• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Kultur des Verbots - Absage an die Vernunft?

AW: Kultur des Verbots - Absage an die Vernunft?

Lilith-Mausi:kuss1: ,

wir liegen gar nicht so weit auseinander, glaube ich.

Deiner Ausführung von Herr Jung habe ich nichts entgegenzusetzten. Widerspricht nicht meiner Vorstellung von Jesus. Ich bin klarer Befürworter des freien Willens. Aber was ist so schlimm einem guten Vorbild zu folgen?
Man muss sich mit der Lehre Jesu sehr viel auseinander setzen.

Es gibt zwar viele Interpretationen , siehe oberen Beitrag, aber die Kernaussagen Jesus bleiben doch erhalten. Und darum geht es.

Die Theorie der Demokratie finde ich spitze. Eine basisdemokratische Ordnung dessen Mitglieder selbstbewusste, gebildete, liebenswerte und lebensfrohe Menschen sind wäre auch für mich top. Aber Demokratie ist nur eine Regierungsform und hat auch seine Vor- und Nachteile. Und eine Regierungsform sagt nichts über die Menschen aus. Eine Regierungsform ist nur eine Form der Arbeitsteilung.

Wichtig sind die Werte der Menschen, die in dieser Regierungsform leben und da ist Jesus ein Ansatzpunkt, finde ich.

Führer wird immer so negativ ausgelegt. Es gibt aber doch auch normale oder gute Beispiele.
Wenn du durch unbekannte Natur reisen willst, nimmst du dir doch auch einen Führer und vertraust dich ihm an. Eltern sind für ihre Kinder im einer gewissen weise Führer durch Leben, bis die Kinder selber führen können. Aber die Eltern selber sollen nicht so arrogant sein und denken, dass sie keinen Führer mehr brauchen. Dafür ist Jesus da. Er gibt mir die Chance eine gewisse Demut zu haben und mich nicht wichtiger zu nehmen als ich bin, gerade weil ich ein gesundes Selbstbewusstsein habe.
Jesus Lehre (NICHT DER KIRCHE) ist mit fast allen Weltreligionen vereinbar.

Hast du mich ein wenig verstanden, oder reden wir aneinander vorbei?
Ich will Menschen die Stark in ihrem religiösen Glauben(im positiven Sinne) sind und trotzdem einen Weg des Miteinanders gefunden haben.

fussel
Ich glaube, wir haben eine grundlegende Meinungsverschiedenheit. Ich vertrete die Ansicht, dass jeder Mensch seine eigenen Erfahrungen machen muss und auch seinen ganz eigenen individuellen Weg erschaffen muss. Wenn ich also einem Führer folge, dann ist das Risiko, den einfach nachzuahmen, sehr groß. Wenn da einer ist, der sagt, er weiß was gut für mich ist, dann ist diese Erkenntnis nicht meine Erkenntnis, sondern ich glaube dem Führer, dass er es gut mit mir meint. Ich verschenke meine Eigenverantwortung.

Deine Erklärung, wozu ein Führer gut ist (und auch die Eltern in ihrer führenden Position), bereitet mir mehr als leises Unbehagen. Und was ist daran arrogant, wenn man ohne Führer seinen Weg sucht und findet? Wem gegenüber bist du demütig? Jesus ist nicht da, um dich hier und jetzt an der Hand zu nehmen und dir konkret zu sagen, wo du hingehen sollst. Und wenn du den Eindruck hast, durch deinen Glauben kannst du hören, was Jesus jetzt sagt, dann hörst du eigentlich dich selbst. Du weißt also sehr gut, was du willst, wenn du ohne Schwierigkeiten einen Führer auswählen kannst. Gestehe dir ein, dass du nicht mutig genug bist, zu deinen Entscheidungen zu stehen, deswegen musst du dich hinter Jesus verschanzen.
Fussel, das hättest du gar nicht nötig. Handeln musst ja auf jeden Fall du selbst. Alles andere findet doch nur in deiner Vorstellung statt.

Aber gut, wenns dir so leichter fällt? Warum nicht! Das gibt allerdings dir und auch der Staatsobrigkeit nicht das Recht, einfach zu bestimmen, dass sich alle unter die Führerschaft der Besserwisser beugen müssen.
Du hast kein Wort zu meiner Meinung gesagt, dass das alles hauptsächlich aus monetären Gründen stattfindet.

