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Besinnliches zur Weihnacht

Weinachtsgeschichten

Da wird einem ja warm ums Herz, tolle Geschichten!
Braucht man in diesen komischen Ferientagen...:p
Ein herzliches Dankeschön
schöne Grüße, Mandala
 
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Annonce

Merci Mara,
es ist zwar kein eindeutiges Angebot auf das ich hoffte und vertraute, aber durchaus positiv.


Verehrte Dame Majanna,
von Dir hatte ich mir ein wenig Mitgefühl und keine Moralpredigt erhofft. Bist Du jetzt mein schlechtes Gewissen? Ich will es wie ein Mann tragen!
Natürlich hatte ich das Paradies im Sinn, doch die Metapher ging irgendwie daneben. Heiliges Kanonenrohr! Also ich gebe zu, nur die Sünde im Kopf gehabt zu haben... und erst noch auf der Erde, und erst noch mit einem irdischen Mäuschen! Zufrieden?

Widmen wir uns lieber wieder der Geschichte, sonst wird mir noch mehr Unrühmliches nachgewiesen und am Ende werde ich gezwungen, mit den Schildkröten im Keller zu hausen.
 
Re: Annonce

Original geschrieben von Jérôme
Merci Mara,
es ist zwar kein eindeutiges Angebot auf das ich hoffte und vertraute, aber durchaus positiv.

wie meinst du das? hattest du speziell auf ein angebot von MIR gewartet oder generell ?

lg mara
 
Persönliche Weihnachtsbetrachtungen - Teil 3

Der lustige Weihnachtshorror

Im November und im Dezember hätten wir kaum einen Abend zu Hause verbringen müssen. Keine langweiligen Gespräche mit Freunden, keine zu zweit, keine langweilige Musik, keine langweiligen Nur-Tanz-Veranstaltungen, keine langweiligen Kino oder Theaterbesuche... Wir wurden beschenkt! Einladungen zu Betriebs-Weihnachtsfeiern zuhauf. Wir hätten uns gerne gelangweilt, doch manchmal muss man ein paar lustige Einladungen annehmen. Schliesslich will und muss man den einen oder anderen Auftrag noch zu Ende führen, und hofft auch auf neue. Man ist eben auch ein wenig eine Hure. Gegen ein wenig Zerstreuung hat auch der liebe Herr Gott sicher nichts einzuwenden. Relativ schnell einigten wir uns, welche "Veranstaltungen" wir besuchen werden, und welche höflich abzulehnen sind.
Eine klang sogar vielversprechend: Dresscode: elegant oder sexy, Drinks à discrétion, Essen vom Catering mit Erfahrung, bestechendes Ambiente, eine Combo lädt zum Tanzen ein und eine After-Hour-Bar zum Verweilen. Was kann da schon schief gehen? Sehr viel!
Per Definition sollte dies ein fröhlicher Anlass sein, doch die Organisatoren befürchteten dann doch, dass sich die Gäste langweilen könnten und es wurde ein Rahmenprogramm organisiert. Spiele, Sketche und Spasswettkämpfe, damit es so richtig lustig wird. Harmlos begann man, in dem man den Gästen Zettel auf die Stirn klebte, auf denen die Namen berühmter Persönlichkeiten geschrieben standen. Nun galt es herauszufinden, wer man ist. Auf entsprechende Fragen durfte man nur mit 'Ja' oder 'Nein' antworten. Die Langeweile, die da bekämpft werden sollte, stellte sich erst so recht ein, die Peinlichkeiten hielten sich aber in Grenzen. Es folgte das beliebte Babywettwickeln, bei dem Puppen mit Stoffwindeln versorgt sein wollen. Ich hätte glänzen können, doch man bevorzugte kinderlose Angebertypen. Peinlicher wurde es dann beim Rezitieren von Rilke, wobei man dies mit Walnüssen in den Backen zu bewerkstelligen hatte. Ein Brüller. Die weit aufgesperrten Münder der Gäste waren selbstverständlich ein Ausdruck von Begeisterung, auf gar keinen Fall wurde gegähnt. Auch das Luftballonrasieren sorgte für allgemeine Belustigung.
Dann ging man zu härteren Spielen über. Die Teilnehmer mussten z.B. Eier von einem Ort zum anderen tragen. Erschwerend dabei die Verwendung von einem Löffel. Das Schenkelklopfen der Angestellten, als dem bereits ziemlich angeheiterten Betriebsleiter ein Ei nach dem anderen entglitt, wollte gar kein Ende nehmen. Die nächste Disziplin: ein Apfel muss aus einem Gefäss voller Wasser gefischt werden. Ein absoluter Party-Knüller, wenn dabei der Sekretärin die Brille ins Wasser fällt. Ausserdem wurde ihre Seidenbluse immer feuchter, was die männlichen Zuschauer nicht nur visuell erfreute - sie verlangten gar lauthals eine Ehrenrunde. Die, die noch keine akute Zwerchfellentzündung hatten, bekamen dann beim Spaghettitanz endgültig den Rest. Logisch, dass die arme Sekretärin mit der nassen Bluse ausgerechnet mit dem mittlerweile völlig betrunkenen Abteilungsleiter übers Parkett wirbeln musste und ebenfalls ganz logisch, dass der Abteilungsleiter fleissig an verbotene Stellen griff. Die Meute johlte und die bemitleidenswerte Sekretärin konnte sich am Schluss nur deswegen glücklich schätzen, weil der Abteilungsleiter seinen Mageninhalt nicht auf ihre Bluse, sondern dann doch daneben entleerte.
Wieder einmal wurde mit Nachdruck bewiesen, wie unglaublich lustig der Mensch sein kann, wenn man ihn nur lässt. Auch, wie er dabei bereit ist, sämtliche Grenzen zu überschreiten, den engen Anzug der Seriosität ebenso abzustreifen wie eine allfällig vorhandene Scham. Alles zum Zweck der Unterhaltung und des ganz grossen Spasses. Der reichlich fliessende Alkohol dient dabei nicht nur der Steigerung der Heiterkeit, der sorgt vor allem dafür, dass man sich am nächsten Morgen glücklicherweise nicht mehr so genau erinnern kann.
So eine Betriebsfeier ist ein Geschenk erster Güte! Nie hätte ich mit träumen lassen, dass man das noch toppen kann. Man kann! Der Super-GAU: Ich fahre noch rasch in die Stadt, die bekanntlich um diese Jahreszeit des Weihnachtsmarkts wegen voll von Touristen und ihren bunten Cars ist. Man weiss es, man akzeptiert es, man steigt auf öffentliche Verkehrsmittel um, da man ohnehin keinen Parkplatz finden würde. Und kaum in der Strassenbahn, schon wieder ein Geschenk! Zwei Poncho, eine Panflöte und eine verstimmte Gitarre... und zum 796. Mal 'Guantanemeeeeeera', und weil es so schön war, noch gleich 'My Way' und eine Western-Version von 'Jingle Bells'.
Vor- und Weihnachtszeit sollte man verbieten und die zwei Guerilla-Musiker gleich wegen eklatanter Ruhestörung, akustischer Umweltverschmutzung sowie Etikettenschwindel anklagen. Doch ich bin ein friedlicher Mensch, raste nie aus... aber manchmal ist das verdammt nochmals gar nicht so einfach!

