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Barriere Schuld

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AW: Barriere Schuld

1. Schuld und Verdienst sind zwei moralische Begriffe und bedeuten daher nur den Menschen etwas, die eine Moral in sich haben - sei es nun eine entwickelte oder aufgezwungene.
...

2. Da gebe ich Dir dann insofern recht, dass eventuelle Bemühungen eines Beziehungswilligen, den anderen Beziehungswilligen für seine eigenen Schandtaten verantwortlich zu machen, kontraproduktiv sind.

3. In einer von Politikern oder sonstigen Machthabern als moderner Rechtsstaat definierten Gemeinschaft darf aber jeder, der in diesem Rechtsstaat lebt, von der Politik erwarten, dass sie eindeutig festlegt, wer unter welchen Umständen geehrt bzw. schuldig gesprochen werden soll.

...

Ich bin überzeugt davon, dass wir alle kürzere oder längere Zeit mit dem Naturgesetz liebäugeln, aber sicher nur so lange, so lange wir uns gesund und stark fühlen und keine Minute länger.

4. Eine Rechtsordnung, in der die Unschuld bewiesen werden muss, ist für mich nicht akzeptabel.

Liebe Grüße

Zeili

Meines dazu:

ad 1: Schuld und Verdienst bedeuten nur jenen Menschen etwas, die eine Schuld und Verdienst benötigende Moral in sich haben, welchselbige sie für sich als notwendig erachten.

ad 2: Schuldzuweisung ist auch dann kontraproduktiv, wenn Schuld sich selbst zugewiesen wird. Aus dem einfachen Grund, weil solche Haltung lediglich Energien und Kapazitäten verschlingt. Im Gegensatz zu fusselhirn bin ich nicht der Meinung, dass solcher Umweg notwendig ist, um lebenszugewandt zu denken und zu handeln. Tatsächlich halte ich ihn für genau das: einen umständlichen Umweg, der im Zweifelsfall mehr Konstruktives verhindert als ermöglicht.

ad 3: Was jemand erwarten darf - oder soll, muss, kann, will bzw. mag - ist völlig irrelevant, weil letztlich nur das die Realität formt, was passiert. Egal, ob jemand gesund und stark oder krank und schwach ist.

ad 4: Ob etwas persönlich akzeptabel ist oder nicht, spielt nur insofern eine Rolle, als sich unterschiedliche Konsequenzen daraus ergeben. Eigenwert an sich stellt es keinen dar.

Zusammenfassend:
Ich erlebe Menschen, die sich schuldig fühlen, als ebenso unfrei wie solche, die Schuld anderswo zu verorten belieben.

Übrigens kann man die ganze Schöpfungsgeschichte unter diesem Aspekt betrachten: In dem Moment, da der Mensch das Phänomen Schuld erfand und zur Realität erklärte, verlor er sein Paradies.

Fröhlichen Gruß von der Freyfrau :)
 
AW: Barriere Schuld

.....


Übrigens kann man die ganze Schöpfungsgeschichte unter diesem Aspekt betrachten: In dem Moment, da der Mensch das Phänomen Schuld erfand und zur Realität erklärte, verlor er sein Paradies.

Fröhlichen Gruß von der Freyfrau :)

Und welche Möglichkeit gibt es für den fragenden/denkenden Menschen, das "verlorene Paradies" wieder zu gewinnen...:dontknow:
Welche Rolle spielt in diesem Kontext das Phänomen der Zeit - und das Bewusstsein der eigenen Endlich-/Sterblichkeit :dontknow:

Gruß, moebius
 
AW: Barriere Schuld

Einfach mal um die Diskussion ein wenig anzuheizen.

Wer mordet macht sich schuldig gegenüber dem Ermordeten.
Wer stiehlt macht schuldig, dazu gehören auch illegale downloads gegenüber dem Bestohlenen.
Wer Ehebruch begeht macht sich schuldig gegenüber seinem Partner.