Robin, du solltest es doch mit einer neuen Weltreligion versuchen. Es gibt sicher Jünger und Apostel, die dich dabei gerne unterstützen. Du kannst dir ja ein schönes Programm einfallen lassen. Oder schau dir einfach ein paar Mal Monty Pythons "Das Leben des Brian" an, falls du noch unsicher bist, wie du deine neue Rolle anlegen sollst. :kuss1:
 
Werbung:
AW: Kultur des Verbots - Absage an die Vernunft?

Sorry, Robin! Neben-topic

Hi Lilith,
Das gibt allerdings dir und auch der Staatsobrigkeit nicht das Recht, einfach zu bestimmen, dass sich alle unter die Führerschaft der Besserwisser beugen müssen.
Als Demokratin beugst du dich doch auch der Staatsobrigkeit. Wieso denkst du dann, das die Staatsobrigkeit dazu kein Recht hat. Die Staatsobrigkeit schränkt in gewissen Fällen sogar deine Menschenrechte ein. Finde ich im übrigen auch ok.

Außerdem liegt der Verdacht sehr nahe, dass die Vorschriften und Verbote nur aufgrund von monetären Argumenten erlassen werden, die allerdings für uns Untertanen in nettes Einwickelpapier gepackt werden, wie z.B. Moral und Gesundheit.
Nun ich denke, an der Spitze der Macht sitzten auch nur Menschen wie du und ich. Manche Enrscheidungen treffe ich aus monetären Gründe, andere aus moralischen. Ich habe auch schon Projekte geführt und war einfacher Projektmitarbeiter. Ich war immer derselbe Mensch.

Wem gegenüber bist du demütig?
Dem Leben, der Schöpfung(das Universum im meinem Wahrnehmungsbereich), der Menschheit.
Je größer meine Wissen in den Naturwissenschaften wird, umso ehrfürchtiger betrachte ich meine Welt und im speziellen das Leben.

Ich vertrete die Ansicht, dass jeder Mensch seine eigenen Erfahrungen machen muss
Sehe ich auch so. Ich denke, aber auch das jeder Mensch einen gewissen Einfluß darauf hat, welche Erfahrungen er macht. Du kannst entscheiden, ob du dich lieber mit ein Killerspiel oder Horrorfilm vergnügen willst oder ein Buch lesen willst.
Auch die Gesellschaft ist interessiert daran, das du zu einem sozialen Menschen wirst.
Was ist mit der Schule? Hat eine Lehrerin nicht auch die Aufgabe ihrer Kinder zu führen und zwar im bildungtechnischen wie auch im moralischen Sinne. Dort werden hoffentlich auch Verbote ausgesprochen.

Gestehe dir ein, dass du nicht mutig genug bist, zu deinen Entscheidungen zu stehen, deswegen musst du dich hinter Jesus verschanzen.
Fussel, das hättest du gar nicht nötig. Handeln musst ja auf jeden Fall du selbst. Alles andere findet doch nur in deiner Vorstellung statt.
Quatsch. Ich verschanze mich nicht hinter Jesus und das geht auch gar nicht.
Ich bin für mich verantwortlich. Ich habe einen freien Willen. Ich habe ein gesundes Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen.
Und genau aus dieser Position heraus handele ich. Mutig bin ich anscheinend, weil ich zugebe, das ich ein Gewissen habe und zugebe aus Liebe zu handeln.
Ich kann Schwäche/Fehler zugeben, weil ich im inneren stark an Liebe bin.
Ja, mein Glaube findet nur in meiner Vorstellung statt. Ich benutze den Glauben und nicht anders herum.

Vielleicht brauchen wir mehr gesetzliche Verbote, weil viele kein Gewissen mehr haben. Vielleicht brauchen wir mehr gesetzliche Verbote, weil Kinder nicht mehr erzogen werden bzw. von der Gesellschaft geführt werden.

fussel
 
AW: Kultur des Verbots - Absage an die Vernunft?

lilith,

wenn du denkst es geht mir bei Jesus, um den konkreten Menschen, dann hast du mich nicht verstanden. Es geht um ein Prinzip, eine Sichtweise, eine Lebenseinstellung. Jesus könnte auch XY heissen, aber warum das Rad neu erfinden.

fussel
 
AW: Kultur des Verbots - Absage an die Vernunft?

Als Demokratin beugst du dich doch auch der Staatsobrigkeit. Wieso denkst du dann, das die Staatsobrigkeit dazu kein Recht hat. Die Staatsobrigkeit schränkt in gewissen Fällen sogar deine Menschenrechte ein. Finde ich im übrigen auch ok.

