• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Autorität oder Erziehung zum autoritären Charakter?

AW: Autorität oder Erziehung zum autoritären Charakter?

Kapitel 36:
Die kranken Brüder
Die Sorge für die Kranken muss vor und über allem stehen: Man soll ihnen so dienen, als wären sie wirklich Christus;
Auch hier ist es zu bedauern, dass es erst bei den Kranken erwähnt wird.

hat er doch gesagt: "Ich war krank, und ihr habt mich besucht" (Mt 25,36),
und: "Was ihr einem dieser Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan." (Mt 25,20)
Das ist doch ausgesprochen schade, dass es nur dem Geringsten zu gute kommen soll.

Aber auch die Kranken mögen bedenken, dass man ihnen dient, um Gott zu ehren; sie sollen ihre Brüder, die ihnen dienen, nicht durch übertriebene Ansprüche traurig machen.
Manche Kranke können wirklich gut auf dieser Masche herumreiten. Ich bin einmal schwer in Versuchung gewesen, eine Frau im Rollstuhl, die mich die ganze Zeit beschimpft hatte, einfach einen Berg runter rollen zu lassen. So hat die mich in Wut versetzt.
Doch auch solche Kranke müssen in Geduld ertragen werden; denn durch sie erlangt man größeren Lohn.
Hier ist aber schon noch ein wichtiges Wort zu der Geduld anzumerken. Geduld beinhaltet nicht, sich wie oben schon beschrieben schweigend beschimpfen zu lassen. Allerdings immer wieder danach zu fragen welche Schmerzen jetzt noch bestehen und was getan werden kann um diese zu lindern.
Daher sei es eine Hauptsorge des Abtes, dass sie unter keiner Vernachlässigung zu leiden haben.
Wenn der Abt seine Hauptsorge auch auf die Pfleger ausdehnt, dass diese guten Mut behalten bei der Pflege der Kranken dann kann ich diesem Kapitel nur zustimmen.
Die kranken Brüder sollen einen eigenen Raum haben und einen Pfleger, der Gott fürchtet und ihnen sorgfältig und eifrig dient.
Eine sehr große Erleichterung, da es ursprünglich nur große Schlafsäle gab. Bei ansteckenden Krankheiten auch eine sinnvolle Maßnahme zur Verhütung einer Epedemie.
Man biete den Kranken, so oft es ihnen gut tut, ein Bad an; den Gesunden jedoch und vor allem den Jüngeren erlaube man es nicht so schnell.
Hier wird ja schon vor 1500 Jahren der sekundäre Nutzen einer Krankheit zu Grunde gelegt.
Die ganz schwachen Kranken dürfen außerdem zur Wiederherstellung ihrer Gesundheit Fleisch essen. Doch sobald es ihnen besser geht, sollen sie alle nach allgemeinem Brauch auf Fleisch verzichten.
Da sollten heute aber mal die Ernährungsberater gefragt werden, welche Nahrung zur Gesundung angemessen ist.

Der Abt sehe es als eine Hauptsorge, dass die Kranken weder vom Cellerar noch von den Pflegern vernachlässigt werden. Auf ihn fällt zurück, was immer die Jünger verschulden.

Die Benediktusregel - Ausgabe nach Tageslesungen

Das ist eine ausgesprochene üble Anweisung. Ein Verschulden fällt zunächst einmal auf den zurück, der es verschuldet hat. Allerdings wenn der Abt selber seine Fürsorge vernachlässigt, dann trifft ihn schon die Hauptverantwortung.
"Wie der Herr,
so das Gescherr"

:liebe: :schaukel: :schaf: rg​
 
Werbung:
AW: Autorität oder Erziehung zum autoritären Charakter?

Kapitel 37:
Alte und Kinder
Zwar neigt der Mensch von Natur aus zu barmherziger Rücksicht auf die Lage der Alten und der Kinder; doch soll auch durch die Autorität der Regel für sie gesorgt sein.
Dann sollte doch die Natur auch erst einmal den Vorrang haben. Die Gnade baut doch auf der Natur auf und nicht umgekehrt.

