AW: Bin ich nur auf der Welt für andere?
Ein Gedanke kehrt immer wieder...
Bin ich nur auf dieser Welt um anderen zu helfen? Anderen eine Stütze zu sein?
Stimmt dieser Spruch - dass irgendwann alles Gute das man anderen tut zu einem zurück kommt?
Ich zweifle an meinem Sinn im Leben.
Es ist zwar schön, wenn man anderen dabei behilflich sein kann sich selber zu finden, oder ihnen einen neuen Weg aufzeigt wie sie ihr Leben bewältigen, oder das Glück finden - aber wo bleibe ich dabei.
Die Jahre zeigten mir immer wieder dass Menschen nur für einen gewissen Zeitraum ein Teil meines Lebens waren, aber sobald meine "Mission" erfüllt war, trennten sich unsere Wege.
Wo bleibt man dabei selber? Wann kommt jemand und mich glücklich, gibt mir das Gefühl etwas beonders zu sein...
Ich weiß einfach nicht ob das wirklich alles ist oder war...
Wieso kann ich keine Proseco trinkende, oberfläch lebende "Tussi" sein? Wieso muß ich immer alles hinterfragen, wieso bei jedem der mir begegnet seine Seele ergründen?
Ich bin doch ganz normal, aber doch gehöre ich nirgendwo dazu...
Schon als kleines Kind war ich eine "Eigenprödlerin", bereits in der Volksschule dachte ich über Dinge nach die nicht meinem Alter entsprachen - wie den Sinn des Lebens z.B.
Naja, ob ich hier Antworten bekomme bezweifle ich ja, aber wer weiß, vielleicht gbt es jemanden der meine Welt kennt...
Hallo,
dieses Eingangsposting hat mich angesprochen als Psychotherapeut denn genau diese Fragestellung höre ich von vielen Menschen immer wieder,
auch von Leuten die sich sozial engagieren. Das Geheimnis liegt darin zuerst denn Sinn des Lebens für sich zu entdecken und dann andere Menschen
unterstützen und nicht umgekehrt. Anderen helfen allein erfüllt nicht den Sinn für die eigene Existenz, er wird nur erfüllt wenn man einen Umgang
mit dem ganz persönlichen Leid des Daseins gefunden hat in sich selbst zunächst unabhängig von der Umwelt.
Einige Menschen werden dazu erzogen sich für Andere aufzuopfern, nur dann wäre ein Seelenfrieden möglich, auch im Christentum gibt es diese Tendenz,
das funktioniert nur kurzzeitig, es kommt Betroffenen zugute aber letztendlich macht es abhängig und die Seele gibt keine Ruhe,
es ist immer neuer Nachschub von betroffenen Wesen erforderlich die 'Hilfe' brauchen, auch sie werden nie selbstständig sondern abhängig von der Zuwendung.
Ein Teufelskreis in dem alle verstrickt sind wegen dem Glauben Hilfe nach außen geben und von außen nehmen ist das Optimum, ist es aber nicht.
Zuerst sollte sich jedes Individuum so weit selber stärken mit dem Potential das in ihm steckt so, dass es selbstbewusst und eigenverantwortlich existieren kann
in der sozialen Gemeinschaft. Der Glaube an das eigene Potential und an die eigenen Ressourcen ist zu fördern und zu bestärken.
Das ist das Gegenteil von Missionieren, nach der Befreiung von sich selbst ist es möglich andere Menschen bei der Befreiung zu unterstützen und
sie nicht abhängig zu machen. Das gibt einen wunderbaren Sinn im Leben, nämlich für Freiheit und Unabhängigkeit zu sorgen, zunächst bei sich selbst und
dann automatisch auch bei anderen. So gibt es kein schlechtes Gewissen nicht geholfen zu haben wenn jemand stirbt, es gibt Trauer und Loslassen,
jede Form von Sektiererei, Fanatismus, Zwang, Druck und andere negative gruppendynamische Prozesse mit erniedrigenden Machtstrukturen sind nicht notwendig.
Wer zuerst die Konflikte der eigenen Persönlichkeit auflöst ist auf der positiven Seite und hat die negativen übermächtigen Gefühle weniger zu fürchten.
Mehr Sinn als den Umgang mit Werden und Vergehen oder mit Leben und Tod kann ich mir im Moment für das Dasein nicht vorstellen, es schließt das Erleben
der gesamten Gefühlspalette durch alle Sinne ein ohne den Sachverstand zu vernachlässigen.
Danke für die Inspiration zu diesem Text, mir gibt das virtuelle Formulieren solcher Gedanken viel Sinn im realen Tun.