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Kindesmisshandlung

Was Wirrlicht berichtet, ist nicht nur Kindesmißhandlung, sondern sie beschreibt die systematische Zerstörung eines Menschen und seiner Persönlichkeit.


Selbst diese schwersten Mißhandlungen sind keine Einzelfälle(!!!).


Bei mir war es nicht ganz so extrem:
Ich wurde von Vater oder Mutter 10 Jahre lang durchschnittlich etwa einmal im Monat verprügelt.
Einmal mehrmals wöchentlich, einmal hatte ich für ein oder zwei Monate Ruhe.

Die Prügel von meiner Mutter mit Küchenutensilien wie Kleiderbügel oder schweren Kochlöffeln empfand ich nicht als besonders schmerzhaft, und von ihr wurde ich auch nicht wirklich körperlich verletzt.

Dagegen waren die Prügel von meinem Vater von anderem Kaliber.
Der kräftige und muskulöse Mann benutzte für seine Schlagorgien meist Hilfsmittel wie doppelt gelegte Gummischläuche, Stöcke oder Haselnußruten.
Die Tatsache war sowohl in der Nachbarschaft, als auch im ganzen Dorf bekannt - einmal verprügelte er mich öffentlich auf dem Marktplatz.

Oft durfte ich am Turnunterricht nicht teilnehmen, wegen der Blutergüsse und den Striemen - ich schämte mich für meine Blutergüsse und für die Striemen - ich schämte mich dafür, daß die Taten meiner Eltern äußerlich sichtbar waren.

Oft wünschte ich mir den Tod, mir fehlte allerdings der Mut, von der Brücke zu springen.

Eigentlich überflüssig zu erwähnen, daß ich von meinen Eltern niemals gelobt, nie in den Arm genommen oder liebkost wurde.
 
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Original geschrieben von Daggi
Verstehst Du was ich meine.

Ich glaube ja. Und ich denke, Du machst Dir Gedanken, die sich fast jede Mutter so oder ähnlich macht. Weil Du menschlich bist, weil Du nicht perfekt sein kann, weil's Dir weh tut wenn Dir die Hand Deinem Kind gegenüber ausrutscht oder Du schreist. Und weißt Du was? Die "perfekten" Mütter sind ja nicht perfekt - sagst Du ja selbst. Dein Sohn weiß, daß Du ihn liebst. Sein Urvertrauen ist nicht so leicht zerstörbar, rede Dir das nicht ein. Ihm sagen "Denk an die, denen es schlechter geht" wäre Quatsch. Mit ihm reden, ihm auch sagen können "Tut mir leid, da sind mir die Nerven durchgegangen" - mit ihm reden, wie Ihr mit schwierigen Situationen besser klarkommt: das wäre sicher effektiver ;)


Original geschrieben von Daggi
Ist diese Frau je zur Rechenschaft gezogen worden ???

Nicht wirklich. Ich habe mit Drohungen dafür gesorgt, daß ihr nicht noch eine Geschwistergruppe überlassen wurde - sie wurde bis zur vorzeitigen Pensionierung in ein Mädchenheim abgeschoben, wo sie untergeordnet mitarbeiten durfte.

Als Erwachsene habe ich versucht sie zu konfrontieren, nachdem ich sie viele Jahre nicht mehr gesehen hatte. Ging nicht, die Feindin war nicht mehr da. Nur noch ein konfuses, faltig gewordenes Kind auf dem Esoteriktrip. Möge Alzheimer sie irgendwann dahinraffen oder auch nicht: egal. Sie existiert nicht mehr.

Lg, wirrlicht
 
Original geschrieben von Daggi
Aber was tun ? Aber was tun ? Was würdest Du Dir heute wünschen, dass jemand getan hätte ?


Wie gesagt, ich war kein Einzelfall und das Gröbste hab' ich überstanden. Nur diese Frage beantworten kann ich nicht. Ich wünschte, ich wüßte Patentlösungen... :(

Wenn es erst einmal zu solchen Mißhandlungen kommt ist es im Grunde doch schon zu spät.
 
Und da sagt meine HP, ich hätte ein schweres Schicksal ... :mad:

Danke Wirrlicht ... fühl Dich ganz fest in den Arm genommen ...


Ich werde mir aber trotzdem was anderes überlegen, um meinen wildgewordenen Sohn wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen ...

Es muss auch andere Wege geben ...

Als Erwachsene habe ich versucht sie zu konfrontieren, nachdem ich sie viele Jahre nicht mehr gesehen hatte. Ging nicht, die Feindin war nicht mehr da. Nur noch ein konfuses, faltig gewordenes Kind auf dem Esoteriktrip. Möge Alzheimer sie irgendwann dahinraffen oder auch nicht: egal. Sie existiert nicht mehr.

Ich erinnere mich noch gut an einen Tag in meinem Leben, ich schätze mal ich war etwas über 20. Da habe ich im Wohnzimmer meiner Mutter gestanden und gedacht: Schluß jetzt ... Du kannst die Vergangenheit nicht mehr ändern und immer weiter Deinen Vater für Dein Leben und Deine Probleme verantwortlich machen. Das bringt Dich nicht weiter ... und dann habe ich mich umgedreht und bin ich weitergegangen und habe die Vergangenheit sein lassen ...

Hört sich platt an ... ist aber die einzige Möglichkeit irgendwann ...

Alles Liebe Dir

daggi
 
Och je - nu werd' bitte nicht sentimental, ok? Ist zwar lieb von Dir Daggi, aber umärmeln kann ich nicht ab und Mitleid auch nicht. Ich erzähle gern von mir weil ich der Auffassung bin, daß bestimmte Dinge eben NICHT unter den Teppich gehören. Ist vielleicht meine Form des Versuchs, solche Themen wie Mißbrauch oder Gewalt an Kindern sichtbar zu machen - sie sind nach wie vor TABU.