Das Gegenteil von Schuld ist nicht Un-Schuld sondern Gleichgültigkeit.

lg,
fussel

.....Und was ist mit jener Schuld, die einer (freiwillig) auf sich nimmt? Gemeint
ist, "Schuld ob des schuldigsein willens", sprich, der Lust am leiden.....

m.f.g. plotin
 
AW: Barriere Schuld

Und welche Möglichkeit gibt es für den fragenden/denkenden Menschen, das "verlorene Paradies" wieder zu gewinnen...:dontknow:
Welche Rolle spielt in diesem Kontext das Phänomen der Zeit - und das Bewusstsein der eigenen Endlich-/Sterblichkeit :dontknow:

Gruß, moebius

Verstehen statt (Ver)urteilen
(Mit)teilen statt Überzeugen
Entscheiden statt Erwarten!

LG Kaawi
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Barriere Schuld

Zusammenfassend:
Ich erlebe Menschen, die sich schuldig fühlen, als ebenso unfrei wie solche, die Schuld anderswo zu verorten belieben.

Übrigens kann man die ganze Schöpfungsgeschichte unter diesem Aspekt betrachten: In dem Moment, da der Mensch das Phänomen Schuld erfand und zur Realität erklärte, verlor er sein Paradies.

Fröhlichen Gruß von der Freyfrau :)

Ein bisschen klingt das allerdings nach Managementseminar, so unter dem Motto "Wir machen uns die Welt, wie sie uns gefällt".
Wenn Adam sich damals nicht verschämt im Gebüsch versteckt hätte, als Gott abends durch das Paradies lustwandelte, wäre der Sündenfall womöglich nie aufgeflogen?
Ich vermute allerdings, dass wir gar nicht anders können, als uns zu genieren, wenn wir uns unser selbst bewusst werden und daraus erwächst die Bereitschaft zu Schuldgefühlen.
 
AW: Barriere Schuld

Meines dazu:

ad 1: Schuld und Verdienst bedeuten nur jenen Menschen etwas, die eine Schuld und Verdienst benötigende Moral in sich haben, welchselbige sie für sich als notwendig erachten.
Hallo Freyfrau !

Moral ist mMn die Fähigkeit - bei toleranter Sicht auch der Wille - eines Menschen, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Ich müsste jetzt wohl 100 Bücher lesen, um festzustellen, wieviele Moralvorstellungen wir - global - wirklich haben, ich schätze aber, wenn wir halbwegs fein differenzieren, werden wohl, wenn wir alle Religionen und die geschriebenen Gesetze zusammenzählen, an die 100 zusammenkommen.

Moral ist immer auch ein persönliches Thema, weil in einer funktionierenden Demokratie die Gesetzgebung nur dann sinnvoll sein kann, wenn sie die Moralvorstellung von möglichst vielen Menschen unter einen Hut bringen kann.

Meine Moralvorstellung ist eine Mischung zwischen sozialdemokratischem und christlichem Gedankengut.
Ein Beispiel: wenn ich mein - materielles und ideelles - Vermögen mit 100 Menschen teilen will, bin ich gut; wenn ich es mit überhaupt niemandem teilen will, bin ich schlecht. Zwischendrinnen bin ich - ich sage es einmal etwas burschikos - mittelprächtig. Wenn ich jemandem meine Hilfe anbietet, dem es offensichtlich besser geht als mir selbst, bin ich dumm. Biete ich einem offensichtlich Ärmeren keine Hilfe an und könnte aber helfen, bin ich schlecht. Wir haben alle unsere guten und schlechten Seiten und auch unsere guten und schlechten Momente. Die Grundlage, mich zu verbessern, kann für mich nur sein, dass ich glaube, eben schlecht bzw. nicht gut genug zu sein.

Gut, nützlich und mächtig sind für mich 3 Paar Schuhe (in Anlehnung an den deutschen Moralphilosophen Friedrich Rückert).

Jeder kann nur das äußern, was in ihm drinnen ist (ist zugegeben lapidar, habe aber möglicherweise ich als erster formuliert).

Schuldzuweisung ist auch dann kontraproduktiv, wenn Schuld sich selbst zugewiesen wird.
Ich glaube, eine ganz große Mehrheit fühlt sich nicht gerne schuldig.

ad 3: Was jemand erwarten darf - oder soll, muss, kann, will bzw. mag - ist völlig irrelevant,
Nicht nach meiner Moralvorstellung.

