• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Die toten Kinder

Miriam

New Member
Registriert
26. Juni 2005
Beiträge
9.722
Gert Scobel, der langjährige Moderator von "Kulturzeit" sowie Redakteur und Moderator von "Delta", startet am Donnerstag, 17.4. um 21:00 Uhr auf 3sat mit seiner neuen, wöchentlichen Sendung Scobel, die sich mit sehr unterschiedlichen Themen befassen wird.

Scobel hat sich das schwierige Thema der Kindstötung für seine erste Sendung ausgesucht – in einem Interview erklärend, dass uns eigentlich "nur die Spitze des Eisberges" bekannt ist, Kindstötung findet viel öfter statt als wir es ahnen oder erfahren.

Terre des Hommes hat darauf hingewiesen, dass im Jahr 2007 in Deutschland 26 Fälle bei denen Neugeborene tot aufgefunden wurden bekannt sind und 3000 Fälle von schwerer Kindesmisshandlung offiziell vermerkt wurden. Die reellen Zahlen sind aber ein Vielfaches höher, dies bestätigt auch die Polizei.

Die Kindstötung und die Kindesmisshandlung die oft auch als Folter bezeichnet werden muss, haben einerseits einen menschlichen Aspekt der sehr schwer zu begreifen ist, andererseits aber auch eine gesellschaftliche Seite, die beweist wie oft man wegschaut oder nicht genug gut gerüstet ist um dieses Problem wenigstens zum Teil in Griff zu bekommen.

Gert Scobel diskutiert am 17.4. mit folgenden Gästen:

- Gerald Hüther, Leiter der Zentralstelle für Neurobiologische Präventionsforschung der Universitäten Göttingen, Mannheim und Heidelberg

- Manfred Karremann, Dokumentarfilmer, Autor der Dokumentation "Auf dem Rücken der Kinder"

- Peter Seiffert, Chefarzt Kinderklinik am St. Johannes Hospital, Duisburg

- Heinz Sprenger, Erster Kriminalhauptkommissar, Duisburg, Co-Initiator "Riskids"

Vor dieser Sendung, sendet 3sat um 20.15 die Dokumentation von Manfred Karremann, "Auf den Rücken der Kinder - misshandelt und ausgesetzt".

Manfred Karremann geht in seiner Dokumentation ebenfalls der Frage nach was Eltern dazu treibt ihre Kinder zu quälen oder zu töten, er zeigt auch, dass zwei Drittel aller nicht aufgeklärten Todesursachen zwischen sechs und zwölf Monaten eigentlich auf Kindesmisshandlung wie zum Beispiel das Schütteln der Babys, zurück zu führen sind.

Was macht aus Eltern Täter? Eine Antwort darauf versucht der Autor bei einem Neurobiologen zu finden.

In eigener Sache: wahrscheinlich haben einige im Forum mitbekommen, dass meine Tochter und ihr Mann den kleinen Mathias als Pflegekind, (später wird er ihr Adoptivkind werden), aufgenommen haben. Mathias ist seit genau zwei Monaten bei seiner neuen Familie und wird von uns allen geliebt und verwöhnt, entwickelt sich auch gut, in erster Linie weil er sich eindeutig zuhause fühlt.
(Er hat ja auch drei Cousinen zwischen fast sechs und neun Jahren, die sich nicht nur rührend, aber auch mit sehr viel Feingefühl um ihn kümmern).

Es ist gut, dass nur ich mir immer wieder die Frage stelle, was mit Mathias geschehen wäre, wenn eine akute Erkrankung nicht die Eltern gezwungen hätte ihn in ein Krankenhaus einzuweisen, und von da an sein kleines Leben einen anderen Kurs genommen hat.
Dies auch Dank ganz außergewöhnlicher Menschen wie die Betreuerin des Jugendamtes, die Not-Pflegefamilie die ihn erst aufgenommen hatte, bis man für Mathias die zukünftigen Pflege- bzw. Adoptiveltern gefunden hat.

Jetzt findet ein umfangreiches Förderungsprogramm statt, um Mathias zu ermöglichen all das nachzuholen was er in 16 Monaten völliger Isolation in seiner Entwicklung versäumt hatte.


Gruß von Miriam

 
Werbung:
AW: Die toten Kinder

S.g. Miriam.