Immer achte man auf ihre Schwäche. Für ihre Nahrung darf die Strenge der Regel keinesfalls gelten.
Ja dann lohnt es sich doch ausgesprochen schwach zu bleiben. Der berühmte sekundär Gewinn eines Kranken und Schwachen Regeln und Strenge fällt weg. Wozu wird sie dann erst auf gebaut.

Vielmehr schenke man ihnen Güte und Verständnis; sie dürfen schon vor der festgesetzten Zeit essen.
Die Benediktusregel - Ausgabe nach Tageslesungen
Kann ein Mensch noch Güte und Verständnis den Schwachen schenken, wenn sie ihm selber vorenthalten wird?

:liebe: :schaukel: :schaf: rg​
 
AW: Autorität oder Erziehung zum autoritären Charakter?

Der Mensch kapituliert leicht,
wenn die Sünde ihm im Gewand der Tugend begegnet.
Mahatma Gandhi (*1869, +1948)

Kapitel 38:
Der wöchentliche Dienst des Tischlesers


Beim Tisch der Brüder darf die Lesung nicht fehlen. Doch soll nicht der Nächstbeste nach dem Buch greifen und lesen, sondern der vorgesehene Leser beginne am Sonntag seinen Dienst für die ganze Woche.
Na gut das ist Radio Beschallung beim Essen ein ziemlicher Komfort für die Zeit vor 1500 Jahren. Der Dienst könnte heute gut eingespart werden und alle Klöster könnten sich kurz schalten und nur jeweils meintet wegen auch im Wechsel per Internet oder Radiosender sich gegenseitig mit der Tischlesung beglücken.

Wer den Dienst antritt, erbitte nach der Messe und der Kommunion das Gebet aller, damit Gott den Geist der Überheblichkeit von ihm fernhalte.
So wäre auch der Geist der Überheblichkeit gebannt. Es gibt einfach keinen Leser mehr, der überheblich werden könnte. Hilf Himmel, war der heilige Benedikt etwa ein Zwangsneurotiker? Das erklärt dann manches :twisted:

Daher beten alle im Oratorium dreimal folgenden Vers, den der Leser anstimmt: "Herr, öffne meine Lippen, damit mein Mund dein Lob verkünde." (Ps 51,17)
Tja wo isser nur, den ich loben soll? Der mir die Lippen öffnet? :)

So erhält er den Segen und beginnt dann seinen Dienst als Leser.
Segen ist immer gut, kann ich nicht genug von kriegen

Es herrsche größte Stille. Kein Flüstern und kein Laut sei zu hören, nur die Stimme des Lesers.
Was sie aber beim Essen und Trinken brauchen, sollen die Brüder einander so reichen, das keiner um etwas bitten muss.
Tja Kinder bei Tische sind stumm wie die Fische und Händchen ans Rändchen nicht vergessen. Gelobt sei das automatische Handeln. Es erleichtert vieles, aber sind wir dann noch lebendig?
In sofern eine Anleitung zu unmündig werden oder bleiben je nachdem.
Fehlt trotzdem etwas, erbitte man es eher mit einem vernehmbaren Zeichen als durch ein Wort.
In der Geschichte einer Nonne gibt es eine kurze Episode von einem afrikanischen Diener dieser Nonnen. Wenn ihn eine geärgert hatte, deckte er ihr nicht das ganze Besteck und so musste sie warten bis eine ihrer Mitschwestern ihr Besteck gab, denn sie durfte nicht darum bitten. Eine wunderschöne Anleitung zur Unmenschlichkeit. Sprechenden Menschen kann man helfen. Und wie sagt Paulus schon:" Der Buchstabe tötet aber der Geist macht lebendig."