Ob etwas persönlich akzeptabel ist oder nicht, spielt nur insofern eine Rolle, als sich unterschiedliche Konsequenzen daraus ergeben. Eigenwert an sich stellt es keinen dar.
Wenn 20 Milliarden Menschen auf unserem zeit- und stellenweise schönen Planeten anwesend sind, sind das auch 20 Milliarden Personen.

Ich erlebe Menschen, die sich schuldig fühlen, als ebenso unfrei wie solche, die Schuld anderswo zu verorten belieben.
Absolut frei, Freyfrau, können wir uns sicher immer nur kurze Zeit fühlen. Nicht einmal die (realpolitischen) mächtigsten Politiker sind immer frei - sie sind heute größtenteils abhängig von einer guten Presse (George W. Bush war es auch von der Sympathie der Rüstungsindustrie).

Übrigens kann man die ganze Schöpfungsgeschichte unter diesem Aspekt betrachten: In dem Moment, da der Mensch das Phänomen Schuld erfand und zur Realität erklärte, verlor er sein Paradies.
Das mag schon stimmen; die Freiheit ist aber nicht der einzige ideelle Wert; daneben gibt es auch noch die Gesundheit, die Geborgenheit, das Bewusstsein, wenigstens von Gott geliebt zu werden und - was oft vergessen wird - die Zeit, die uns gegeben wird.

Das behauptet einer, der ein paar Jahre für das Liberale Forum (in den 90-er Jahren im österreichischen Parlament vertreten) gearbeitet hat.

Liebe Grüße

Zeili
 
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AW: Barriere Schuld

Meines dazu:

ad 1: Schuld und Verdienst bedeuten nur jenen Menschen etwas, die eine Schuld und Verdienst benötigende Moral in sich haben, welchselbige sie für sich als notwendig erachten.

ad 2: Schuldzuweisung ist auch dann kontraproduktiv, wenn Schuld sich selbst zugewiesen wird. Aus dem einfachen Grund, weil solche Haltung lediglich Energien und Kapazitäten verschlingt. Im Gegensatz zu fusselhirn bin ich nicht der Meinung, dass solcher Umweg notwendig ist, um lebenszugewandt zu denken und zu handeln. Tatsächlich halte ich ihn für genau das: einen umständlichen Umweg, der im Zweifelsfall mehr Konstruktives verhindert als ermöglicht.

ad 3: Was jemand erwarten darf - oder soll, muss, kann, will bzw. mag - ist völlig irrelevant, weil letztlich nur das die Realität formt, was passiert. Egal, ob jemand gesund und stark oder krank und schwach ist.

ad 4: Ob etwas persönlich akzeptabel ist oder nicht, spielt nur insofern eine Rolle, als sich unterschiedliche Konsequenzen daraus ergeben. Eigenwert an sich stellt es keinen dar.

Zusammenfassend:
Ich erlebe Menschen, die sich schuldig fühlen, als ebenso unfrei wie solche, die Schuld anderswo zu verorten belieben.

Übrigens kann man die ganze Schöpfungsgeschichte unter diesem Aspekt betrachten: In dem Moment, da der Mensch das Phänomen Schuld erfand und zur Realität erklärte, verlor er sein Paradies.

Fröhlichen Gruß von der Freyfrau :)

Dieses neue sachliche Stil-Kleidchen steht Ihnen ausgezeichnet, werte Freyfrau! :blume2:

ad 1: Schuld und Verdienst sind vielleicht dafür geschaffen und institutionalisiert worden, um dem inneren Antrieb von Mitgefühl und Mitleid nachzuhelfen, weil in diese Eigenschaften kein Vertrauen bestand.

ad 2: Schuldzuweisung werden deshalb ausgesprochen, weil Mensch A gerne hätte, daß Mensch B mehr Mitgefühl mit ihm haben soll. Können Gefühle eingefordert werden?

ad 3: Solange es Hoffnung ist tut es niemandem weh, wird es Erwartung, dann entsteht Druck, der anwachsen und schmerzen kann.


:winken3:
 
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