Ein Vorschlag von mir um 50% der Misshandlungen schon im Vorfeld zu verhindern. Laut UNICEF http://www.unicef.de/index.php?id=3180 sind 50% der Misshandlungen direkt mit Alkohol und Drogenmissbrauch verbunden.
Also, alle Mütter schon sofort nach der Geburt auf Anzeichen von Alkohol und Drogenmissbrauch untersuchen und sie intensiv auf Alkohol oder Drogenproblem des Lebenspartners befragen. Bei positiven Ergebnissen wöchenliche Kontrolle.
Und wichtig, keine 2 Chance, einige Falle hier in Österreich haben gezeigt dass Kinder die 2 Chance nicht überlebt haben.
Massive Erhöhung der Strafen für solche Delikte, und nach der Bestrafung Einweisung in geschlossene psychiatrische Anstalt. Denn Menschen die so etwas machen haben einen schweren geistigen Defekt.
Das ist eines der wenigen Themen wo ich Toleranz gegenüber dem Täter in keiner Weise akzeptieren kann.

L.G. Belair57
 
AW: Die toten Kinder

Hallo Belair, ich gebe dir in vielen Punkten Recht – und stelle fest, dass nicht nur ich sehr strenge Normen anwenden möchte hinsichtlich Kindesmisshandlung, in welcher Form diese sich auch manifestieren würde.
Nur: wo fängt die Misshandlung überhaupt an und wo könnte das Jugendamt in vielen Fällen früher aktiv werden?

Wenn man so will, wurde unser Mathias ja nicht misshandelt. (Besser gesagt: man konnte es den leiblichen Eltern nicht nachweisen).
Aber er wurde 16 Monate lang im Dunkeln in seinem Bettchen gehalten, regungslos, so dass er, als er ins Krankenhaus kam, eine völlig atrophisierte Muskulatur hatte, nicht nur nicht sitzen konnte, sondern auch nicht den Kopf halten, und nicht den Mund schließen. Er wurde aber ausreichend ernährt.

Für mich ist diese Art von Verwahrung im Dunkeln und ohne der Möglichkeit sich zu bewegen, nicht nur Misshandlung, sondern eine Form von Folter. Und wenn es um Folterung geht, kenne ich kein Erbarmen.

Man ist übrigens davon ausgegangen, dass durch die intensive Krankengymnastik die er danach machte und auch durch seine persönlichen Erforschungen und Aktivitäten, seine Muskulatur sich nun normal entwickelt hat. Dem ist aber leider nicht so, wie seine sehr gute, neue Kinderärztin festgestellt hat. Auch da bestehen noch Defizite die nachgeholt werden müssen.

Ich bitte um Nachsicht für die Tatsache, dass ich das Bedürfnis habe so viel über Mathias Schicksal hier einfließen zu lassen

Liebe Grüße

Miriam

 
AW: Die toten Kinder


Ich bitte um Nachsicht für die Tatsache, dass ich das Bedürfnis habe so viel über Mathias Schicksal hier einfließen zu lassen

S.g. Miriam.

Nur zu, die Menschen sollen endlich mit deinen unmittelbaren Erfahrungen mit einem Opfer solcher Verbrechen konfrontiert werden.
Sonst wird ja immer nur über die die "ach so armen" Täter detailliert berichtet.

L.G. Belair57
 
AW: Die toten Kinder

S.g. Miriam.

Nur zu, die Menschen sollen endlich mit deinen unmittelbaren Erfahrungen mit einem Opfer solcher Verbrechen konfrontiert werden.
Sonst wird ja immer nur über die die "ach so armen" Täter detailliert berichtet.

L.G. Belair57

Hallo Belair, das Wort "Verbrechen" ist hier ganz sicher nicht angebracht. Zwar ist für mich Mathias ein Opfer, besser gesagt: er hätte es werden können, aber nicht eines Verbrechens, sondern einer totalen Überforderung, eines Nichtwissens welches jede Grenze des Vorstellbaren überschreitet - ich würde fast sagen: ein Nichtwissen welches sogar den puren Instinkt auslöscht.

Mathias ist fast ein Opfer von Menschen geworden, die nach dem Eindruck meiner Familie und auch nach meinem Gefühl, eindeutig Opfer waren.

Wir haben keine Ahnung von den Dramen die sich fast täglich hinter den Fassaden der Häuser abspielen.

Deswegen bin ich auch Gert Scobel so dankbar, dass er seine neue Sendung mit so einem schweren Thema eröffnet.