Niemand nehme sich heraus, bei Tisch Fragen über die Lesung oder über etwas anderes zu stellen, damit es keine Gelegenheit zum Unfrieden gibt.
Heute sagt Ruth Cohn: "Störungen haben Vorrang."
Doch der Obere kann zur Erbauung kurz etwas sagen.
Damit haben wir mal wieder die wunderbare Anleitung für einen Diktator.
Der Tischleser der Woche erhält vor Beginn der Lesung etwas Mischwein, und zwar wegen der heiligen Kommunion; auch soll ihm das Fasten nicht zu schwer werden.
Diese Begründung verstehe ich nicht. Was hat das mit der Kommunion in der Messe zu tun?
Oder sollte hier doch einmal der Heilige Geist einen Landeplatz beim Heiligen Benedikt gefunden haben? Dann könnte ja die Kommunikation zwischen Gott und den Menschen gemeint sein. Irgendwann habe ich mal den Einfall gehabt, als ich zur Kommunion ging: "Boah, wir haben einen Gott der sich aufessen lässt." und wir sind eins mit diesem Gott, das ist einfach nur wunderbar.
Nachher ist er mit denen, die in der Küche oder anderswo ihren Wochendienst haben.
Kann hier vielleicht essen gemeint sein und liegt hier ganz einfach ein Abschreibefehler vor? Ich habe es schon in meiner Familie gehasst hinter her alleine essen zu müssen. Einfach nur scheußlich.
Die Brüder dürfen übrigens nicht der Reihe nach vorlesen oder vorsingen, sondern nur, wenn sie die Zuhörer erbauen.
Sehr sinnvolle Anordnung, die sich ja mit dem Einsatz der modernen Kommunikationsmitteln erübrigen kann.
:liebe::schaukel::schaf: rg
 
AW: Autorität oder Erziehung zum autoritären Charakter?

Kapitel 39:
Das Maß der Speise

Nach unserer Meinung dürfte für die tägliche Hauptmahlzeit, ob zur sechsten oder zur neunten Stunde für jeden Tisch mit Rücksicht auf die Schwäche einzelner zwei gekochte Speisen genügen.
Das war für mich eine Luxusbestimmung. Im Gegensatz zu meiner Erziehung, es wird gegessen was auf den Tisch kommt und Schmalhans oft zu Gast war.

Wer etwa von der einen Speise nicht essen kann, dem bleibt zur Stärkung die andere.
Wie gesagt eine Wahlmöglichkeit hatte ich früher bei Tisch nicht gekannt und so war diese Bestimmung für mich sehr großzügig.

Zwei gekochte Speisen sollen also für alle Brüder genug sein. Gibt es Obst oder frisches Gemüse, reiche man es zusätzlich.
Das meine ich auch.
Ein reichlich bemessenes Pfund Brot genüge für den Tag, ob man nur eine Mahlzeit hält oder Mittag - und Abendessen einnimmt.

Essen die Brüder auch am Abend, so hebe der Cellerar ein Drittel dieses Pfundes auf, um es ihnen beim Abendtisch zu geben.
Klingt vernünftig, wenn die Rationierung von Essen und damit die Fremdbestimmung von Menschen vernünftig sein soll.
War die Arbeit einmal härter, liegt es im Ermessen und Zuständigkeit des Abtes, etwas mehr zu geben, wenn es gut tut.
Auch hier ist es unverständlich, dass nicht jeder das erhält, was er braucht.
Doch muss vor allem Unmäßigkeit vermieden werden; und nie darf sich bei einem Mönch Übersättigung einschleichen.
Ich kann nur mit dem Kopf schütteln, was aber auch alles vermieden werden muss. Anstatt die Übersättigung zum Thema zu machen und die Misshandlung des eigenen Körpers, der der Tempel Gottes ist auf zu zeigen. So wird nur ein ganz übler Stolz genährt.
Denn nichts steht so im Gegensatz zu einem Christen wie Unmäßigkeit.
Warum eigentlich? Jesus wurde doch als der Fresser und Säufer hingestellt. Diese Stelle scheint dem guten Benedikt nicht bekannt gewesen zu sein.
Sagt doch unser Herr: "Nehmt euch in acht, dass nicht Unmäßigkeit euer Herz belaste." (Lk 21,34)
Das es eine Unmäßigkeit in der Kontrolle gibt scheint vor 1500 Jahren noch unbekannt gewesen zu sein.
Knaben erhalten nicht die gleiche Menge wie Erwachsene, sondern weniger. In allem achte man auf Genügsamkeit
Das ist sehr schade für die Knaben, dass sie nicht selber entscheiden dürfen. Aber so werden sich nützliche Idioten erzogen.
Auf Fleisch vierfüßiger Tiere sollen alle verzichten, außer die ganz schwachen Kranken.