In diesem Sinne allen schöne Feiertage!
 
So, folks, jetzt haue ich auch noch meine letzte Geschichte raus. Dann muss ich nämlich nächstes Jahr neue schreiben, und das ist gut so. Und auch wenn diese Geschichte ein wenig traurig endet, so sollt ihr doch nicht den Mut verlieren und stets an das Gute glauben. :engel1:

Jerome: Wenn es ganz schlimm wird, du weißt, dass ich noch ein Zimmerchen in meinem Schloss für dich habe. Aber lass den ganzen Krempel, den du zugeschickt bekommen hast, zu hause. Dat passt hier nich rein.
A bientot


Eine fast perfekte Weihnachtsgeschichte


Es war einmal ein fleißiges Mädchen, das hatte das ganze Jahr hart gearbeitet und nicht gesündigt. Daher beschloss es, sich vom Weihnachtsmann den perfekten Mann zu wünschen.
„Mal sehen,“ grummelte der Weihnachtsmann, „du hast das ganze Jahr hart an dir gearbeitet, bist voran gekommen und hast dir nichts zu schulden kommen lassen. Nun gut, ich will dir deinen Wunsch erfüllen: Geh am 25.12. auf die Party im „WEIHNACHT 2003“ und du wirst den perfekten Mann treffen.“
„Cool“ antwortete das fleißige Mädchen, „du bist okay, Weihnachtsmann!“
Und am 25. machte es sich recht hübsch und ging in den vom Weihnachtsmann genannten Club, um den perfekten Mann zu treffen. Als es dort ankam war das Mädchen sehr aufgeregt, denn da waren so viele tolle Männer in dem Club. Aber dann atmete es tief durch und dachte bei sich: „Wenn der Weihnachtsmann sagt, hier triffst du den perfekten Mann, dann wird das schon stimmen.“
Und prompt fand es sich in einem Gespräch wieder mit einem Mann, der hatte einen tolleren Körper als der von Brad Pitt und ein schöneres Gesicht als das von Matt Dillon. Und es ergab sich, dass sie zusammen wunderbar über andere Leute ablästern konnten und einen Heidenspaß hatten und die ganze Zeit kicherten. Und das fleißige Mädchen dachte bei sich: „Na super, das muss er sein! Jetzt muss er mich nur noch zu sich nach hause einladen!“ Doch gerade als es dachte, jetzt isses so weit, rauschte von der Seite eine Frau heran, die aussah wie Claudia Schiffer und begann den Traumtyp zu küssen und zu herzen, dass es dem Mädchen ganz übel wurde. „Na, das war wohl doch der Falsche“ dachte es sich und suchte das Weite.
Als Nächstes traf es auf einen Typen, der echt irgendwie voll interessant aussah und bei dem sich herausstellte, dass sie beide beruflich genau das Gleiche wollten und total interessante Gespräche über ihr gemeinsames Fachgebiet führen konnten. „Na klar,“ dachte sich das fleißige Mädchen „es ist ja auch viel wichtiger, dass man Gemeinsamkeiten auf beruflicher Ebene hat!“ Und es beschloss, ihn zu fragen, was er denn so in seiner Freizeit machte;
„Du, was machst’n du so in deiner Freizeit?“
„Och, ich geh‘ gerne Tanzen ins Connection oder in Tom’s Bar, ich steh‘ nämlich auf Männer.“
Fuck it, dachte da das Mädchen und wieder verschwand es mit Hilfe einer billigen Ausrede von der Bildfläche. „Ob mich der Weihnachtsmann verarschen will?“ fragte es sich und zog sich erst mal einen Margarita rein und rauchte `ne West Light.
Da wurde es von einem Mann angesprochen, der sah aber nun wirklich echt beeindruckend aus und der verwickelte es in ein Gespräch über Kunst und Philosophie, dass das Mädchen ganz staunende große Augen bekam und ganz ergriffen war, von seiner Weisheit. Und da wusste es ganz sicher: „Natürlich, danach habe ich doch gesucht, ein Mann, der mir Erleuchtung und Wahrheit bringt, das ist wichtiger als alles andere!“ Und da der Typ keine Anstalten machte, das Mädchen zu sich einzuladen, entschied es, diesmal selbst den ersten Schritt zu wagen:
„Du, wollen wir nicht bei dir weiterreden, hier ist die Atmosphäre so uninspirierend?!“
Da lächelte der Künstler weise und antwortete:
„Ach weißt du, nettes, fleißiges und nicht unattraktives junges Mädchen, mein Bett teile ich mit niemanden und wenn dann nur mit meiner Kunst oder mit `ner Nutte, die macht keinen Ärger.“
Da fing das Mädchen an zu weinen und rief so laut, dass sich alle erschrocken umdrehten:
„Fuck you, Weihnachtsmann, verarschen kann ich mich den Rest des Jahres selber, ich hau jetzt ab und an dich Blödarsch glaube ich ab jetzt nicht mehr!“
Sprach‘s, kippte dem Philosophen ihren Drink ins Gesicht und rauschte zur Tür raus.

Traurig und mit verknotetem Herzen stand es da im winterlichen Berlin in der Kälte und da es schon recht spät war, gab es keine Taxis weit und breit. Doch gerade als es dachte „jetzt muss ich auch noch nach hause laufen“, kam doch noch ein weißer Mercedes um die Ecke.
„Dich schickt der Himmel!“ stöhnte das Mädchen, als es sich auf dem Beifahrersitz niederließ.
„Das ist richtig,“ antwortete der auch nicht unattraktive Fahrer, „wo soll’s denn hingehen?“
„Ach, ich will nichts mehr sehen, nichts mehr hören und nichts mehr fühlen, ich will nur nach hause!“
„Okay“ sagte der Fahrer und das Mädchen wunderte sich gar nicht, dass er nicht nach der Adresse fragte. Und so fuhren sie schweigend durchs verwaiste winterliche Berlin, denn das Mädchen antwortete auf die sympathischen Versuche des Fahrers, ein Gespräch anzufangen, nur sehr einsilbig. Und so kamen sie schließlich vor der Wohnung des Mädchens an, es bezahlte ihn, gab ihm zwei Euro Trinkgeld und verabschiedete sich.
„Tschüss, schönen Abend noch!“
„Ja, auch so, tschau!“
Und fast geräuschlos glitt die große weiße Limousine in die kalte Nacht hinaus.
Bald darauf sah der Fahrer ein Pärchen, das aussah wie Matt Dillon und Claudia Schiffer am Straßenrand stehen und winken, doch als er bemerkte, dass sie sich stritten und Worte wie „du Milchkuh“ und „du Senfgurke“ um die Ohren knallten, entschloss er sich weiter zu fahren.
„Ich bin nicht verpflichtet, immer anzuhalten, dachte er bei sich.
Und ein wenig später: „Schade, als sie sagte ‚Dich schickt der Himmel‘“, dachte ich, sie hätte es kapiert.“

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann treffen sie sich vielleicht nächste Weihnachten.


:dontknow:
 
Wenn es denn schon sein muss: a) die besinnliche Weihnachtsgeschichte und b) die weibliche Protagonistin, die doch irgenwie einen Akt der Befreiung stzten muss: Hier ist meine story. Und das nicht nur zur Weihnachtsszeit


Es war einmal ein altes Mütterchen. Jahraus, jahrein feierte sie Weihnachten in altem Brauch: putzend, aufkochend,ihre Lieben mit Geschenken überraschend.