Grüße von Miriam
 
AW: Die toten Kinder

S.g. Miriam.

Wenn ein Kind 16 Monate lang im Dunkeln in seinem Bett ohne Möglichkeit zur Bewegung gehalten wird, ist das Folter und ein Verbrechen. Punkt, keine Diskussion.
Und Menschen die so etwas machen sind keine Opfer, dass sind geistig abnorme Verbrecher, und solche gehören auf das schärfste bekämpft.

Es tut mir leid, aber wenn es um Kinder geht, hängen mir diese ewigen Entschuldigungen der Täter aus irgendwelchen Milieu, Psycho oder Jugenderlebnissbegründungen schon aus dem Hals heraus.

So, jetzt habe ich aufgestaute Emotionen abgebaut, jetzt gehts mir wieder besser!


L.G. Belair57
 
AW: Die toten Kinder

Geht's dir besser Belair?

mir auch - denn an die Verursacher denke ich immer weniger, ich meine im konkreten Fall Mathias. Aber natürlich kann ich deine Wut sehr gut verstehen.

Es interessiert mich zur Zeit sehr viel mehr welche Therapien man in so einem Fall macht, um einem Kind es zu ermöglichen den zwangsläufigen Rückstand den es auf manchen Gebieten hat, auszugleichen.

Was mich auch noch sehr beschäftigt, ist die Arbeit der Jugendämter, die nicht immer so optimal ist wie im Fall von Mathias.
Doch auch da sind allgemein Fortschritte feststellbar - ich meine nach wie vor, dass es der Verdienst unserer jetzigen Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Ursula von der Leyen ist, wenn sich da Vieles tut.

Bis später

Miriam
 
AW: Die toten Kinder

s.g.belair,
ich schätze dich als user in diesem forum sehr.
und ich kann deine empfindungen auch sehr gut nachempfinden.
und dass sie raus müssen, find ich gut.
doch gerade diese, deine äußerung wäre als konkrete anwendung nicht geeinet - eher kontraproduktiv...denn sie führt ganz genau zu ebendiesen dingen, die du zu gerne verhindern würdest.

das ist für mich eine unumstößliche tatsache,die sich leider nicht dadurch in luft auflöst, weil sie von anderen menschen noch nicht als solche erkannt wird.

gerade das VERURTEILEN von menschen, die sich "unmenschlich" verhalten, ist der wunde punkt. das VERUTEILEN der "bösen" durch die "guten" - wohl gemerkt!!!

das ausdrücken der emotionen - wie oben von dir gemacht - ist der eine punkt....nichts dagegen...die müssen auch raus!
doch wenn diese emotionen in handlungskonsequenzen münden, die zu in "recht gesprochener" form werden....dann wären wir wirklich noch nicht viel weiter gekommen als der mensch in mosaischer zeit.
hier gehört nämlich was anderes her. und zwar verstehen, die in eine therapie der täter mündet. eine therapie, die diese täter zu menschen werden lässt, sodass keine weiteren opfer produziert werden.
andernfalls werden ja die "guten", "recht sprechenden" zu tätern. und täter (egal in welcher form) produzieren wieder nur opfer.
dieses verhalten bringt keine änderung. sie dreht sich nur weiter im kreis. nur dass die "bösen taten" nun "rechtens" sind.

okay, ich hör jetzt mit dem geschwafel auf.
wissend, dass es nur jene erreichen kann, die dafür schon aufnahmefähig sind.
...aber vielleicht - belair - ist das ja gerade bei dir so...?

bitte versteh meine worte nicht als kritik...sie sollen eine ergänzung sein.
eine ergänzung im sinne von "mehr menschlichkeit" und "mehr wahrem verstehen".

liebe grüße
kathi
 
Werbung:
AW: Die toten Kinder

S.g. Kathi.

Du schwafelst nicht, du hast vollkommen recht.
Aber in der Praxis muss der Schutz der potenziellen Opfer absoluten Vorrang gegenüber der Therapierung der Täter haben.

Und es muss für andere Menschen ein klares Zeichen gesetzt werden, dass solche Taten keine Kavaliersdelikte sind, es sind kranke Verbrechen !

Die Art und Weise wie solche und andere Täter therapiert werden sollten, wäre ein interessantes neues Thema.

L.G. Belair57
 
Zurück
Oben