Es ist ein interessanter Aspekt, dass dies ja gleichzeitig eine Demokratie ist und gleichzeitig Zwang ausgeübt wird. Eigentlich eine banale Sache, aber in letzter Zeit scheint sich die Frage zuzuspitzen.
Manche sagt dann vielleicht: Ist halt keine Demokratie. Aber selbst wenn wir ne Volksabstimmung machen und 52% sagen: Es wird nicht mehr geraucht - dann wird eben nicht mehr geraucht.
Und das geschieht ja im Namen der Vernunft widerspricht aber auch dem Grundgedanken des aufgeklärten Individuums.

Na ja, ist banal, aber manchmal habe ich das Gefühl, dass das all den wütenden Menschen nicht so klar ist...
 
AW: Kultur des Verbots - Absage an die Vernunft?

lilith,

wenn du denkst es geht mir bei Jesus, um den konkreten Menschen, dann hast du mich nicht verstanden. Es geht um ein Prinzip, eine Sichtweise, eine Lebenseinstellung. Jesus könnte auch XY heissen, aber warum das Rad neu erfinden.

fussel

Fusselchen, ich habs ja weiter oben schon versucht zu erklären. Aber vielleicht ist dein Weg momentan wirklich genauso wie der, den Jesus schon gegangen ist. Das will ich gar nicht in Frage stellen. Ich hab das schon richtig verstanden, du hast das ja früher schon betont, dass Jesus für dich für ein Prinzip steht.

Ich glaube wirklich, dass jeder für sich selbst das "Rad neu erfinden" muss, damit er auch wirklich am eigenen Leib erlebt, wie sich Erfahrungen und Erkenntnisse anfühlen. Im Geiste nachvollziehen und mit dem Gehirn verstehen genügt nicht, erst wenn du auch fühlst, mit allen Sinnen wahrnimmst, dann ist es dein Leben. Alles andere, auch das was wir so in der Schule und von unseren Eltern lernen, ist lau, Hören-Sagen. So wird es dann auch gelebt, lau. Das ist dann nicht fundiert, da ist das Herz nicht dabei. Das ist es, was uns mehr schadet als gut tut.
Um nicht ganz OT zu sein: Wenn du voll Genuß eine Zigarette rauchst, dann ist das besser für dich, als wenn du dich dem Nichtraucherwahn nur deswegen unterwirfst, weil "die Gesundheitsvertreter schon recht haben werden". Innerlich weinst du deinem Raucherdasein nach. Warum sollte das gut für dich sein?
Es ist noch lang nicht alles so eindeutig und klar, wie uns die sog. Experten weismachen wollen.

fusselhirn schrieb:
Als Demokratin beugst du dich doch auch der Staatsobrigkeit. Wieso denkst du dann, das die Staatsobrigkeit dazu kein Recht hat. Die Staatsobrigkeit schränkt in gewissen Fällen sogar deine Menschenrechte ein. Finde ich im übrigen auch ok.

Ich beuge mich der Obrigkeit in dem Ausmaß, als sie Gesetze erlässt, die auch mir vernünftig erscheinen und die ich verstehen kann.

Das was Robin ursprünglich gefragt hat, ging in Richtung eigene Erfahrung und Grenzen selbst finden, weniger zur Unterwerfung unter immer neue Einschränkungen und Verbote.

Ich bin sehr dafür, dass jeder seine Erfahrungen selbst macht, aber ich sehe auch, dass das heute nicht mehr so einfach gehen kann. Schon die kleinen Kinder haben einen ziemlich engen Spielraum für ihre Entscheidungen, z.B. im Kindergarten und dann in der Grundschule. Fast alles ist reglementiert, welche Spiele sie spielen, welche Kleidung sie tragen, was sie gern essen, usw. Was ich als unverschämte Einmischung in meine persönlichen Belange empfinde, ist für meine Enkel wahrscheinlich schon ein hilfreiche Unterstützung. So erscheint es mir fast.

Ich bin erschüttert, dass es sich dahingehend entwickelt. Ich werde um die letzten Restchen meiner Freiheit kämpfen, aber ich muss mit einem weinenden Auge zur Kenntnis nehmen, dass die nachfolgenden Generationen dieser Freiheit keinen Wert mehr beimessen.

:zauberer2
lilith
 
AW: Kultur des Verbots - Absage an die Vernunft?