Alle zollten ihren Mühen lautstark Anerkennung, weil niemand wusste,dass sie jahraus, jahrein dachte: " Ach, leckt mich doch .. ..... !"
Und wenn sie nicht gestorben ist, denkt sie das auch heute noch.








literarische Anregung: Brecht " Die unwürdige Greisin"



eine ebensolche grüßt Euch alle


Majanna
 
Ach, leckt mich doch .. ..... !"
-Ergänzung: an Armen und Beinen,
zach schmeck ich noch, ´s gibt nix zum Weinen.
Bin zwar nur ein altes Mütterchen,
doch brauch´ ich nix zum fütterchen.
Macht´s amal euch selbst den Haushalt
und seid ihr dann auch geworden Saualt,
so werdet ihr euch meiner Worte gedenken
und euren Liebsten mehr Anerkennung schenken.
 
Es ist wieder 1. Advent und damit wieder Zeit für...

Das gewisse Etwas – eine fast perfekte Weihnachtsgeschichte

Der Weihnachtsmann war jemand, der mit der Zeit ging. Sein Betrieb war straff organisiert, computerisiert und lief die meiste Zeit wie von alleine. Die Außendarstellung war sehr gut, das weihnachtliche Image zwischen familiärer Seligkeit und Konsumtriebfeder stabil positioniert. Der Weihnachtsmann selbst hatte nicht viel zu tun, da die allermeisten Wünsche von entsprechenden Computerprogrammen und einem weltweit einmaligen Distributionssystem namens C.A.M.I.N. (civilisation assimilated maximum impact navigation) erfüllt wurden. Nur noch ganz spezielle Sonderwünsche organisierte der Weihnachtsmann persönlich, den Rest seiner Zeit verbrachte er mit Repräsentationsaufgaben - seien wir ehrlich, er hockte andauernd in irgendwelchen Studios und ließ sich fotografieren bzw. filmen.
Eines Tages, als er doch mal an seinem Schreibtisch saß und seine Mails checkte, kam seine Sekretärin mit ernstem Gesicht in sein Büro gestolpert.
„Ich hab hier eine Systemfehlermeldung. Ein Wunsch, der nicht automatisiert bearbeitet werden kann. Kümmern Sie sich drum, Chef?“
Sie schob einen Ausdruck auf seinen Schreibtisch und verschwand zurück in ihr Zimmer, um weiter „Mortal Combat“ auf ihrem Rechner zu zocken.
Der Weihnachtsmann seufzte und fluchte im Stillen über die Tatsache, dass sein letzter Praktikant Showmaster geworden war und er niemanden hatte, auf den er diese Aufgabe abwälzen konnte. Seine Augen wanderten über die wenigen Zeilen. Ein Simon A. Garfunkel wünschte sich dort „Das gewisse Etwas“.
„Hm“, machte der Weihnachtsmann und dann noch mal: „Hm. Hm.“
Dann sagte er: „Was soll das denn, das gewisse Etwas?“
Er rief seine weltweite Datenbank auf und gab Simon A. Garfunkel in die Suchmaschine ein. Innerhalb von drei Nanosekunden hatte er das Bild eines freundlich grinsenden, absolut harmlos aussehenden Fernsehredakteurs eines Regionalstudios in Bielefeld vor Augen. Die biometrischen Daten gaben nichts weiter her als eine absolute Durchschnittlichkeit in jeder Hinsicht, angefangen vom IQ und nicht aufgehört in der total mittelmäßigen Geschwindigkeit seines Zehennägelwachstums.
„Tachchen, hier ist der Weihnachtsmann“, sagte der Weihnachtsmann, nachdem er die Nummer von Simon angerufen hatte, „ich habe hier ihren Wunsch vorliegen. Würden Sie so nett sein und diesen ein wenig genauer beschreiben. Wir können sonst mit der Bearbeitung nicht weiter machen.“
„Hm tja“, sagte Simon A. Garfunkel, „es ist einfach so, dass mir das gewisse Etwas fehlt. Womit ich mich so ein bisschen absetze, ein bisschen heraussteche aus der Masse. Ich kann’s leider nicht genauer beschreiben, denn meine Fantasie ist nur ziemlich durchschnittlich.“
„Total mittelmäßig, falls Sie es genau wissen wollen“, blaffte der Weihnachtsmann fast ein bisschen unfreundlich. „Na gut, ich werde sehen, was sich machen lässt.“
Jetzt war der Weihnachtsmann so schlau wie zuvor und fing an, in seinem Büro auf- und abzulaufen, um eine Idee auszubrüten. Als er sich ratlos wieder vor den Computer hockte, fiel sein Blick auf die Inbox seines Mailprogramms, wo sich wieder mal ein Haufen „Spam“ gesammelt hatte, wie es heutzutage hieß, und da kam ihm eine Idee…