Die Benediktusregel - Ausgabe nach Tageslesungen
Das habe ich einmal in der Küche erlebt. Da war ein Bratklops zuviel und jetzt wusste man nicht wen man ihn geben sollte. Weil sich ja alle auf fleischlos eingestellt hatten. Ich habe mich dann bereit erklärt, dass ich das "Opfer" bringen würde und Fleisch zu mir zu nehmen.

:liebe: :schaukel: :schaf: rg​
 
AW: Autorität oder Erziehung zum autoritären Charakter?

Kapitel 40:
Das Maß des Getränks
Jeder hat seine Gnadengabe von Gott, der eine so, der andere so. (1Kor 7,7)
Ja und diese sollten gefördert werden.
Deshalb bestimmen wir nur mit einigen Bedenken das Maß der Nahrung für andere.
Zum Glück also nicht nur Kadavergehorsam

Doch mit Rücksicht auf die Bedürfnisse der Schwachen meinen wir, dass für jeden täglich eine Hemina Wein genügt.
Ein viertel Liter. Für Italiener bestimmt ziemlich knapp. In dem Kloster gab es den nur zu Ostern und Pfingsten. Die höheren Festtage sind mir unbekannt geblieben.
Wem aber Gott die Kraft zur Enthaltsamkeit gibt, der wisse, dass er einen besonderen Lohn empfangen wird.
Schade das hier ein besonderer Lohn angesprochen wird. Ich vertrug einfach keinen Wein. Ich wurde zu schnell besoffen davon. Ob das dann eine besondere Gabe ist oder war?

Ob ungünstige Ortsverhältnisse, Arbeit oder Sommerhitze mehr erfordern, steht im ermessen des Oberen. Doch achte er darauf, dass sich nicht Übersättigung oder Trunkenheit einschleichen.

Zwar lesen wir, Wein passe überhaupt nicht für Mönche, Weil aber die Mönche heutzutage sich davon nicht überzeugen lassen, sollten wir uns wenigstens darauf einigen, nicht bis zum Übermaß zu trinken sondern weniger.
Ja diese Regel hat ja auch den Ruf des rechten Maßes.
Denn der Wein bringt sogar die Weisen zu Fall. (Sir 19,2)
Das macht nichts der kann auch wieder aufstehen.
Wo aber ungünstige Ortsverhältnisse es mit sich bringen, dass nicht einmal das oben angegebene Maß, sondern viel weniger oder überhaupt nichts zu bekommen ist, sollen die Brüder, die dort wohnen, Gott preisen und nicht murren.
Für mich versteht sich so etwas von selbst.

Dazu mahnen wir vor allem: Man unterlasse das Murren.

Die Benediktusregel - Ausgabe nach Tageslesungen

Das ist eine schwierige Sache heute ist das nicht mehr durchzuführen. Murren wird doch heute als Recht auf Meinungsfreiheit verteidigt. Eine Folge davon, dass keiner mehr zwischen Phantasie und Wahrheit unterscheiden kann.

:liebe: :schaukel: :schaf: rg​
 
AW: Autorität oder Erziehung zum autoritären Charakter?

Kapitel 41:
Die Mahlzeiten

Vom heiligen Osterfest bis Pfingsten halten die Brüder zur sechsten Stunde die Hauptmahlzeit und nehmen am Abend eine Stärkung zu sich.
Ich kannte auch auch ein Frühstück direkt nach den Vigilien.
Doch von Pfingsten an sollen die Mönche während des ganzen Sommers am Mittwoch und Freitag bis zur neunten Stunde fasten, wenn sie keine Feldarbeit haben und die Sommerhitze nicht zu sehr drückt.

