AW: Abtrünnige Regionen
Ich verstehe Merkel nicht. Vor einiger Zeit noch war sie gegen einen EU-Beitritt Georgiens- zu Recht, wie ich finde.
Georgien in der NATO. Das wäre ein Experiment mit absolut unberechenbaren Ausgang.
Zwei mögliche Folgen:
a) Russland scheut den Konflikt mit der NATO- in diesem Fall wäre Georgien zwar in Sicherheit vor russischen Militäraktionen. Andererseits kann man aber davon ausgehen, dass Russland sich bitter am Westen rächen wird, z.B. in dem es sich noch querer als bis jetzt in UNO-Angelegenheiten querstellt.
b) Russland scheut den Konflikt nicht und greift Georgien als Vergeltung vielleicht sogar an. Dann greift der Bündnisfall und die NATO wäre in einen Krieg mit Russland verwickelt.
Mit Russland kann man nur reden- ein Krieg wäre, auch für den Westen, mörderisch.
Russland ist eine Großmacht, dass muss der Westen endlich wieder akzeptieren. Eine Großmacht, die wiedermal überdeutlich macht, dass sie nicht im 21. Jahrhundert angekommen ist, und die bereit ist, Kriege aus purer imperialistischer Machtgeilheit anzuzetteln.
Ihr westliches Gegenstück sind die USA- genauso imperialistisch (nur nicht so offen), genauso machtgeil (aber immer schön unter einem Vorwand).
Deswegen wünsche ich mir ein einiges, starkes Europa. Ich bin wirklich der festen Überzeugung, dass Europa (nicht aus Gutmenschlichkeit, auch aus Eigeninteresse) im Kaukasus als Vermittler dienen könnte, würde es sich endlich einmal zusammenraufen.
Europa muss, im Kaukasus wie auch auf dem Balkan, in Regionen, die vor der eigenen Haustür liegen, endlich politisch stärker in Erscheinung treten.
Zum Thema abtrünnige Regionen:
Thorstens Idee mit dem Volksentscheid ist immer noch die beste:
Das gilt überall da, wo immer irgendjemand meint, dass noch Fragen offen sind: Kosovo, Ossetien, Abrachsien, Tschetschenien, Nordirland, Baskenland, Korsika, Kaschmir, Tibet, Quebec, Südtirol etc. etc....
Man sollte die Leute vor Ort fragen. Kein Volk sollte gegen seinen Willen bei einem Land beibehalten werden, eben sowenig sollte ein Volk dazu gezwungen werden, ein Land zu verlassen. Weder fremde Mächte, noch Wortführer aus den eigenen Reihen, nur die Gemeinschaft der Einwohner einer Region kann über die Staatszugehörigkeit entscheiden.
Allerdings gibt es in manchen Regionen nur ein Problem- oft leben mehre Völker in einer Region und die einen wollen so und die anderen wollen so. Was tun?
Meiner Meinung nach wird hieran deutlich, was ich die ganze Zeit in anderen Diskussionen zum Thema Volkszugehörigkeit im Verhältnis zur Staatszugehörigkeit sagen wollte, und wofür ich mir falsche Vorwürfe anhören musste, ich sei deutsch-national:
Es ist eben nicht einfach nur mit der Ziehung von Staatsgrenzen getan. Ich stelle die bestehenden Staatsgrenzen in Europa gar nicht in Frage, weder die von Deutschland, Österreich oder sonst irgendwem.
Auch halte ich Volkszugehörigkeit in keinster Weise auch nur annähernd für irgendein Kriterium des menschlichen Miteinanders. Die bloße Tatsache, das andere Völker existieren heißt doch nicht, das keine Vermischungen stattfinden dürfen.
Aber wenn ein Volk Wert darauf legt, seine Sprache, seine Kultur oder ähnliches aufrecht zu erhalten, dann haben andere das zu respektieren. Und wenn dieses Volk als ein kleineres Volk innerhalb eines großen Staatsgebietes lebt(wie die "katholischen" Nordiren, Osseten, Basken, Südtiroler), dann täte der Staat gut daran, diesem Volk die Auslebung seiner Kultur und Sprache zu ermöglichen. Und wenn ein Volk den Wunsch äußert, mehr Selbstbestimmung zu haben, was kann daran falsch sein, dies zu erfüllen?
Das erfolgreichste Beispiel ist Südtirol. Die meisten Menschen dort sind, meiner Erfahrung nach, zufrieden mit dem Status quo, also als autonome Provinz in der Republik Italien- sie können ihre Kultur ausleben, sei sie italienisch, ladinisch oder tirolerisch, sie bewegen sich größtenteils sicher auch in den anderen Kulturkreisen und profitieren so von beiden Seiten (bzw. die Ladiner von allen drei.) Die Touristen lieben diese Mischung, was Südtirol heute zu einer der reicheren Regionen Europas gemacht hat.
Warum soll das nicht auch für die Osseten gelten? Multikulturalität ist doch nichts schlechtes- aber zur Multikulturalität gehört, auch die Kultur des anderen, ebenso wie seine eigene, anzuerkennen.
Wenn allerdings ein Volk wie die Osseten oder die Tschetschenen entscheidet, dass, nach allem, was vorgefallen ist, ein Zusammenleben mit den anderen Völkern im Staat nicht mehr möglich ist- wäre es dann nicht besser sie gehen zu lassen, also durchaus auch einmal mit Rücksicht auf Volksgrenzen Staatsgrenzen zu verschieben? Im Einvernehmen, BEVOR es zum Krieg oder zur Terrorkampagne kommt?
Mfg,
Sunnyboy