Ein paar Monate später wurde die Sekretärin des Weihnachtsmann dabei gestört, wie sie in „Splinter’s Cell“ ein paar Feinde abknallte, weil eine neue Systemfehlermeldung in einem Fenster ihres Monitors erschien.
„Ein komischer Fall, Chef“, sagte sie zum Weihnachtsmann, „der Typ will absolut nicht drüber reden, er besteht aber darauf, dass sie ihm sein Weihnachtsgeschenk umtauschen, was immer das war.“
„Wie heißt der Kunde?“
„Simon A. Garfunkel.“
Der Weihnachtsmann seufzte und rief Garfunkel an.
„Weihnachtsmann hier“, meldete er sich, „was steht an? Sie wollte das gewisse Etwas und nun haben sie’s. Wo liegt das Problem?“
„Tja nun“, druckste Simon herum, „es ist nicht immer so toll mit…also, wie soll ich sagen, äääh – meine Frau hat sich scheiden lassen und jedes Mal, wenn ich ne neue Frau kennen lerne…also, wie gesagt, es ist nicht so leicht, wenn er sooo groß, und ich wäre sehr dankbar, wenn sie das Geschenk umtauschen könnten.“
„Aber selbstverständlich“, sagte der Weihnachtsmann leicht genervt, „das gehört zu unserem Service. Morgen wird der Umtausch vonstatten gehen. Wiederhören.“
Jetzt war der Weihnachtsmann aber blöd dran und er verwünschte diese moderne Welt, in der es schon alles gab, alles schon tausendmal da gewesen war. Er hatte keine Idee.
„Idee!“, rief er da plötzlich aus, „das ist die Idee! Ich werde ihm die Fähigkeit zu eigenen Ideen geben. Das wird im ganz bestimmt das gewisse Etwas verleihen!“

Gedacht getan. Doch gehen die Dinge nicht immer so glatt, wie sie sollen, selbst beim Weihnachtsmann nicht. Und einige Monate später wurde die Sekretärin des Weihnachtsmanns gestört, als sie gerade „Half Life 2“ daddelte und stand kurz darauf mit einem weiteren Umtauschwunsch Herrn Simon A. Garfunkels im Büro ihres Chefs.
„Nun reicht’s aber“, fluchte der Weihnachtsmann, „was sind denn das für Ansprüche? Der Kerl wird mich kennen lernen!“
Und er griff zum Telefon, um Simon A. Garfunkel zur Schnecke zu machen.
„Weihnachtsmann hier. Was ist denn jetzt schon wieder los?“
„Tja, äh, sorry Weihnachtsmann. Mir gefiel ja ihr neues Geschenk ganz gut. Aber meinem Chef nicht. Er hat mich ziemlich rasch gefeuert, als ich plötzlich eigene Ideen entwickelte. Und auch bei allen neuen Arbeitgebern. Sobald die merkten, dass ich was verändern wollte und sogar Vorschläge hatte, haben die mich rausgeschmissen. Und da ich noch mein Haus abzahlen muss, wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie noch mal…“
Eine peinliche Pause entstand.
Dann antwortete der Weihnachtsmann, und eine Winkerkrabbe soll mich kneifen, wenn da nicht ein boshafter Unterton in seiner Rede war:
„Na gut, Herr Fur…Garfunkel. Ich werde Ihnen was sagen. Beziehungsweise was schenken. Etwas, was sonst niemand hat. Das absolut gewisse Etwas.“
„Klingt gut“, sagte Simon, „und das wäre?“
„Ich werde…“ – der Weihnachtsmann legte eine mephistofilische Pause ein – „ich werde Ihnen die Eigenschaft schenken, absolut ohne Wunsch zu sein.“
Es rauschte in der Leitung.
„Und das hat sonst keiner?“, fragte Simon dann.
„Das hat auf dieser Welt absolut niemand – außer Ihnen, ab morgen.“
„Na denn“, sagte Simon heiter, „das ist ja genau das, was ich suchte.“
Und er legte zufrieden auf.