An den übrigen Tagen nehmen sie die Hauptmahlzeit zur sechsten Stunde ein.
Diese Regelung ist mir unbekannt. Es wurde immer um 12.00 Uhr zu Mittag gegessen.
Allerdings war bei den älteren Schwestern noch die Selbstgeißelung am Freitag üblich.
Die sechste Stunde für die Hauptmahlzeit wird auch beibehalten, wenn die Brüder auf dem Feld arbeiten oder die Sommerhitze unerträglich ist; der Abt sorge dafür.
Also eine Ausnahme von der Regel

Überhaupt regle und ordne er alles so, dass es den Brüdern zum Heil dient und sie ohne einen berechtigten Grund zum Murren ihre Arbeit tun können.
Für alle es so zu regeln, dass es zum Heil dient scheint in dem Kloster verloren gegangen zu sein in dem ich gelebt habe. Ein Anlass zum berechtigten Grund zum Murren wurde im Keim erstickt. Damit ist vielem üblen Tor und Tür geöffnet worden. Da niemand mehr seinem eigenen gesunden Urteil vertrauen konnte.

Vom September bis zum Beginn der Fastenzeit essen sie nur zur neunten Stunde.
Dies wird so nicht mehr gehandhabt, wie ich es kennengelernt habe.
Vom Beginn der Fastenzeit bis Ostern halten sie die Mahlzeit erst am Abend.
Das erinnert an den Ramadan der Muslime. Diese dürfen auch erst nach Sonnenuntergang erst etwas essen. Der Unterschied bei den Christen liegt darin, dass Ostern sich immer im Frühjahr und in unseren Breitengraden eben die Fastenzeit noch in den langen Nächten ist. Beim Ramadan verschiebt sich das von Jahr zu Jahr.
Die Vesper aber wird so angesetzt, dass man bei Tisch kein Lampenlicht braucht. Vielmehr muss alles noch bei Tageslicht fertig werden.

Auch zu anderen Jahreszeiten werde die Stunde für das Abendessen oder für die Hauptmahlzeit so gewählt, dass alles bei Tageslicht geschehen kann.

Die Benediktusregel - Ausgabe nach Tageslesungen
Dies ist wohl einer ganz praktischen und ökonomischen Überlegung entsprungen so wurde an Kerzen, Öl und Petroleum gespart. Dies sollte also für die Gegenwart, wie die Zukunft genauso gelten. Eben nicht unnötig etwas zu verschwenden.
:liebe: :schaukel: :schaf: rg​
 
AW: Autorität oder Erziehung zum autoritären Charakter?

Kapitel 42:
Das Schweigen nach der Komplet
Immer müssen sich die Mönche mit Eifer um das Schweigen bemühen, ganz besonders aber während der Stunden der Nacht.
Das ist auch heute noch eine sinnvolle Anweisung, wenn bedacht wird über was alles so geredet wird und man sich danach meist ganz hohl und ausgelaugt vor kommt.

Daher treffen wir eine Regelung für das ganze Jahr, sowohl für Fasttage wie für Tage ohne Fasten.
Es ist sehr erleichternd gerade in einer großen Gemeinschaft von den Anforderungen von außen für eine Weile verschont zu bleiben.

An Tagen mit Mittag und Abendessen gilt: Sobald man vom Abendessen aufgestanden ist, setzen sich alle zusammen. Dann lese einer die "Unterredungen", die "Lebensbeschreibungen der Väter" oder sonst etwas vor, das die Hörer erbaut,
Dies ist immer zu bedenken, dass diese Regel zu einer Zeit aufgeschrieben wurde, in der noch nicht alle Menschen selbstverständlich lesen und schreiben konnten.

nicht aber den Heptateuch oder die Bücher der Könige, denn für weniger gefestigte Brüder ist es nicht gut, wenn sie zur Abendstunde diese Schriften hören; zu anderer Zeit soll man sie lesen.
Es gibt also Bücher die die zu sehr die Nachtruhe stören können.
An Fasttagen gilt: Nach der Feier der Vesper und einer kurzen Pause begibt man sich, wie schon gesagt, zur Lesung der "Unterredungen".