Ich kann's mir leisten, mit dem was ich überlebt habe öffentlich zu sein - viele andere können's nicht. Das ist alles. Wer weiß, vielleicht ändert das irgendwann mal ein wenig am Bewußtsein. Man nimmt Kinder zu wenig wichtig und zu wenig ernst - wenn sich daran was ändert wäre doch schon viel gewonnen. Jemanden, den man respektiert, tritt man eben nicht.

;) wirrlicht
 
Original geschrieben von Daggi
Ich werde mir aber trotzdem was anderes überlegen, um meinen wildgewordenen Sohn wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen ...

Es muss auch andere Wege geben ...

Man kann mit einem Kind reden, wie mit einem Erwachsenen.
Es begreift, was man ihm erklärt.
Auch für Verbote gibt es gute und nachvollziehbare Gründe.
Wenn nicht, sind sie willkürlich und nutzlos.
 
Original geschrieben von wirrlicht
Ist vielleicht meine Form des Versuchs, solche Themen wie Mißbrauch oder Gewalt an Kindern sichtbar zu machen - sie sind nach wie vor TABU.

Das sehe ich genauso.
Es ist immer noch ein Tabu - leider.
Auch und besonders bei den Psychologen, bei denen sich dieses Tabu am schlimmsten auswirkt, weil sie den Kindern eigentlich helfen sollten, statt dessen schließen sie ihre Augen vor dem Offensichtlichen.


Ich bin sonst nicht der Typ für "Seelenstriptease" und es fällt mir nicht leicht, diese Dinge öffentlich zu machen.
Aber ich habe mich bewußt dazu entschlossen, um das Tabu der Kindesmißhandlungen etwas aufzuweichen und Erziehenden eventuell Anstöße zu geben, nicht die selben Fehler zu begehen.
 
Original geschrieben von Alzii
Man kann mit einem Kind reden, wie mit einem Erwachsenen.
Es begreift, was man ihm erklärt.
Auch für Verbote gibt es gute und nachvollziehbare Gründe.
Wenn nicht, sind sie willkürlich und nutzlos.


Na ja, ganz so ist es nicht, obwohl ich grundsätzlich derselben Auffassung bin: man kann mit Kindern vernünftig reden. Manchmal stellen die Süßen sich quer - Aufbegehren, "Dagegen-Sein" gehört zum Wachsen dazu. Da hilft Reden nix mehr, schon gar nicht wenn der Nachwuchs wütend darüber ist daß "DIE DA" besser argumentieren können ;) Da hilft manchmal wirklich nur noch auf "stur" schalten. Oder Handeln (i.S.v. Feilschen). Oder den Nachwuchs die Regeln aufstellen lassen - und mit ihm dann (ernsthaft!) erörtern, welche Stärken / Schwächen sie gegen die bestehenden "Mutter"-Regeln haben. Der Trick mit den Kiddies (so zumindest meine Erfahrung) ist, sie immer wieder mal zu verblüffen. Wie alt ist denn Dein Sprößling, Daggi?

LG, wirrlicht
 
Original geschrieben von Alzii
Ich bin sonst nicht der Typ für "Seelenstriptease" und es fällt mir nicht leicht, diese Dinge öffentlich zu machen.
Aber ich habe mich bewußt dazu entschlossen, um das Tabu der Kindesmißhandlungen etwas aufzuweichen und Erziehenden eventuell Anstöße zu geben, nicht die selben Fehler zu begehen.

Das weiß ich sehr zu schätzen, Alzii, Danke dafür :)

Der Begriff "Seelenstriptease" drückt das schon aus. Mir wurde oft vorgeworfen, ich sei "geltungssüchtig" wenn ich von mir und meinen Erlebnissen erzähle. Mag was dran sein - extrovertiert bin ich sicher. Aber wichtiger finde ich ist das Sichtbar-Werden. Wer würde darüber meckern, wenn jemand von glücklichen Zeiten aus der Sandkiste erzählt oder wie die Eltern einen als Kind mit in den Camping-Urlaub genommen haben? Glückliche Kindheiten werden ständig erzählt, mit Lächeln - und sie werden gerne gehört. Wenn jemand von Terror erzählt, wird abgewiegelt, peinlich geguckt, man bekommt zu hören man solle nicht selbstmitleidig sein usw. - und irgendwann bin ich zu dem Schluß gekommen, daß man schlicht sowas nicht hören will. Das finde ich bedenklich. Denn: mißhandelte Kinder prägen unsere Gegenwart und Zukunft mit - ob man sie nun wahrnehmen will oder nicht. Sie gehen zum Wählen, werden mehr oder weniger erfolgreich, werden selbst Eltern. Es sind so verdammt viele! Und sie gestalten unsere Welt mit! Solange man sie negiert (und sie sich mit ihren Erlebnissen negieren lassen!) wird sicher nicht viel Gutes dabei rauskommen können. Deswegen denke ich heute: RAUS damit!

LG, wirrlicht
 
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Original geschrieben von Alzii
Man kann mit einem Kind reden, wie mit einem Erwachsenen.
Es begreift, was man ihm erklärt.
Auch für Verbote gibt es gute und nachvollziehbare Gründe.
Wenn nicht, sind sie willkürlich und nutzlos.

Ja - klar ...

Soviel zur Theorie ... Jedes Kind ist anders ...

Hab ich jetzt den schwarzen Peter, oder was ???

@Wirrlicht

Entschuldige bitte, für mich ist so etwas normal ... ich wollte Dir nicht zu nahe treten !

Mein Sohn wird im Januar 6 Jahre alt ...
 
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