Der Chronist dieser Ereignisse darf nicht verschweigen, dass es vom nächsten Tag an mit Simon steil bergab ging. Denn da er ohne Wunsch war, war er auch ohne jeden Antrieb, und so verwahrloste er im Rekordtempo innerlich wie äußerlich. Haus und Güter wurden ihm gepfändet, er landete auf der Straße, ein Penner, der auch bei seinen obdachlosen Kollegen kein Ansehen genoss, da er noch nicht einmal den Ehrgeiz besaß, seine Situation durch den Verkauf von Obdachlosenzeitungen zu verbessern. Zwar spürte Simon sein Elend nicht, da er ja ohne Wunsch war, aber wir können annehmen, dass er innerhalb kürzester Zeit gar verhungert wäre, wenn nicht ein Ereignis eingetreten wäre, das es im Folgenden zu beschreiben gilt.
Wie nämlich Simon eines Tages mit zerfetzten Klamotten und müffelnd in der Fußgängerzone saß und wunschlos vor sich hinglotzte, da kam ein Ex-Kollege vom Fernsehen an ihm vorbei.
„Mensch Simon, du bist vielleicht auf den Hund gekommen“, sprach er ihn in einer Mischung aus Mitleid und Häme an.
„Och nö, wieso denn?“, antworte Simon.
„Wie bitte? Na sieh dich doch mal. Wie siehst du denn aus? Ausgemergelt, schmutzig, ohne Geld. Willst du mir sagen, dass das okay ist?“
„Na ja – mir geht’s jedenfalls gut.“
„Dir geht’s gut?“, lachte der Fernsehfritze auf, „sag bloß, du bist wunschlos glücklich?“
„Hey, woher weißt du das? Genau das ist es. Ich bin wunschlos. Ich habe absolut keine Wünsche, als einziger Mensch auf der Welt.“
Der Fernsehtyp war sich sicher, dass Simon nicht mehr alle an der Waffel hatte. Gleichzeitig regte sich in ihm aber sein Instinkt als Reporter und er fragte Simon weiter aus, um herauszufinden, ob hier nicht vielleicht eine Story lauerte.
Und so kam es, dass ein paar Tage später in einem Fernsehboulevard-Magazin eine ausführliche Reportage über Simon A. Garfunkel lief, den Mann ohne Wünsche, die einiges Aufsehen erzeugte und Widerhall auch in den Print-Medien und im Internet erzeugte.
Und das rettete Simon zunächst mal das Leben, denn die Journalisten merkten, dass Simon ein echter medialer Dauerbrenner war, und sie fütterten ihn regelrecht, um andererseits dann wieder die Medien mit Berichten über ihn zu füttern.
Und bald mussten sich nicht mehr die Reporter um Simon kümmern. Im Nu wurde er zur Kultfigur und eine große Fangemeinde pilgerte jeden Tag zu Simon hin, gab ihm zu essen, badete ihn, schnitt ihm die Haare, ja sie bauten gar ein kleines Haus für ihn, vor dem er dann den ganzen Tag saß und wunschlos vor sich hinträumte.
Simon war zu einer Ikone geworden. In einer Welt des Ehrgeizes, des Konsums und der unerfüllten Sehnsüchte symbolisierte er den Verzicht auf alle Wünsche, die totale Entsagung - ohne das ganze Brimborium, das fernöstliche Religionen ähnlichen Inhalts veranstalteten. Ja, er war eine Art Religionsführer geworden, der aber keine Weisheiten verbreitete, keine Sinnsprüche losließ, keine Jünger um sich scharte, sondern nur vor seinem Haus saß und jedem, der ihn fragte, versicherte, dass er absolut nichts wolle und bar jeden Wunsches sei.