Man lese vier oder fünf Blätter, soviel die Zeit eben erlaubt.
Also hier wird wohl mehr das geregelt was gelesen werden soll, als über das Schweigen an sich.

So können während dieser Lesung alle zusammenkommen, auch wenn sie noch mit zugewiesenen Arbeiten beschäftigt waren.
Auch eine Form der Pflege der Gemeinschaft.
Sind alle versammelt, halten sie die Komplet. Wenn sie dann aus der Komplet kommen, gebe es für keinen mehr die Erlaubnis, irgend etwas zu reden.
Na ja für Erwachsene eine ziemlich merkwürdige Anordnung

Findet sich einer der diese Regel des Schweigens übertritt, werde er schwer bestraft,
Hier wieder die Androhung von Strafe, irgendwie völlig daneben und der Widerspruch zur frohen Botschaft schlechthin.

ausgenommen, das Reden sei wegen der Gäste nötig, oder der Abt gebe jemandem einen Auftrag.
Ja diesen Vorzug habe ich als Gast oft bei der Äbtissin genossen. Als ich dann in der Abtei war und sie mich nach der Komplett noch zu sich gerufen hat, konnte sie beim zweiten Mal schon nicht mehr einem Anrufer zugeben, dass ich bei ihr saß. Sehr merkwürdig.
Aber auch dann geschehe es mit großem Ernst und vornehmer Zurückhaltung.

Die Benediktusregel - Ausgabe nach Tageslesungen
Wer den Roman "Der Name der Rose" von Umberto Ecco kennt, weiß dass jeder es übertreiben kann auch mit der vornehmen Zurückhaltung und dem großen Ernst.
Humor kommt von Humus und humilitas bedeutet Demut. Deswegen sollte zur echten Demut auch der nötige Humor kommen.
:liebe: :schaukel: :schaf: rg
 
AW: Autorität oder Erziehung zum autoritären Charakter?

Kapitel 43:
Die Bußen für Unpünktlichkeit
Ich habe mal auf dem Flohmarkt ein kleines Büchlein erstanden mit "Dem Titel frohes Gehen zu Gott"
Deswegen habe ich einfach nur wenig Verständnis für dieses Kapitel
Hört man das Zeichen zum Gottesdienst, lege man sofort alles aus der Hand und komme in größter Eile herbei,
Ja ganz einfach aus Liebe, weil es Freude macht die Psalmen zu singen.
allerdings mit Ernst, um nicht Anlass zur Albernheit zu geben.
Schade da kommt einfach wieder die Humorlosigkeit dieser Regel zum Vorschein. Albern habe ich auch mal erlebt, dass wir vom Noviziat die Äbtissin ankommen sahen und warteten bis sie vorbei war und als Erste die Kirche betreten konnte. Daraufhin beschleunigte sie ihre Schritte, anstatt einen Wink zu geben, dass wir ruhig vor ihr die Kirche betreten konnten. Na ja von Reißverschlussverkehr, war dort wohl damals noch nichts vorgedrungen und wer von der Hierarchie Vorfahrt hat hat eben Vorfahrt und wenn der ganze Schnee verbrennt.

Dem Gottesdienst soll nichts vorgezogen werden.
Dass das ganze Leben ein Gottesdienst ist scheint hier auch unbekannt zu sein.

Kommt einer zu den Vigilien erst nach dem "Ehre sei dem Vater" des Psalms 94, der deswegen sehr langsam und gedehnt zu singen ist, darf er nicht an seinem Platz im Chor stehen.
Es ist interessant wie wichtig Verfehlungen genommen werden. Also um aufzufallen braucht man nur zu spät zu kommen.