Ich glaube wirklich, dass jeder für sich selbst das "Rad neu erfinden" muss, damit er auch wirklich am eigenen Leib erlebt, wie sich Erfahrungen und Erkenntnisse anfühlen.
Jaein! Ich denke ebenfalls, das es Erfahrungen und Erkenntnisse gibt, die jeder selber erleben muss. Gerade im frühen Stadium des Lebens. Sind wir uns einig, dass es Erfahrungen gibt, die das geistige bzw. emotionale und physische Wachstum eines Menschen fördern oder behindern können. Warum soll ich Erfahrungen machen die schlecht für mich sind und wenn ich meine Kinder liebe möchte ich doch auch nicht das sie diese Erfahrungen machen. Ich kann Erfahrungen in gewissen Maßen lenken. Und so wie ich meine Erfahrungen an Kindern weitergebe, so gibt es auch bei den Religionen alte Weisheiten und Erfahrungen, die mir helfen.

Ich erlebe leider immer mehr das die Menschen so viele schlechte Erfahrungen gemacht haben und deswegen depressiv, verbittern, gefühlos, egoistisch, brutal geworden sind. Damit dies eingeschränkt wird erläßt der Staat verbote.

Ich beuge mich der Obrigkeit in dem Ausmaß, als sie Gesetze erlässt, die auch mir vernünftig erscheinen und die ich verstehen kann.
Das ist kein beugen, das ist "ich-tue-das-was-ich-will". Das ist kein demokratischer Gedanke. Ich glaube, mein anarchistische Bemerkung, die eigentlich nur als Scherz gedacht war, beinhaltet mehr Wahrheit als ich dachte. Ich glaube allerdings, das sehr sehr viele Menschen so denken wie du.
Anscheinend tut Freiheit dem Menschen nicht so gut. Der Satz ist der Grundgedanke für Kriminalität.

Ich werde um die letzten Restchen meiner Freiheit kämpfen, aber ich muss mit einem weinenden Auge zur Kenntnis nehmen, dass die nachfolgenden Generationen dieser Freiheit keinen Wert mehr beimessen.
Das letzte Restchen deiner Freiheit? Siehst du das wirklich so, oder war das ein Scherz?

fussel
 
AW: Kultur des Verbots - Absage an die Vernunft?

Na ja, ist banal, aber manchmal habe ich das Gefühl, dass das all den wütenden Menschen nicht so klar ist...
Ja, das Gefühl habe ich auch. Es ist wie mit kleinen Kindern, denen man zuviel Freiheit lässt. Sie machen nur Mist und dann muss man wieder Verbote aussprechen. Und dann beschweren sich die Kindern, weil sie nicht einsehen, dass sie etwas falsches gemacht haben.
Der Gedanke "Ich bin frei und kann tun was ich will" ist sehr gefährlich für die Gesellschaft.
 
AW: Kultur des Verbots - Absage an die Vernunft?

Hallo Fussel!
Warum soll ich Erfahrungen machen die schlecht für mich sind ...
Die Erfahrungen kannst du dir nicht aussuchen. Du kannst es zulassen, dass du überhaupt ERfahrungen machst, oder du kannst es verhindern. Ob diese Erfahrungen gut oder schlecht für dich sind, kannst du erst beurteilen, wenn du sie gemacht hast.

... und wenn ich meine Kinder liebe möchte ich doch auch nicht das sie diese Erfahrungen machen. Ich kann Erfahrungen in gewissen Maßen lenken. Und so wie ich meine Erfahrungen an Kindern weitergebe, so gibt es auch bei den Religionen alte Weisheiten und Erfahrungen, die mir helfen.

Ich kenne niemanden, der möchte, dass seine Kinder schlechte Erfahrungen machen. Aber du kannst deine Kinder nicht unter einen Glassturz stellen. Denn damit hältst du sie auch davon ab, auch die schönen Erfahrungen zu machen. Du bringst deinen Kindern damit auch bei, dass nur der Papa weiß, was gut für sie ist. Und vor allem bringst du ihnen bei, dass du ihren Fähigkeiten nicht vertraust.