Fotos von Simon, wie er vor dem Haus saß, hingen in den Büros gestresster Menschen und gaben ihnen Kraft und Ruhe. Eine feste Kamera war vor Simon installiert worden und übertrug sein Auf-einem-Fleck-sitzen in Millionen Haushalte auf der ganzen Welt. Unzählige Menschen blickten in diese Augen, die so frei von Wünschen waren, und seufzten still, wünschten sich, genauso wunschlos zu sein, wie Simon A. Garfunkel aus Bielefeld, Germany.

So wenig aber wie die Jünger Jesu friedliebend und altruistisch wurden oder die Jünger Rudolf Steiners zu Astralwesen transformierten, so wenig wurden die Anhänger von Simon A. Garfunkel wunschlos und schon gar nicht wunschlos glücklich. Wie bei jeder Religion erschöpfte sich deren Anhängerschaft in einigen symbolischen Handlungen und sinnleeren Ritualen. In Simons Anhängerschaft fingen die Leute naheliegenderweise zunächst an, auf Geschenke zu verzichten. Mensch, dachten sie, das Vorbild von Simon gibt uns so viel Kraft und Zuversicht, wäre es da nicht blöd, sich weiterhin Geschenke zum Geburtstag und zu Weihnachten zu wünschen? Diese Schenkerei ist doch sowieso total pervers und konsumorientiert. Und immer schenkt man das Falsche! Und es macht einen doch nicht glücklich!
Ja, schon von Zehnjährigen wurde berichtet, die zu ihren Eltern sagten: „Ich weiß, dass ihr Simon cool findet und ich finde Simon auch cool. Ihr braucht mir nichts zum Geburtstag schenken.“ Anderswo sagte eine Mutter zu ihrer verständnislosen fünfjährigen Tochter: „Tut mir Leid, Tamara-Luise, aber der Osterhase wird dieses Jahr nicht kommen, denn Simon zeigt uns, dass wir auch ohne Geschenke, Ostereier und Gedöns auskommen können.“
Was langsam anfing, breitete sich schnell aus und führte zu Millioneneinbußen im Geschenkebusiness und beim Ostergeschäft. Und dies wiederum führte zu sehr nervösen Mienen beim Osterhasen und auch einigen Leute von der Geschenkeindustrielobby. Und da man Gerüchte gehört hatte, der Weihnachtsmann habe etwas mit der Sache zu tun, wurde dessen Sekretärin eines Tages beim Metzeln in „Men of Valor“ aufgeschreckt, als der Osterhase und ein halbes Dutzend Geschenkeindustrielobbyisten an ihr vorbei ins Büro des Weihnachtsmannes rauschten.
„Weihnapfmann“, fagte, äh, sagte der Osterhase, „ef gibt Gerüfte, daff du hinter diefer Fache mit Fimon A. Garfunkel stepft. Willft du unf in den Ruin treiben, oder waf?“
„Äh, hallo Jungs“, sagte der Weihnachtsmann nervös, „also ich verstehe ja euren Ärger und ich selbst habe ja mit am meisten mit dem Problem zu kämpfen. Aber ich kann nichts dafür. Außer vielleicht, dass ich Simon zum einzigen wunschlosen Menschen auf der Welt gemacht habe“ - fügte er verschämt an.
„Sie habe was?“, entfuhr es einem Geschenkeindustrielobbyisten und ein anderer stöhnte: „Eine Katastrophe. Eine Ka-tas-tro-phe.“
Die Aufregung und Empörung war nun groß, aber der Osterhase, ein abgezockter Profi durch und durch, ergriff das Wort:
„Ef hat ja keinen Pfeck, hier jepf rumpfujammern. Weihnapfmann, du haft die Fache verpfupft. In pfei Wochen ift Oftern. Du forpft dafür, daff der Pfuck bif dahin ein Ende hat, fonft kommen wir wieder und machen die hier den Laden platt!“
Pfrach’f, drehte sich auf den Pfoten um und hoppelte davon, die Geschenkeindustrielobbyisten mit empörten Gesichtern hinterher.
„Heather!“, plärrte der Weihnachtsmann seine Sekretärin an, „sagen Sie dem Schlittendienst Bescheid! Ich muss nach Bielefeld, Gemany!“