Vielmehr stehe er als Letzter von allem oder auf dem Platz, den der Abt für so Nachlässige abseits bestimmt hat, damit sie von ihm und allen gesehen werden.
Schön wäre es auch, wenn diese Regel für die bestünde, die etwas Gutes getan haben. So wird das Wort Buße nach dem AT missbraucht als Strafe und das hat üble Folgen wie es heute überall in der Kirche zu beobachten ist.

Dort bleibe er, bis er am Schluss des Gottesdienstes öffentlich Buße getan hat.
Das erinnert an den Mittelalterlichen Pranger. Die öffentliche Blamage.

Wir lassen die unpünktlichen Brüder bewusst auf dem letzten Platz oder abseits stehen, damit sie von allen gesehen werden, sich schämen und deshalb sich bessern.
Scham ist ein merkwürdiges Mischgefühl, was meiner Ansicht nach lediglich für eine gute Durchblutung im Menschen sorgt. Dafür sollte in jedem Fall bei allen gut gesorgt werden.

Bleiben sie nämlich außerhalb des Oratoriums, könnte sich vielleicht einer wieder schlafen legen oder sogar sich draußen hinsetzen und sich Zeit nehmen für Geschwätz; so gibt er dem Bösen Gelegenheit zur Versuchung.
Den Seinen gibt es Herr im Schlaf, diese Verheißung scheint in dieser Regel auch unbekannt zu sein. Wenn sich die Klosterangehörigen einmal richtig unterhalten muss auch nicht der Böse auftauchen. Höchstens wer daran glaubt.

Sie sollen vielmehr hereinkommen, damit sie nicht alles versäumen und sich in Zukunft bessern.
Da kann einem aber nun wirklich die Lust vergehen und etwas was man vorher immer gerne gemacht hat, weckt bei mir einfach nur den Widerspruch, wenn soviel Druck ausgeübt wird.

Kommt einer zum Gottesdienst der Gebetszeiten am Tag erst nach dem Vers und nach dem "Ehre sei dem Vater" des anschließenden ersten Psalmes, stehe er nach der obigen Vorschrift auf dem letzten Platz.
Na wie schön die Letzten werden die Ersten sein.

Er nehme sich nicht heraus, sich vor seiner Buße dem Chor der psalmensingenden Brüder anzuschließen, außer der Abt ist nachsichtig und erlaubt es;

selbst dann muss der Schuldige Buße tun.

Die Benediktusregel - Ausgabe nach Tageslesungen
Wenn Buße zur Strafe umfunktioniert wird, verliert jeder den Spaß an der Freud.
:liebe: :schaukel: :schaf: rg​
 
AW: Autorität oder Erziehung zum autoritären Charakter?

Kapitel 43:

Kommt einer zu Tisch nicht vor dem Vers - denn alle sollen gemeinsam den Vers singen und beten und sich zusammen zu Tisch setzen -,

werde er dafür bis zu zweimal gerügt, wenn er aus Nachlässigkeit oder eigener Schuld nicht pünktlich kommt.
Nachlässigkeit scheint mir heute als ein wichtiger innerer Widerstand zu beachten zu sein. Eigene Schuld gibt es nicht mehr seit dem Leben und Sterben von Jesus Christus höchstens eine eigene Verantwortung für das deutliche und unausgesprochene Verhalten des einzelnen Menschen.

Bessert er sich wieder nicht, versage man ihm die Teilnahme am gemeinsamen Tisch.
Aha hier kommt wieder die teuflische Rausschmeißer Mentalität, eines autoritären Gottes oder eben Charakters zum Tragen. Da hat es schon einmal ein Menschenpaar gegeben, welches letztlich nur froh sein durfte aus dem Gedankengefängnis nicht erkennen zu dürfen entlassen worden zu sein.

Getrennt von der Gemeinschaft aller Brüder, esse er allein. Auch sein Anteil an Wein werde ihm genommen, bis er Buße tut und sich bessert.
Da stellt sich doch die Frage für wen bessert? Die Gemeinschaft oder den Abt? Isolierung und teile und herrsche immer ein beliebtes Machtmittel und so wunderbar verständnislos und unbarmherzig.