Ich erlebe leider immer mehr das die Menschen so viele schlechte Erfahrungen gemacht haben und deswegen depressiv, verbittern, gefühlos, egoistisch, brutal geworden sind. Damit dies eingeschränkt wird erläßt der Staat verbote.
Fusselchen, das ist eine sehr unhinterfragte undifferenzierte Erklärung. Die verbitterten bzw. depressiven Menschen, die ich kenne, waren meistens alleingelassene Kinder, die nicht wegen der "schlechten Erfahrungen" so geworden sind, sondern weil sie viel zu früh damit alleingelassen worden sind. Hier wäre es mMn auch dringend nötig, ein bisschen genauer zu definieren, was du mit "schlechten Erfahrungen" meinst.


Das ist kein beugen, das ist "ich-tue-das-was-ich-will". Das ist kein demokratischer Gedanke. Ich glaube, mein anarchistische Bemerkung, die eigentlich nur als Scherz gedacht war, beinhaltet mehr Wahrheit als ich dachte. Ich glaube allerdings, das sehr sehr viele Menschen so denken wie du.
Anscheinend tut Freiheit dem Menschen nicht so gut. Der Satz ist der Grundgedanke für Kriminalität.

Siehst du, Fussel, schon wieder sprichst du ein Urteil, ohne genauer zu fragen. Du stempelst mich als anarchistisch ab, obwohl ich wirklich weit davon entfernt bin. Wenn ich sage, "ich beuge mich nur wenn.....," dann heißt das ja nicht, dass ich alle Gesetze, die ich als unnötige Einschränkung meiner persönlichen Freiheit empfinde, breche! Es heißt allerdings, dass ich jede Gelegenheit wahrnehme, darüber zu reden und meine Meinung zu äußern. Aber dass ich eine Meinung dazu habe, ist das Ergebnis von sachlicher Information und Diskussion, wo die verschiedensten Aspekte einer Thematik zusammengetragen worden sind.

Das letzte Restchen deiner Freiheit? Siehst du das wirklich so, oder war das ein Scherz?
Kein Scherz Fussel. Ich empfinde es wirklich so. Meine Enkel haben viel weniger Freiheit als ich.
Vor kurzem habe ich von einer Studie gehört, dass unsere Kinder heute im Durchschnitt nur 2 Stunden pro Woche Zeit haben, wo sie nichts vorgeplantes zu tun haben. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Die Kinder werden verplant mit Musikunterricht, Jungscharstunde, Kindergottesdienst, Bastelkurs, Geburtstagsfeiern, Schikurs, Eislaufkurs, Selbstverteidigung usw. usw. Und das ist ihre Freizeit. Daheim sind dann die Stunden, in denen sie Computerspiele spielen oder fernsehen dürfen, auch noch genau eingeteilt. Wann ist den Kindern einmal langweilig? So langweilig, dass sie sich selber etwas einfallen lassen müssen, weil da nichts ist, das ihnen schon etwas vorgibt? Da hätte dann die kindliche Kreativität endlich eine Chance, wenn nicht Papa oder Mama gleich wieder da stehen und etwas vorschlagen. "Komm Bubi, schau, das hat dein Papa doch auch schon so gern gehabt".
Entschuldige Fussel, das war jetzt ein bisschen gemein. Ich kann mir vorstellen, dass du alles tust, was du als gut für deine Kinder einschätzt. Aber alles kann man nun einmal nicht tun, weil dazu unser Verstand nicht reicht. Wir haben nicht den Überblick über alle Zusammenhänge.
Und das gefällt mir nicht an der Reglementierung. Denn da tut jemand, der sich in einem Bereich eine gewisse Meinung gebildet hat, so, als ob er den Gesamtüberblick hätte und nun wisse, was das absolut Richtige für alle ist.
Und da werde ich seeeeehr skeptisch.

Der Gedanke "Ich bin frei und kann tun was ich will" ist sehr gefährlich für die Gesellschaft.
Fussel, wovor fürchtest du dich wirklich? Brauchst du jemanden der dich beschützt?
Wenn ich nach einem Überpapa rufe, der mich beschützen soll, dann kann es auch passieren, dass dieser Überpapa Regeln schafft, mit denen er mich nur für seine persönlichen Vorteile benützt. Und genau das geschieht ja schon.

lilith
 
AW: Kultur des Verbots - Absage an die Vernunft?

Ja, das Gefühl habe ich auch. Es ist wie mit kleinen Kindern, denen man zuviel Freiheit lässt. Sie machen nur Mist und dann muss man wieder Verbote aussprechen. Und dann beschweren sich die Kindern, weil sie nicht einsehen, dass sie etwas falsches gemacht haben.
Der Gedanke "Ich bin frei und kann tun was ich will" ist sehr gefährlich für die Gesellschaft.