Der Weihnachtsmann traf Simon A. Garfunkel in der schon ein wenig frühlingshaften Luft wunschlos in die Welt guckend vor seinem Haus sitzend an, wie immer etliche seiner Anhänger und Bewunderer in der Nähe, ohne aufdringlich zu sein.
„Hallo Simon. Ich bin der Weihnachtsmann. Wir hatten telefoniert.“
„Ach ja“, sagte Simon, „ich erinnere mich.“
„Tja, äh nun, Simon – kann ich vielleicht sonst noch etwas für Sie tun?“
„Ach nö – danke.“
„Ich meine, ich hätte da ein paar Sachen, von denen die meisten nur träumen.“
„Och ich träume nicht gerade viel – zum Glück, möchte ich sagen.“
„Hm – wie wäre es denn mit Frauen ohne Ende, stets zu Diensten, willig und ohne Tabus?“
„Danke, kein Bedarf.“
„Unsummen von Geld, Konsumgüter, Luxus?“
„Nö, danke.“
„Macht, Einfluss, Ansehen, Ruhm?“
„Gerade kein Bedarf.“
So ging das immer weiter, tagelang. Der Weihnachtsmann versuchte Simon umzupolen, in ihm irgendwelche Wünsche zu wecken, er wendete alle Tricks an, die er kannte und auch etliche taufrische, gerade erfundene Tricks – aber es half nichts, Simon war und blieb wunschlos, absolut und vollkommen.
Und nicht genug damit, dass der Weihnachtsmann scheiterte, er hob sogar das Ansehen Simons ins bis dahin Unerreichte, weil ja jeder medial präsentiert bekam, wie Simon allen Verlockungen trotzte, und das stachelte natürlich seine Anhängerschaft zu noch konsequenterem Wunschverzicht an und lies die Umsätze und Börsenkurse der Geschenkeindustrie ins Bodenlose stürzen.
An dieser Stelle unserer Geschichte, da sich alles dramatisch zuspitzt, muss ich nun eine Tatsache erwähnen, die wenige kennen, die aber für unsere Geschichte sehr wichtig ist. Die Stadt Bielefeld galt zwar geradezu als Inbegriff der Provinzialität und Spießigkeit, der Mittelmäßigkeit und biederen Langeweile – dies alles gepaart mit einem hohen Maß an Lokalmasochismus – aber die Stadt Bielefeld besaß auch etwas ganz Besonderes, Einzigartiges. Hier gab es nämlich eine ausgezeichnete soziologische Fakultät, an der einst ein sehr einflussreicher und berühmter Professor gelehrt hatte. Und es begab sich, dass just ein besonders aufgeweckter Student dieser Fakultät an dem Haus Simon A. Garfunkels vorbeischlenderte und den Weihnachtsmann eine Weile interessiert dabei beobachtete, wie er Simon triezte. Und als der Weihnachtsmann verzweifelt und erschöpft eine kleine Pause einlegte, sprach der Student, der sich Peter Paul-Marie nannte (französisch ausgesprochen), den Weihnachtsmann wie folgt an:
„Weihnachtsmann, was geht’n hier eigentlich ab?“
Und der Weihnachtsmann, froh, ein offenes Ohr vorzufinden, entfaltete nochmals die ganze Problematik vor dem jungen Studenten. Als er fertig war, sagte Peter Paul-Marie:
„Kennen Sie den Witz? Was sagt ein arbeitsloser Soziologe zu einem Soziologen mit Arbeit?“
„Wie bitte?“
„Falsch. Er sagt: Eine Curry-Wurst bitte!“
Der Weihnachtsmann glotzte verständnislos.
„Wollen Sie mich verarschen, oder was?“
Peter seufzte geduldig.
„Nein, ich möchte Ihnen einen Deal vorschlagen. Ich studiere Soziologie, aber da kriegt man später schwer nen Job. Ich schlage vor: Sie besorgen mir ne Festanstellung und ich löse dafür ihr kleines Problemchen hier.“
Der Weihnachtsmann lachte höhnisch.
„Festanstellung? Diesen Wunsch haben wir angesichts der Arbeitslosenquoten schon lange von unseren Wunscherfüllungslisten gestrichen.“
„Na denn“, sagte Peter und wandte sich zum Gehen.
„Mo-mo-mo-momeeeent“, rief da der Weihnachtsmann hektisch, „Sie meinen wirklich, sie können Simon wieder Wünsche entlocken? Wenn Sie das schaffen, könnte ich Ihnen einen lukrativen, äh, Direktorenposten in meinem Betrieb anbieten.“
Der Soziologiestudent zögerte nicht lange.
„Hand drauf?“
„Hand drauf!“
Daraufhin flüsterte Peter dem Weihnachtsmann etwas ins Ohr, woraufhin der zwar zweifelnd die Stirn runzelte, was nicht weiter auffiel, denn seine Stirn war sowieso schon recht runzelig – jedenfalls zog der Weihnachtsmann in Richtung Bielefelds Fußgängerzone los und kam bald darauf mit zwei Paketen, einem ziemlich großen und einem ziemlich kleinen, zurück. Peter packte das große Paket aus und stellte einen fast mannsgroßen Spiegel vor Simon A. Garfunkel hin.
„Und jetzt?“, flüsterte der Weihnachtsmann.
Peter grinste.
„Jetzt müssen wir nur noch abwarten.“
Fünf Stunden (in denen sich der Weihnachtsmann den Bart raufte und unzählige Male im Kreis lief, während Peter ganz cool blieb), fünf Stunden blieb Simon völlig ungerührt, ab und zu flackerte sein Blick zum Spiegel hin, er verzog jedoch keine Miene. Dann, nach 5 Stunden und 24 Minuten geschah es: Simon sprang plötzlich auf, baute sich vor dem Spiegel hin und sagte:
„Verdammte Scheiße, bin das etwa ich? Dieser langweilige Durchschnittstyp, diese ausdrucksarme Gestalt? Hat man je etwas Mittelmäßigeres gesehen, etwas Espritloseres, etwas Pomadigeres? Meine Fresse, wie hält es dieser Typ, der scheinbar ich bin, nur in seinem öden, leeren Leben aus, es ist ja eine Katastrophe, eine Ka-tas-tro-phe!“
Da war es wieder an Peter zu grinsen und er gab dem Weihnachtsmann ein Zeichen. Dieser trat zu Simon hin und fragte:
„Na, Simon, fühlen Sie sich trübe und angeödet? Suchen Sie nach etwas Peppigem, Neuem? Brauchen Sie das gewisse Etwas?“
„Aber un-be-dingt!“, rief Simon aus, „her mit den fetzigen Sachen, her mit der Abwechslung, her mit dem gewissen Etwas!“
Da reichte der Weihnachtsmann ihm das andere Päckchen, das er vorher besorgt hatte. Begierig riss Simon es auf, blickte hinein und rief aus:
„Das ist ja gei-ell! Ein Handy! Mit eingebautem Navigationssystem. Boah, damit kann ich telefonieren, wo immer ich will. Hey, ich ruf gleich jemanden an. Oder ich kann jemanden besuchen! Und das Navi-System zeigt mir den Weg, satellitengesteuert und auf zwei Meter genau. Das hat was! Das besitzt nicht jeder…“
Und solcherart zufrieden vor sich hinbrummelnd stapfte er selig von dannen, vor den Millionen Augen seiner konsternierten Anhängerschaft.