Ebenso werde auch der bestraft, der beim Vers nach dem Essen nicht da ist.
Dazu kann ich nur sagen: Zwangsverpflichtung! Pfui Schande!
Keiner darf sich herausnehmen vor oder nach der festgesetzten Zeit eigenmächtig etwas zu essen oder zu trinken.
Noch eine weitere teuflische Bestimmung.

Weigert sich einer anzunehmen, was der Obere ihm angeboten hat, dann soll er überhaupt nichts erhalten, wenn er zu einer anderen Zeit verlangt, was er vorher ausgeschlagen hat, oder wenn er sonst etwas will. Das gilt bis er sich entsprechend gebessert hat.

Die Benediktusregel - Ausgabe nach Tageslesungen

Aha dem äußeren Druck nachgeben und sich selber hassen anstatt sich lieben zu lernen scheint hier mehr das Ziel dieser Bestimmung zu sein. Es ist für mich immer wieder überraschend neu zu entdecken, wie viel heimliche Boshaftigkeit sich in dieser Regel verbirgt und welche Verwirrung sie unter den Christen herstellt hat. Da wird und wurde ganz einfache die frohe Botschaft zu einer Drohbotschaft umgemünzt.

:liebe: :schaukel: :schaf: rg
 
Werbung:
AW: Autorität oder Erziehung zum autoritären Charakter?

Kapitel 44:
Die Bußen der Ausgeschlossenen
Wer für ein schweres Vergehen vom Oratorium und vom Tisch ausgeschlossen ist, werfe sich am Ende der gottesdienstlichen Feier vor der Tür des Oratoriums zu Boden. Ohne etwas zu sagen, mit dem Gesicht zur Erde
Sehr gut für Verunsicherungen allgemein, die Vergehen werden nicht genannt.
Sehr praktisch um jeder Willkür Tor und Tür zu öffnen.

soll er dort zu Füßen aller liegen, die aus dem Oratorium kommen.
Ganz schön entwürdigend. Ich habe es noch als demütigend kennengelernt.
Das tue er solange, bis der Abt entscheidet, dass es genügt.
Was hilft die Macht Gottes gegen die Allmacht des Abtes?

Sobald der Abt ihn rufen lässt und er hereinkommt, werfe er sich dem Abt und dann allen zu Füßen, damit sie für ihn beten.
Meiner Ansicht nach bedürfen der Abt und alle anderen nicht nur des Gebetes sondern wegen besonderer Auszeichnung für Lieblosigkeit und Feigheit eine Tracht Prügel :pcwut:

Dann werde er auf Geheiß des Abtes wieder in den Chor aufgenommen, und zwar an dem Platz, den der Abt bestimmt.
Und weiter geht es mit der Bestimmung für Diktatoren. Vermutlich vom :teufel2: höchst persönlich erfunden. Kein Wunder das Hitler möglich wurde.
Doch darf er ohne erneute Erlaubnis des Abtes noch keinen Psalm, keine Lesung oder sonst etwas im Oratorium vortragen.
Und ewig dauert die Abhängigkeit.

Bei allen Gebetszeiten werfe er sich am Ende des Gottesdienstes an seinem Platz zu Boden.
So macht sich der Mensch der Erde gleich.

So tue er Buße, bis der Abt ihm befiehlt, diese zu beenden.
Es soll wohl besser heißen ertrage die willkürliche Strafe und lerne wer das sagen hat. Besonders perfide, wenn es mit göttlicher Autorität voll zogen wird.

Wer aber für ein leichtes Vergehen nur vom Tisch ausgeschlossen ist, soll im Oratorium Buße tun, solange der Abt es befiehlt.
Es fehlt wieder eine Erklärung was eigentlich ein Vergehen ist.

Das muss er tun, bis der Abt den Segen gibt und sagt: Genug.

Die Benediktusregel - Ausgabe nach Tageslesungen
Ja hier ist es wirklich genug mit diesen Abscheulichkeiten und der Alleinherrschaft über andere Menschen.

:liebe: :schaukel: :schaf: rg​
 
Zurück
Oben