberechtigten haben das Recht, über die Teilnahme des Kindes am Religionsunterricht zu bestimmen.
(3) Der Religionsunterricht ist in den öffentlichen Schulen mit Ausnahme der bekenntnisfreien Schulen ordentliches Lehrfach. Unbeschadet des staatlichen Aufsichtsrechtes wird der Religionsunterricht in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Religionsgemeinschaften erteilt. Kein Lehrer darf gegen seinen Willen verpflichtet werden, Religionsunterricht zu erteilen.”
So gesehen wird die äussere und innere Verbundenheit der "Bundesrepublik Deutschland" und der "Katholischen Kirche von Deutschland" im "Phänomen Christus" mit dem folgendem Satz sehr treffend zum Ausdruck gebracht:
„Im Schnittpunkt von kirchlichem Auftrag und politischer Aufgabe steht der Respekt gegenüber der Würde des Menschen.“
(Die deutschen Bischöfe, Gerechter Friede, Nr. 66, Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz (Hrsg.), Bonn 2000, unter Abschnitt 58)
... und dies sehe man wiederum im Zusammenhang mit der Vision des Philosophen Immanuel Kant vor über 200 Jahren:
“Wenn denn die Natur unter dieser harten Hülle den Keim, für den sie am zärtlichsten sorgt, nämlich den Hang und Beruf zum freien Denken, ausgewickelt hat: so wirkt dieser allmählich zurück auf die Sinnesart des Volks (wodurch dieses der Freiheit zu handeln nach und nach fähiger wird), und endlich auch sogar auf die Grundsätze der Regierung, die es ihr selbst zuträglich findet, den Menschen, der nun mehr als Maschine ist, seiner Würde gemäß zu behandeln.”
(aus: Immanuel Kant: Schlußsatz in der Schrift “Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?”, Königsberg 1784)
... und dass
"Zufriedenheit" als (seelischer) Zustand von Individuuen, die innerhalb einer Gruppe leben - in erster Linie als Familie zusammenleben -, also die
"Zufriedenheit in den Familien" als eigentliche Grundlage für ein "friedliches Miteinander" innerhalb von Gesellschaften (und unabhängig von Religion und Kultur) vorausgesetzt werden muss, das sollte doch jedem vernünftigen Menschen einleuchten! (vgl. dazu auch meine Anmerkungen zur
"Gewaltfreien Erziehung")
... und wo jetzt im alltäglichen Miteinander Probleme, Konflikte, Verschiebungen, ... usw. auftauchen, da sollten halt diese "Ungerechtigkeiten" (die eigentliche Ursache von "Unzufriedenheit") mittels "Recht", aber unter dem Vorzeichen des "Subsidiaritätsprinzips", der Würde des Menschen gemäß, grundsätzlich verhindert und notfalls, wenn doch vorhanden, mit "staatlicher Gewalt", beseitigt werden. Dieses urmenschliche Ringen mittels "Staat", um ein würdevolles Miteinander, bedarf aber letzten Endes prinzipiell auch der "Gerechtigkeit", wie sie beispielsweise dem Kern nach durch die Kirche in der Frohen Botschaft eines Jesus von Nazareth tradiert wird, wie auch beim Einzelnen der entfalteten Tugend der "Barmherzigkeit".
... ich hoffe, dass diese Ausführungen Dir,
joan05, wenigstens fürs Erste, den durchaus "vernünftigen Zusammenhang" der Christus-Tabelle etwas zugänglicher machen!
Gruss Franz