Später fragte der Weihnachtsmann Peter Paul-Marie, woher er denn gewusst habe, dass der Spiegel Simon dermaßen verändern würde.
„Tja, Weihnachtsmann, man merkt eben, dass du philosophisch nicht auf der Höhe bist. Mir war klar, dass deine Wunscherfüllung, keine Wünsche mehr zu haben, Simons Selbst-Bewusstsein ausgehebelt haben musste. Denn sich selbst zu erkennen, ist der erste Schritt zur Bewusstheit und die erste Differenz ist es, sich von der Welt zu unterscheiden. Und da es nach Schlegel keine Dualität ohne Primat gibt, wird die erste Differenz sofort Wünsche freisetzen. Indem ich Simon mithilfe des Spiegels zeigte, was für ein öder Typ er ist, brach seine Wunschlosigkeit zusammen wie ein Kartenhaus. Seine Wunschlosigkeit war nichts anderes gewesen als die Abkopplung seines Selbstbewusstseins von der Selbstbewusstheit.“
Der Weihnachtsmann verstand zwar nichts von dem, was Peter da so redete, war ihm aber unendlich dankbar und verschaffte ihm eine gut dotierte Direktorenstelle in seinem Geschenkimperium. Und weil Peter mit dem bloßen Verteilen und Organisieren von Geschenken unterfordert war, fing er an, seine Stellung auszunutzen und versuchte die Menschen im Sinne seiner gesellschaftstheoretischen Vorstellungen zu beeinflussen.
Dass er damit genauso scheiterte, wie Karl Marx und alle anderen Gesellschaftserneuerer zuvor, ist allerdings eine andere Geschichte…

Ende

:weihnacht
 
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