Hallo Fussel,

natürlich ist jeder Mensch frei. die Freiheit findet seine Grenze - verständlicherweise - da, wo sie die Freiheit oder geschützte Interessen anderer tangiert. So der Grundsatz, übrigens auch in Art. 2 GG normiert (tschuldigung ich hab´s heut irgendwie sehr mit Jura).

Das Problem liegt für mich darin, daß diese scheinbar so einfache Logik in der Praxis extrem schwer zu realisieren ist. Denn: Wir sind derart vollgestopft von Manipulationen, vorgegebenen Verträgen, Mechanismen, daß wir gar nicht mehr in der Lage sind, noch zu erkennen, wie wir Freiheit eigentlich ausüben könnten. Und das ist noch die harmloseste Ebene.

Freiheit allein auf dieser Ebene zu erkennen und auszuüben bedingt heutzutage einen enormen Wissensstand über diese Mechanismen und ein außergewöhnliches Selbstbewußtsein. Hier im Netz ist das noch vergleichsweise leicht, aber wie sieht das eigentlich draußen aus, in der freien Wildbahn (die ja gar nicht so wild ist, das ist ja das schlimme).

Ein Beispiel: Anläßlich meiner bevorstehenden Hochzeit besuchte ich meiner (späteren) Frau zur Liebe einen Tanzkurs. Übrigens: War das eigentlich frei (?), denn das Tanzen selbst war mir zuwider und der Kurs war so furchtbar, daß ich mir als Gegenleistung einen regelmäßigen darauf folgenden Kneipengang abbedungen habe, ein Geschäft immerhin, also ein Rest Freiheit.

Dort stellte jedenfalls der Tanzlehrer eines Tages anläßlich ungelenker Verkrümmungen der Besucher die Frage, ob ein Walzer nun aus drei gleich- oder verschiedenlangen Noten im Takt bestehe. Er muß wohl das Ergebnis geahnt haben: 99 % der Besucher stellten sich auf die Seite der "Verschiedenlangen Notenanhänger". Ich bin heute noch ein wenig stolz darauf, daß ich das eine Prozent war, das auf der anderen Seite stand, war aber fast soweit, rüberzugehen, da ich allein aufgrund dieser Masse an Gegenstimmen an der Richtigkeit meiner Auffassung ernsthaft ins Zweifeln gekommen war.

Gruß
Zwetsche
 
Werbung:
AW: Kultur des Verbots - Absage an die Vernunft?

Hi zwetsche,

natürlich ist jeder Mensch frei. die Freiheit findet seine Grenze - verständlicherweise - da, wo sie die Freiheit oder geschützte Interessen anderer tangiert. So der Grundsatz, übrigens auch in Art. 2 GG normiert (tschuldigung ich hab´s heut irgendwie sehr mit Jura).
Genau das ist der Punkt. In meinen Zitat wird diese Einschränkung nicht erwähnt und das ist es auch was ich ausdrücken wollte. Und diese Grenze definiert unter anderem der Staat zum Wohle seiner Bürger. Damit ein Staat aber funktioniert, müssen sich die Bürger an diese Grenzen halten. Heutzutage ist die Einstellung oftmals, das ich Grenzen solange überschreite bis mich der böse Staat dafür zur Rechenschaft zieht. Die staatliche Gewalt wird als Gegner/Böse/Feind angesehen und nicht die kriminäle Tat. Verstehst du worauf ich hinaus will?


Hi Lilith,

Mich würde mal interessieren, was du unter Erziehung verstehst und welche Kriterien dir bei der Erziehung deiner Kinder wichtig waren?

Fussel, wovor fürchtest du dich wirklich? Brauchst du jemanden der dich beschützt?
Nun, es gibt sicherlich einige Dinge wovor ich mich fürchte, aber das wäre jetzt Offtopic vom Offtopic.:D
Natürlich brauche ich jemanden der mich beschützt. Ich denke, dafür ist unter anderem die Polizei und das Militär da. Ansonsten würde ich ja Selbstjustiz ausüben und das kann ich gar nicht begrüssen.
Soziale Beziehungen haben für mich ebenfalls etwas mit beschützen zu tun. Ich versuche die Menschen, die ich Liebe, zu beschützen und hoffe natürlich auch auf deren Unterstützung. Durch die Gemeinschaft ist das Individuum stärker als allein. Ist das nicht auch Sinn einer Gemeinschaft?

fussel
 
Zurück
Oben